[IMI-List] [0303] NATO-Broschüre / Analyse Münchner Sicherheitskonferenz
Informationsstelle Militarisierung
imi at imi-online.de
Mo Feb 9 15:32:52 CET 2009
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0303 .......... 13. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Christoph Marischka / Jürgen Wagner
Abo (kostenlos)........ IMI-List-subscribe at yahoogroups.com
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List finden sich:
1) Mobilisierungsbroschüre zum NATO-Gipfel: "Kein Frieden mit der NATO"
2) IMI-Analyse zur Münchner Sicherheitskonferenz am vergangenen Wochenende
1) Broschüre: "Kein Frieden mit der NATO - Die NATO als Waffe des Westens"
Anlässlich des NATO-Jubiläumsgipfels im April 2009 in Baden-Baden, Kehl
und Straßburg hat die Informationsstelle Militarisierung in
Zusammenarbeit mit der DFG-VK eine ausführliche Broschüre erstellt, die
im Rahmen der Mobilisierung gegen den NATO-Geburtstag und darüber hinaus
ein hilfreiches Werkzeug für diejenigen darstellen soll, die Kritik an
dem Bündnis üben wollen. Denn die NATO bedeutet Krieg und deshalb gehört
sie aufgelöst!
Die Broschüre umfasst 72 Seiten (A4) und kostet 2,- Euro (zzgl. Porto).
Sie kann (gerne auch in großer Stückzahl) bei der Informationsstelle
Militarisierung bestellt werden: imi at imi-online.de
Wie alle IMI-Publikationen steht sie auch kostenlos für den Download zur
Verfügung:
http://imi-online.de/download/webversion-imi-nato.pdf
Aus dem Inhalt:
I. GRUNDLAGEN UND STRATEGIEN
-- Tobias Pflüger:
Die Waffe des Westens: Strukturen und Strategien der NATO in einer
brüchig werdenden Weltordnung
-- Claudia Haydt:
Kanonenboote und Piraten: NATO, EU und die Kontrolle der Meere
-- Joachim Guilliard:
Die NATO 1949-91: Kurze Bilanz einer kriegerischen Geschichte
-- Christoph Marischka:
Weltherrschaft durch die Kontrolle von Strömen - Die Rolle der NATO bei
der Militarisierung der Migration
-- Arno Neuber:
Schild und Schwert - Aggressive Atompolitik und Raketenabwehr der NATO
-- Jürgen Wagner:
Globale NATO - Ersatz UNO mit der Lizenz zum Töten
-- Christoph Marischka:
Wie Ban Ki-moon die UN der NATO unterwarf:
II. DIE NATO ALS GLOBALER KRIEGSAKTEUR
-- Jürgen Wagner:
Der NATO-Krieg in Afghanistan - Prototyp für Neoliberales Nation
Building und zivil-militärische Aufstandsbekämpfung
-- Joachim Guilliard:
Die NATO im Irak
-- Christoph Marischka:
Die Erneuerung der NATO auf dem Balkan
-- Thomas Mitsch:
Die NATO in Afrika
-- Martin Hantke:
Imperiale Geopolitik - Ukraine, Georgien und der Neue Kalte Krieg
zwischen der NATO und Russland
III. LOKALE EINRICHTUNGEN FÜR GLOBALE KRIEGE
-- Jürgen Wagner:
Das EUCOM in Stuttgart-Vaihingen - Multifunktionaler Kriegsstützpunkt
-- Franz Iberl:
Marshall-Center & NATO-Schule - Die NATO in den bayerischen Bergen
-- Tobias Pflüger:
Die Deutsch-französische Brigade in Müllheim
-- Michael Schulze von Glaßer:
Münster - Kriegsführung aus der Provinz
-- Jens Rüggeberg:
NATO-Pipeline ... in Bodelshausen und anderswo
-- Tobias Pflüger:
Geilenkirchen - Mit AWACS gegen das Grundgesetz
-- Christoph Marischka:
Das Militärdrehkreuz Halle/Leipzig
2.) IMI-Analyse zur Münchner Sicherheitskonferenz
Am vergangenen Wochenende fand einmal mehr die Münchner
Sicherheitskonferenz statt. IMI war mit verschiedenen Leuten vor Ort,
u.a. hielt IMI-Vorstand Tobias Pflüger eine Rede bei der
Abschlusskundgebung. Erfreulicherweise waren die Proteste sehr gut
besucht, die Abschlusserklärung des Aktionsbündnisses findet sich hier:
http://www.imi-online.de/2009.php3?id=1885
Soeben haben wir auch eine ausführliche inhaltliche Analyse der Beiträge
auf der Sicherheitskonferenz fertig gestellt:
IMI-Analyse 2009/006
Transatlantischer New Deal:
Das US-Angebot auf der Münchner Sicherheitskonferenz - mehr mitkämpfen
und mehr mitbestimmen
http://www.imi-online.de/2009.php3?id=1888
http://www.imi-online.de/download/IMI-Analyse2009-006.pdf
9.2.2009, Jürgen Wagner
Die Runderneuerung der transatlantischen Beziehungen mitsamt einer
Stärkung der NATO, der Krieg in Afghanistan und das Verhältnis zu
Russland, diese eng miteinander zusammenhängenden Themen bestimmten die
Agenda der Münchner Sicherheitskonferenz am 7./8. Februar. Schon im
Vorfeld des alljährlichen Treffens der außen- und sicherheitspolitischen
Eliten hatte die neue US-Regierung unter Präsident Barack Obama
angekündigt, ihr erster "außenpolitischer Aufschlag" werde in München
erfolgen. Und in der Tat schlug Vizepräsident Joseph Biden in seiner
Grundsatzrede nicht weniger als einen "Transatlantischen New Deal" vor.
