[fessenheim-fr] Augsburger Allgemeine: Ausgestrahlt? So realistisch ist das angedachte Atom-Comeback von CDU und CSU

Ursula Sladek u.sladek at ews-schoenau.de
Di Dez 3 14:34:49 CET 2024


Usladek
Von meinem iPhone gesendet

> Am 03.12.2024 um 14:08 schrieb Amish D. Leßmann <bodhi-amish at sonnenkinder.org>:
> 
> Hallo zusammen,
> 
> über eine Kurzmeldung des SWR und einen dort als Quellenangabe
> enthaltenen Link kam ich zu folgendem Artikel der Augsburger
> Allgemeinen (der freilich mehrere "Klöpse" enthält, wie Klaus das
> gerne nennt - aber die findet Ihr wahrscheinlich selber, weswegen ich
> das nicht weiter kommentiere):
> 
> https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/atomkraft-wie-realistisch-ist-die-rueckkehr-zur-kernenergie-in-deutschland-103683725
> 
> Hinweise:
> Ohne Abo nur mit Zustimmung zu Werbung und Tracking zu lesen; es
> erfolgt jedoch keine Aufforderung, die Werbeblocker zu deaktivieren
> (zumindest nicht bei Adblock Plus, Ghostery und uBlock Origin, die ich
> verwende).
> 
> Die Fotos mit Bildunterschriften habe ich nicht mit eingefügt und ich
> habe zur besseren und einheitlichen Lesbarkeit ein paar Leerzeilen
> ergänzt um die im Original enthaltenen Absätze, die verlorengegangen
> waren, wiederherzustellen sowie die Zwischenüberschriften hervorzuheben.
> 
> Viele Grüße
> Amish
> 
> ____________________
> 
> Atomkraft
> 
> Ausgestrahlt? So realistisch ist das angedachte Atom-Comeback von CDU
> und CSU
> 
> Bei der Neuwahl wird auch über die Energiepolitik des Landes
> abgestimmt. Die Union wirbt für eine Renaissance der Kernenergie. Wie
> steht es um deren Chancen?
> Von Christian Grimm |
> 02.12.24, 16:54 Uhr
> 
> Teure Energie ist einer der Hauptgründe für die deutsche
> Wirtschaftsschwäche. CDU und CSU wollen im angelaufenen Wahlkampf das
> Thema Wachstum und Arbeitsplätze in den Mittelpunkt stellen. Sie haben
> Vorschläge für eine andere Energiepolitik ausgearbeitet. Darin nimmt
> die Renaissance der Kernkraft eine wichtige Rolle ein. Es wäre die
> dritte Rolle rückwärts in der Nuklearenergie binnen eines
> Vierteljahrhunderts. Der Einstieg nach dem Ausstieg, der auf die
> Laufzeitverlängerung nach dem Ausstieg folgte. Welche Aussichten haben
> die Vorschläge, nach einem möglichen Wahlsieg der Union Wirklichkeit
> zu werden?
> 
> 
> Was will die Union bei der Kernkraft?
> 
> Im Kern handelt es sich um eine Forderung. Die Union will prüfen, ob
> die bereits abgeschalteten und im Rückbau befindlichen Kernkraftwerke
> wieder zum Laufen gebracht werden können. Im Frühjahr 2023 waren die
> letzten drei Meiler vom Netz gegangen. Mittels einer Bestandsaufnahme
> soll ermittelt werden, ob die „Wiederaufnahme des Betriebs der zuletzt
> abgeschalteten Kernkraftwerke unter vertretbarem technischem und
> finanziellem Aufwand noch möglich ist“, wie es im Energie-Papier von
> CDU und CSU heißt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat
> beispielsweise das bayerische AKW Isar 2 im Blick. „Ich fordere
> dringend einen Stopp des Rückbaus von Isar 2“, verlangte er Mitte
> November.
> 
> 
> Wiederaufnahme des Betriebs von Atomkraftwerken: Wie realistisch ist das?
> 
> Die Antwort darauf dürfte dem CSU-Vorsitzenden nicht gefallen. „Das
> macht keinen Sinn. Das wird aus meiner Sicht nicht passieren“, sagte
> der Chef der AKW-Betreiberfirma Preussen Elektra, Guido Knott, Ende
> vergangener Woche im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum
> Atomausstieg. Das Unternehmen ist eine Tochter des Energieversorgers
> Eon. Knott berichtete, dass seine Techniker mittlerweile 1000 Tonnen
> Material im Kraftwerk ausgebaut hätten. Ein Zurückdrehen „würde Jahre
> dauern und Milliarden kosten“. Die Grünen als Partei der
> Anti-Atom-Bewegung halten Söders Vorschlag daher für heiße Luft. „Isar
> 2 ist unwiederbringlich abgeschaltet und der bayerische Atomausstieg
> vollzogen. Jetzt ist der Zug abgefahren“, sagte die
> Grünen-Energiepolitikerin Lisa Badum unserer Redaktion.
> 
> Isar 2 bildete mit den Kernkraftwerken Emsland und Neckarwestheim 2
> das Trio der zuletzt abgestellten Meiler der Bundesrepublik. Im
> Emsland hat der Energiekonzern RWE im Herbst die Genehmigung für die
> Demontage bekommen. Einen Weg zurück sieht Konzernchef Markus Krebber
> nicht. Seit der Abschaltung „konzentrieren wir uns nun auf den
