[Gen-Streitfall] Presseschau 14. - 21.9.03

Sabine altmann.tent at t-online.de
So Sep 21 23:28:42 CEST 2003


Brrrrrrrr, Gen-Bier! BZ 15.9.
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 Hi, anbei die Presseschau. Diese Woche gibt’s wenig spannendes zum
Thema Genfood. 
Cancun ist vorbei und die Nicht-Weltmächte haben sich diesmal nicht über
den Tisch ziehen lassen. 
Dafür setzt die USA jetzt auf bilaterale Verträge (die Wahl zwischen
Teufel und Beeltzebub). 

In Hessen soll sich am 13.10. ein breites Bündnis gegen Genfood bilden.
Initiiert von den hessischen Grünen, 
aber auch Greenpeace, BUND und sogar Tegut haben zugesagt. Die Frage
ist, ob auch Attac sich beteiligt. 

Auf der Agrarministerkonferenz vom 24. bis 26. September 2003 in Rostock
steht als TOP 4.13 
die "Aufhebung des EU-Moratoriums für den Anbau von gentechnisch
veränderten Organismen (Saarland)". 
Wir sollten mal nachchecken, was sie da besprechen.

Beim Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (http://www.verbraucherministerium.de/) 
findet sich eine Pressemitteilung vom 3.September über den "Diskurs
Grüne Gentechnik", eine Diskussions-
veranstaltung mit den unterschiedlichsten Interessengruppen wie
Bauernverband und Hausfrauenbund, die sich 
seit Anf. 2003 verschiedentlich getroffen haben. Frau Künast fasst die
Ergebnisse des Diskurses folgendermaßen 
zusammen: "Ich begrüße die einvernehmliche Forderung der
Diskursteilnehmenden, die Wahlfreiheit für Verbraucher 
und für Produzenten herzustellen. Das setzt die Kennzeichnung und
Rückverfolgbarkeit gentechnischer Produkte 
voraus. Dafür werde ich mich weiter in Brüssel einsetzen" (Wie
schön,bald dürfen wir wählen!)

Interessant sind die Stellungnahmen der Interessengruppen, sowie ein
Reader mit Basisinformationen 
http://www.gruene-gentechnik.de/dgg/dokumente/reader.pdf und
verschiedene Zusatzinfos unter 
http://www.gruene-gentechnik.de/diskurs/

Am 3. September gabs auch  ein Treffen des Biosafety Councils in Belgien
betreffend der Vermarktung der 
genetisch modifizierten Rapssorte Seedlink von PGS/Aventis/Bayer. Diese
Sorte ist unempfindlich gegen das 
von Bayer vermarktete Pestizid Liberty, das das Gift Glufosinat enthält.
Die Entscheidung der Kommission 
soll am 8. Oktober bekanntgegeben werden. Hier der Link zum
"Sicherheitsdatenblatt" des Produktes: 
http://biosafety.ihe.be/TP/SNIFs/C-BE-96-01.pdf. 

Auf Seite 6 findet sich unter 7. folgende Notiz: Das European Scientific
Committee on Plants (SCP) habe 
bereits am 19 Mai 1998 die Meinung kundgetan, Dass es keinerlei Hinweise
darauf gäbe, dass die Verbreitung 
von Seedlink negative Effekte auf  menschliche Gesundheit oder Umwelt
haben könnte. (Warum also weiterforschen?). 

Seedlink Raps ist schon in einer Reihe von Ländern im Einsatz. Folgende
Aussagen zu möglichen Gefahren werden gemacht: 
*	Theoretisch kann sich Seedlink mit einigen verwandten
Wildpflanzen kreuzen. Dies scheint aber eher 
unwahrscheinlich. Die Kinder der beiden wären weniger durchsetzungfähig
als Seedlink und hätten 
gegenüber den Wildpflanzen keinen Wettbewerbsvorteil außer im
Einsatzgebiet von Liberty. 
Mit "guten landwirtschaftlichen Standard-Praktiken" soll das Management
dieser herbizidresistenten Wildpflanzen 
problemlos möglich sein.
*	Negative Effekte auf Bienen, Vögel, Kleinsäuger und anderes
Getier konnten bisher nicht beobachtet werden.
*	Es gibt keine Hinweise darauf, dass die veränderten Proteine von
Seedlink allergische Reaktionen verursachen 
oder verstärken. 
*	In dem sehr unwahrscheinlichen Fall, dass sich Gene von Seedlink
auf Bakterien (z.B. im Magen) übertragen, 
würde das keine Auswirkungen haben, da die Bakterien dadurch keinen
Wettbewerbsvorteil hätten. Der Gentransfer 
kann nur stattfinden, wenn die Seedlink-DNA unzerstört und in größeren
Mengen gegessen wird.