Hinter der demonstrativ zur Schau gestellten Charmeoffensive verbirgt
sich jedoch knallharte Interessenspolitik. Denn die nun von Biden den
europäischen NATO-Verbündeten angebotene "neue Ära der Zusammenarbeit"
erfolgt vor dem Hintergrund des politischen, wirtschaftlichen und
militärischen Desasters, das die Bush-Administration durch ihren Versuch
hinterlassen hat, die alleinige US-Vormachtstellung sowohl gegenüber
Russland und China als auch der Europäischen Union durchzusetzen. Im
Ergebnis sind die Vereinigten Staaten gegenwärtig erheblich geschwächt,
neue Akteure (oder: "Rivalen") verzeichnen deutliche Positionsgewinne,
während die USA gleichzeitig nicht mehr in der Lage sind, die
(militärische) Aufrechterhaltung der Weltordnung im Alleingang zu
gewährleisten.
Aus diesem Grund will die Obama-Administration die Kosten der
Weltordnungskriege deutlich stärker auf die EU-Staaten verlagern – ja
sie sind angesichts der Rahmenbedingungen regelrecht hierzu gezwungen.
Im Austausch hierfür bieten sie an, künftig EU-Interessen in deutlichem
größerem Umfang als in den Jahren unter George W. Bush zu
berücksichtigen. Im Kern lautet der Transatlantische New Deal also
folgendermaßen: Wenn die Europäer künftig adäquat mitkämpfen, dürfen sie
auch substanziell mitreden. Ihren institutionellen Niederschlag soll
diese Neue Transatlantische Partnerschaft in einer gestärkten NATO
finden. Es geht also darum, angesichts der erodierenden westlichen
Vorherrschaft die transatlantischen Reihen zu schließen und künftig
wieder stärker gemeinsam die Aufrechterhaltung der Hierarchie- und
Ausbeutungsverhältnisse des kapitalistischen Systems buchstäblich in
Angriff zu nehmen. Der britische Außenminister David Miliband brachte
das Ganze in seiner Rede auf der Sicherheitskonferenz auf den Punkt:
"Europas und Nordamerikas Interessen - politische, wirtschaftliche und
militärische - liegen sehr nahe beieinander. [...] Jetzt ist für uns der
Zeitpunkt gekommen, das Bündnis zu erneuern. Weil wir einander mehr als
zuvor brauchen, da globale Macht sich heute auf immer mehr Akteure
verteilt. Und weil Präsident Obama signalisiert hat, dass er unsere
Partnerschaft intensivieren will."[1]
Zwei-Bahn-Straße NATO: Mitkämpfen und mitreden!
Die finanzielle Lage der Vereinigten Staaten ist nicht erst seit der
jüngsten Finanzkrise bedrohlich. So belief sich das
US-Handelsbilanzdefizit 2007 auf gigantische $700 Mrd. und die
offizielle Staatsverschuldung stieg 2008 erstmals auf über $10 Billionen
(rechnet man die Deckungslücke der sozialen Sicherungssysteme hinzu, so
beläuft sich diese Zahl nach Angaben des US-Finanzministeriums auf über
$50 Billionen). Der machtpolitische Abstieg der USA scheint somit
vorprogrammiert, wie ein Dokument der US-Geheimdienste bereits Ende
letzten Jahres feststellte: "Der wirtschaftliche und politische Einfluss
der USA wird in den kommenden zwei Jahrzehnten sinken. Es wird mehr
Unruhen auf der Welt geben, Nahrungsmittel und Wasser werden knapper,
Waffen immer zahlreicher. Das prophezeit die Studie 'Global Trends
2025', veröffentlicht vom 'National Intelligence Council', dem Zentrum
der US-Geheimdienste für mittel- und langfristige strategische
Prognosen."[2] Gleichzeitig verzeichnen Russland und China erhebliche
machtpolitische Zugewinne, weshalb eine Zunahme der Konflikte erwartet
wird. So liefert die Army Modernization Strategy Juni 2008, ein
wichtiges Pentagon-Planungsdokument, folgende Lageeinschätzung: "Uns
droht eine mögliche Rückkehr zu traditionellen Sicherheitsbedrohungen
durch neu auftretende, fast ebenbürtige Mächte, und zwar jetzt, wo wir
im weltweiten Wettstreit um knapper werdende Rohstoffe und Überseemärkte
stehen."[3] Dies ist das Setting, vor dessen Hintergrund die neue
US-Administration auf der Münchner Sicherheitskonferenz ihren Vorschlag
für einen Transatlantischen New Deal unterbreitete.
Mit blumigen Worten reichte Joseph Biden den EU-Verbündeten die Hand.
