[IMI-List] [0298] Wochenende: IMI-Kongress zur NATO / Analyse BarackObama
Informationsstelle Militarisierung
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Do Nov 6 08:07:15 CET 2008
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0298 .......... 12. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Christoph Marischka / Jürgen Wagner
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List finden sich eine erste Analyse zur bevorstehenden
Außenpolitik des frisch gewählten US-Präsidenten Barack Obama.
Zuvor jedoch ein letztes Mal die herzliche Einladung zum IMI-Kongress
"Kein Frieden mit der NATO" am kommenden Wochenende.
Alle wichtigen Infos, Anfahrt, Übernachtungsmöglichkeiten und nicht
zuletzt natürlich das Programm finden sich unter
http://www.imi-online.de/2008.php3?id=1821
IMI-Analyse 2008/037
Barack Obama: Vorsicht vor allzu großen Hoffnungen!
http://www.imi-online.de/2008.php3?id=1840
5.11.2008, Jürgen Wagner
Unbestreitbar haben die letzten acht Jahre unter der Präsidentschaft
George W. Bushs den USA aber auch dem Rest der Welt schweren Schaden
zugefügt. Vor allem der "Krieg gegen den Terror" mit den beiden
desaströsen Kriegen gegen den Irak und Afghanistan haben das Ansehen der
Vereinigten Staaten in der Welt auf einen historischen Tiefpunkt sinken
lassen.
Darüber hinaus ist es begrüßenswert, dass mit Obama erstmals ein
Afro-Amerikaner zum US-Präsidenten gewählt wurde. Auch setzt sich sein
innenpolitisches Programm deutlich von dem seines unterlegenen
Herausforderers John McCain ab. Angesichts des offensichtlich kritischen
Gesundheitszustandes McCains war allein schon die Aussicht, dass im
Falle seines Todes Sarah Palin als dessen Nachfolgerin ins
Präsidentenamt aufsteigen würde, schlichtweg gruselig. Trotz alledem
sollte man jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass vieles darauf
hindeutet, dass bzgl. der an Obama gerichteten friedenspolitischen
Erwartungen der große Katzenjammer droht.
So deutet einiges darauf hin, dass er -- nicht zuletzt aufgrund der
großen wirtschaftlichen Probleme der USA -- versuchen wird, die
EU-Staaten künftig deutlich stärker militärisch in die Pflicht zu
nehmen, auch sie soll einen angemessenen Beitrag zur Aufrechterhaltung
der westlich dominierten kapitalistischen Ordnung leisten. Auch die
Auswahl seines Beraterteams, Obamas eigene Äußerungen und
Veröffentlichungen aus dem demokratischen Umfeld, geben keinen Anlass zu
allzu großem Optimismus. Vom Irak über die grundsätzliche Haltung
gegenüber Militäreinsätzen bis hin zum Verhältnis mit Russland deutet
leider wenig darauf hin, dass mit einer grundsätzlichen Wende zu rechnen
ist.
(Kleine) Hoffnungsschimmer
Betrachtet man eine der wichtigsten Blaupausen zur Außen- und
Sicherheitspolitik unter der Präsidentschaft Obamas, so dürfte am
ehesten im Bereich der Nuklearpolitik mit einer Verbesserung zu rechnen
sein. So setzt sich das Papier "Strategic Leadership: A Framework for a
21st Century National Security Strategy" für eine schnellstmögliche
Reduzierung des amerikanischen und russischen Atomwaffenarsenals ein.
Offen wird leider die Frage gelassen, ob die abgerüsteten Atomwaffen
endgültig zerstört oder lediglich eingelagert ("hedge") werden sollen.
Dies war bereits unter Bush der größte Streitpunkt mit Russland, das auf
eine endgültige Zerstörung drängte, da ansonsten eine neuerliche
Aufrüstung nahezu problemlos jederzeit wieder möglich wäre.
