[Gen-Streitfall] WG: [geninfo] Arzneimittel vom Reisacker (taz)

Sabine altmann.tent at t-online.de
Mo Mai 10 22:05:53 CEST 2004



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Naschi [mailto:naschi at so36.net] 
Gesendet: Montag, 10. Mai 2004 16:22
An: geninfo at lists.so36.net
Betreff: [geninfo] Arzneimittel vom Reisacker (taz)


Arzneimittel vom Reisacker

In Kalifornien soll erstmals Gentech-Reis zur Produktion von
Medikamenten großflächig angebaut werden

An genmanipulierte Baumwolle und Mais haben sich die Farmer im
US-Bundesstaat Kalifornien schon fast gewöhnt. Das Vorhaben der kleinen
in Sacramento ansässigen Biotech-Firma Ventria großflächig transgenen
Reis anzubauen, geht ihnen aber doch zu weit. Ventria hofft als erstes
Unternehmen überhaupt die Erlaubnis zu bekommen, Arzneimittel vertreiben
zu dürfen, die auf dem Acker durch Reispflanzen produziert werden. Vor
allem die Reisfarmer sind gegen den Anbau. Sie befürchten, dass ihre
Ernte kontaminiert wird und dass ihnen die Abnehmer davonlaufen.

Ventrias Reispflanzen sind mit zwei menschlichen Genen ausgestattet. In
den Körnern produzieren sie die Substanzen Lactoferrin und Lysozym.
Normalerweise sind diese beiden antibakteriellen Wirkstoffe in der
Muttermilch zu finden. Sie schützen die Kleinkinder vor
Infektionserkrankungen wie zum Beispiel Durchfall, Mittelohrentzündungen
oder Meningitis.

Klinische Studien zur Prüfung der Wirksamkeit der aus dem Reismehl
extrahierten Substanzen sollen noch diesen Sommer in einer Klinik in
Peru beginnen. In einer weiteren Studie, in Los Angeles, soll untersucht
werden, ob Lactoferrin auch bei Eisenmangel helfen kann. Zudem hat
Ventria bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt, ihr Reismehl als
medizinisch wirksames Lebensmittel, als so genanntes Nutraceutical,
anzuerkennen. Besonders hervorgehoben wird von dem Unternehmen, dass die
Arzneistoffe in den Reiskörner auch nach dreijähriger Lagerzeit immer
noch wirksam seien. Das würde vor allem in Entwicklungsländern helfen,
wo häufig keine Möglichkeit besteht, Arzneimittel gekühlt aufzubewahren.

Eigentlich wollte Ventria mit dem kommerziellen Reisanbau schon in
dieser Saison beginnen. Ende März erhielt das Unternehmen auch die
Erlaubnis der kalifornischen Reiskommission im Süden des Bundestaats auf
50 Hektar ihre Arzneimittelpflanzen auszubringen. Ventria hatte sich
schon darauf eingelassen, den Gentech-Reis nur im Süden Kaliforniens
anzubauen, weitab vom Reisgürtel im Norden. Dort wird jährlich Reis im
Wert von etwa 500 Millionen Dollar produziert. Doch die
US-Landwirtschaftsbehörde USDA machte der Firma jetzt einen Strich durch
die Rechnung. Sie besteht auf ein Genehmigungsverfahren mit öffentlicher
Beteiligung. Bis Juli - spätestens dann müssen die Pflanzen draußen sein
- ist das jedoch nicht zu bewerkstelligen. "WOLFGANG LÖHR

taz Nr. 7352 vom 7.5.2004, Seite 18, 82 Zeilen (TAZ-Bericht), WOLFGANG
LÖHR




Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Streitfall