Die neue US-Regierung stehe für ein "neues Zeitalter", sie sei
"entschlossen, einen neuen Ton einzuschlagen." Dass es sich hierbei
jedoch keineswegs um ein reines Wohlfühlprogramm handelt, sondern um
eine angesichts der beschriebenen Rahmenbedingungen zwingende Anpassung
der US-Politik, deutete der Vizepräsident ebenfalls an: "Dieser neue Ton
ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit." Anschließend konkretisierte
Biden die Bedingungen den Transatlantischen New Deal: "Die USA werden
mehr tun, aber die USA werden auch mehr von ihren Partnern verlangen."
Eine deutliche Kritik an die Adresse der EU-Staaten richtete
NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, indem auch er eine größere
Lastenteilung im Bündnis einforderte. Mehr Mitsprache und mehr
Beteiligung in der Allianz "gehen Hand in Hand": Wenn die USA einerseits
ihren Beitrag in Afghanistan erhöhen wollten, europäische Nato-Partner
hierzu im Gegenzug aber nicht bereit seien, "macht das die Aufforderung,
dass die Europäer mehr gehört werden wollen in Washington, doch etwas
hohl." Wer mehr mitreden will, der muss auch mitkämpfen, so die alles
dominierende Grundaussage auf der Sicherheitskonferenz, schließlich sei
die NATO eine "Zwei-Bahn-Straße", so der NATO-Generalsekretär.
Joseph Biden präzisierte in seiner Rede deutlich, was Sinn und Zweck der
ganzen Übung ist, nämlich auch künftig sicherstellen zu können, dass
sich andere Länder an die kapitalistischen Spielregeln halten – mit
Gewalt falls erforderlich: "Aber wir sagen zu unseren Freunden, dass die
Bündnisse, Verträge und Internationalen Organisationen, die wir
schaffen, glaubwürdig und effektiv sein müssen. Das erfordert eine
gemeinsame Verpflichtung, sich nicht nur selbst an die Regeln zu halten,
sondern ihre Einhaltung auch zu erzwingen. [Hervorhebung im
Redemanuskript] Während die Vereinigten Staaten die Bedeutung von
Diplomatie, Entwicklung, Demokratie und dem Erhalt unseres Planeten zu
erhöhen, bitten wir unsere Verbündeten, ihre eigenen Ansätze zu
überdenken – einschließlich ihrer Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, wenn
alles andere fehlschlägt."
Die US-Botschaft ist angekommen und wurde wohlwollen aufgegriffen, wie
die Beiträge von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy auf der
Sicherheitskonferenz bestätigen. Gleichzeitig machten beide aber auch
keinen Hehl daraus, dass es bestimmte Bedingungen gibt, die an eine
transatlantische Annäherung geknüpft sind – allen voran die
machtpolitische Aufwertung der EU.
EU: Bedingungen für den Transatlantischen New Deal
Für die EU-Staaten ist eine Erneuerung des Bündnisses mit den USA kaum
weniger zwingend als für Washington. Denn auch ihre Machtposition ist in
den letzten Jahren erheblich erodiert. In einer im September 2008
veröffentlichten Studie schlug der einflussreiche European Council on
Foreign Relations (ECFR) unmissverständlich Alarm. Der Bericht
konstatiert, die EU verfüge über eine "schwindende Fähigkeit, die
Spielregeln zu bestimmen." Der Einfluss der EU (aber auch der USA) in
der UN-Generalversammlung nehme ebenso rapide ab, wie der von Russland
und China ansteige.[4]
Somit ist der Boden für eine transatlantische Aussöhnung bereitet, die
auf realistischen machtpolitischen Erwägungen beruht. Der einflussreiche
Publizist Robert Kagan beschreibt das Kalkül Frankreichs und
Deutschlands folgendermaßen: "Auch in Europa besteht ein unverkennbarer
Trend zu engeren strategischen Beziehungen mit den USA. [...] Dies
geschieht allerdings nicht aus neu erwachter Zuneigung zu den
Vereinigten Staaten, sondern wegen der sich ändernden internationalen
Lage und der Lehren aus der Vergangenheit. Die amerikafreundlichere
Außenpolitik von Nicolas Sarkozy und Angela Merkel hat nicht nur mit
ihren jeweiligen Persönlichkeiten zu tun, sondern verdankt sich einer
Neubewertung der französischen, deutschen und europäischen Interessen.