In Dänemark haben sie übrigens Glyphosat aus Monsantos Pestizid Roundup
im Trinkwasser gefunden. Auch dieses Gift 
gibt’s bei Monsanto im Set mit dagegen unempfindlichen GM-Pflanzen.
Gegenüber Roundup werden auch mehr und mehr 
Resistenzen gemeldet (siehe unten). (Wenn wir nur auch dagegen immun
werden könnten.)

Leider drängt die Zeit. Bitte schickt doch Infos über die Liste oder an
mich, wo sich überall was tut, damit wir uns 
koordinieren können. Gruß, Sabine

Sabine Altmann
Attac Marburg
Email: altmann.tent at t-online.de
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Donnerstag 18. September 2003, 14:07 Uhr
Moratoriumsinitiative setzt negatives Signal für Schweizer
Pflanzenwissenschaft

Bern (ots) - Gen Suisse lehnt das Moratorium, wie es die heute
eingereichte Initiative für Lebensmittel aus 
Gentechnikfreier Landwirtschaft fordert, klar ab. Ein fünfjähriges
Verbot für den kommerziellen Anbau transgener
Pflanzen in der Landwirtschaft ist aus Sicht der Stiftung
wissenschaftlich nicht begründet, gesetzlich überflüssig 
und setzt ein falsches Signal für die Pflanzenforschung in unserem Land.

Gen Suisse ist überzeugt, dass generelle, auch zeitlich befristete
Verbote grundsätzlich der falsche Weg sind 
im Umgang mit Gentechnik in der Landwirtschaft. Das Moratorium würde zu
einer Stigmatisierung der grünen 
Gentechnik führen, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Ein
zeitlich begrenztes Verbot setzt ein 
negatives Signal, das die Entwicklung der heute international hoch
angesehenen Schweizer Pflanzen- und 
Agrarforschung langfristig gefährdet. Denn es ist uninteressant in ein
Forschungsgebiet zu investieren, dessen
Anwendungen in der Schweiz von vornherein verboten sind. Insbesondere
jungen Pflanzenwissenschaftern würden 
durch ein Moratorium die Zukunftsperspektiven in diesem Bereich fehlen.
Damit ginge unserem Land entscheidendes 
Know-how verloren.

Mit dem diesen Frühling vom Parlament mit grosser Mehrheit genehmigten
neuen Gentechnikgesetz verfügen wir 
über eine der weltweit strengsten Gesetzgebungen. Diese setzt einerseits
hohe Sicherheitshürden an den 
schrittweisen und kontrollierten Umgang mit transgenen Pflanzen von der
Forschung bis zum landwirtschaftlichen 
Anbau und schützt andererseits explizit die gentechnikfreie
landwirtschaftliche Produktion. Für spezifische 
Probleme der Schweizer Landwirtschaft bietet die Pflanzen- und
Agarforschung heute noch wenig konkrete 
Lösungen an. Es ist jedoch möglich, dass mit Hilfe von gentechnischen
Methoden in Zukunft neue 
Vielversprechende Optionen wie z.B. transgene pilzresistente
Kartoffelsorten entwickelt werden. Mit einem 
Moratorium würden Türen für umweltverträglichere Anwendungen
verschlossen und den Bauern sowie später 
auch den Konsumentinnen und Konsumenten die gewünschte Wahlmöglichkeit
genommen. 
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THIRD WORLD NETWORK BIOSAFETY INFORMATION SERVICE
16 September 2003

