[Gen-Streitfall] Wernicke räumt erstmals Fehler mit Genversuchen ein (09.05.04, Mitteldeutsche Zeitung)

Sabine altmann.tent at t-online.de
Mi Mai 12 12:40:28 CEST 2004


www.mz-web.de

Mitteldeutsche Zeitung

erstellt 09.05.04, 14:41h


Wernicke räumt erstmals Fehler mit Genversuchen ein

«Eine derartige starke Ablehnung in der Öffentlichkeit hätte ich nicht
erwartet»


Magdeburg/dpa.  Im Streit um den großflächigen Anbau von
genmanipuliertem Mais in Sachsen-Anhalt hat Landwirtschaftsministerin
Petra Wernicke (CDU) erstmals Fehler eingeräumt. «Eine derartige starke
Ablehnung in der Öffentlichkeit gegenüber den Freilandversuchen mit
gentechnisch veränderten Pflanzen hätte ich nicht erwartet», sagte
Wernicke am Sonntag der dpa. «Wir müssen die Öffentlichkeit künftig über
alle Schritte umfassend informieren», sagte die Ministerin.

    Wernicke hatte am Samstag dem Sender «MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt»
erklärt, sie sei zu spät und erst auf ihren Druck hin informiert worden.
Der Dialog zwischen den verschiedenen Landwirtschaftsverbänden habe
dadurch erst zu spät beginnen können.

    Sie könne den beteiligten Bauern nur raten, selbst ihre Anbauflächen
bekannt zu geben, sagte die Ministerin. Ohne die Akzeptanz der neuen
Technologie bei den Verbrauchern werde der Anbau von gentechnisch
veränderten Pflanzen in Deutschland scheitern, sagte Wernicke.

    Das Landwirtschaftsministerium wisse bis heute nicht, welche
Betriebe sich an den Genversuchen beteiligen. Diese Firmen kenne nur der
Vertragspartner, die Saatgutfirma InnoPlanta, sagte Wernicke. Dem
Ministerium sei nur ein Standort - das landeseigene Versuchsfeld in der
Nähe der Gemeinde Iden in der Altmark - bekannt. Hier wächst
gentechnisch veränderter Mais auf einer Fläche von einem Hektar.

Um den Menschen die Angst vor der neuen Technik zu nehmen, plant das
Ministerium in den kommenden Wochen mehrere öffentliche
Informationsveranstaltungen. Ferner sollen die im Mais- Freilandversuch
gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse veröffentlicht werden, sagte
Wernicke.

    Im bundesweit ersten großflächigen Anbau von genmanipuliertem Mais
beteiligen sich Agrarbetriebe in sieben Bundesländern. Sachsen-Anhalt
hat die Federführung des Projekts übernommen. Erprobt wird das
Nebeneinander von Gen-Mais und normalem Mais. Offiziell hieß es bislang,
Details zu den 29 Standorten werden vermieden, um die Landwirte zu
schützen. Umweltschützer kritisieren diese «Geheimhaltungsstrategie».




Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Streitfall