[Gen-Info] Fw: Internationales Gentechnik-Tribunal am 11.3. in Porto Alegre

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Von: zerofora
Datum: Mi 04.02.2004 01:45 
Betreff: Gentechnik-Tribunal Porto Alegre, 11.3.2004 
 

Gentechnik-Tribunal Porto Alegre, 11.3.2004 
In Porto Alegre / Brasilien soll am 11. März 2004 ein Internationales Gentechnik-Tribunal stattfinden. Dabei geht es u. a. um folgende Fragen: 
Wie wirkt sich die Verwendung gentechnisch veränderter Organismen auf die Nahrungsmittelproduktion aus? - Wer sind die Nutznießer dieser Technologie in der Landwirtschaft? - Kann die Anwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft dazu beitragen, das Problem des Hungers zu lösen, wie ihre Befürworter argumentieren? - Welches Risiko stellt diese Technologie für die Armen in Bezug auf Gesundheit und Umwelt dar? - Ist die Verwendung genetisch veränderten Saatguts eine nachhaltige, langfristige Alternative? 

INTERNATIONALES TRIBUNAL ÜBER DIE GENTECHNIK 
Coordenação dos Movimentos Sociais 

29/01/2004, 21:05 

http://brasil.indymedia.org/pt/blue/2004/01/273246.shtml 

Es ist offensichtlich, daß diejenigen, die in der Vergangenheit gegen das Gesetz verstoßen oder etwas nicht gerade Empfehlenswertes getan haben, die Menschen mit der rhetorischen Vision zu blenden suchen, nach vorn zu schauen, in die Zukunft. Unsere Handlungen in der Gegenwart sind jedoch nichts weiter als ein Konstrukt aus unserer Vergangenheit. Das heißt: einmal Gentechnik, immer Gentechnik. Um es klarer auszudrücken: am 11. März 2004 wird ein Tribunal über die Gentechnik stattfinden. Nehmt daran teil! 

INTERNATIONALES GENTECHNIK-TRIBUNAL 
Coordenação dos Movimentos Sociais (Koordination Sozialer Organisationen) - 
Renap -  
Campanha Por um Brasil livre de Transgênicos (Kampagne für ein gentechnikfreies Brasilien) 

I - Identifikation 
Bezeichnung: Tribunal über Gentechnik 
Datum: 11. März 2004 
Ort: Auditorium Araújo Vianna, Porto Alegre (Rio Grande do Sul) 
Erwartete Teilnehmerzahl: 6000 Personen 

II. Präsentation 
DAS INTERNATIONALE TRIBUNAL ÜBER DIE GENTECHNIK ist eine Initiative der Organisation zur Koordinierung der sozialen Bewegungen, dem Nationalen Netz der Volksanwälte und -anwältinnen (Rede Nacional de Advogados e Advogadas Populares - RENAP) und der Kampagne für ein Gentechnik-freies Brasilien (Campanha Por um Brasil Livre de Transgênicos). Die Aktivität steht im Einklang mit den Aktionen, die die aktive Beteiligung der Gesellschaft an der Diskussion über genetisch veränderte Nahrungsmittel anstreben und alle diejenigen anklagen, die für die illegale Einführung und Verbreitung genetisch veränderter Pflanzen in Brasilien und insbesondere in Rio Grande do Sul verantwortlich sind. 

III. Begründung 
Die Gentechnik, die die Erzeugung genetisch veränderter Pflanzen betreibt, ist dabei, sich in die Landwirtschaft zu integrieren, mit dem Ziel, eine weitere Phase der Grünen Revolution zu konsolidieren. Diese wurde in den 60er Jahren eingeleitet und bestand im wesentlichen aus der von den Vereinigten Staaten entworfenen und in die wirtschaftlich schwachen und Entwicklungsländer exportierten Landwirtschaftspolitik. Das bedeutete für die Nordamerikaner die Öffnung und Ausweitung von Märkten in den Bereichen Saatgut, Düngemittel, Pestizide und landwirtschaftliche Maschinen, wodurch die Landwirtschaft einen industriellen Charakter erhielt und ein landwirtschaftliches Modell eingeführt wurde, das durch ausgedehnte Flächen, Monokultur und geringe Saatgutvarietät verwirklicht wurde. 

