[Gen-Streitfall] Gentechnik Nachrichten 53 (Oeko-Institut)

Sabine altmann.tent at t-online.de
Mo Mai 10 22:05:27 CEST 2004


Gentechnik Nachrichten 53
Mai 2004


unterstuetzt durch Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Triodos-Stichting
und Greenpeace

INHALT
Rechtliche und politische Entwicklungen
Aktuelles aus Wissenschaft & Forschung
Business News
Aktuelles vom Oeko-Landbau

RECHTLICHE UND POLITISCHE ENTWICKLUNGEN

Europa

Neue EU-Mitgliedsstaaten geben Impulse im Bereich Agrogentechnik Die am
1. Mai 2004 beigetretenen zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten bringen neue
Impulse in der Diskussion um den Einsatz von Gentechnik in der
Landwirtschaft. Einzelne Beitrittsstaaten wie Slowenien und Ungarn haben
bisher eine restriktive Gentechnikpolitik im Sinne des Vorsorgeprinzips
verfolgt. In den meisten Laendern gibt es allerdings noch keine
entsprechenden Kapazitaeten um die neuen Vorgaben zur Kennzeichnung von
GV-Produkten und Saatgut zu ueberpruefen. Im Rahmen der diesjaehrigen
Internationalen Jahrestagung des Oeko-Instituts in Berlin wurden
moegliche Auswirkungen des Beitritts auch auf das Themenfeld Gentechnik
diskutiert (http://www.oeko.de/jahrestagung.htm). Der Status quo in den
Beitrittslaendern ist zudem in einer Veroeffentlichung des Oeko-
Instituts zusammengefasst
(http://www.oeko.de/dokum.php?setlan=&vers=&id=195&PHPSESSID=5822ee269
fec5e26ffd962f754459033).

Europaeische Kommission wird ueber Zulassung von Bt11 entscheiden Der
Zulassungsantrag fuer die GV-Maislinie Bt11 erreichte im europaeischem
Agrarministerrat am 27. April 2004 nicht die erforderliche qualifizierte
Mehrheit. Nun wird die europaeische Kommission im Alleingang ueber den
Antrag entscheiden. Eine Entscheidung der Kommission zugunsten des
Antrages wird innerhalb der naechsten Wochen erwartet. Bei der
Abstimmung hatten zwei Laender ihre Position veraendert: Italien, das
der Zulassung von Bt11 bisher ablehnend gegenueber stand, stimmte nun im
Agrarministerrat dafuer, waehrend sich Spanien unerwarteterweise der
Stimme enthielt. Gegen die Zulassung stimmten Daenemark, Frankreich,
Griechenland, Luxemburg, Oesterreich und Portugal. Enthalten haben sich
neben Spanien auch Deutschland und Belgien. Fuer den Antrag stimmten
neben Italien, Grossbritannien, die Niederlande, Irland, Finnland und
Schweden (Reuters 28.04.04, zitiert nach GENET 28.04.04). Obwohl der
Staendige Lebensmittelausschuss der EU im Dezember 2003 den Antrag wegen
Sicherheitsmaengel negativ beschieden hatte (siehe Gentechnik-
Nachrichten 48), hatte die europaeische Kommission am 28. Januar 2004
den Antrag befuerwortet (Friends of the Earth Biotech Mailout April
2004; http://www.foeeurope.org/GMOs/publications/).