Enge [...] Beziehungen zu den USA, so ihrer beider Überzeugung,
verleihen der Macht und dem weltweiten Einfluss Europas einen Auftrieb,
den Europa aus eigener Kraft nicht zustande brächte."[5] Ganz in diesem
Sinne argumentierten Merkel und Sarkozy in einem gemeinsamen Artikel
kurz vor der Sicherheitskonferenz: "Angesichts der Herausforderungen
braucht Europa die Vereinigten Staaten von Amerika, und die USA brauchen
einen starken europäischen Partner."[6]
Was man dabei vor allem im Auge hat, ist ein Ausbau der
EU-Militärkapazitäten, der wiederum zu einer Stärkung der NATO beitragen
soll. Bei ihrer Rede in München zeigte sich Angela Merkel begeistert,
von der "rasanten Entwicklung" der EU-Militarisierung, mahnte zugleich
aber deren weitere Forcierung an – unter anderem durch eine
Verabschiedung des Lissabonner Vertrages. In diesem Zusammenhang wird
von Washington klar und deutlich erwartet, seine bisherige
Blockadehaltung gegenüber eigenen EU-Militärkapazitäten zu beenden –
auch das ist Teil des neuen Handels. Schon unter Clinton und noch mehr
unter Bush wurde die EU-Armee als Bedrohung empfunden und nach Kräften
torpediert. Nun aber kündigte Joseph Biden bei seiner Rede an, der EU
künftig eine größere Rolle einräumen zu wollen und begrüßte sogar
explizit den Ausbau der EU-Militärkapazitäten: "Wir unterstützen
ebenfalls die Stärkung der europäischen Verteidigungskapazitäten, eine
größere Rolle der Europäischen Union hinsichtlich dem Erhalt von Frieden
und Sicherheit [sowie] eine substanziell stärkere
NATO-EU-Partnerschaft."[7]
Ein wesentlicher Teil des neuen transatlantischen Schulterschlusses ist
darüber hinaus die angekündigte Rückkehr Frankreichs in die
NATO-Militärstrukturen. Nach mehr als 40jähriger Abwesenheit
symbolisiert kaum etwas deutlicher, dass man gewillt ist – sicher
vorhandene – Meinungsverschiedenheiten zugunsten einer gemeinsamen
Interessensdurchsetzung einstweilen zurückzustellen – Pack schlägt sich,
Pack verträgt sich: "Dass Frankreich nun rechtzeitig vor dem
historischen Gipfel im April in die Nato-Strukturen zurückkehrt, ist ein
Beleg dafür, dass der Westen sich zusammenreißen will. Die
französisch-amerikanischen Eifersüchteleien kann er sich angesichts der
weltweiten Herausforderungen ebenso wenig leisten wie das ewige Hickhack
zwischen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und der
Nato."[8]
Umgekehrt scheint Washington nun bereit zu sein, diesen Schritt
angemessen zu honorieren und Einfluss im Bündnis zugunsten Frankreichs
abzugeben. So wurde kurz vor der Sicherheitskonferenz berichtet,
Frankreich werde voraussichtlich das "Allied Command Transformation"
(ACT) in Norfolk übernehmen, eines der beiden strategischen
NATO-Oberkommandos, das bislang stets von einem US-Amerikaner geleitet
wurde.[9] Eine solche Abgabe von Macht seitens der Vereinigten Staaten
wäre bis vor kurzem noch undenkbar gewesen – nun ist sie Bestandteil des
Verhandlungspakets.
Auch Kanzlerin Merkel formulierte auf der Sicherheitskonferenz ihre
Bedingung für eine transatlantische Aussöhnung: "Konflikte sind von
keinem Land mehr allein zu lösen, sondern wir brauchen einander [...]
Das heißt, der kooperative Ansatz muss die Grundlage unseres Handelns
sein." Mit anderen Worten, Washington hat künftig sein Handeln mit der
EU abzustimmen und auf deren Interessen Rücksicht zu nehmen. In klares
Deutsch übersetzte Spiegel Online Merkels Botschaft mit folgenden
Worten: "Die Kanzlerin fordert von Washington, künftig nie mehr
Alleingänge bei internationalen Konflikten zu unternehmen - die Nato sei
dafür das zentrale Instrument."[10] Soviel zum allgemeinen Rahmen, der
wirkliche Test, ob sich dieses Konstrukt als tragfähig erweisen wird,
dürfte aber der NATO-Krieg in Afghanistan sein.
Afghanistan: "Mehr Soldaten, mehr von allem"
Schon bei seiner Rede in Berlin im Sommer 2008 hatte Barack Obama eine
massive Aufstockung der US-Truppen angekündigt – nach gegenwärtigen
Planungen sollen zusätzlich zu den knapp 70.000 Soldaten weitere
20-30.000 entsendet werden. Gleichzeitig kündigte er in der Rede an, er
wolle "diese Verpflichtung dazu nutzen, um von den NATO-Verbündeten
größere Beiträge – mit weniger Einschränkungen – einzufordern."[11]
Im Wesentlichen wurde diese Forderung von den US-Vertretern auf der
Sicherheitskonferenz wiederholt. "Es wird weder einfach noch billig, ein
langer Kampf steht bevor", gab David Petraeus in München zum Besten. Der
US-Kommandeur für den Nahen und Mittleren Osten forderte jedes Land dazu
auf, zu überprüfen, ob sein Einsatz für Afghanistan groß genug sei.
