[Gen-Streitfall] Presseschau 24. bis 30.11.03

Sabine altmann.tent at t-online.de
So Nov 30 16:01:56 CET 2003


'Solange die Fragen der Koexistenz und der Haftung für  Schäden durch
Vermischung gentechnikfreier Lebensmittel mit mit GVO nicht geklärt
sind, darf das Anbaumoratorium nicht fallen" Gerd Sonnleitner, Präsident
des Deutschen Bauernverbandes 

Hi, anbei die heutige Presseschau. Wenn Ihr Zeit habt, lest doch
folgenden Hintergrundartikel zum Streitfall von dem unabhängigen
Londoner Royal Institute of International Affairs (RIIA) auf
http://www.riia.org/pdf/briefing_papers/Next%20trade%20war%20GM%20%20CP%
20&%20WTO%20Brack%20et%20al%20Sept%2003.pdf

Gruß, Sabine

Definitive Ratschläge eines Mannes vom Fach
wenn Pilze Ihre Erdbeeren verheeren, empfehle ich Ihnen ein
Fungizid
wenn Insekten Ihren Gen-Mais verspeisen, empfehle ich Ihnen ein
Insektizid
wenn gierige dunkle Hände nach Ihrem Öl greifen, empfehle ich Ihnen
Genozid
wenn CNN, CIA und Cruise Missiles versagen, empfehle ich Ihnen
Suizid
Wolfgang Endler, TU Berlin


Einspruch - Hände weg von unserer Nahrung
http://www.genug-wto.de/einspruch.html. 


1. EU 

Der Standard.at, 27. November 2003
Zwischen Stillstand und Zukunftsversprechungen
Cordia EuropaBio Convention 2003 tagt in Wien - gentechnische
Entwicklungen von Nutzpflanzen weltweit auf Vormarsch
 
Wien - Bei der Cordia EuropaBio Convention 2003 kommende Woche in Wien
(2. bis 4. Dezember) werden führende Biotech- und Gentechnik-Forscher,
Manager und Politiker die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet
diskutieren. Am umstrittensten in Europa sind die Anwendungen in der
Landwirtschaft. International pendelt die Gentech-Agrarwirtschaft
zwischen Stillstand und hoffnungsfrohen Zukunftsversprechungen. ...

Insgesamt wurden in diesem Jahr weltweit gentechnisch veränderte
Pflanzensorten auf einer Anbaufläche von an die 59 Millionen Hektar
(587.000 Quadratkilometer) gezogen. Bei Soja sind schon 51 Prozent der
Anbauflächen davon betroffen. Bei der Baumwolle sind es 21 Prozent, beim
Raps zwölf und beim Mais neun Prozent. 

Das bedeutet, dass sich die heiß umstrittene "Gen-Landwirtschaft" vor
allem auf dem Gebiet der commodity crops - also des großflächigen Anbaus
von Nutzpflanzen - abspielt. Und kein Wunder ist es auch, dass die
großen Agrarproduzenten in der "Neuen Welt" mit ihrer industriellen
Landwirtschaft das am ehesten propagieren. - Im Fall der USA auch mit
entsprechendem Druck über die Welthandelsorganisation WTO.

*	In den USA wurden in diesem Jahr gentechnisch veränderte
Pflanzen auf 39 Millionen Hektar gezogen. Das waren 40 Prozent des Mais,
81 Prozent der Soja-Bohnen, 65 Prozent der Ölsaaten und 73 Prozent der
Baumwolle.

*	3,5 Millionen Hektar Gentech-Pflanzen wachsen in Kanada, auch
dort sind es vor allem Soja und Ölsaaten. Streit gibt es um gentechnisch
veränderten Weizen. Hier besteht die Besorgnis, dass man den
international nicht vermarkten kann.

*	Brasilien hat erst im September dieses Jahres den Anbau von
gentechnisch verändertem Soja gestattet. Dort dürften Farmer in manchen
Bundesstaaten bis zu 80 Prozent der Soja-Ernte auf dieser Basis
einfahren. In Argentinien auf 13,5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher
Nutzfläche mit Gentech-Sorten genutzt: Das ergibt rund 90 Prozent der
Soja-Ernte, 50 Prozent vom Mais und ein Teil der Baumwolle.