DANISH WATER CONTAMINATED BY ROUNDUP, BAN IMPOSED

Denmark has imposed a ban on the spraying of glyphosates as of 15
September  2003 following the release 
of data which found that glyphosate, the active  ingredient in
Monsanto's Roundup  herbicide (RR) has been 
contaminating the  drinking water resources of the country.
http://www.gmwatch.org/archive2.asp?arcid=1424 
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Brrrrrrrr, Gen-Bier! BZ 15.9.03
BRITA ZACH 
 
<http://bz.berlin1.de/lib/show.php?image=/aktuell/news/030915/bier.UV5PQ
GS/1_big.jpg&width=378&height=450&alt=&caption=&credit=Foto%3A+ddp> 
Bekennender Biertrinker: Kanzler Schröder - statistisch trinkt er wie
alle Deutsche 121,5 Liter Bier im Jahr, Foto: ddp

Berlin - Fließt bald Gen-Bier durch unsere Kehlen? Na, dann Prost!
Verbraucherministerin Renate 
Künast (Grüne) fürchtet das Schlimmste. Sie sieht das deutsche
Reinheitsgebot von 1516 bedroht. 

Ihre Befürchtungen sind berechtigt. Grund: Schon bald ist in Deutschland
der Anbau gentechnisch veränderter Gerste 
und der Verkauf genmanipulierten Saatguts möglich - das sehen EU-Pläne
vor. Und dann könnte mit diesen Gen-Rohstoffen 
deutsches Bier gebraut werden. Denn: Nach dem jahrhundertealten
deutschen Reinheitsgebot, das im Biersteuergesetz 
verankert ist, ist lediglich festgelegt: Zur Bereitung von Bier (des
Deutschen zweitliebstes Getränk) darf nur Hopfen, 
Gerstenmalz, Wasser und Hefe verwendet werden - alle anderen Zutaten
sind Tabu.

Brauerbund-Geschäftsführer Erich Dederichs zur BZ: "Da steht nicht drin,
dass das Naturhopfen sein muss oder 
Sommer- oder Wintergerste. . ." Oder eben gentechnisch veränderte. 

Verbraucherschutzministerin Künast geht daher in die Offensive und
fordert von den Brauereien ein 
Gen-Verzicht. "Ich wünsche mir, dass die Erfolgsstory des
Reinheitsgebots fortgeschrieben wird, in dem die 
Brauereien heute schon erklären, dass sie dauerhaft gentechnikfreie
Rohstoffe verwenden werden", sagte ihr 
Staatssekretär Matthias Berninger zur "Wams". 

Vorbild ist Österreich. Dort haben die Brauereien bereits 1996 eine
Resolution verabschiedet: " Gentechnisch 
veränderte Hefe wird in österreichischen Brauereien nicht verwendet. . .
Gleiches gilt für Malz und Hopfen." 

Der Deutsche Brauerbund tut sich damit schwer. Er schließt zwar die
Verwendung genmanipulierter Rohstoffe - 
wenn sie zugelassen werden - in naher Zukunft aus. "Die Akzeptanz ist
nicht da", so der Brauerei-Bund-
Geschäftsführer. "Als Brauerbund können wir aber den Brauereien nicht
vorschreiben, ob sie gentechnisch 
veränderte Rohstoffe verwenden wollen. Das müssen Brauereien für sich
entscheiden."

P.S. Das deutsche Reinheitsgebot ist weltweit einmalig. Ausländische
Brauereien verwenden neben Gerste 
auch Mais, Reis oder Hirse. 
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Scientists fret over weeds' growing resistance to Roundup herbicide
By Emily Gersema 
The Associated Press, September 14 2003

"Farmers are planting too many Roundup Ready crops," said Stephen
Powles, an expert on weed resistance at the 
University of Western Australia. The herbicide is vital for food
production systems in the United States and in many 
other parts of the world, Powles said. Should weed resistance become
widespread, he said, "The problem will 
become a crisis." 
                                      
Monsanto Co., which markets Roundup Ready crops in addition to the
herbicide, said the problem is not nearly that severe….
http://www.sltrib.com/2003/Sep/09142003/nation_w/92426.asp

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