EFSA bewertet GV-Mais MON 863 als unbedenklich
Am 19. April hat die Europaeische Behoerde fuer Lebensmittelsicherheit
EFSA die Meinung des GVO-Panels zum GV-Mais MON 863 der Firma Monsanto
veroeffentlicht. Das GVO-Panel bewertet den GV-Mais als unbedenklich,
obwohl im Rahmen von Fuetterungsstudien einige Auffaelligkeiten zu
verzeichnen waren. Bei den Fuetterungsstudien an Ratten ueber 90 Tage
hatte es in der mit MON 863-Mais gefuetterten Gruppe veraenderte
Blutwerte, naemlich eine leicht erhoehte Anzahl weisser Blutkoerperchen,
gegeben. Die EFSA bewertete diese Veraenderung als biologisch nicht
bedeutsam, da die Veraenderungen innerhalb der Standardabweichung der
Kontrollgruppe lagen. Auch das signifikant niedrigere Nierengewicht und
histologische Veraenderungen der Nieren in der mit GV-Mais gefuetterten
Testgruppe wurde von der EFSA mit Hinweis auf die grossen
Standardabweichungen als unbedeutend eingestuft (Gutachten des
GVO-Panels angenommen am 2. April 2004;
http://www.efsa.eu.int/science/gmo/gmo_opinions/381_en.html).
Nach einem Artikel der franzoesischen Tageszeitung Le Monde vom 22.
April 2004 hatte die franzoesische Gentechnik-Kommission CGB wegen
dieser Ergebnisse den GV-Mais MON 863 in einem vertraulichen Bericht als
nicht sicher bewertet. Ein Risiko fuer die tierische Gesundheit kann die
CGB nicht ausschliessen, da die beobachteten Veraenderungen nicht
befriedigend erklaert sind. Trotzdem hatte die franzoesische Behoerde
fuer Lebensmittelsicherheit (Afssa) den MON 863-Mais als unbedenklich
eingestuft. Von Le Monde befragte Experten sagten aus, dass es auch bei
vier anderen 2003 zugelassenen Maissorten Anomalien gegeben habe, die
aber erklaerbar gewesen seien (L'expertise confidentielle sur un
inquiétant maïs transgénique, Le Monde
22.04.04; http://www.lemonde.fr/web/recherche_articleweb/1,13-0,36-
362061,0.html?query=expertise+confidentielle&query2=&booleen=et&num_pa
ge=1&auteur=&dans=dansarticle&periode=30&ordre=pertinence&G_NBARCHIVES
=819709&nbpages=1&artparpage=10&nb_art=1; Frankfurter Rundschau
23.04.04,
http://www.frankfurterrundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirt
schaft/?cnt=426082&).

GV-Mais NK603 erneut abgelehnt
Am 30. April 2004 haben die Mitgliedstaaten im Staendigen Ausschuss fuer
die Lebensmittelkette und Tiergesundheit ueber die Zulassung der
GV-Maislinie NK603 der Firma Monsanto als Lebensmittel in der EU
abgestimmt und keine qualifizierte Mehrheit erreicht. Nun wird der
Zulassungsantrag in den Ministerrat ueberwiesen (Reuters 03.05.04,
zitiert nach GENET 03.05.04; Friends of the Earth Pressemitteilung
30.04.04). Im sogenannten Regelungsausschuss hatte es im Februar 2004
fuer die Einfuhr von NK603 als Futtermittel ebenfalls keine
qualifizierte Mehrheit gegeben (siehe Gentechnik-Nachrichten 51).

EFSA hat Leitlinien zu Risikobewertung vorgelegt
Die Europaeische Behoerde fuer Lebensmittelsicherheit EFSA hat
Leitlinien fuer die Risikobewertung von GV-Pflanzen und daraus
hergestellten Lebens- und Futtermitteln herausgegeben. Das Dokument ist
im Internet erhaeltlich unter:
http://www.efsa.eu.int/consultation/372_en.html. Bis zum 9. Mai 2004 ist
es moeglich, Kommentare einzureichen.