Die Grüne Revolution forderte einen hohen sozialen Preis durch Konzentrierung der Erträge/Gewinne, durch die Vertreibung einer großen Anzahl landwirtschaftlicher Arbeiter und Kleinbauern von ihrem Land und durch die Abhängigkeit des Agrarsektors der armen Länder vom Engagement der multinationalen Firmen. 

Der ökologische Preis der Grünen Revolution bestand hauptsächlich in der starken Verschlechterung der Umweltbedingungen, gekennzeichnet durch die Beseitigung der heimischen Wälder, ohne daß vorher Untersuchungen durchgeführt wurden, ein Prozeß, der in einigen Biotopen unumkehrbar wurde; durch den Verbrauch großer Wassermengen für die Bewässerung, oft ohne daß die Quellen genug Zeit hatten sich zu erholen; durch Brandrodungen und Verbrennung von Treibstoffen, den Verbrauch großer Energiemengen zum Betrieb von Maschinen und das Besprühen mit stark toxischen, meist langlebigen Chemikalien, die sich im Boden ablagern und eine Kontamination des Wassers verursachen. 

Die Eingliederung der Gentechnik in die Landwirtschaft würde in dieser Phase der Grünen Revolution dazu führen, daß die Kontrolle der Landwirte über die Produktion noch mehr eingeschränkt und die nationale Produktion unter die totale Kontrolle der großen transnationalen Unternehmen geraten würde, was die ökonomische, kulturelle, ökologische und politische Ausgrenzung weiter verschärfen würde. 

Die Fragen, die wir uns in diesem Zusammenhang stellen und von denen sich die Aktivitäten des Tribunals leiten lassen, sind folgende: Welches sind die Auswirkungen der Verwendung gentechnisch veränderter Organismen auf die Produktion von Nahrungsmitteln? Wer sind die Nutznießer der Einführung dieser Technologie in der Landwirtschaft und vor allem in der Erzeugung von Saatgut? Kann die in der Landwirtschaft angewandte Gentechnik dazu beitragen, das Problem des Hungers zu lösen, wie ihre Befürworter argumentieren? Welches Risiko stellt diese Technologie für die Armen in Bezug auf ihre Gesundheit und auf die Umwelt dar? Ist die Verwendung genetisch veränderten Saatguts eine nachhaltige, langfristige Alternative? 

Die Diskussion über die Einführung genetisch veränderter Organismen in der Landwirtschaft ist Teil einer umfassenden Debatte, die das Entwicklungsmodell, das sich durch die Grüne Revolution in der Landwirtschaft durchgesetzt hat, in Frage stellt. 

In der brasilianischen Zivilgesellschaft hat sich eine Debatte über die Gentechnik entwickelt. Soziale Bewegungen, Gesellschaftsgruppen und Nichtregierungsorganisationen haben schon verschiedene Demonstrationen zu diesem Thema veranstaltet. Dabei stechen besonders das vor kurzem in Brasilia veranstaltete Camp der Bauernorganisation Via Campesina und der Organisationen, aus denen sich die Kampagne für ein gentechnikfreies Brasilien zusammensetzt, hervor, sowie die Aktivitäten am Tag der Agrarökologie in Paraná, die schließlich zum Erlaß eines Bundesstaats-Gesetzes führten, die aus Paraná, einem der Hauptexporteure von Soja, einen gentechnikfreien Bundesstaat machten. 

Trotz der Verabschiedung der Provisorischen Maßnahmen No. 113 und 131, bei der die Politik der ?vollendeten Tatsachen? angewandt wurde, hat die organisierte Zivilgesellschaft auf verschiedenen Gebieten Siege errungen, so z. B. die Justizurteile auf Grund der Klagen des Instituts für Verbraucherrechte (IDEC) und von Greenpeace, durch die die Freigabe von genetisch verändertem Soja verboten wurde. Vorher war dies noch von der Technischen Kommission für Bio-Sicherheit (CTNbio) und sogar im Entwurf zum Bio-Sicherheitsgesetz, der Ende Oktober im Nationalkongreß eingebracht worden war, genehmigt worden. 

Die größte Herausforderung besteht gegenwärtig darin, die Debatte über die Gentechnik populär zu machen, indem die Stadt- und Landbevölkerung darüber informiert wird, sowie zu gewährleisten, daß beim Gesetzentwurf zur Bio-Sicherheit so abgestimmt wird, daß dadurch die Sicherheit der Gesundheit, der Umwelt und die Souveränität der Landwirte und die des Landes garantiert werden. 