"Mehr Logistik, mehr Aufklärung, mehr Flugzeuge, mehr
Informationseinheiten. Das ist von essentieller Bedeutung." Es sei sehr
wichtig, dass nun große finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt
würden, so Petraeus: "die Länder müssen ihren Verpflichtungen
nachkommen." Obwohl der Krieg in Afghanistan trotz – oder besser wegen –
den immer größeren Truppenentsendungen weiter eskaliert, wird unbeirrt
am bisherigen Kurs weitestgehend festgehalten: "Mit nur einem Satz lässt
sich die neue Strategie der Amerikaner in Afghanistan zusammenfassen,
die David Petraeus in München vorstellte. Der General, der schon für die
Wende im Irak sorgte: Mehr von allem wollen die Amerikaner. Mehr
Soldaten, mehr Investitionen in zivile Projekte."[12]
Frankreich und Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt und ihre
Kontingente bereits deutlich erhöht. Obwohl die Bundesregierung
eigentlich – nicht zuletzt angesichts der Ablehnung in der deutschen
Bevölkerung – der Meinung ist, schon mehr als genug in diesem Krieg zu
leisten, stellte Verteidigungsminister Franz-Josef Jung Berichten
zufolge am Rande der Konferenz in Aussicht, Deutschland werde darüber
hinaus noch mehr Soldaten für die Schnelle Eingreiftruppe (Quick
Reaction Force) bereitstellen, die im Norden Afghanistans für die
Aufstandsbekämpfung zuständig ist.[13] Auf keinen Fall scheint man die
Neue Transatlantische Partnerschaft mit den USA an einem mangelnden
Kriegswillen in Afghanistan scheitern lassen zu wollen, dafür ist die
Angelegenheit zu wichtig, wie der European Council on Foreign Relations
betont: "Die Frage wird wohl in Washington als Lackmustest angesehen
werden, ob die Europäer als strategische Partner ernst genommen werden
sollten. Somit dürfte die europäische Reaktion die transatlantischen
Sicherheitsbeziehungen auf lange Sicht, also die nächsten vier oder acht
Jahre beeinflussen."[14] Doch Afghanistan ist nur der erste Schritt auf
dem Weg zu einer Runderneuerung der NATO.
Pro-aktive NATO und das Neue Strategische Konzept
Beim NATO-Führjahrsgipfel am 3./4. April soll die Erarbeitung eines
Neuen Strategischen Konzeptes in Auftrag gegeben werden. Allein schon
dass Barack Obama mit James Jones einen ehemaligen
NATO-Oberkommandierenden als Nationalen Sicherheitsberater ernannt hat,
ist ein Zeichen für dessen Bereitschaft, das Bündnis zu stärken. In
einem Interview am Rande der Sicherheitskonferenz plädierte Jones dann
auch für eine "bewegliche Allianz", die auf die neuen Bedrohungen in der
Welt "proaktiv" reagieren müsse, "um Konflikte vor ihrer Entstehung zu
stoppen."[15] Damit hat Jones, wie Presseberichte schreiben, nicht
weniger als den – in den letzten Jahren eher schleppend verlaufenen -
"Umbau der NATO vom Verteidigungsbündnis zum Sicherheitsbündnis
vorgeschlagen."[16]
Darüber hinaus kristallisiert sich ein Konsens heraus, auf welche Weise
die bündnisinternen Strukturen und Entscheidungsprozesse "reformiert"
werden sollen. Sowohl ein einflussreiches Papier fünf ehemaliger
NATO-Generäle als auch Aussagen von James Jones und eine gemeinsame
Studie von vier der wichtigsten amerikanischen Denkfabriken, die kurz
vor der Sicherheitskonferenz Anfang Februar veröffentlicht wurde, nennen
unisono folgende Punkte: Abschaffung des Konsensprinzips (zumindest auf
allen Ebenen unterhalb des NATO-Rats); Keine Mitspracherechte an
NATO-Kriegen für die Mitgliedsländer, die sich nicht beteiligen;
Übernahme der Einsatzkosten durch sämtliche NATO-Staaten und nicht nur
diejenigen, die sich an einem Krieg beteiligen; Aufwertung ziviler
Kapazitäten in NATO-Stabilisierungseinsätzen.[17]
Gerade den letzten Aspekt griff auch Bundeskanzlerin Merkel in ihrer
Rede in München auf: "Ich möchte hier deutlich machen, was ich glaube,
was dieses neue strategische Konzept leisten muss. [...] Wir haben in
den letzten Jahren sehr viel an der Frage gearbeitet: Welches Konzept
der Sicherheit haben wir eigentlich? Wir sind zu der Überzeugung
gelangt, dass das Konzept der Vernetzten Sicherheit die richtige Antwort
auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist. Das heißt,
Krisenbewältigung und Krisenprävention müssen durch ein Miteinander von
politischen, entwicklungspolitischen, polizeilichen, zum Teil
kulturpolitischen und, wo nötig, natürlich auch militärischen Maßnahmen
erfolgen. Die NATO ist ein militärisches Bündnis. Das heißt, wir müssen
Wege finden – das muss Teil dieses neuen strategischen Konzeptes sein –,
wie wir die militärischen Fähigkeiten der NATO mit dem Konzept der
Vernetzten Sicherheit verbinden und daraus die notwendigen Kooperationen
erwachsen lassen."