Spanien hat die Zulassung von GV-Mais Bt176 zurueckgenommen
Die spanische Behoerde fuer Lebensmittelsicherheit hat Ende April 2004
die Zulassung fuer den GV-Mais Bt176 zurueckgenommen, weil der GV-Mais
Markergene enthaelt, die Antibiotikaresistenz vermitteln. In Spanien
werden etwa 30.000 Hektar GV-Mais zu kommerziellen Zwecken angebaut,
wovon etwa 20.000 Hektar mit Bt-Mais 176 kultiviert werden (GARA
27.04.04, zitiert nach GENET 28.04.04; Bloomberg 29.04.04). Spanien
greift mit der Entscheidung auf die Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG
zurueck, nach der Antibiotika-Resistenzgene in vermarkteten transgenen
Pflanzen ab dem 1. Januar 2005 nicht mehr erlaubt sind. Der Bt176-Mais
ist generell sehr umstritten, da die Pollen hohe Dosen von Bt-Toxin
enthalten, die Nichtzielorganismen schaedigen koennen (siehe
Gentechnik-Nachrichten 27). In den USA wird der Bt176-Mais auch nicht
mehr vermarktet. Die Firma Syngenta hatte dort keine erneute Zulassung
nach 2001 beantragt (EPA (2000): Issues pertaining to the Bt plant
pesticides Risk and Benefit Assessments;
http://www.epa.gov/oscpmont/sap/2000/index.htm#092600).

Schweden hat GV-Kartoffel zum kommerziellen Anbau zugelassen Die
schwedische Regierung hat den kommerziellen Anbau einer GV-
Kartoffellinie zugelassen. Die gentechnische Veraenderung bewirkt eine
veraenderte Staerkezusammensetzung in der GV-Kartoffel. Die GV-
Kartoffel soll fuer die Papierherstellung und nicht fuer Lebensmittel
verwendet werden. Die EU muss diese Zulassung noch bestaetigen, da Reste
der GV-Kartoffel als Futtermittel und fuer Duengemittel verwendet werden
und damit auch in die Lebensmittelkette gelangen koennen (The Guardian
09.04.04, zitiert nach GENET 15.04.04).

Deutschland: GV-Weizen in Sachsen-Anhalt ausgesaet, das Feld wurde
allerdings zerstoert Im Zuge eines am 1. April 2004 genehmigten
Freisetzungsversuches in Sachsen-Anhalt wurde Anfang April 2004 auf
einer 450 m2 grossen Flaeche der Landesanstalt fuer Landwirtschaft und
Gartenbau GV-Weizen ausgesaet. Bei zwei anderen Flaechen verhinderte
Greenpeace die Aussaat, indem Oeko-Weizen auf die Felder gebracht wurde.
Es handelt sich bei dem Freisetzungsversuch um einen GV-Weizen der Firma
Syngenta, der pilzresistent sein soll (Spiegel online 06.04.04). Die
gentechnische Veraenderung soll insofern zu einer Verbesserung der
Kornqualitaet fuehren, indem in dem Weizen ein bestimmtes Pilzgift in
geringerer Konzentration gebildet werden soll. Das genaue Genkonstrukt
wurde nicht veroeffentlicht. In dem Versuchsfeld wurden Anfang Mai ein
Teil der Weizenpflanzen aus dem Boden gerissen und das Erdreich
aufgewuehlt (taz 05.05.04; Syngenta Pressemitteilung 07.05.04).

Andere

Neuseeland: Import von GV-Weizen beantragt
Monsanto hat bei der neuseelaendischen Behoerde "Food Standards
Australia New Zealand" eine Zulassung fuer den Import seines
herbizidresistenten GV-Weizens beantragt (Greenpeace New Zealand
17.03.04, zitiert nach GENET 18.03.04) Ein solcher Antrag liegt bereits
in Suedafrika vor (siehe Gentechnik-Nachrichten 50). Die Importzulassung
in diesen Laendern wurde vor allem beantragt, weil US- amerikanische und
kanadische Landwirte keine Absatzmaerkte fuer GV- Weizen sehen (siehe
Gentechnik-Nachrichten 38, 41 und 44).

