[IMI-List] [0311] Frontex-Broschüre / AUSDRUCK (August 2009) / Begleitgesetz Lissabon-Vertrag
Informationsstelle Militarisierung
imi at imi-online.de
Mi Aug 12 15:28:33 CEST 2009
----------------------------------------------------------
Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0311 .......... 13. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Christoph Marischka / Jürgen Wagner
Abo (kostenlos)........ IMI-List-subscribe at yahoogroups.com
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
----------------------------------------------------------
Liebe Freundinnen und Freunde,
in der letzten IMI-List haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir
dringend auf neue Mitglieder zur Unterstützung unserer Arbeit angewiesen
sind. Deshalb hier zunächst einmal herzlichen Dank an all diejenigen,
die daraufhin in die IMI eingetreten sind!
Die Mitgliederkampagne geht allerdings weiter. Wie Ihr uns unterstützen
könnt, erfahrt ihr hier: http://www.imi-online.de/2009.php3?id=1991
Nun aber zum Inhalt dieser IMI-List, in der Ihr folgendes findet:
1.) Eine neue Broschüre zur EU-Grenzschutzagentur FRONTEX
2.) Die aktuelle Ausgabe des IMI-Magazins mit vielen neuen Texten
3.) Ein IMI-Standpunkt zur Debatte um das Begleitgesetz zum Vertrag von
Lissabon
1) FRONTEX-Broschüre: Widersprüche im erweiterten Grenzraum
Eine neue Broschüre der Informationsstelle Militarisierung e.V.
informiert über Arbeitsweise, Einsätze, Probleme bei und Widerstände
gegen die europäische Grenzschutzagentur.
Wir freuen uns, dass wir viele AktivistInnen und WissenschaftlerInnen
dafür gewinnen konnten, eigens für diese Broschüre Beiträge zu
verfassen. Diese geben u.a. einen Überblick über die bisher erfolgten
Einsätze der Agentur, über ihre Rolle bei Abschiebungen, ihre
Zusammenarbeit mit Geheimdiensten und deren teilweise fehlenden
Rechtsgrundlagen. In der Broschüre werden aber auch Ansatzpunkte für
eine Kritik geliefert werden, die weit über juristische und
menschenrechtliche Argumentationen hinausgeht und sie dokumentiert
Aktionen, die gegen die Agentur stattgefunden haben oder geplant sind.
Die Broschüre umfasst 54 Seiten, steht im Internet zum kostenlosen
Download bereit und kann für 2,- Euro zzgl. Porto bei der
Informationsstelle Militarisierung bestellt oder in der Buchhandlung
"Schwarze Risse" in Berlin erworben werden. Ab zehn Exemplaren können
Organisationen und Weiterverkäufer die Broschüre für 1,50 Euro pro Stück
bei der IMI bestellen.
Weiter Informationen, Inhaltsverzeichnis und kostenloser Download:
http://www.imi-online.de/2009.php3?id=2002
2.) AUSDRUCK – Das IMI-Magazin (August 2009)
Mit dieser Ausgabe der IMI-List stellen wir wieder sämtliche soeben im
IMI-Magazin veröffentlichten Artikel auf die Internetseite. Die gesamte
Ausgabe kann unter folgender Adresse wie immer kostenlos heruntergeladen
werden:
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-August2009.pdf
IMI-Mitglieder erhalten den AUSDRUCK auch als Printpublikation zugeschickt.
INHALTSVERZEICHNIS
EU-MILITARISIERUNG
-- Tobias Pflüger
BVG-Urteil zum Vertrag von Lissabon: Alles unter Parlamentsvorbehalt
http://imi-online.de/download/TP-Lissabon-4-09.pdf
-- Malte Lühmann
Vernetzte Sicherheit von oben: Zur Rolle der Satellitenüberwachung in der EU
http://imi-online.de/download/ML-GMES-4-09.pdf
-- Jürgen Wagner
EUropas Östliche Partnerschaft: Neoliberales Expansionsprojekt mit
Energiedimension
http://imi-online.de/download/JW-ENP-O-4-09.pdf
-- Christoph Marischka
RABITs: EU-Polizei für den chronischen Ausnahmezustand?
http://imi-online.de/download/CM-RABITS-4-09.pdf
DEUTSCHLAND UND DIE BUNDESWEHR
-- Christoph Marischka
Die privatwirtschaftliche Basis einer Armee im Einsatz
http://imi-online.de/download/CM-Krieg-PPP-4-09.pdf
-- Andreas Seifert
Lesetipp: Krieg als Popkultur: Die neu gestaltete „Y“
http://imi-online.de/download/AS-Y-4-09.pdf
-- Michael Schulze von Glaßer
Wehrpflichtigen oder Berufsarmee?
http://imi-online.de/download/MSG-Wehrpflicht-4-09.pdf
NEUE KRIEGE
-- Christoph Marischka
Schuss vorn Bug oder Schlag ins Wasser Eskalation am Golf von Aden
http://imi-online.de/download/CM-Piraterie-4-09.pdf
US-KRIEGSPOLITIK
-- Joachim Guilliard
Irak: Im Clinch ums Öl
http://imi-online.de/download/JG-Irak-oelclinch-4-09.pdf
3) Begleitgesetz zum Vertrag von Lissabon
Die Versuche, im Zuge der Neuverhandlung des für verfassungswidrig
erklärten Begleitgesetzes zum Vertrag von Lissabon das Grundgesetz
gleich völlig außer Kraft zu setzen werden immer unverschämter. Neben
nachfolgendem Text soll hierzu auf eine weitere, soeben erschienene IMI-
Analyse (http://www.imi-online.de/2009.php3?id=2007) verwiesen werden.