*	Europa hat bisher nur versuchsweise einzelne Anpflanzungen von
gentechnisch veränderten Pflanzen gesehen. Nur in Spanien wird eine
gewisse Menge an herbizid-resistentem Bt-Mais kultiviert. Die
EU-Kommission will das seit fünf Jahren aufrecht erhaltene Einfuhrverbot
aufheben. Großbritannien, Spanien und die Niederlande wollen
Gentech-Produkte importieren. Staaten wie Frankreich, Italien und
Österreich sind dagegen. Die Zulassung von GVOs ist seit sieben Jahren
ausgesetzt.

*	Zwiespältig ist die Situation in China. Dort gibt es
gentechnisch veränderte Nutzpflanzen auf 2,1 Millionen Hektar. Bis zum
Jahr 2000 ging die Entwicklung schnell, seither immer langsamer.
Kritiker vermuten, dass man in China nur darauf wartet, bis die
nationale Agrar-Wissenschaft eigene Sorten produziert.

*	Große Hoffnungen setzen "Agrobiotech & Co" auf Indien. Immerhin
ist das Land der weltweit größte Baumwoll-Produzent: ein Ziel für
Bt-Pflanzen. Die Regierung hat zwar die Nutzung gestattet, andererseits
wurde der Import von Mais-Soja-Mehl aus den USA verboten. Dafür waren
Proteste von Bauern ausschlaggebend.

*	In Australien (0,1 Millionen Hektar Gentech-Baumwolle/2003)
könnten kommendes Jahr wesentlich mehr Flächen freigegeben werden. Neu
zugelassene Baumwoll-Sorten sollen auf bis zu 80 Prozent der
Anbauflächen erlaubt sein.

*	Südafrika ist das einzige Land Afrikas, in dem gentechnisch
veränderte Nutzpflanzen angebaut werden, und zwar auf 0,3 Millionen
Hektar (80 Prozent der Baumwolle, 20 Prozent des Mais und elf Prozent
der Sojabohnen). (APA)
http://derstandard.at/

2. Deutschland 

21. Erste GMOfreie Zone in Mecklemburg Vorpommern

ots, 25.11.03
Landwirte fordern von der Bundesregierung Klärung der Koexistenz 
Erste gentechnikfreie Zone Deutschlands in Mecklenburg-Vorpommern
ausgerufen

   Berlin (ots) - Eine fast 10.000 Hektar große gentechnikfreie Zone
wollen Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern schaffen. 15 Landwirte,
darunter vier Biobauern, unterschrieben gestern eine Verpflichtung,
wonach sie freiwillig auf ihren zusammenhängenden Ackerbauflächen kein
verändertes Saatgut einsetzen. Sie wollen mit der Unterzeichnung dieses
auch als Memorandum bezeichneten Vertrages, der am 1. Dezember 2003 in
Kraft tritt und zunächst für ein Jahr gilt, ein Zeichen setzen, teilte
der Deutsche Bauernverband (DBV) mit.

   Wir wollen ein Signal geben, um Berufskollegen zu mobilisieren und
gleichzeitig den Druck auf die Bundesregierung zu verstärken, das längst
überfällige gesetzliche Regelwerk bei Anwendung Grüner Gentechnik zu
schaffen", erklärte der Initiator der Aktion Graf Dr. Heinrich von
Bassewitz. Der DBV fordere genau das seit längerem von Bund und Ländern
ein.

   Wer eine funktionierende Koexistenz zwischen Betrieben, die
gentechnisch verändertes Saatgut verwenden, und denen, die sie nicht
einsetzen, tatsächlich will, muss zum Beispiel die Haftungsfrage sowie
Abstandsregelungen bei den verschiedenen Kulturen gesetzlich
festgelegen, so der DBV. Ansonsten blieben nur freiwillige
Vereinbarungen als zweitbeste Lösungen zwischen den Landwirten.
ots Originaltext: Deutscher Bauernverband

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taz Nr. 7218 vom 26.11.2003
Befreite Zonen: Bauern rufen erste gentechfreie Gebiete aus. 
EU-Parlametarier Graefe zu Baringdorf fordert Volksentscheid
HANNA GERSMANN

BERLIN taz  Bauern in Mecklenburg-Vorpommern schaffen die erste
gentechfreie Zone: Vier Öko- und elf herkömmliche Landwirte aus den
Landkreisen Bad Doberan und Güstrow haben sich darauf verständigt, auf
ihren Äcker keinen Genraps, -mais oder -weizen zu säen. Es geht um eine
Fläche von 10.000 Hektar. Das gab Felix Prinz zu Löwenstein vom Bund für
ökologische Lebensmittelwirtschaft gestern bekannt. Der Bioverband hatte
zur Tagung "Wenn das Gentechnik-Moratorium fällt - wie handelt die
Lebensmittelwirtschaft?" nach Berlin geladen. Weitere befreite Zonen
würden folgen, kündigte zu Löwenstein an.