Seit Langem steht diese "Vernetzte Sicherheit" oder "Zivil-militärische
Zusammenarbeit" im Zentrum der Diskussionen um eine Anpassung der
westlichen Militärstrategie. Kurz gesagt ist man zu dem Schluss gelangt,
dass "Stabilisierungseinsätze", also quasi-koloniale Besatzungen wie in
Afghanistan, um effektiv zu sein, auf eine Integration ziviler Mittel
angewiesen sind. Hierdurch sollen zivile Kräfte für das reibungslose
Funktionieren militärischer Besatzungen regelrecht zweckentfremdet
werden. Zivil-militärisches Nation Building soll künftig zur Kernaufgabe
der NATO werden, wofür nun die erforderlichen Kapazitäten aufgebaut
werden sollen.[18] Im Ergebnis hat dies jedoch zur Folge, dass zivile
Akteure ihre politische Neutralität verlieren und ihre Arbeit dadurch
erheblich erschwert, teils gar unmöglich gemacht wird. Dies zeigt sich
nicht zuletzt in Afghanistan, wo dieser Ansatz erstmals in großem Stil
erprobt wird. Dass der Verband Entwicklungspolitik Deutscher
Entwicklungsorganisationen (VENRO) in einem im Januar 2009
veröffentlichten Papier eine vernichtende Kritik an der
Zivil-militärischen Zusammenarbeit veröffentlichte, scheint jedoch weder
die Kanzlerin, noch die NATO als Ganzes zu stören. Mehr noch: Die
Aussagen Merkels bestätigen die Befürchtungen von VENRO, dass die
Zivil-militärische Zusammenarbeit künftig von Afghanistan "auf andere
Konflikt- beziehungsweise Post-Konfliktszenarien übertragen wird."[19]
Russland: Trotz Lippenbekenntnissen keine Entspannung
Die offensichtlich wachsenden Konflikte zwischen der NATO und Russland,
stellten einen weiteren Schwerpunkt der Beiträge auf der
Sicherheitskonferenz dar. Die Debatte um das künftige Verhältnis mit
Russland (und China) findet vor dem Hintergrund einer von vielen
Beobachtern prognostizierten neuen Blockkonfrontation statt, die von
Robert Kagan mit folgenden Worten beschrieben wird: "Die alte Rivalität
zwischen Liberalismus und Autokratie ist neu entflammt, und die
Großmächte der Welt beziehen entsprechend ihrer Regierungsform Position.
[...] Die Geschichte ist zurückgekehrt, und die Demokratien müssen sich
zusammentun, um sie zu gestalten – sonst werden andere dies für sie
tun."[20] Nicht nur Kagan, der außenpolitischer Berater des
Präsidentschaftskandidaten John McCain war, plädiert auf Grundlage
dieser Analyse für einen Ausbau der NATO zu einer "Allianz der
Demokratien", um sie gegen Russland (und China) in Stellung zu bringen.
Auch Barack Obama hat mit Anne-Marie Slaughter (Leiterin der
Politikplanungsabteilung im Außenministerium) und Ivo Daalder
(wahrscheinlich der nächste US-NATO-Botschafter) zwei führende Vertreter
dieses Konzeptes in wichtige Posten berufen.[21]
Der Politikwissenschaftler Christian Hacke, der auf Phönix die
Berichterstattung über die Sicherheitskonferenz mit seinen zumeist
sinnfreien Kommentaren bereichert, sieht ebenfalls bereits einen neuen
"Systemwettbewerb" mit den aufstrebenden "autoritären" Mächten
heraufziehen. "Sollten die Vereinigten Staaten über eine neue russische
Bedrohung besorgt sein? Ja!", warnte Michael McFaul, dem kürzlich von
Obama die Zuständigkeit für alle Russlandfragen im Nationalen
Sicherheitsrat übertragen wurde. "Die Integration in den Westen ist
nicht mehr länger das Ziel der russischen Außenpolitik. Stattdessen
versucht Putin, seine und die Macht anderer Länder als Gegengewicht
gegen den Westen und die USA im Besonderen zu verwenden."[22] Obama
selbst warnte in einem Grundlagenartikel: "Die Bedrohungen dieses
Jahrhunderts [...] gehen von mit Terroristen verbündeten Schurkenstaaten
und von aufstrebenden Mächten aus, die sowohl Amerika als auch die
internationalen Grundlagen der liberalen Demokratie herausfordern
könnten."[23]
Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Konflikte sieht Moskau die
Planungen für den Aufbau von Teilen des US-Raketenabwehrschildes in
Polen und der Tschechischen Republik mit größter Besorgnis. Der
stellvertretende russische Ministerpräsident Sergei Lawrow beschrieb die
Haltung seiner Regierung in dieser Frage auf der Sicherheitskonferenz
folgendermaßen: "Beim Potenzial von US-amerikanischen
Raketenabwehranlagen in Europa geht es nicht nur um einige Dutzend
Abfangraketen und einen Radar. Sie sind Teil einer US-amerikanischen
Infrastruktur, die darauf abzielen, das russische nukleare
Raketenpotenzial abzuschrecken." Joseph Bidens diesbezüglichen
Ausführungen auf der Konferenz dürften wenig dazu beigetragen haben, die
russischen Bedenken zu zerstreuen: "Wir werden damit fortfahren,
Raketenabwehrschilde gegen die wachsenden iranischen Kapazitäten zu
entwickeln, vorausgesetzt, die Technologie erweist sich als
funktionsfähig und kosteneffektiv." Weder glaubt man in Russland, der
Schild richte sich gegen den Iran – jeder Anpassungsvorschlag, der eine
Nutzung gegen Russland verhindern würde, wurde bislang ignoriert – noch
kann die Einschränkung, der Schild müsse vor der Errichtung technisch
funktionieren, Moskau zufrieden stellen. Hierbei handelt es sich
lediglich um das Eingeständnis, dass die Raketenabwehr im Augenblick
schlicht und ergreifend noch nicht effektiv einsatzbereit ist.