Darüber hinaus ist Obamas Vizepräsident Joseph Biden seit vielen Jahren
ein Gegner der kostspieligen und hochgradig destabilisierenden Pläne zum
Aufbau einer US-Raketenabwehr.[1] Inwieweit sich dies auch auf den
Beschluss auswirken wird, Teile des US-Raketenabwehrsystems in Polen und
der Tschechischen Republik aufzubauen, bleibt jedoch abzuwarten. Auch
die Haltung des neuen Präsidenten zu den Plänen innerhalb der NATO,
einen eigenen flächendeckenden Abwehrschild errichten zu wollen, ist
gegenwärtig noch unklar.[2]
Irak: Teilung und Teilabzug
Im Gegensatz zu seiner Position hinsichtlich der US-Raketenabwehr spielt
Joseph Biden mit seinen Vorschlägen zur "Lösung" des Desasters, das der
Angriffskrieg gegen den Irak angerichtet hat, eine gefährliche Rolle. In
einem mit Leslie Gelb verfassten Grundsatzartikel schlug Biden nicht
weniger als eine Atomisierung des Irak vor: "Amerika muss sich von der
falschen Wahl zwischen 'den Kurs halten' und 'die Truppen sofort Heim
bringen' verabschieden und einen dritten Weg wählen. Einen, der es uns
erlaubt, unsere Truppenpräsenz verantwortlich zu reduzieren und dabei
gleichzeitig Chaos zu verhindern und unsere Sicherheitsinteressen zu
wahren." Anschließend schlagen die beiden de facto die Aufspaltung des
Irak in drei Teile vor, einen sunnitischen, einen schiitischen und einen
kurdischen. Da die "Dinge ohnehin in Richtung einer Teilung laufen",
solle Washington diesen Prozess so weit als möglich forcieren.[3] Nicht
nur Hardliner begrüßen diesen Vorschlag. Auf seiner eigenen Website
listet der Vizepräsident in einem Beitrag mit dem Titel "Biden-Gelb-Plan
wird zur wichtigsten Option für den Irak" zahlreiche prominente
Demokraten als Unterstützer seines Vorhabens auf.[4]
Darüber hinaus wird gerne übersehen, dass Obama selbst mitnichten einen
vollständigen Abzug aus dem Irak anvisiert, auch wenn dies überall
suggeriert wurde. Vielmehr spricht sich Obama zwar für eine deutliche
Reduzierung der Präsenz aus, dennoch will er auch künftig US-Truppen im
Land stationiert lassen: "Dies [die Reduzierung] würde im Sommer 2010
abgeschlossen sein. [...] Nach dieser Restrukturierung würden wir eine
Kerntruppe (residual force) für bestimmte Aufgaben im Irak belassen: für
das Vorgehen gegen die Reste von Al-Kaida; den Schutz unserer
Dienstleister und Diplomaten; und die Ausbildung und die Unterstützung
der irakischen Sicherheitskräfte, so lange bis die Iraker Fortschritte
machen."[5] Über die genaue Größe dieser "Kerntruppe", die man auch als
"Restbesatzung" bezeichnen könnte, schweigt sich Obama zwar aus, aus
Andeutungen während einer Senatsanhörung geht aber hervor, dass er dabei
etwa 30.000 Soldaten im Auge hat.[6] Eine zeitliche Befristung für die
fortgesetzte Besatzung ist nirgendwo zu finden, das hat mit dem
vollmundig versprochenen Abzug nichts zu tun.
Ganz grundsätzlich betonte Obama immer wieder, seine ablehnende Haltung
bzgl. des Irak-Krieges sei nicht zu verwechseln mit einer pazifistischen
Position und der grundsätzlichen Ablehnung des Einsatzes von Gewalt als
legitimem Mittel der Politik. Betrachtet man seinen Beraterstab, so mag
man ihm das gerne glauben.