Seit fünf Jahren gilt in der Europäischen Union ein Anbau-Moratorium für
gentechnisch veränderte Pflanzen. Das will die EU-Kommission nun so
schnell wie möglich kippen. ..."Es geht nicht mehr um das grundsätzliche
Dafür oder Dagegen", sagt zu Löwenstein. Doch jeder müsse frei wählen
dürfen. 

Eine Position, die auch die grüne Verbraucherministerin Renate Künast
vertritt. Sie arbeitet an einer Neufassung des Gentechnikgesetzes.
Dieses sei freilich "stecken geblieben. Es liegt zur Zeit beim Kanzler",
sagt zu Löwenstein. Die Auflagen, die Künast Genbauern machen wollte,
waren Wirtschafts- und Forschungsministerium zu streng. "Wir haben nun
Angst, dass die Gentechnik ohne Regeln kommt", sagt Löwenstein. Der
Verband werde in den nächsten Tagen selbst einen Verordnungsentwurf
vorlegen - um die Diskussion voranzutreiben.

...Graefe zu Bahringdorf forderte gestern denn auch einen Volksentscheid
in den Ländern der Europäischen Union, ob Gentechnik eingführt werden
soll. Eine derart epochale Wandlung in der Lebensmittelproduktion dürfe
nicht allein der politischen Verwaltung überlassen bleiben. Allein:
Derzeit gibt es noch keine europaweiten Volksentscheide. Und in
Deutschland müsste dafür das Grundgesetz geändert werden. 
http://www.taz.de/pt/2003/11/26/a0068.nf/text 


2. Ökoinstitut und VDW warnen vor Gefahren durch Genpflanzen

Mittwoch 26. November 2003, 13:55 Uhr
Öko-Institut warnt vor Gefahren durch Gen-Pflanzen

Berlin (AFP) Das Freiburger Öko-Institut hat vor erheblichen Gefahren
beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gewarnt. Ein erster großer
Praxistest in Großbritannien habe bewiesen, dass Felder mit Gen-Pflanzen
kaum abschätzbare Risiken für die Umwelt mit sich brächten, sagte
Gentechnik-Expertin Beatrix Tappeser. Auch Betriebe der konventionellen
Landwirtschaft und des Bio-Landbaus seien durch die drohende
Verunreinigung ihrer Ernte durch Gen-Pollen betroffen. Bei der
bevorstehenden Novelle des deutschen Gentechnikgesetzes müsse deshalb
eine Haftung von Herstellern und Nutzern von Gen-Saaten aufgenommen
werde.

Der Anbau von herbizidresistenten Nutzpflanzen gefährde Vögel und
Insekten in einem deutlichen stärken Maß als bislang angenommen, sagte
Tappeser mit Verweis auf die jüngst vorgestellte Studie der britischen
Regierung. Am Rand von Feldern, auf denen Gen-Raps angebaut worden sei,
wurden demnach ein Viertel weniger Schmetterlinge gefunden.
Computersimulationen zeigten, dass der Anbau gentechnisch veränderter
Zuckerrüben nach 20 Jahren zum Aussterben der Feldlerche führen könnte.
Konventionelle Rapspflanzen seien selbst auf 26 Kilometern entfernten
Feldern noch durch genveränderte Rapspollen bestäubt worden.

Mit dem Gentechnikgesetz müssten die konventionelle Landwirtschaft und
der Bio-Anbau geschützt werden, forderte Tappeser. "Eine Landwirtschaft
ohne Gentechnik muss möglich bleiben." Mit Mindestabständen und
Heckenpflanzungen sollten die Felder vor der Bestäubung durch Gen-Pollen
bewahrt werden. Sollte es dennoch zu einer Beeinträchtigung kommen,
könne ein Haftungsfonds für die verunreinigte Ernte einspringen.