International

Abkommen zu Biodiversitaet wird rechtskraeftig
Nachdem die Europaeische Union als Organisation, elf EU-Staaten und
Aegypten am 31. Maerz das Internationale Abkommen zu Pflanzengenetischen
Ressourcen fuer Lebensmittel und Landwirtschaft ratifiziert haben, wird
dies am 29. Juni 2004 in Kraft treten. Das Abkommen soll den Erhalt und
die nachhaltige Nutzung von pflanzengenetischen Ressourcen, d.h. die
Vielfalt von Arten und Sorten, sichern und bewirken, dass der Nutzen
gleich und fair geteilt wird. Damit sichert das Abkommen grundlegende
Rechte der Landwirtinnen und Landwirte (FAO Pressemitteilung 31.03.04,
http://www.fao.org/newsroom/en/news/2004/39887/index.html).

AKTUELLES AUS WISSENSCHAFT & FORSCHUNG

Erprobungsanbau mit unzureichenden Begleituntersuchungen zu Koexistenz
In Deutschland wurde am 5. Mai 2004 an dreissig Standorten in sieben
Bundeslaendern Bt-Mais ausgesaet. Die Versuchsflaechen liegen in
Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Sachsen, Brandenburg,
Baden-Wuerttemberg und Thueringen. Beteiligt sind insgesamt 30 Betriebe.
Die Feldgroessen variieren zwischen 5 und 20 Hektar. Dieser sogenannte
Erprobungsanbau findet auf insgesamt 300 Hektar statt und wird durch ein
wissenschaftliches Begleitprogramm flankiert. Dabei geht es vor allem um
den Polleneintrag in angrenzenden konventionellen Maisfeldern. Die
Ergebnisse sollen in Regeln fuer eine Koexistenz einfliessen
(Biosicherheit 05.05.04,
http://www.biosicherheit.de/aktuell/287.doku.html). Dabei soll die
Messung der Auskreuzung in konventionellen Mais in 10, 30 und 60 Metern
Abstand erfolgen. Nur gegebenenfalls soll eine zusaetzliche Messung bei
ueber 100 Metern erfolgen. Zum Genfluss bei Mais, das heisst zum
Pollenflug und vor allem auch zu Einkreuzungsraten, gibt es allgemein
nur sehr wenig Untersuchungen mit einer weitgehend unbefriedigenden
Datenlage (Barth et al. 2003). Bei einem Sicherheitsabstand von 200
Metern etwa variieren Daten zu Einkreuzungsraten zwischen 1,11 % (Burris
2001) und 2,47 % (Jones & Brooks 1950). In einer Disatnz von 600 Metern
stellten Salamer (1940) noch Auskreuzungsraten bei Mais von 0,79 % fest.
Gentechnisch veraenderter herbizidresistenter Mais gehoerte auch zu den
untersuchten Nutzpflanzen der Farm Scale Evaluations in Grossbritannien.
Nach den begleitenden Untersuchungen der DEFRA nahmen die
Auskreuzungsraten in Entfernungen bis 20 Meter zwar zunaechst schnell
ab. Bei Entfernungen von mehr als 20 Metern gingen die
Auskreuzungsereignisse aber nur noch sehr langsam zurueck. Das bedeutet,
ein Grundlevel an Auskreuzung wird erhalten. Zum Teil wurden bei einer
Entfernung von 200 Metern Einkreuzungsraten zwischen 0,42 % bis 0,14 %
gefunden. In einer Entfernung von 650 Metern von dem GV-Maisfeld wurde
eine Einkreuzungsrate von 0,14 % festgestellt.