Beraterstab: Falkenkarussell
Die Auswahl von Obamas Beraterteam ist ein Sammelsurium, in dem sich
einerseits einige "realistische" Machtpolitiker wie Wesley Clark finden,
der als NATO-Oberbefehlshaber den Angriffskrieg gegen Jugoslawien
maßgeblich mit zu verantworten hat. Andererseits hat er aber auch
zahlreiche "linksliberale" Bellizisten um sich geschart, die sich für
humanitäre Interventionen zum Schutz der Menschenrechte und für die
gewaltsame Verbreitung von Demokratie, Menschenrechten und -- nicht zu
vergessen -- freien Märkten einsetzen. So bat Obama bspws. Samantha
Power als seine Beraterin zu fungieren, nachdem er ihr Buch (A Problem
from Hell: America and the Age of Genocide) gelesen hatte, ein
flammendes Plädoyer für "humanitäre" Interventionen.[7] Ihre Positionen
finden sich in Aussagen Obamas wie folgender wieder: "Werden wir den
Worten 'nie wieder' in Darfur Bedeutung verleihen?"[8]
Wie einige seiner Vertrauten ticken zeigt ein Beitrag von Michael
McFaul, ebenfalls Mitglied in Obamas engerem Beraterstab. In einem
Artikel mit dem Titel "Die Freiheitsdoktrin" plädierte dieser für
folgendes außenpolitisches Leitbild: "Eine neue große Vision für die
Anwendung amerikanischer Macht ist nötig. [...] Die Verfolgung der
Freiheitsdoktrin als eine Anleitung der amerikanischen Außenpolitik
bedeutet, die Förderung individueller Freiheit im Ausland an die Spitze
der Agenda zu setzten. Eine Förderung der Freiheit erfordert zunächst
die Eindämmung und danach die Eliminierung der gegen die Freiheit
gerichteten Kräfte, seien es Individuen, Bewegungen oder Regime. Danach
kommt die Konstruktion pro-freiheitlicher Kräfte. [...] Schließlich
kommt die Etablierung von Regierungen, die die Freiheit ihrer eigenen
Bevölkerung ebenso schätzen und schützten, wie dies die Vereinigten
Staaten tun."[9]
Selbst der berüchtigten Bush-Doktrin wird nicht grundsätzlich eine
Absage erteilt. Ihr Kernelement, der völkerrechtswidrige Präventivkrieg,
findet sich verklausuliert auch in Reden Obamas: "Wir müssen in Betracht
ziehen, unsere Militärkräfte in Situationen außerhalb der
Selbstverteidigung einzusetzen, um die gemeinsame Sicherheit zu
gewährleisten, die globale Stabilität ermöglicht -- um unsere Freunde zu
unterstützen, an Stabilisierungs- und Wiederaufbaueinsätzen teilzunehmen
oder gegen Massentötungen vorzugehen."[10] Als wäre dieses
Interventionsbündel nicht schon breit genug geschnürt, fügt der neue
US-Präsident mit Blick auf die -- tatsächlichen oder vermeintlichen --
Nuklearambitionen des Irans und Nordkoreas hinzu: "Um mit diesen
Bedrohungen umzugehen, werde ich die militärische Option nicht vom Tisch
nehmen."[11] Noch deutlicher wird das bereits oben erwähnte
Grundlagendokument zur künftigen demokratischen Außenpolitik. Es betont
zwar die "Bedeutung, dass die Umstände, unter denen Gewalt defensiv oder
präventiv angewendet werden könnte, sorgfältig analysiert werden
müssen."[12] Eine Absage wird dem Konzept aber nicht erteilt.
Kein amerikanisch-russischer Honeymoon
Dringend erforderlich wäre ein Wandel in den amerikanisch-russischen
Beziehungen, damit die sich verschärfenden Konflikte nicht in einen
Neuen Kalten Krieg abgleiten. Doch auch hier stimmt die Auswahl von
Obamas Beratern alles andere als zuversichtlich.