Mit der Novelle des Gentechnikgesetzes muss die Bundesregierung die
bereits im März 2001 verabschiedete Neufassung der
EU-Freisetzungsrichtlinie in nationales Recht umsetzen. Die Richtlinie
regelt die Genehmigungsverfahren, die vor einer Freisetzung genetisch
veränderter Tiere und Pflanzen in der EU vorgeschrieben sind. Rot-Grün
hat bislang keinen Entwurf für die Novelle vorgelegt.

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@grar.de Aktuell, Thursday, 27.11.2003 
Wer haftet, wenn Gen-Raps auf dem Nachbaracker auskeimt?

Freiburg (agrar.de) - Die Novellierung des Gentechnik-Gesetzes soll
Transparenz, Klarheit und Sicherheit für Verbraucher und Landwirte in
Deutschland schaffen. Doch der Druck auf die Bundesregierung, die
Vorgaben der Europäischen Union möglichst gentechnikfreundlich
umzusetzen, wächst. Das Öko-Institut ...(Freiburg) und die Vereinigung
Deutscher Wissenschaftler (VDW) fordern deshalb die Bundesregierung auf,
die Chancengleichheit für eine gentechnikfreie Landwirtschaft, wie auch
die Wahlfreiheit der Konsumenten zu gewährleisten.

Es tut sich etwas auf dem Feld der Gentechnik. Anfang Oktober trat eine
neue EU-Verordnung in Kraft, die die Kennzeichnung von Gen-Food regelt.
Bis April 2004 muss diese von den Mitgliedsstaaten vollzogen sein. Seit
Monaten wird außerdem über die Neufassung des Gentechnik-Gesetzes
gestritten. Mit der Überarbeitung will die Bundesregierung eine
europäischen Rahmenvorgabe (die so genannte Freisetzungs-Richtlinie) zum
Anbau und Inverkehrbringen von Genpflanzen in nationales Recht umsetzen.
Damit wird geregelt, wer wann und unter welchen Bedingungen gentechnisch
veränderte Pflanzen anbauen und verkaufen darf.

Die Novellierung des Gentechnik-Gesetzes ist überfällig. Während die
Industrie für lockere Rahmenbedingungen kämpft, erhoffen sich die
meisten Verbraucher und Landwirte klare Grenzen und Schutzmaßnahmen. Vor
allem Öko-Bauern müssen befürchten, dass ihnen durch das neue Gesetz das
gentechnikfreie Wirtschaften unmöglich gemacht werden könnte….

'Die Bundesregierung muss mit der Neuregelung des Gentechnik-Gesetzes
sicherstellen, dass eine Landwirtschaft ohne Gentechnik möglich bleibt',
fasst Dr. Beatrix Tappeser vom Öko-Institut Freiburg ihre Position
zusammen.

...Ihre Forderungen an den deutschen Gesetzgeber lauten

1. Wahlfreiheit
Verbraucher und Landwirte müssen frei wählen können, ob sie
Gentechnik-Produkte kaufen beziehungsweise anbauen wollen oder nicht.
Dafür müssen getrennte
Produktions- und Verarbeitungswege realisiert werden.

2. Saatgutreinheit
Im Saatgut dürfen keine gentechnischen Verunreinigungen toleriert
werden.

3. Koexistenz
Konventionelle Landwirtschaft und Öko-Landbau dürfen von der Gentechnik
nicht unmöglich gemacht werden. Für Pflanzen mit einem besonders hohen
Ausbreitungspotenzial muss ein Anbauverbot durchgesetzt werden.

4. Haftungsregelungen
Wer durch die Verwendung von Gentechnik Schaden verursacht, muss auch
dafür haftbar gemacht werden können. Es muss ein Haftungsfond
eingerichtet werden, der diejenigen unbürokratisch entschädigt, deren
Ernte durch Pollenflug oder Sameneintrag verunreinigt wurde.

5. Anbauvorgaben
Mindestabstände, Heckenpflanzungen und andere Maßnahmen müssen regeln,
wie die Koexistenz ermöglicht wird.

Dr. Stephan Albrecht von der VDW sieht diese Forderungen wissenschafts-
und gesellschaftspolitisch begründet. 'Die langjährig vorgetragene
Behauptung, dass der Anbau von transgenen Nutzpflanzen im Vergleich zu
konventionellen Praktiken keine nachteiligen Wirkungen zeige, ist
unzutreffend', stellt der Wissenschaftler fest.

