[IMI-List] [0306] Rüstungsforschung / Aufstandsbekämpfung in China / Private Militärfirmen
Informationsstelle Militarisierung
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Do Apr 23 13:18:51 CEST 2009
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0306 .......... 13. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Christoph Marischka / Jürgen Wagner
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Liebe Freundinnen und Freunde,
mit dieser IMI-List möchten wir auf drei neue Studien der
Informationsstelle hinweisen:
1) "Hochschulen forschen für den Krieg"
2) "Stabilität um jeden Preis?" über den Umbau der Sicherheitsstruktur
in der VR China
3) "Die neuen Söldner"
1.) IMI-Studie 2009/07: Hochschulen forschen für den Krieg
Im Jahr 2008 hat die Bundesregierung 1,1 Milliarde Euro dafür gezahlt,
dass an Hochschulen und in so genannten An-Instituten Rüstungsforschung
betrieben wird. Das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg) vergab
Aufträge für bundeswehrrelevante und wehrtechnische Forschung an
Hochschulen in zehn Bundesländern. Insgesamt führen 27 Hochschulen
derartige Projekte durch. Daneben erhielten auch einschlägige
Forschungseinrichtungen wie die Forschungsgesellschaft für Angewandte
Naturwissenschaften (FGAN), das Deutsche Zentrum für Luft – und
Raumfahrt (DLR) oder die Fraunhofer Gesellschaft Aufträge. Im Rahmen des
7. Forschungsprogramms der EU wird an Hochschulen auch im
„Forschungsprogramm für die zivile Sicherheit“ gearbeitet, dessen
Ergebnisse teils ebenfalls „sicherheitsrelevant“ sind. Gleichzeitig ist
2007 das deutsche Forschungsprogramm zur „zivilen Sicherheit“ gestartet.
Die Forschungsprojekte reichen insgesamt von der Entwicklung besserer
Panzerungen über wehrpsychologische Projekte bis hin zu
sozialwissenschaftlicher Forschung. Auch in der Lehre gibt es
Verbindungen zwischen Hochschulen und der Bundeswehr. Von einzelnen
Vorträgen mit Jugendoffizieren über Personalüberschneidungen bis hin zum
Studiengang „Military Studies“ bestehen teils „erfreulich intensive“
Kooperationen, wie es im Jahresbericht der Jugendoffiziere 2007 heißt.
Sarah Nagel stellt in ihrer IMI-Studie "Hochschulen forschen für den
Krieg" diese Aspekte der Militarisierung von Forschung und Lehre dar und
geht auch auf Versuche von Angestellten und Studierenden ein, sich
dagegen zu wehren. Die Studie enthält auch eine Liste aller
Universitäten, von denen bekannt ist, dass sie u.a. Rüstungsforschung
betreiben.
http://imi-online.de/download/SN-Studie07-2009-Forschung.pdf
2.) IMI-Studie 2009/08: Stabilität um jeden Preis? Umbau der
Sicherheitsstruktur in der VR China
Zum 20. Jahrestag der Niederschlagung der Studentendemonstrationen auf
dem Platz des himmlischen Friedens in Beijing am 4. Juni 1989 rückt die
Entwicklung der Menschenrechte in China erneut in den Fokus der
Berichterstattung - mit dem zu erwartenden frustrierenden Fazit, dass
die Fortschritte gering gewesen und die Probleme seither nur anwachsen
sind. Die Ereignisse von 1989 sind also ohne Folgen geblieben? Nicht ganz!
Ein Bereich hat seit 1989 eine ganz entscheidende Entwicklungen
genommen: der Bereich der inneren Sicherheit der VR China. Einer der
prominenten Studentenführer von 1989 antwortete auf die Frage, ob sich
ein Massaker wie 1989 heute wiederholen könnte ablehnend: „[die
Regierung] ist heute bestens vorbereitet. Aber ihre Brutalität ist noch
die gleiche. Sie setzen sie nur nicht mehr so plump ein, sondern sehr
gezielt.“ (Interview in FR, 22.4.2009)
Grund genug, dies unter die Lupe zu nehmen. Mit einer ausführlichen
Studie analysiert Andreas Seifert die Umgestaltung des
Sicherheitsbereichs. Die chinesische Führung, so wird deutlich, rüstet
sich für soziale Konflikte.
http://imi-online.de/download/AS-Studie08-2009-PAP.pdf
3.) IMI-Studie 2009/06: Die „neuen“ Söldner. Die „neuen Kriege“ und die
unsichtbare Hand der Kriegsökonomie
Söldner spielten in der Antike, in den griechischen Stadtstaaten und im
persischen Königreich, in den italienischen Stadtstaaten der
Renaissancezeit, im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und im
Dreißigjährigen Krieg eine gewichtige Rolle. Erst im 19. Jahrhundert
setzten sich staatliche Armeen durch und das Söldnerwesen trat in den
Hintergrund. Der Westfälische Frieden 1648 und Oliver Cromwells „New
Model Army“ legten den Grundstein für diese Entwicklung, die für Europa
ihren Höhepunkt im Ersten und Zweiten Weltkrieg fand und bis zum Ende
des Kalten Krieges anhielt. Mit dem Ende des Kalten Krieges erfolgte
eine Reform des staatlichen Militärwesens. Die Aufgabe des Militärs
liegt seither nicht mehr in der Landesverteidigung gegen feindliche
Armeen, sondern in der
globalen Intervention zur Abwehr diffuser Bedrohungen. Damit gehen tief
greifende Reformen der Streitkräfte einher.
Seit Anfang der 1990er Jahre wird das staatliche Gewaltmonopol zunehmend
aufgeweicht. Militärische und sicherheitsrelevante Aufgaben werden immer
häufiger an Private Sicherheits- und Militärfirmen (PSCs und PMCs)
ausgelagert und durch diese ergänzt. Das Ende des Kalten Krieges brachte
nicht nur eine Vielzahl arbeitsloser Soldaten und
Geheimdienstmitarbeiter. Auch Reformen und Transformationen europäischer
Armeen, die Hand in Hand mit der Ausgliederung von
Militär(unterstützungs)aufgaben gingen, trugen erheblich zum Aufschwung
von PMCs bei.
Kevin Gurka stellt anhand zahlreicher Beispiele das Aufgabenspektrum
privater Sicherheits- und Militärfirmen dar und in welcher Form diese
vom Krieg profitieren und die Politik beeinflussen. Zugleich liefert er
Erklärungsansätze, warum diese Privatisierung des Krieges gerade von
westlichen Staaten nicht nur toleriert, sondern oft auch forciert wird.
http://imi-online.de/download/KG-Studie06-2009-Soeldner.pdf
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