Am meisten Beachtung wurde der Ernennung Zbigniew Brzezinskis als
Berater geschenkt, ein Altmeister US-amerikanischer Geopolitik. Er lobt
sich bis heute, mit der Aufrüstung der Mudschaheddin (und auch Bin
Ladens) Ende der 1970er die Sowjetunion "in die afghanische Falle"
gelockt zu haben. Über diesen Menschen sagte der russische Außenminister
Sergej Lawrow einmal: "Ich bin froh, dass er ein ehemaliger Nationaler
Sicherheitsberater ist. Hass sollte nicht die Außenpolitik
bestimmen."[13] Vor allem im jüngsten Krieg zwischen Georgien und
Russland meldete sich Brzezinski lautstark zu Wort. Er verglich Putins
Vorgehen mit dem Hitlers und forderte, dass dies nur zu "Ausgrenzung und
wirtschaftlichen und finanziellen Sanktionen führen kann. Wenn Russland
diesen Kurs weiterfährt, muss es letztendlich innerhalb der
Staatengemeinschaft isoliert werden."[14]
Ingesamt gelangt auch das "Center for Defense Information" zu dem
Ergebnis, dass den amerikanisch-russischen Beziehungen nicht gerade
rosige Zeiten bevorstehen: "Die Auswahl von Obamas Beratern ist
beunruhigend. Er wird von Zbigniew Brzezinski beraten, ein Mann, der für
keinerlei freundschaftliche Gefühle gegenüber Russland bekannt ist. Sein
wichtigster Russland-Mann ist Michael McFaul, einer der lautstärksten
Kritiker Putins in Washington. Und er erhält Lehrstunden in
Demokratieförderung von George Soros. Nichts davon ist ein gutes Zeichen
für die Fähigkeit Obamas, die Beziehungen zwischen Russland und den USA
zu verbessern."[15]
Eskalation in Afghanistan
Am deutlichsten sind Obamas Aussagen bezüglich des Kriegs in
Afghanistan. Auf der einen Seite will er den Krieg auf pakistanisches
Gebiet ausdehnen, um dort Rückzugsgebiete des Widerstandes zu bekämpfen,
was automatisch zu einer weiteren Eskalation führen würde. Andererseits
beabsichtigt er insgesamt deutlich mehr Truppen an den Hindukusch zu
senden. Mindestens zwei zusätzliche Brigaden (10.000 Soldaten) sollen es
sein, gleichzeitig will er aber "diese Verpflichtung dazu nutzen, um von
den NATO-Verbündeten größere Beiträge -- mit weniger Einschränkungen --
einzufordern."[16]
Mit diesen "Einschränkungen" meint Obama die so genannten "caveats",
Sonderregeln, die den Truppen einzelner NATO-Länder detailliert
vorgeben, unter welchen Umständen und wo sie in Afghanistan Gewalt
anwenden dürfen. Sie verbieten es etwa der Bundeswehr, sich im
umkämpften Süden und Osten zu betätigen. Somit ist Obamas Aussage nicht
zuletzt an die Adresse der Bundesregierung gerichtet. Sie soll nicht nur
mehr Truppen entsenden, sondern diese auch ohne Einschränkung und mit
allen Mitteln im gesamten Kampfgebiet einsetzen. Nicht nur in dieser
Frage dürfte Obama Druck auf die Verbündeten ausüben, die Vereinigten
Staaten stärker als bisher zu entlasten.
Neue Transatlantische Partnerschaft: Re-Vitalisierung der NATO
Nicht erst seit der jüngsten Finanzkrise hat sich die Lage für die USA
auch wirtschaftlich deutlich zugespitzt. So belief sich das
US-Handelsbilanzdefizit 2007 auf gigantische $700 Mrd. und die
Staatsverschuldung stieg in diesem Jahr erstmals auf über $10 Billionen
(rechnet man die Deckungslücke der sozialen Sicherungssysteme hinzu, so
steigt diese Zahl nach Angaben des US-Finanzministeriums auf über $50
Billionen).[17] Kurz: Die einzige Weltmacht pfeift -- ökonomisch wie
militärisch - auf dem letzten Loch und es ist auch den US-Eliten klar,
dass ein Strategiewechsel dringend erforderlich ist.