Durch die Artikulation der verschiedenen ländlichen und städtischen Organisationen wird das INTERNATIONALE GENTECHNIK-TRIBUNAL als Katalysator in dieser Debatte dienen und im Abstimmungsprozeß zum Bio-Sicherheitsgesetz entscheidenden Einfluß ausüben können. 

IV. Ziele: 
Mit dem INTERNATIONALEN GENTECHNIK-TRIBUNAL soll versucht werden, die aktive Teilnahme der Gesellschaft an der Debatte über genetisch veränderte Nahrungsmittel zu erreichen und alle die anzuklagen, die für die illegale Einführung und Verbreitung der genetisch veränderten Pflanzen nach Brasilien und insbesondere in Rio Grande do Sul verantwortlich sind. 

V. Zeitplan der Aktivitäten: 
[...] 

Aktivitäten: 
Versammlungen, auf denen sich die Gruppen artikulieren und Zusammensetzung und Ziele des Tribunals definieren. 
Einladung anderer Gruppen durch die Kampagne für ein Gentechnik-freies Brasilien (actionaid, Greenpeace, IDEC, ASPTA u.a.) 

Bestimmung der Geschworenen, des Richters, Staatsanwalts, stellvertretenden Staatsanwalts und der Anwälte. 
Einladung an die Teilnehmer. 

Beendung der Strukturierung des Tribunals und der Anklagevertretung 
Einrichtung einer Internet-Seite. 

Entgegennahme von Anzeigen und Erhebung der Anklage. 
Durchführung von Aktivitäten zur Sensibilisierung hinsichtlich des Tribunals. 

Vorladung der Angeklagten. 
Camps und Mobilisierung der Verbraucher in Porto Alegre und anderen Hauptstädten von Bundesstaaten. 

11.03. Gerichtssitzung 
...... 
Offizielle Eröffnung der Arbeit des Tribunals 
Beginn der Demonstrationen in Supermärkten mit der Forderung nach Kennzeichnung. 

V. Methodologie 
Zusammensetzung des Tribunals 

1. Vorsitz: 
José Felipe Ledur - bestätigt 
Richter am Regionalen Arbeitsgericht der 1. Region. 

2. Anklage: 
Aurélio Rios - bestätigt 
Staatsanwalt der Republik 

3. Sachverständige: 
David Hathaway - bestätigt 
Wirtschaftswissenschaftler, Berater bei ASPTA 

Sílvio Valle - bestätigt 
Biologe, Forscher bei FIOCRUZ 

Sebastião Pinheiro - bestätigt 
Berater im Fachbereich Bildung und Soziale Entwicklung der Universität Rio Grande do Sul 

4. Geschworene: 
Carlos Frederico Marés de Souza Filho - bestätigt 
Washinton Novaes - bestätigt 
Chico Buarque - (noch zu bestätigen) 
Marilena Felinto - (noch zu bestätigen) 
Vandana Shiva (noch zu bestätigen) 
Eduardo Galeano (noch zu bestätigen) 
Laymert Garcia (noch zu bestätigen) 
Leonardo Boff (noch zu bestätigen) 
José Saramago (noch zu bestätigen) 
Sócrates (noch zu bestätigen) 
Lazier Martins (noch zu bestätigen) 
Mae-Wan Ho (noch zu bestätigen) 
Ailton Crenaqui (noch zu bestätigen) 

5. Zeugen: 
Percy Schmaiser 
Peter Rosset (noch zu bestätigen) 
Farias - CUT - bestätigt 
Alvir Jacob - bestätigt 
Jeffrey Smith 
Eduardo Requião 
Ana Claudia Bento Graf - bestätigt 

Bauer aus Rio Grande do Sul 
Bauer aus Argentinien 
Forscher von CTNBio 

6. Beobachter: 
1. Bundesregierung: Präsidentschaft, Casa Civil, Ministerien: Umwelt, Wissenschaft und Technologie, Landwirtschaft, Justiz, Nahrungsmittelsicherheit, Sekretariat für Solidarische Wirtschaft, Ministerium für Agrarentwicklung, Gesundheit. 

2. Gouverneure von Bundesstaaten: Casa Civil, Sekretariate Umwelt, Landwirtschaft, 
Gesundheit, Wissenschaft und Technologie. 