Erst im letzten Monat veröffentlichte die britische Roval Society die
Ergebnisse einer langjährigen Studie, die einen Zusammenhang zwischen
dem Anbau von genmanipuliertem Raps und Zuckerrüben und einem Rückgang
der Artenvielfalt nachwies. Ein anderer aktueller Artikel fasst die
Ergebnisse verschiedener Studien zu den Gesundheitsauswirkungen von
transgenem Futter zusammen und zeigt, dass in allen unabhängigen Studien
Hinweise auf einen negativen Einfluss des veränderten Futters auf die
Gesundheit der Versuchstiere festgestellt wurde.

Öko-Institut und VDW sind der Ansicht, dass das neue Gentechnik-Gesetz
diesen Erkenntnissen Rechnung tragen und dem von der Mehrheit der
Bevölkerung geäußerten Wunsch nach gentechnikfreien Lebensmitteln
nachkommen muss. Es ist demokratisch hoch bedenklich, dass sich die
Regierungen um diese Tatsache schlicht nicht bekümmern, betont Stephan
Albrecht.
Links [1] www.oeko.de,  [2] www.vdw-ev.de/,  [3]
www.defra.gov.uk/news/latest/2003/fseresults.htm,  [4]
http://dir.agrar.de/agrar.de/Dokumente/Gesetze_%2B_Verordnungen/

2.3 Sonstiges

@grar.de Aktuell - 26.11.2003
BÖLW: Alternativen für die Lebensmittelproduktion ohne Gentechnik
bestehen noch   

Berlin (agrar.de) - 'Diese Veranstaltung hat Mut gemacht!' so fasste Dr.
Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische
Lebensmittelwirtschaft  (BÖLW) die Jahrestagung des Verbandes zusammen,
in dem die  Anbauverbände der Öko-Landwirtschaft und der Verarbeiter und
Händler mit   biologischen Lebensmitteln zusammengeschlossen sind. 'Wir
haben noch viele Alternativen und Optionen, um den Einzug der Gentechnik
...zu verhindern'...

'Für den Verbraucher ist kein Nutzen gentechnisch veränderter  Produkte
erkennbar, wohl aber fürchten sie ein Risiko' erklärte der
Geschäftsleiter der größten deutschen Maismühle, Franz Engelke. Um dem
gerecht  zu werden bemüht sich das Unternehmen erfolgreich,
gentechnische Verunreinigungen zu minimieren und erschließt sich dadurch
erhebliche Chancen auf Märkten, die z.B. aus den USA oder Kanada nicht
mehr beliefert werden können - so z.B. in Japan und Skandinavien. 

Gundula Azeez, Expertin der englischen Ökolandwirtschafts-Organisation,
berichtete von einem dramatischen Stimmungswandel in ihrem Heimatland:
Die anfängliche Euphorie über die Chancen der Gentechnik ist nach
Veröffentlichung von Studien über deren Auswirkung einer breiten
Ablehnung in der Bevölkerung gewichen. praktisch alle englischen
Lebensmittelketten weigern sich nun, gentechnisch veränderte Produkte
einzusetzen.

Auch die Politik war auf der Tagung gefragt, denn 'in diesen Tagen
werden die Würfel geschüttelt" Damit bezeichnete Löwenstein, dass
einerseits in anstehenden   Entscheidungen zur EU-Saatgutrichtlinie und
zum deutschen Gentechnikgesetz derzeit die Weichen gestellt werden
müssen, andererseits von der Politik keine
klaren Signale zu hören sind. 'Wenn Koexistenz zwischen Produktion mit
und ohne Gentechnik nicht zur Anti-Kontaminations-Strategie wird, wird
sie zur K.O.-Existenz, dem Aus für Biobauern und konventionelle
Landwirte' so beschreibt der Vorstandssprecher des BÖLW und
Bioland-Bundesvorstand Thomas Dosch die Gefahr, wenn jetzt falsche
Entscheidungen getroffen werden. 