Es steht deshalb zu erwarten, dass Obama von den EU-Ländern einen
deutlich größeren militärischen Beitrag zur Aufrechterhaltung der
Weltordnung einfordern wird. Denn aufgrund der oben beschriebenen
schweren wirtschaftlichen Probleme sind die Vereinigten Staaten dringend
darauf angewiesen, die Lasten für die Aufrechterhaltung der westlich
dominierten Weltordnung auf mehr Schultern zu verteilen. Die Europäische
Union, die ebenso von diesem System profitiert wie die Vereinigten
Staaten, ist hierfür der natürliche Adressat.[18]
Ein solches "Burden Sharing" dürfte jedoch nur gelingen, wenn dem --
auch militärisch zunehmend untermauerten - Streben der Europäischen
Union entsprochen wird, nicht mehr länger auf die Rolle als
"Subunternehmer Amerikas" (Ernst-Otto Czempiel) reduziert zu werden. Nur
über eine Aufwertung als gleichberechtigte Macht, dürften die EU-Staaten
zu mehr Engagement zu bewegen sein. Um diese "Neue Transatlantische
Partnerschaft" auf den Weg zu bringen, ist Barack Obama geradezu ideal
geeignet. Er ist frei von dem Makel der acht dunklen Jahre unter George
W. Bush, unter dem die transatlantischen Beziehungen extrem gelitten
haben und er erfreut sich einer Beliebtheit, die es den EU-Staaten
einfacher machen könnte, gegenüber ihrer jeweiligen Bevölkerung höhere
militärischen Beiträge zu rechtfertigen.
Der Umgang mit dem "Chaos in der Welt", den Folgeerscheinungen der
kapitalistischen Globalisierung sowie das Bestreben, die aufkommenden
Mächte Russland und China auf die Plätze zu verweisen, könnte dabei der
Kitt für die Neue Transatlantische Partnerschaft sein -- ihren
institutionellen Niederschlag würde sie in einer vitalisierten NATO
finden. Vorschläge aus Obamas Beraterstab, die NATO zu einer wirklich
"globalen Allianz der Demokratien" (selbstredend unter
amerikanisch-europäischer Führung) zu machen[19], deuten ebenso in diese
Richtung wie Signale von der anderen Seite des Atlantiks. So
kommentierte der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber Obamas Rede im Juli
2008 in Berlin mit folgenden Worten: "Die deutsche Politik wird sich
aber auch mit seiner Forderung auseinandersetzen müssen, mehr gemeinsame
Verantwortung für globale Probleme in der Welt zu übernehmen. Amerika
setzt auf Deutschland und Europa. Die transatlantische Brücke wird
stärker."[20]
Die Forderung Obamas nach einer größeren Truppenbeteiligung in
Afghanistan könnte so im schlimmsten Fall nur der Prolog für eine
deutlich stärkere militärische Involvierung Deutschlands und der
Europäischen Union bei der Administration der Weltordnung sein. Wohin
die Reise gehen könnte, zeigt ein Vorschlag aus den Reihen des
wichtigsten demokratischen Think Tanks, der "Brookings Institution", der
für den Aufbau einer stehenden amerikanisch-europäischen
"Stabilisierungstruppe" im Umfang von 600.000 Soldaten plädierte. Da die
gegenwärtige Ordnung an allen Ecken und Enden brüchig wird, bestünde die
Notwendigkeit und das gemeinsame Interesse, deren Konflikte militärisch
zu "stabilisieren". Die Begründung: "In einer Welt, die im Wesentlichen
von den Industriedemokratien am Laufen gehalten und dominiert wird, wird
ein anhaltendes Versagen, solchen Konflikten zu begegnen, nicht nur ihre
moralische Integrität schwächen, sondern ihre internationale Legitimität
als globale Führer untergraben."[21]
Anmerkungen:
[1] Vgl. Joseph Bidens Vorwort in Young, Stephen W.: Pushing the Limits,
Coalition to Reduce Nuclear Danger, Washington D.C. 2000.
