[Gen-Streitfall] Fundsachen Gentechnik

Rudi rudi-radler at freenet.de
Mi Sep 8 10:58:44 CEST 2004


1) Fundsache
EU-Kommission gefährdet Lebensmittel ohne Gentechnik

Am kommenden Mittwoch will die EU-Kommission Schwellenwerte von 0,3% für die
Kennzeichnung von Saatgut mit gentechnischen Verunreinigungen festlegen. Der
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) verurteilt diese Pläne als
undemokratisch und als große Gefahr für die gentechnikfreie
Lebensmittelwirtschaft.
„Alle, die Landwirtschaft ohne Gentechnik betreiben wollen, sind auf
gentechnikfreies Saatgut angewiesen“, stellt Dr. Felix Prinz zu Löwenstein,
Vorstandsvorsitzender des BÖLW fest und fordert das Reinheitsgebot für
Saatgut. „Die Schwellenwerte von 0,3 -0,5 %, die die EU-Kommission jetzt für
Mais und Raps festlegen will, führen zu einer schleichenden und zunehmenden
Kontamination sämtlicher Pflanzenbestände mit gentechnisch veränderten
Organismen.“

„Diese Kontamination kann – wenn überhaupt – nur mit großen Anstrengungen in
der Qualitätssicherung vermieden werden, die zu enormen zusätzlichen Kosten
führen“, erläutert Dr. Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW. Diese
Kosten gefährden die Branche für Bio-Lebensmittel in ihrer Existenz. Eine
Branche, die sich eigentlich im Wachstum befindet.

Erzeuger, Verarbeiter und Händler von Bio-Lebensmitteln sind gesetzlich dazu
verpflichtet, ohne Gentechnik zu arbeiten. Sie entsprechen damit dem Wunsch
einer großen Mehrheit der Bevölkerung nach gentechnikfreien Lebensmitteln.

Das Europäische Parlament und mehrere Parlamente von EU-Mitgliedsstaaten,
darunter auch der Deutsche Bundestag, haben sich für die Kennzeichnung von
Saatgut mit gentechnischen Verunreinigungen ab der Nachweisgrenze von 0,1%
ausgesprochen. „Die Absicht der EU-Kommission, jetzt, in ihren letzten
Amtstagen, diese Entscheidung gegen den Willen des EU-Parlaments, von
nationalen Parlamenten und der Mehrheit der europäischen Bevölkerung
durchzusetzen, ist undemokratisch und skandalös“, so Dr. Felix Prinz zu
Löwenstein.

„Das Vorgehen der EU ist auch deshalb völlig unverständlich“, ergänzt Dr.
Alexander Gerber, „als die Saatgutpartien ohnehin auf das Vorhandensein von
gentechnischen Verunreinigungen getestet werden müssen. Die Saatgutanbieter
müssten daher bei einer Kennzeichnung ab der Nachweisgrenze lediglich die
ihnen bekannten Werte deklarieren - gänzlich ohne Zusatzkosten.“

„Der BÖLW fordert die EU-Kommission nachdrücklich auf, die Entscheidung
auszusetzen und sie der neuen Kommission zu überlassen“, schließt Dr. Felix
Prinz zu Löwenstein. „Diese muss dann eine Entscheidung treffen, die dem
Willen der Parlamente, der Mehrheit der Bevölkerung und der wirtschaftlichen
Vernunft entspricht. Ziel muss es sein, auch künftig Lebensmittel ohne
Gentechnik herstellen zu können!“


© 07.9.2004 Gourmet Report /
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www.gourmet-report.de

2) Fundsache
EU-Kommission will Gentech-Grenzwerte neu festlegen
Umweltorganisationen warnen vor Ende konventioneller Landwirtschaft

Brüssel (pte, 07. Sep 2004 11:40) - Die EU-Kommission entscheidet morgen,
Mittwoch, über die Zukunft der europäischen Landwirtschaft, denn die
Grenzwerte für die gentechnische Verunreinigung von Saatgut werden neu
festgelegt. Bis zu 0,3 Prozent genetisch-veränderte Organismen bei Mais und
Raps wären dann erlaubt. Umweltorganisationen wie Greenpeace
http://www.greenpeace.at fürchten, dass dann in Zukunft nicht mehr
garantiert werden kann, dass Bauern und Lebensmittelindustrie weiterhin
Gentech-freie Produkte - im Rahmen der derzeit erlaubten 0,9 Prozent
Verunreinigung - anbieten können.

"Wenn Gentech-Verunreinigungen im Saatgut nicht gekennzeichnet werden
müssen, bedroht das die heimische Landwirtschaft und die
Lebensmittelproduktion", warnt Susanne Fromwald, Gentechnik-Expertin von
Greenpeace. Der Großteil des konventionellen Saatguts auf dem EU-Markt,
einschließlich der importierten Ware, ist derzeit nicht kontaminiert, meinen
die Experten. Es gebe eigentlich keine Gründe, diese Entscheidung zu
übereilen. Umgekehrt kritisiert die Umweltorganisation die Tatsache, dass
die abtretende Kommission die EU-Bürger mit einem Antrag sitzen lasse, der
ihren Versprechen auf Koexistenz und freie Wahl für den Konsumenten
widerspreche.