Hodenentwicklung bei Maeusen als sensitiver Biomonitor fuer GVO-
Lebensmittelsicherheit? US-amerikanische Wissenschaftler haben die
Lebensmittelsicherheit des Bt-Toxins an der Hodenentwicklung bei Maeusen
untersucht. Dazu wurden jeweils zehn schwangere Maeuse mit Bt-Mais und
konventionellem Mais gefuettert. Nach der Geburt wurden zu verschiedenen
Zeitpunkten jeweils drei maennliche Maeuse, deren Muettern waehrend der
Schwangerschaft Bt-Mais gefuettert wurde, und eine Maus aus der
Vergleichsgruppe auf Unterschiede in der Spermienbildung untersucht. Da
keine Unterschiede festgestellt wurden, kommen Brake et al. (2004) zu
dem Schluss, dass Bt-Mais als sicher eingestuft werden kann (Brake et
al. (2004) : Evaluation of Bt (Bacillus thuringiensis) Corn on Mouse
Testicular Development by Dual Parameter Flow Cytometry. Journal of
Agricultural and Food Chemistry 52: 2097-2102). Dabei muss allerdings
bemerkt werden, dass die Stichprobengroesse zu gering war, um
statistisch abgesicherte Ergebnisse zu liefern. Zum anderen weisen
Bt-Maislinien, je nachdem wo und wie viele Kopien der Genkonstrukte in
das Genom inseriert haben, unterschiedliche Kornzusammensetzungen und
unterschiedliche Konzentrationen von Pflanzeninhaltsstoffen auf. Eine
pauschale Bewertung der Lebensmittelsicherheit von Bt-Mais kann deshalb
nicht getroffen werden.

Effekte "trojanischer Gene" in Modelfisch untersucht
Der US-amerikanische Wissenschaftler Howard hat an dem Modellfisch
Oryzias latipes, dem Japankaerpfling, den Einfluss von GV-Tieren auf
Wildpopulationen untersucht. In den Untersuchungen von Howard wurden
maennlichen Japankaerpflingen ein Gen, das fuer ein Wachstumshormon
codiert, eingebracht. Solche Gene werden dann als "Trojanische Gene"
bezeichnet, wenn sie indirekt schaedigend auf Wildpopulationen wirken.
Die bis zu 83 % groesseren GV-Maennchen paarten sich haeufiger als die
Nicht-GV-Maennchen. Da sie aufgrund ihrer enormen Groesse von den
Weibchen bevorzugt wurden, machten die GV-Maennchen 75 % der Paarungen
aus. Der Nachwuchs aus diesen Paarungen war allerdings zu 70 % weniger
vital als der Wild-Nachwuchs, wodurch die Population dezimiert wird, was
in einem Aussterben enden kann. Auch heimliche Paarungsstrategien der
Wild-Maennchen, bei denen sie waehrend einer anderen Paarung heimlich
Sperma beisteuern, konnten den Effekt der Trojanischen Gene nicht
mindern (Howard R (2004): Genetically modified male mating advantage and
the Trojan Gene effect in a Fish; ISB News Report, April 2004.
http://www.isb.vt.edu/news/2004/news04.apr.html#apr0402).

Kurznachrichten

Weitere Labore ENGL beigetreten: Dem Europaeischen Netz von GVO-
Laboratorien (ENGL) sind am 29. April 2004 als Teil der EU- Erweiterung
24 amtliche Laboratorien der Beitrittslaender beigetreten. Das Netz soll
die Erkennung, Bestimmung und Quantifizierung von GVO mit
gewaehrleisten. Das Netz hat zudem die Aufgabe zu entscheiden, ob die
Nachweismethoden fuer eine bestimmte GVO-Linie validiert sind und die
GVO-Linie in Lebens- und Futtermittelproben damit eindeutig nachgewiesen
werden kann (Europaeische Kommission Pressemitteilung 29.04.04;
http://europa.eu.int/rapid/start/cgi/guesten.ksh?p_action.gettxt=gt&do
c=IP/04/560|0|RAPID&lg=EN&display=).

"Gentechnikfreie Regionen und 'Koexistenz'": Das AgrarBuendnis
veranstaltet gemeinsam mit der Zukunftsstiftung Landwirtschaft am 22.
und 23. Juni in Berlin eine Tagung zum Thema gentechnikfreie Regionen
und Koexistenz und behandelt die Sicherstellung gentechnikfreier
Landwirtschaft und den Schutz der Biodiversitaet. Die Tagung wird vom
Bundesamt fuer Naturschutz gefoerdert
(http://www.agrarbuendnis.de/index.php?id=127).