[2] Vgl. Strategic Leadership: A Framework for a 21st Century National
Security Strategy, Center for a New American Century, July 2008, S. 5.
[3] Biden, Joseph/Geld, Leslie: Unity Through Autonomy in Iraq. New York
Times, 01.05.2006.
[4] Biden-Gelp Plan Emerges as Leading Option for Moving Forward in
Iraq, URL:
http://biden.senate.gov/press/press_kit/downloads/BIDEN-GELB%20EMERGES%20_9-20-07.pdf
[5] Obama's Remarks on Iraq and Afghanistan, New York Times, 15.07.2008.
[6] Escobar, Pepe: Obama's brave (new?) world, Asia Times Online,
17.06.2008.
[7] Baehr, Richard/Lasky, Ed:: Samantha Power and Obama's Foreign Policy
Team, American Thinker, 19.02.2008, URL:
http://www.americanthinker.com/2008/02/samantha_power_and_obamas_fore_1.html
[8] "Dies ist der Moment". Obamas Rede im Wortlaut, süddeutsche.de,
24.07.2008.
[9] McFaul, Michael, The Liberty Doctrine, in: Policy Review, April-May
2002.
[10] Bandow, Doug: Presidential Hawks, Left and Right, antiwar.com,
29.06.2008.
[11] Ebd.
[12] Strategic Leadership 2008, S. 16.
[13] Griffin, Webster: Obama - The Postmodern Coup: Making of a
Manchurian Candidate by Webster Griffin, URL: http://tinyurl.com/5r4rgk
[14] "Russlands Vorgehen ähnelt dem von Hitler", Die Welt, 11.08.2008.
Ebenfalls in sein Team geholt hat Obama Brzezinskis Sohn Mark, der
seinem Vater hinsichtlich dessen Russophobie in nichts nachsteht.
[15] Should Moscow Root for Obama?, CDI Russia List, 21.03.2008.
[16] Obama's Remarks on Iraq and Afghanistan, New York Times, 15.07.2008.
[17] Während sich dieses Handelsbilanzdefizit 1992 noch auf
vergleichsweise harmlose $39 Mrd. belief, stieg es schon während der
Amtszeit Bill Clintons bedrohlich auf $379,835 Mrd. im Jahr 2000. Unter
George W. Bush setzte man schließlich jährlich zu neuen "Höhenflügen"
an. Da diese Lücke zwischen Importen und Exporten primär in Form von
Schuldscheinen (Staatsanleihen) gedeckt wird, ist es nicht weiter
verwunderlich, dass sich der US-Schuldenberg analog zum
Handelsbilanzdefizit entwickelte. Washingtons Verbindlichkeiten haben
sich seit 1992 (ca $4 Billionen) ebenfalls mehr als verdoppelt.
[18] Im Dokument Strategic Leadership 2008 wird eindeutig der
Zusammenhang zwischen dem nicht länger aufrecht zu erhaltenden Defizit
und der Notwendigkeit zur Lastenverteilung hergestellt.
[19] Daalder, Ivo/Goldgeier, James: Global NATO, Foreign Affairs,
September/October 2006.
[20] "Starke und mutige Botschaft", Spiegel Online, 24.07.2008.
[21] O'Hanlon, Michael/Singer, Peter: The Humanitarian Transformation,
in: Survival, Vol. 46, Issue 1, (Spring 2004), S. 77f.