[Gen-Streitfall] Naturschützer ohne Mitsprache bei Genpflanzen (Berliner Zeitung, 17.06.04)
Sabine
altmann.tent at t-online.de
Do Jun 17 21:42:45 CEST 2004
Berliner Zeitung, Donnerstag, 17. Juni 2004
Naturschützer ohne Mitsprache bei Genpflanzen
Trittin unterliegt im Streit mit Künast
Jörg Michel
BERLIN, 16. Juni. In der Bundesregierung gibt es Streit über die von
Agrarministerin Renate Künast (Grüne) geplanten Regeln zum Anbau
genveränderter Pflanzen. Gegen den Willen von Umweltminister Jürgen
Trittin
(Grüne) beschlossen die Regierungsfraktionen und Künast am Mittwoch
Änderungen am geplanten Gentechnik-Gesetz. Der Entwurf wurde so
umgeschrieben, dass ihn die Union im Bundesrat nicht mehr blockieren
kann. Trittin stört sich nun daran, dass im Zuge dieser Korrekturen die
Rechte der Naturschutzbehörden bei der Genehmigung und Freisetzung von
Gen-Pflanzen gekappt wurden.
Nach Informationen dieser Zeitung intervenierte Trittin deswegen
mehrmals bei Künast. In der Fraktionssitzung der Grünen am
Dienstagabend war es zu einem offenen Schlagabtausch zwischen den
beiden Ministern gekommen. Das Gesetz soll nun am Freitag vom Bundestag
beschlossen werden.
Verschärfte Haftungsregeln
Um das Gesetz zustimmungsfrei zu bekommen, wurden die geplanten Regeln
zum fachgerechten Anbau von Gen-Pflanzen und ihrer Überwachung aus dem
Gesetz gestrichen. Diese Punkte sollen nun in einem separaten Gesetz
geregelt werden. Statt der Länder soll nun der Bund den Landwirten
darüber Auskunft erteilen, wo genau genveränderte Pflanzen angebaut
werden. Das dazu geplante Standortregister wird präziser gefasst als
ursprünglich geplant. Auch die Haftungsregeln wurden verschärft. So
sollen Gen-Bauern auch dann für Schäden durch ungewollte Auskreuzungen
von normalen mit genveränderten Pflanzen haftbar gemacht werden können,
wenn die Verunreinigung unter dem gesetzlich festgelegten Schwellenwert
von 0,9 Prozent liegt.
Die Union protestierte gegen die "überfallartige" Aufteilung des
Gesetzes. Rot-Grün sei an einer sachlichen Auseinandersetzung nicht
interessiert, so CDU-Experte Helmut Heiderich. FDP-Fraktionschef
Wolfgang Gerhardt warnte in einem Brief an Bundeskanzler Schröder vor
den innovationsfeindlichen Auflagen des Gesetzes.
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17.06.2004
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