> Rückbau, so wie es die aktuelle Gesetzeslage vorschreibt“. Energie
> Baden-Württemberg (ENBW) hält den Abriss seiner vom Netz genommenen
> Kernkraftwerke für de facto irreversibel, wozu auch Neckarwestheim 2
> in der Nähe von Heilbronn zählt. „Eine Diskussion über die weitere
> Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund
> erledigt“, sagte ENBW-Atomchef Jörg Michels unserer Redaktion.
> 
> 
> Hätten die AKW in Deutschland noch mehrere Jahre weiterlaufen können?
> 
> Das ist die Kernfrage des Untersuchungsausschusses im Bundestag. Union
> und FDP werfen Wirtschaftsminister Robert Habeck vor, den Ausstieg aus
> der Kernkraft trotz akuter Energiekrise infolge des Ukrainekrieges
> nicht ergebnisoffen geprüft zu haben. Der Grünen-Politiker habe
> letztlich dafür gesorgt, dass es bei dem wenige Monate währenden
> Streckbetrieb der drei letzten AKW geblieben sei. Die Atomkonzerne
> RWE, Eon und ENBW haben immer wieder erklärt, dass auch eine
> Laufzeitverlängerung um mehrere Jahre technisch prinzipiell möglich
> gewesen wäre. Ernsthaft in Erwägung gezogen wurde es aber nur von Eon
> mit seinem Kraftwerk Isar 2. „Ich kann das mit einem klaren Ja
> beantworten“, erklärte Guido Knott im Untersuchungsausschuss.
> 
> Obwohl der Betreiber bereits vor einem Jahr das endgültige Aus für das
> AKW Isar 2 verkündete, ist der Rückbau aus der Sicht von Markus Söder
> noch „reversibel“. (Archivbild) Foto: Peter Kneffel, dpa
> Der RWE-Vorstandsvorsitzende Krebber meinte an derselben Stelle, dass
> das ökonomische Risiko angesichts der sprunghaften deutschen
> Energiepolitik zu groß gewesen sei. „Da fehlte uns das Vertrauen, dass
> das politisch stabil ist“, betonte er.
> 
> 
> Wie steht es um den Neubau von Atomkraftwerken?
> 
> Die jüngsten Nuklearprojekte Europas sprechen eine eindeutige Sprache.
> Der Neubau von Meilern endet im ökonomischen Fiasko. Im Herbst wurde
> der dritte Reaktor des französischen AKW Flamanville mit 12-jähriger
> Verspätung hochgefahren. Die Baukosten erhöhten sich von den
> ursprünglich veranschlagten drei auf 13 Milliarden Euro. Ein noch
> größeres Desaster ist das Kernkraftwerk Hinkley Point in
> Großbritannien. Seine Fertigstellung wird nun für 2029 oder 2030
> erwartet, 15 Jahre nach Baustart. Die Ausgaben werden sich
> wahrscheinlich mit 50 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Ähnlich
> sieht es in Finnland aus. Block 3 des AKW Olkiluoto wurde 18 Jahre
> später als geplant vollendet, seit Frühjahr 2023 liefert er Strom. Die
> Baukosten vervierfachten sich in der Zwischenzeit.
> 
> Wegen der enormen Steigerungen ist der Strom aus neuen Reaktoren viel
> teurer als die Energie aus anderen Erzeugungsformen. „Stand heute gibt
> es kein belastbares Geschäftsmodell für eine Rückkehr der Kernkraft in
> Deutschland“, sagte der Energieökonom Andreas Löschel von der
> Ruhr-Universität Bochum unserer Redaktion. Eine Analyse des Fraunhofer
> Instituts für Solare Energiesysteme kommt zu dem Schluss, dass der
> Strom aus neu gebauten Solarkraftwerken zu Preisen von 4 bis 6 Cent je
> Kilowattstunde produziert wird, jener aus neuen Reaktoren in der
> Spanne zwischen 14 und 49 Cent. Neue Windräder an Land liefern laut
> der Studie zu Preisen zwischen 4 und 9 Cent je Kilowattstunde. „Wir
> glauben nicht, dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine
> Lösung der Fragen zu heutigen Problemstellungen der Energieversorgung
> wäre“, sagte Jörg Michels von ENBW. Zum Vergleich: Ältere AKW, die
> ihre Baukosten verdient haben, erzeugen Strom zum Preis von 3 bis 4
> Cent pro Kilowattstunde.
> 
> 
> Bringen Mini-Atomkraftwerke die strahlende Renaissance?
> 
> Der Unternehmer Bill Gates, Technologie-Konzerne wie Amazon und
> Google, nun auch die Union: Sie alle halten Mini-Reaktoren für die
> Lösung, um eine bezahlbare Renaissance der Nuklearenergie einzuläuten.
> Die EU-Kommission strebt den Bau erster Reaktoren Anfang des nächsten
> Jahrzehnts an. Sie könnten Strom liefern, wenn der Wind nicht weht und
> die Sonne nicht scheint. „Wir wissen nicht, wie sich Technik und
> Kosten auf mittlere und lange Sicht entwickeln, Stichwort kleine
> Reaktoren“, sagte Energieökonom Löschel. Deutschland sollte zumindest
> bei der Forschung dabei sein. „Dafür braucht es weiter kerntechnische
> Kompetenzen“.
> 
> 
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