Noch schärfer fällt der russische Widerstand bei der Frage der von
Moskau mehrfach als "rote Linie" bezeichneten Aufnahme der Ukraine und
Georgiens in die NATO aus. Dennoch betonten nahezu alle Redebeiträge der
westlichen Vertreter auf der Sicherheitskonferenz, an der auf dem
NATO-Gipfel im April 2008 erstmals gemachten Zusage, beide Länder in die
Allianz aufzunehmen – wenn auch bislang ohne konkretes Datum –
festhalten zu wollen. Am brüskesten äußerte sich diesbezüglich
Bundeskanzlerin Merkel: "Die NATO hat eine wesentliche Erweiterungsrunde
hinter sich, aber wir sind noch nicht am Ende. Wir haben in Bukarest
gesagt: Auch die Ukraine und auch Georgien werden Mitglieder der NATO
sein. Die NATO wird darauf bestehen, dass es kein Recht Dritter gibt,
darüber zu entscheiden, wer Mitglied der NATO wird und wer nicht."
Ein letzter wichtiger Streitpunkt zwischen der NATO und Russland
betrifft die Frage der staatlichen Souveränität. Während einerseits
scharfe Kritik an der russischen Anerkennung Südossetiens und Abchasiens
geäußert wurde, wird geflissentlich verschwiegen, dass die meisten
NATO-Staaten mit der zuvor erfolgten Anerkennung des Kosovo erst die
Büchse der Pandora geöffnet und sich hierdurch ebenfalls eines
eklatanten Bruch des Völkerrechts schuldig gemacht haben. Geradezu
kaltschnäuzig ist diesbezüglich der gemeinsame Artikel von Merkel und
Sarkozy: "Für uns wie für Russland gelten dieselben Regeln, die
gemeinsam erarbeitet wurden: die Schlussakte von Helsinki 1975, die
Charta von Paris 1990, Prinzipien wie territoriale Integrität,
Unverletzlichkeit von Grenzen, gegenseitiger Respekt im euroatlantischen
Raum."[24] Hierbei handelt es sich um ein Paradebeispiel doppelter
Standards, mit dem die beiden Staatschefs Russland im Klartext Folgendes
sagen: Wenn wir die territoriale Integrität eines Landes verletzen und
Grenzen in unserem Sinne zurechtrücken, dann ist das OK – dasselbe gilt
aber nicht für Euch.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht weiter verwunderlich, dass – allen
Lippenbekenntnissen zum Trotz – von einem Neuanfang der
NATO-Russland-Beziehungen keine Rede sein kann. Weshalb die westlichen
Vertreter unisono in München Unverständnis für Moskaus Vorbehalte
gegenüber einer weiteren Stärkung der NATO äußerten, wenn selbst der
EU-Außenbeauftragte Javier Solana das zunehmend von "Misstrauen"
geprägte Klima beklagte, ist geradezu surreal: "Die Vereinigten Staaten
lehnen den Gedanken ab, dass ein Gewinn für die NATO ein Verlust für
Russland sei", so Joseph Biden. "Für uns ist die Idee, dass Russland
sich bedroht fühlt, absurd", sekundierte NATO-Generalsekretär Jaap de
Hoop Scheffer. So absurd ist dies allerdings keineswegs, wenn man die
Rede von Nicolas Sarkozy angehört hat: "Sagen wir es frei heraus: es
gibt mehr und mehr Misstrauen zwischen der Europäischen Union und
Russland." Angesichts vieler Stimmen, die für eine weitere Eskalation
der NATO-Russland-Beziehungen plädieren, sah sich Sarkozy sogar
gezwungen klarzustellen: "Ich glaube aber nicht, dass das heutige
Russland eine militärische Bedrohung für die EU darstellt"
Kein Wunder also, dass der Versuch, das Verhältnis in München zu kitten,
grandios in die Binsen ging: "Zwar trafen NATO-Generalsekretär Jaap de
Hoop Scheffer und der russische Vize-Ministerpräsident Sergej Iwanow am
Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zu einem Gespräch zusammen.
Besonders erfolgreich war das Treffen aber nicht: 'Wir haben unsere
Uneinigkeit festgestellt', sagte ein NATO-Sprecher nach der
zweistündigen Zusammenkunft."[25] Doch der nächste Ärger steht dabei
bereits ins Haus: Russland scheint einen Ausbau seiner
Truppenstationierungen in den abtrünnigen georgischen Provinzen und vor
allem die Errichtung einer Militärbasis in Abchasien zu planen, was von
der Europäischen Union einen Tag vor Beginn der Sicherheitskonferenz
scharf kritisiert wurde.[26] Auch die Auseinandersetzung um einen
US-Luftwaffenstützpunkt in Kirgisistan birgt erheblichen Sprengstoff. Er
ist von zentraler Bedeutung für den Krieg in Afghanistan und soll nun
auf massiven Druck Russlands hin geschlossen werden.