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft, Matthias Berninger konnte diese Unsicherheit nicht
zerstreuen. Auch die   Vertreter der Europäischen Parlamentes, Evelyn
Gebhardt und Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf konnten nur darauf
verweisen, daß die Kommission sich darum  gedrückt hat, die Anwendnung
der Gentechnik zu regeln. …

 'Solange die Fragen der Koexistenz und der Haftung für  Schäden durch
Vermischung gentechnikfreier Lebensmittel mit mit GVO nicht geklärt
sind, darf das Anbaumoratorium nicht fallen", so der Präsident des
Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner auf der Tagung. ...

Wolfgang Gutberlet, Vorstandsmitglied des BÖLW und Inhaber einer
Supermarkt-Kette und von Verarbeitungsunternehmen, wurde noch
deutlicher: 'Die Politik lässt uns im Stich. Sie verspricht uns
Koexistenz, obwohl es die in der Natur gar nicht geben kann, statt klar
zu sagen, dass es um Freisetzung geht! Daher werden wir für unsere
Eigenmarken eben-so wie für die von unseren Betrieben hergestellten
Produkte keine Gentechnik einsetzen.'

Die im BÖLW zusammengeschlossenen Verbände ...wollen Vorschläge für
Handlungs- und Unterlassungspflichten derjenigen machen, die mit
Gentechnik umgehen, Solche Pflichten müssten verbindlich geregelt, ihre
Einhaltung kontrolliert und ihre Missachtung bestraft werden, damit ein
maximaler Schutz der Produktion ohne Gentechnik sicher gestellt ist. Sie
wollen Initiativen von Landwirten, die sich freiwillig zu
'gentechnikfreien Zonen' zusammenschließen unterstützen und sehen eine
zentrale Aufgabe darin, Verbraucher und Landwirte ...aufzuklären...

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Der Standard.at, 27.11.03 <http://derstandard.at/img/dot_clear.gif> 
200 Maiskolben mit Fratzen standen zum heurigen Halloween vor dem
Reichstagsgebäude in Berlin
Die Kolben wurden von Greenpeace-Aktivisten auf die Wiese gestellt. Mit
der Aktion sollte vor unkontrollierter Ausbreitung genmanipulierter
Pflanzen gewarnt werden. 
Foto: apa/dpa/grimm <http://images.derStandard.at/20031127/mais.jpg>  

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gen-ethisches-netzwerk, Friday, November 28, 2003 1:33 PM
Nachhaltigkeit light
Christof Potthof
 
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) veranstaltete im Sommer dieses
Jahres ihre achte Internationale Sommerakademie zum Thema
"Biotechnologie - Innovationsmotor einer nachhaltigen Entwicklung". Die
Beiträge sind nun in einem gleichnamigen Band erschienen. Angewandte
Forschung ist ein zentrales Thema der DBU und wer Abbildungen mit etwas
störrischen Titeln, wie "Wasch- und Reinigungsmittel: Reduzierung der
Dosiermengen" nicht scheut, ist mit dem Band sicher ganz gut beraten.
Wer aber erwartet über die Reihung von technischen und technokratischen
Einzelbeispielen, im Powerpoint-Stil präsentiert, auch weiter gehende
Auseinandersetzungen zum Begriff Nachhaltigkeit im Bereich der
Biotechnologie zu finden, wird im Großen und Ganzen enttäuscht. Mit sehr
wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Dr. Wolgang Dubbert, Umweltbundesamt:
Biotechnologie - Schlüsseltechnologie zur Nachhaltigen Entwicklung)
werden grundsätzliche Zweifel an der Nachhaltigkeit der Biotechnologie
ignoriert. Dies geschieht vor allem durch die Reduzierung des
Nachhaltigkeits-Begriffes auf die effiziente Ausnutzung stofflicher
Ressourcen - Nachhaltigkeit light. 

Brickwedde, Fritz (Hrsg.): Biotechnologie - Innovationsmotor einer
nachhaltigen Entwicklung (achte Internationale Sommerakademie St.
Marienthal); 298 S., kartoniert; Erich-Schmidt-Verlag; ISBN
3-503-07463-5; 29,80 Euro

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Berliner Zeitung , 21.11.03
Ministerin will bei der EU für Moratorium werben
Jörg Michel

           BERLIN, 20. November. Nach der Entscheidung des
Europaparlaments für eine Ausweitung der Embryonenforschung will
Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) in Brüssel gegen die
umstrittene Förderung intervenieren. "Die Entscheidung aus Straßburg
ändert nichts an der Haltung Deutschlands", sagte Bulmahn der Berliner
Zeitung. Sie werde sich im Ministerrat weiterhin dafür einsetzen, dass
das derzeit geltende Förder-Moratorium fortgesetzt wird. Der Ministerrat
wird voraussichtlich am 3. Dezember abschließend darüber entscheiden.
Sollte der Rat gegen den Willen Bulmahns dem EU-Parlament folgen, würden
zukünftig mit deutschen Steuergeldern Forschungs-Projekte unterstützt,
die hier verboten sind.