Bei Fischen GV-Sperma hergestellt: Japanische Wissenschaftler haben
Retroviren in in vitro-kultivierte Spermien von Zebrafischen eingebracht
und anschliessend damit Fischeier befruchtet. Von 89 Zebrafischen
enthielten fuenf das Retrovirus. Das Retrovirus enthielt allerdings kein
kuenstlich hergestelltes Genkonstrukt. Bisher konnten bei Wirbeltieren
gentechnische Veraenderungen an Spermien nur vorgenommen werden, indem
die Spermien-produzierenden Stammzellen mit Retroviren infiziert und
anschliessend in die Hoden transplantiert wurden (Sakai (2004):
Genetically modified Sperm in Fish. ISB News Report, April 2004.
http://www.isb.vt.edu/news/2004/news04.apr.html#apr0401).

Maeuse mit Zellkernen aus Riechzellen kloniert: Beim Klonen von Maeusen
werden zumeist Kerne aus solchen Zellen verwendet, die noch
Zellteilungen vornehmen. Grund dafuer ist, dass das Genom aus Zellen,
die sich nicht mehr teilen, (sogenannte post-mitotische Zellen), derart
fest strukturiert ist, dass es keine Teilungs- und
Differenzierungsprozesse mehr erlaubt. US-amerikanische Wissenschaftler
haben nun mit den Kernen aus fertig differenzierten Zellen, naemlich
Riechnervenzellen, Maeuseklone hergestellt. Die Wissenschaftler gehen
davon aus, dass die Eizelle in der Lage ist, auch Zellkerne aus
Nervenzellen wieder zu reprogrammieren (Eggan et al. (2004) : Mice
cloned from olfactory sensory neurons. Nature 428: 44-49).

BUSINESS NEWS

Unternehmenskonzentration in der US-amerikanischen oekologischen
Lebensmittelproduktion? Die Umweltorganisation Rural Advancement
Foundation International
(RAFI) in den USA sieht in der US-amerikanischen oekologischen
Lebensmittelwirtschaft eine strukturelle Veraenderung hin zu der
Entwicklung von "Oeko-Giganten". Diese entstehen zum einen durch das
Wachstum einiger Unternehmen oder durch Uebernahmen, aber auch durch das
schnelle Wachstum in einigen Bereichen der Oekoproduktion. Als Beispiele
werden die Firmen Natural Selection Food, Earthbound Farm und die Hain
Selestial Group genannt. Zudem haben sich die grossen Unternehmen der
konventionellen Lebensmittelwirtschaft bereits eigene Oeko-Marken
zugelegt, darunter auch Novartis, die mit Tender Harvest oekologische
Babynahrung vertreiben. RAFI plaediert dafuer, internationale Standards
einzufuehren, die kleinen und regionalen Beteiligten eine Zertifizierung
ermoeglicht, die nicht teuer ist. Eine faire Bezahlung von Landwirten
und generell soziale Verantwortung sollte in der oekologischen
Lebensmittelproduktion ebenfalls Standard sein. Dies koennte
beispielsweise ueber eine Kombination der oekologischen Kennzeichnung
mit anderen Guetesiegeln bewerkstelligt werden (Sligh &Christman
(2004): Who Owns Organic? The Global Status, Prospects, and Challenges
of a Changing Organic Market. Rural Advancement Foundation International
- USA. http://www.rafiusa.org/pubs/OrganicReport.pdf).

AKTUELLES VOM OEKO-LANDBAU

Fachzeitschrift Nature widmet sieben Seiten dem Oekolandbau
Die renommierte Fachzeitschrift "Nature" widmet dem oekologischen
Landbau in der Ausgabe vom 22. April einen siebenseitigen Schwerpunkt.
Im Mittelpunkt steht die Frage ob die Zukunft der Landwirtschaft
oekologisch sein wird. Darin heisst es, dass die oekologische
Landbaubewegung einen guten Anfang damit macht, die Welt veraendern zu
wollen. Grundlegende Elemente des oekologischen Landbaus finden danach
verstaerkt Eingang in die konventionelle Landwirtschaft. Ein weiterer
Beitrag stellt "Organic FAQs" (FAQs = haeufig gestellte Fragen)
zusammen. Neben den Umweltvorteilen des Oekolandbaus wird dabei auch der
Beitrag des Oekolandbaus zur Welternaehrung besprochen
(http://www.nature.com/nature/focus/organicfarming/).