So betrachtet kann kaum davon gesprochen werden, dass einem weiteren
Abgleiten in einen Neuen Kalten Krieg auf der Sicherheitskonferenz
Einhalt geboten wurde. Kleine Lichtblicke waren allenfalls die Debatte
um eine Fortsetzung der nuklearen Abrüstung und zarte Forderungen, etwa
von Nicolas Sarkozy, über den Vorschlag Dmitri Medwedews, ein
pan-europäisches Sicherheitssystem unter Einbeziehung Russlands zu
schaffen, wenigstens zu diskutieren.
Kriegsverbrecher unter sich – aber nicht ungestört!
Alles in allem ist die Bilanz der Sicherheitskonferenz ernüchternd: Zwar
hat sich mit der neuen US-Administration einiges verändert, beileibe
aber nicht alles zum Besseren. Darüber hinaus ist das, was beim Alten
geblieben ist, so schlecht wie eh und je. Dazu gehört auch der
alljährliche Witz, der aus der Verleihung einer Friedensmedaille – jetzt
Ewald-von-Kleist-Preis genannt – besteht. Dass damit heuer ausgerechnet
der Kriegsverbrecher Henry Kissinger ausgezeichnet wurde, sagt
eigentlich schon alles.
Umso erfreulicher ist es, dass auch dieses Jahr eine große
Gegendemonstration mit etwa 6.000 Teilnehmern stattfand. Die Proteste
gegen die Sicherheitskonferenz bildeten damit gleichzeitig den
erfolgreichen Auftakt zur Mobilisierung gegen den NATO-Gipfel am 3./4.
April in Straßburg, Kehl und Baden-Baden.
Anmerkungen:
[1] Alle Reden der 45. Münchner Sicherheitskonferenz finden sich unter
http://tinyurl.com/dxpjqy
[2] Geheimdienste prophezeien Niedergang der USA, Spiegel Online,
20.11.2008.
[3] America's Army: The Strength of the Nation, The Army Modernization
Strategy 2008, S. 5f.
[4] Gowan, Richard/Brantner, Franziska: A Global Force for Human
Rights?, ECFR, September 2008, S. 5.
[5] Kagan, Robert: Die Demokratie und ihre Feinde, Bonn 2008, S. 96f.
[6] Merkel, Angela/Sarkozy, Nicolas: "Wir Europäer müssen mit einer
Stimme sprechen", Süddeutscher Zeitung, 03.02.2009.
[7] Tatsächlich wurde schon auf dem NATO-Gipfel in Bukarest im April
2008 erstmals positiv auf die EU-Militärkomponente Bezug genommen.
[8] Wergin, Clemens/Stürmer, Michael: Washington verlangt mehr als gute
Worte, Die Welt Online, 08.02.2008.
[9] France may take NATO command post in U.S., AP, 05.02.2009.
[10] Kanzlerin fordert Ende der US-Alleingänge, Spiegel Online, 07.02.2008.
[11] Obama’s Remarks on Iraq and Afghanistan, New York Times, 15.07.2008.
[12] Mehr Soldaten, mehr von allem, Focus Online, 08.02.2009.
[13] Fehler in Afghanistan eingeräumt, mdr.de, 08.02.2009.
[14] Korski, Daniel: Enhancing the EU's role in Afghanistan, ECFR,
05.11.2008.
[15] NATO-Chef lockt und warnt Russland, Zeit Online, 07.02.2009.
[16] US-Sicherheitsberater Jones für NATO-Reform, AP, 08.02.2009.
[17] Vgl. The Washington NATO Project: Alliance Reborn: An Atlantic
Compact for the 21st Century, Februar 2009; Naumann,
Klaus/Shalikashvili, John/Lord Inge/Lanxade, Jacques/Breemen, Henk van
den: Towards a Grand Strategy for an Uncertain World: Renewing
Transatlantic Partnership, URL: http://tinyurl.com/5bujl9; An interview
with General James L. Jones, NATO Defense College, Research Paper,
Januar 2008.
[18] Vgl. Dobbins, James: Die Rolle der NATO beim Aufbau von
Staatswesen, in: NATO Review (Sommer 2005); Bertram, Christoph: Abschied
vom Krieg, in: NATO Review (Frühjahr 2006); Milkoreit, Manjana: Die
zivile Dimension der Sicherheit ernst nehmen: die NATO als die
Organisation für den Wiederaufbau nach einem Konflikt, in: NATO Review
(Herbst 2007).
[19] Fünf Jahre deutsche PRTs in Afghanistan, VENRO-Positionspapier
1/2009, S. 2.
[20] Kagan 2008, S. 7f.
[21] Wagner, Jürgen: Globale NATO: Alternativ-UNO mit der Lizenz zum
Töten, in: IMI/DFG-VK (Hg.): Kein Frieden mit der NATO, Tübingen 2009,
S. 27-29.
[22] McFaul, Michael: New Russia, new threat, Los Angeles Times,
02.09.2007.
[23] Obama, Barack: Renewing American Leadership, in: Foreign Affairs,
Vol. 86, Nr. 4 (2007).
[24] Merkel/Sarkozy 2009.
[25] Neue Töne aus Washington, Deutsche Welle, 07.02.2008.
[26] Declaration by the Presidency on behalf of the European Union on
Russian plans to build up its military presence in Abkhazia and South
Ossetia, Brüssel, 06.02.2009, 6165/1/09 REV 1 (Presse 34)P 16.
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