Greenpeace fürchtet, dass der von der EU-Kommission geplante Grenzwert von
0,3 Prozent das Ende der Wahlfreiheit für Konsumenten bedeute, da auch den
EU-Mitgliedsstaaten, die eine nationale Gesetzgebung zum Schutz
konventioneller und biologischer Landwirtschaft entwickeln sollten, dann
kein Spielraum mehr bleibe. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass
Saatgut am Beginn der Lebensmittelproduktion steht. "Wenn nicht einmal
Saatgut vor Gentech-Kontamination geschützt werden kann, hat die Produktion
Gentechnik-freier Lebensmittel keine Zukunft", argumentiert Fromwald. Als
besonders skandalös empfindet die Expertin die Tatsache, dass einerseits
Richtlinien, die zum europaweiten Anbau von Gentech-Pflanzen führen,
beschlossen werden, andererseits das Problem der Sicherstellung
Gentech-freier Landwirtschaft wie etwa im Bereich des Biologischen Landbaus
auf die Mitgliedsstaaten abgeschoben werde. (Ende)

Quelle:
pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner,
email: weitlaner at pressetext.at,
Tel. +43-1-81140-307
www.pressetext.ch


3)Fundsache
(Noch) geht´s auch ohne Gentechnik in der Saat

Wethmar. Dieter Görtz ist einer von zwei Lüner Landwirten, die gestern
erklärten, auf gentechnisch verändertes Saatgut zu verzichten. Bei einem
Treffen von Landwirten und Politikern auf dem Hof Schulze-Wethmar
überreichte die Hausherrin Elisabeth Schulze-Wethmar gestern 1 400
Unterschriften von Kunden ihres Hofladens an die Kreisdezernentin für
Gesundheit und Verbraucherschutz, Gabriele Warminski-Leitheußer.


Die - nur in Kopie übergebenen - Unterschriften der Kunden richten sich
gegen ein Gesetz, das in der Europäischen Union auf den Weg gebracht werden
soll. Die Originale hat Elisabeth Schulze-Wethmar nach Brüssel geschickt.
Heute tagt dort eine Vorbereitungskommission, die eine neue Richtlinie
berät. Erwogen wird, Mais und Raps, dessen Saatgut bis zu 0,3 Prozent
gentechnisch verändert wurde, nicht gesondert zu kennzeichnen.

"Der Verbraucher muss frei entscheiden können, ob er gentechnisch veränderte
Lebensmittel kauft. Dazu braucht es eine klare Kennzeichnungspflicht, und
die darf nicht durch solche Schwellwerte unterlaufen werden", argumentierte
Kreisdezernentin Warminski-Leitheußer.

Auch die anwesenden Bauern zeigten sich skeptisch gegenüber dem gentechnisch
veränderten Saatgut. "Ich sehe eher Gefahren als Vorteile. Mir bringt die
Gentechnik erstmal nichts", erklärte Dieter Görtz, Ortsvereinsvorsitzender
der Lüner Landwirte, der einen konventionellen Hof betreibt. Neben ihm
erklärte gestern auch Willi Hauschopp seinen freiwilligen Verzicht auf das
veränderte Saatgut für mindestens ein Anbaujahr.

Für viele ihrer Kollegen in der Landwirtschaft ist vor allem das
wirtschaftliche Risiko zu groß. Wer genveränderte Saat ausbringt, haftet
nämlich für alle Folgen, die Betroffene in der Umgebung geltend machen.
Versicherungen decken das Risiko, das so unkalkulierbar ist, wie der Wind,
der über die Felder weht, nicht ab. Außerdem fürchten die Bauern um die
Gunst der Verbraucher. "70 Prozent sind gegen genverändertes Essen", wussten
sie.

Die Stimmung unter den Landwirten im Kreis Unna ist gemischt, das bekundete
gestern deren Kreisverbandsvorsitzender Reinhard Döring: "Unser Verband wird
daher keine komplett gentechnik-freien Flächen fordern." "Einige Kollegen
haben auch Angst, sich mit einer freiwilligen Selbstverzichtserklärung auf
das Wirtschaften ohne genveränderte Saat festzulegen", berichtete Dietrich
Goertz. Dennoch: Rund 1 000 Hektar in der Region werden Gentechnik-frei
bewirtschaftet. Auch der Kreis Unna verfügte auf den eigenen Flächen
genktechnikfreien Anbau.


07.09.2004   Von Annika Lante
Quelle:
WAZ-Online www.waz.de
45123 Essen,
Friedrichstr. 34-38
Telefon: (0201) 804-0
Telefax: (0201) 804-2841


Mit Freundlichen Grüßen
Aktionsbündnis „Faire Nachbarschaft“
Rudolf Schäfer
Birkenweg 1 35099 Burgwald
Tel. : 0 64 51/ 71 77 23
Handy: 0174 21 56 518
Email: rudi-radler at vollbio.de
Web: www.gentechnikfreiezone-hessen.de
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