Laut Ministerium gibt es im Rat derzeit eine Sperrminorität aus
Deutschland, Italien, Österreich und Portugal gegen die Förderung.
Gleichzeitig ist aber eine Mehrheit für eine Verlängerung des
Moratoriums eher unwahrscheinlich. In der Bundesregierung wurde deswegen
nicht mehr ausgeschlossen, dass es am Ende zu einem Kompromiss kommt. So
könnte die EU zwar die Forschung fördern, aber nur wenn dafür keine
neuen Embryonen getötet werden, hieß es. Über weiter gehende Projekte
müsste dann jedes Land separat entscheiden.

Der Vorsitzende der Ethik-Enquetekommission des Bundestages, René Röspel
(SPD), warb für einen Stichtag nach deutschem Vorbild. Hier dürfen nur
Stammzellen verwendet werden, die vor Januar 2002 gewonnen wurden. So
soll das Töten neuer Embryonen verhindert werden. Dagegen befürwortete
der EU-Abgeordnete und Forschungsexperte Rolf Linkohr
(SPD) eine Ausweitung der Förderung. Er verwies auf die medizinischen
Potenziale der Stammzellforschung.

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PRESSEDIENST DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES, Mi, 26.11.2003 
GESTOPPTER FREILANDVERSUCH MIT GENTECHNISCH VERÄNDERTEN APFELSORTEN IM
VISIER

Berlin: (hib/POT) Nach dem durch die Bundesministerin für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast (Bündnis
90/Die Grünen), veranlassten Stopp eines Freilandversuches mit
gentechnisch veränderten Apfelsorten in Pillnitz und Quedlinburg
erkundigt sich die CDU/CSU-Fraktion in einer Kleinen Anfrage (15/2044).

...interessiert die Union unter anderem, welche Sicherheitsbedenken die
Regierung bei der geplanten Freisetzung sieht, obwohl das für die
Genehmigung zuständige Robert-Koch-Institut die Freisetzung Anfang
Oktober empfohlen habe....

Darüber hinaus interessiert die Fraktion, auf welche Rechtsgrundlage die
Bundesverbraucherschutzministerin ihre Anweisung, die Freilandversuche
zu unterlassen, stützt, und ob die Regierung diesen direkten Eingriff
durch eine Anordnung in ein wissenschaftlich abgesichertes
Forschungsvorhaben für gerechtfertigt und mit der grundgesetzlich
garantierten Freiheit von Forschung und Wissenschaft für vereinbar hält.

Außerdem soll die Regierung sagen, ob bereits an Alternativprojekten zur
Feuerbrandbekämpfung geforscht wird und wieviel Haushaltsmittel
gegebenenfalls für diese Projektförderung bereits zur Verfügung gestellt
wurden.


3. Welt 

3.1 USA 

Biotech Activists List Digest for Fri, November 28, 2003
GM CROPS NOW INCREASING PESTICIDE USE IN THE UNITED STATES

The planting of 550 million acres of genetically engineered (GE) corn,
soybeans and cotton in the US since 1996 has increased pesticide use by
about 50 million pounds, according to a report by the Northwest Science
and Environmental Policy Center.

The report is the first comprehensive study of the impacts of all major
commercial GE crops on pesticide use in the US over the first eight
years of commercial use, 1996-2003. It draws on official US Dept of
Agriculture data on pesticide use by crop and state. The report is
entitled "Impacts of Genetically Engineered Crops on Pesticide Use in
the United States: The First Eight Years," and is the sixth in a series
of "Technical Papers" prepared for Ag BioTech InfoNet.

It is being published via the Internet (hard copies will not be
provided, but can be printed for free from the website). The report
calculates the difference between the average pounds of pesticides
applied on acres planted to GE crops compared to the pounds applied to
otherwise similar conventional crops. In their first three years of
commercial sales (1996-1998), GE crops reduced pesticide use by about
25.4 million pounds, but in the last three years (2001-2003), over 73
million more pounds of pesticides were applied on GE acres.