3. Kommunalverwaltungen der Hauptstädte 

4. Universitäten 

5. Gesetzgebende Versammlungen: Vorsitz, Ausschuß für Menschenrechte, Gesundheitsausschuß, Umweltausschuß, Landwirtschaftsausschuß. 

6. Abgeordnetenhaus und Senat, Universitäten, Referenten für Recht auf Nahrung und Umwelt der OAS, Vertreter der UNO - FAO. 

7. Organisationen der Zivilgesellschaft 

8. Persönlichkeiten 

Programm 
08:00 Eröffnung 
09:00 Einsetzung des Tribunals und der Geschworenen (Darlegung des Falls durch den Vorsitzenden Richter) 
09:20 Auftritt der Sachverständigen 
10:20 Vernehmung der Zeugen 
12:30 Pause 
14:00 Fortsetzung des Verfahrens 
14:10 Auftritt der Verteidigung 
15:10 Auftritt der Anklage 
16:10 Verlesung der Streitfragen durch den Vorsitzenden Richter 
16:40 Beginn der Beratung der Geschworenen 
19:00 Urteilsspruch 
20:00 Schluß 

VI. Organisatoren: 
Actionaid 
Amerikanische Juristenvereinigung (AAJ) 
Associação dos Juízes Federais (AJUFE - Vereinigung der Bras. Bundesrichter) 
Associação dos Juízes do Rio Grande do Sul (AJURIS - Vereinigung der Richter von Rio Grande do Sul) 
Associação Nacional dos Procuradores da República (ANPR- Nationale Vereinigung der Staatsanwälte 
Assessoria em Projetos e Técnicas de Agricultura Alternativa (ASPTA- Beirat für Projekte und Techniken in der Alternativen Landwirtschaft 
Campanha por um Brasil Livre de Transgênicos (Kampagne für ein gentechnikfreies Brasilien) 
Central Única dos Trabalhadores (CUT - Gewerkschaft) 
Comissão Pastoral da Terra - CPT 
Federação dos Estudantes de Agronomia do Brasil (FEAB - Verband der Agronomiestudenten Brasiliens 
Foodfirst Information Action Network - FIAN 
Weltforum der Richter 
Instituto de Acesso a Justiça (IAJ) 
Movimento dos Atingidos por Barragens (MAB - Organisation der Staudamm-Geschädigten) 
Movimento das Mulheres Trabalhadoras Rurais (MMTR - Bewegung der Landarbeiterinnen) 
Movimento Nacional de Luta pela Moradia (MNLM - Nationale Bewegung des Kampfes um Wohnrecht) 
Movimento dos Pequenos Agricultores (MPA - Bewegung der Kleinbauern) 
Movimento dos Trabalhadores Desempregados (MTD - Bewegung Beschäftigungsloser Arbeiter) 
Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST - Bewegung Landloser Landarbeiter) 
Núcleo de Assessoria Jurídica Popular - NAJUP 
Núcleo de Direitos Humanos e Desenvolvimento do Programa de Pós-Graduação em Direito da Universidade Federal do Paraná 
Núcleo de Ecojornalistas/RS (NEJ/RS - Gruppe der Ökojournalisten von Rio Grande do Sul) 
Núcleo de Estudos Críticos do Direito (NEC - Gruppe für Kritische Rechtsstudien) 
Pastoral da Juventude Rural 
Pastorais Sociais/CNBB 
Juristische Presse 
Rede Social de Justiça e Direitos Humanos (Soziales Netz für Gerechtigkeit und Menschenrechte) 
Sindicato dos Advogados de São Paulo (Syndikat der Anwälte von São Paulo) 
União Brasileira dos Estudantes Secundaristas (Brasilianischer Verband der Gymnasiasten) 
União Estadual dos Estudantes - RS (Studentenbund von Rio Grande do Sul) 
União Nacional dos Estudantes (UNE - Nationaler Studentenbund) 
Rede Nacional de Advogados Populares (RENAP - Nationales Netz der Volksanwälte - RENAP) 
Terra de Direitos 

UM OUTRO MUNDO É POSSÍVEL - EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH 
MIDI@ÉTICA - Movimento pela Ética na Mídia (Bewegung für Ethik in den Medien) 

mail: zerofora at ig.com.br 
URL: http://http;//www.zerofora.hpg.com.br 

 

kh (Übersetzung)

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