IMI-Standpunkt 2009/046
Begleitgesetz zum Lissabon-Vertrag: Aushebelung des Parlamentsvorbehalts
http://www.imi-online.de/2009.php3?id=1996
10.8.2009, Tobias Pflüger
In seinem Urteil vom 30. Juni hat das Bundesverfassungsgericht das
Begleitgesetz zum EU-Vertrag von Lissabon einkassiert. Die Versuche, die
Entscheidungsbefugnis des Bundestags über die Entsendung deutscher
Soldaten in Kriegseinsätze (Parlamentsvorbehalt) auszuhebeln, seien
unvereinbar mit dem Grundgesetz, so die Kernbotschaft des BVG-Urteils.
In aller Deutlichkeit wird dort festgehalten: „Der deutsche Vertreter im
Rat wäre in diesem Fall (EU-Ratsentscheidung über einen Militäreinsatz,
T.P.) von Verfassungs wegen verpflichtet, jeder Beschlussvorlage die
Zustimmung zu verweigern, die den wehrverfassungsrechtlichen
Parlamentsvorbehalt des Grundgesetzes verletzen oder umgehen würde.“ Nun
versucht die Bundesregierung jedoch offenbar mit einer Neufassung
"nachzubessern" – ohne aber die zentralen Kritikpunkte auszuräumen, im
Gegenteil.
Es ist schon ein bemerkenswerter Vorgang, dass jetzt bei den
Verhandlungen der Fraktionen zum Begleitgesetz ohne jede öffentliche
Diskussion Fakten geschaffen werden sollen. Der Gesetzentwurf der
Koalitionsfraktionen liegt bereits vor. Das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts wird in vielen Punkten grob missachtet. Der
Parlamentsvorbehalt für den Auslandseinsatz deutscher Soldaten wie auch
das Verbot des Angriffskriegs (Art. 26 GG) wird nicht gesetzlich
gegenüber europäischen Rechtsakten abgesichert. Der Bundestag erhält
also keinesfalls mehr Rechte und zwar deshalb, weil die Bundesregierung
auch künftig Militär- und Kriegseinsätzen im Rat zustimmen können will,
ohne an ein hierfür eigentlich erforderliches Bundestagsmandat gebunden
zu sein.
Wichtig ist hier festzuhalten, dass der Bundestag nicht nur über die
Entsendung deutscher Soldaten entscheiden können sollte. Denn auch wenn
sich Deutschland nicht mit Soldaten an einem EU-Einsatz beteiligen,
diesem jedoch zustimmen würde, würden hierfür von deutscher Seite
mitfinanzierte Institutionen und Strukturen genutzt. Auch in solchen
Fällen müsste der Bundestag prüfen, inwieweit ein solcher Einsatz mit
dem Verbot der Führung oder Unterstützung eines Angriffskrieges
vereinbar wäre. Deshalb bedarf es einer umfassenden Stärkung der Rechte
des Bundestages. Der Bundestag muss in allen Belangen die Position der
Bundesregierung im EU-Rat frühzeitig festlegen können. Dies muss
selbstverständlich auch für alle so genannten Missionen der Europäischen
Sicherheits- und Verteidigungspolitik, sprich EU-Polizei- und
Militäreinsätze, gelten.
Statt die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts umzusetzen, betreiben
insbesondere CDU und SPD in diesem Zusammenhang ein demokratie- und
verfassungsfeindliches Spiel. Es ist zu verurteilen, dass sie sich dabei
mitunter auch noch einer deutschnationalen Argumentation bedienen, frei
nach dem Motto, eine Stärkung des Bundestages würde die deutschen
Interessen in Brüssel gefährden: "Eine Bindung der Regierung an das
Parlament, wie sie die österreichische Verfassung vorsieht und von der
CSU für das Begleitgesetz als Vorbild genannt wurde, könnte Deutschlands
Rolle in der EU 'marginalisieren', sagte Röttgen im Gespräch mit der
F.A.Z. [09.08.2009]. 'Um Europa in unserem Sinne und nach unseren hohen
Standards mitgestalten zu können, braucht die deutsche Bundesregierung
ein Höchstmaß an Flexibilität', sagte Röttgen."
Doch auch hier ist das BVG-Urteil eindeutig: "Der
wehrverfassungsrechtliche Parlamentsvorbehalt kann auch nicht aufgrund
von sekundärrechtlich begründeten Handlungspflichten der Mitgliedstaaten
umgangen werden." Wir brauchen jetzt eine breite öffentliche Diskussion
über die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts. Der Parlamentsvorbehalt
muss völkerrechtlich abgesichert werden. Dazu muss die Bundesregierung
einen völkerrechtlichen Vorbehalt erklären.
Offensichtlich geht es CDU und SPD nur darum, vor dem Referendum am 2.
Oktober in Irland über den Vertrag von Lissabon das neue Begleitgesetz
schnell über die Bühne zu bringen, um die JA-Stimmen zu unterstützen.
Das ist absolut unwürdig und schlicht antidemokratisch. Ich fordere in
diesem Zusammenhang dazu auf, das progressive NEIN in Irland zu
unterstützen, u.a. durch eine Mitgliedschaft in der "Campaign Against
the EU Constitution" (CAEUC): www.caeuc.org/
Mehr Informationen über die Mailingliste IMI-List