Deutschland und Oesterreich wegen Bedingungen fuer Oeko- Kontrollstellen
vor EU-Gericht Die europaeische Kommission hat Deutschland und
Oesterreich vor dem Europaeischen Gerichtshof wegen Verstoessen gegen
den freien Dienstleistungsverkehr verklagt. Gegenstand der Klage ist,
dass private Kontrollstellen fuer den Oeko-Landbau einen Sitz im
jeweiligen Land aufweisen muessen. Damit koennten in anderen
Mitgliedslaendern niedergelassene Stellen in Deutschland und Oesterreich
nur dann grenzueberschreitend Leistungen anbieten, wenn sie dort eigene
Niederlassungen gruendeten. Nach Artikel 49 des EU- Vertrags allerdings
soll es jedem Unternehmen, das in einem EU- Mitgliedstaat
Dienstleistungen erbringt, moeglich sein, diese Dienstleistungen
ungehindert in anderen Mitgliedstaaten anzubieten. Durch die
einzelstaatlichen Regelungen werden laut der Kommission der Wettbewerb
eingeschraenkt und nicht nur Erzeuger, sondern auch Endverbraucher von
Oeko-Erzeugnissen benachteiligt (Oekolandbau Newsletter 08.04.04;
http://www.oekolandbau.de/index.cfm?uuid=0007EF07D1B61D3EBE5D01A5C0A8E
066&and_uuid=0001A0C893E110728F076521C0A8D816&field_id=16&from=1&to=20
).

Mais-Sortenversuch fuer den Oeko-Landbau
Das Deutsche Maiskomitee fuehrt seit 2003 Sortenpruefungen fuer den
oekologischen Maisanbau durch. Dabei werden 18 Silomaissorten und zwoelf
Koernermaissorten an verschiedenen Standorten geprueft. Die
Sortenpruefung wird durch das Bundesprogramm Oekologischer Landbau des
Verbraucherschutzministeriums gefoerdert. Seit Anfang 2004 sind
Oeko-Betriebe verpflichtet, ausschliesslich oekologisch vermehrte Sorten
anzubauen, soweit entsprechendes Saatgut auf dem Markt zur Verfuegung
steht (Oekolandbau Newsletter 08.04.04;
http://www.oekolandbau.de/index.cfm?uuid=0007EF07D1B61D3EBE5D01A5C0A8E
066&and_uuid=000D4C4BFE801074B2886521C0A8D816&field_id=16&from=1&to=20
).

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Hinweise:

Die GENET mails sind im Internet unter folgender Adresse
recherchierbar: http://www.gene.ch/genet.html


Die Gentechnik-Nachrichten sind unter folgenden URL-Adressen im Internet
zu finden: http://www.oeko.de/gennews.htm. Sie koennen auch per e-mail
abonniert werden (mail an listserver at oeko.de, OHNE Betreff, Text:
subscribe gen-news at oeko.de).

Wenn Sie die Gentechnik-Nachrichten unterstuetzen moechten, freuen wir
uns ueber steuerabzugsfaehige Spenden an das Oeko-Institut bei der
Sparkasse Freiburg, Konto 2063447, BLZ 680 501 01, Stichwort
"Gentechnik-Nachrichten"




Katja Moch
Bereich Biodiversität, Ernährung und Landwirtschaft (BE&L) Öko-Institut
e.V. Institut für angewandte Ökologie Geschäftsstelle Freiburg Postfach
6226 D-79038 Freiburg

Tel.: 0761 - 45295-37
Fax: 0761 - 475437

email: k.moch at oeko.de
http://www.oeko.de




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