Substantial increases in herbicide use on "Herbicide Tolerant" (HT)
crops, especially soybeans, accounted for the increase in pesticide use
on GE acres compared to acres planted to conventional plant varieties.
Many farmers have had to spray incrementally more herbicides on GE acres
in order to keep up with shifts in weeds toward tougher-to-control
species, coupled with the emergence of genetic resistance in certain
weed populations. http://www.gmwatch.org/archive2.asp?arcid=1722

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WEEKLY WATCH NUMBER 49, Fr 28.11.03 10:09
AGRISCIENCE BUS" TAKES TEACHERS FOR A RIDE
If you've ever wondered how a population gets brainwashed, don't miss
the feature "AGRISCIENCE BUS" TAKES TEACHERS FOR A RIDE (HIGHLIGHTS).
Writer Jane Garrison gives a fascinating glimpse into how American
schoolchildren are being moulded by teachers, who, in turn, are trained
by the biotech industry in a freebie summer school. It seems there's a
gap in the US educational market for lessons in critical thinking.
http://www.gmwatch.org/archive2.asp?arcid=1721

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Biotech Activists List Digest for Fri, November 28, 2003
GM OPPONENTS SHOULD STAND TRIAL - GOLDEN RICE INVENTOR
Ingo Potrykus, the inventor of GM 'golden rice', says GM opponents
should stand trial for opposing the technology. It's the delays in
getting golden rice released in developing countries for which Dr
Potrykus believes GM opponents must be held accountable. "I would tell
those opponents that they are responsible for the hundreds of thousands
of children who go blind every year," he said. "I would make them
responsible, have them in an international court and get them to justify
the pain and suffering they are inflicting on so many people."
http://www.gmwatch.org/archive2.asp?arcid=1729
3.1 Neuseeland

Geninfo, 26.11.03
Neuseeland: Größte Supermarkt-Kette garantiert gentechfreie Produkte
Petra Willaredt

Nachdem im Oktober in Neuseeland die seit den 80er Jahren größten
Demonstrationen stattfanden, weil die dortige Labour-Regierung ein
bestehendes 
Gen-Moratorium nicht verlängern wollte, hat nunmehr der Druck der
KonsumentInnen bei der größten Supermarkt-Kette Neuseelands,
'Foodstuffs', zu einem Erfolg 
geführt. 'Foodstuffs' garantiert, daß seine Produkte gentech-frei sind. 

Während in Deutschland - mit Ausnahme des Metro-Konzerns- alle
Supermarkt-Ketten bisher lediglich zu der Aussage zu bewegen waren,
"derzeit" keine Produkte mit genmanipulierten Bestandteilen anzubieten,
ist der Erfolg gegenüber 'Foodstuffs' wegweisend. Er strahlt auf alle
Zulieferfirmen aus. 

Am 5.11. veröffentlichte die neuseeländische Supermarktkette die
Entscheidung der Geschäftsführung, daß sie von sämtlichen Zulieferern
schriftliche Bestätigungen verlangt, daß sämtliche Bestandteile
gentechfrei hergestellt wurden. Wenn Hersteller dies nicht bestätigen
könnten, würden sie durch andere ersetzt.

Es ist absehbar, daß alle anderen Anbieter von Nahrungsmitteln in
Neuseeland umgehend nachziehen werden, denn eines ist klar: Für die
NeuseeländerInnen 
bedeutet "Wahlfreiheit": Gen-Food kommt ihnen nicht auf die Insel. Laut
Umfragen gibt es auch in Neuseeland ebenso wie in Europa oder in
Australien keinen Markt 
für genmanipulierte Nahrungsmittel. Da kann es auch nicht mehr lange
dauern, bis die neuseeländische Labour-Premierministerin und
Gentech-Liebhaberin Helen Clark einlenkt. Das Gen-Moratorium wurde zwar
bisher nicht förmlich verlängert, aber es besteht de facto fort, solange
keine konkrete Erlaubnis für die Einfuhr 
genmanipulierter Nahrungsmittel oder den Anbau von Gen-Pflanzen erteilt
wurde. 



-------------- nächster Teil --------------
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