[fessenheim-fr] Augsburger Allgemeine: Ausgestrahlt? So realistisch ist das angedachte Atom-Comeback von CDU und CSU
Amish D. Leßmann
bodhi-amish at sonnenkinder.org
Di Dez 3 13:40:13 CET 2024
Hallo zusammen,
über eine Kurzmeldung des SWR und einen dort als Quellenangabe
enthaltenen Link kam ich zu folgendem Artikel der Augsburger
Allgemeinen (der freilich mehrere "Klöpse" enthält, wie Klaus das
gerne nennt - aber die findet Ihr wahrscheinlich selber, weswegen ich
das nicht weiter kommentiere):
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/atomkraft-wie-realistisch-ist-die-rueckkehr-zur-kernenergie-in-deutschland-103683725
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habe zur besseren und einheitlichen Lesbarkeit ein paar Leerzeilen
ergänzt um die im Original enthaltenen Absätze, die verlorengegangen
waren, wiederherzustellen sowie die Zwischenüberschriften hervorzuheben.
Viele Grüße
Amish
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Atomkraft
Ausgestrahlt? So realistisch ist das angedachte Atom-Comeback von CDU
und CSU
Bei der Neuwahl wird auch über die Energiepolitik des Landes
abgestimmt. Die Union wirbt für eine Renaissance der Kernenergie. Wie
steht es um deren Chancen?
Von Christian Grimm |
02.12.24, 16:54 Uhr
Teure Energie ist einer der Hauptgründe für die deutsche
Wirtschaftsschwäche. CDU und CSU wollen im angelaufenen Wahlkampf das
Thema Wachstum und Arbeitsplätze in den Mittelpunkt stellen. Sie haben
Vorschläge für eine andere Energiepolitik ausgearbeitet. Darin nimmt
die Renaissance der Kernkraft eine wichtige Rolle ein. Es wäre die
dritte Rolle rückwärts in der Nuklearenergie binnen eines
Vierteljahrhunderts. Der Einstieg nach dem Ausstieg, der auf die
Laufzeitverlängerung nach dem Ausstieg folgte. Welche Aussichten haben
die Vorschläge, nach einem möglichen Wahlsieg der Union Wirklichkeit
zu werden?
Was will die Union bei der Kernkraft?
Im Kern handelt es sich um eine Forderung. Die Union will prüfen, ob
die bereits abgeschalteten und im Rückbau befindlichen Kernkraftwerke
wieder zum Laufen gebracht werden können. Im Frühjahr 2023 waren die
letzten drei Meiler vom Netz gegangen. Mittels einer Bestandsaufnahme
soll ermittelt werden, ob die „Wiederaufnahme des Betriebs der zuletzt
abgeschalteten Kernkraftwerke unter vertretbarem technischem und
finanziellem Aufwand noch möglich ist“, wie es im Energie-Papier von
CDU und CSU heißt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat
beispielsweise das bayerische AKW Isar 2 im Blick. „Ich fordere
dringend einen Stopp des Rückbaus von Isar 2“, verlangte er Mitte
November.
Wiederaufnahme des Betriebs von Atomkraftwerken: Wie realistisch ist das?
Die Antwort darauf dürfte dem CSU-Vorsitzenden nicht gefallen. „Das
macht keinen Sinn. Das wird aus meiner Sicht nicht passieren“, sagte
der Chef der AKW-Betreiberfirma Preussen Elektra, Guido Knott, Ende
vergangener Woche im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum
Atomausstieg. Das Unternehmen ist eine Tochter des Energieversorgers
Eon. Knott berichtete, dass seine Techniker mittlerweile 1000 Tonnen
Material im Kraftwerk ausgebaut hätten. Ein Zurückdrehen „würde Jahre
dauern und Milliarden kosten“. Die Grünen als Partei der
Anti-Atom-Bewegung halten Söders Vorschlag daher für heiße Luft. „Isar
2 ist unwiederbringlich abgeschaltet und der bayerische Atomausstieg
vollzogen. Jetzt ist der Zug abgefahren“, sagte die
Grünen-Energiepolitikerin Lisa Badum unserer Redaktion.
Isar 2 bildete mit den Kernkraftwerken Emsland und Neckarwestheim 2
das Trio der zuletzt abgestellten Meiler der Bundesrepublik. Im
Emsland hat der Energiekonzern RWE im Herbst die Genehmigung für die
Demontage bekommen. Einen Weg zurück sieht Konzernchef Markus Krebber
nicht. Seit der Abschaltung „konzentrieren wir uns nun auf den
Rückbau, so wie es die aktuelle Gesetzeslage vorschreibt“. Energie
Baden-Württemberg (ENBW) hält den Abriss seiner vom Netz genommenen
Kernkraftwerke für de facto irreversibel, wozu auch Neckarwestheim 2
in der Nähe von Heilbronn zählt. „Eine Diskussion über die weitere
Nutzung der Kernkraft hat sich für uns vor diesem Hintergrund
erledigt“, sagte ENBW-Atomchef Jörg Michels unserer Redaktion.
Hätten die AKW in Deutschland noch mehrere Jahre weiterlaufen können?
Das ist die Kernfrage des Untersuchungsausschusses im Bundestag. Union
und FDP werfen Wirtschaftsminister Robert Habeck vor, den Ausstieg aus
der Kernkraft trotz akuter Energiekrise infolge des Ukrainekrieges
nicht ergebnisoffen geprüft zu haben. Der Grünen-Politiker habe
letztlich dafür gesorgt, dass es bei dem wenige Monate währenden
Streckbetrieb der drei letzten AKW geblieben sei. Die Atomkonzerne
RWE, Eon und ENBW haben immer wieder erklärt, dass auch eine
Laufzeitverlängerung um mehrere Jahre technisch prinzipiell möglich
gewesen wäre. Ernsthaft in Erwägung gezogen wurde es aber nur von Eon
mit seinem Kraftwerk Isar 2. „Ich kann das mit einem klaren Ja
beantworten“, erklärte Guido Knott im Untersuchungsausschuss.
Obwohl der Betreiber bereits vor einem Jahr das endgültige Aus für das
AKW Isar 2 verkündete, ist der Rückbau aus der Sicht von Markus Söder
noch „reversibel“. (Archivbild) Foto: Peter Kneffel, dpa
Der RWE-Vorstandsvorsitzende Krebber meinte an derselben Stelle, dass
das ökonomische Risiko angesichts der sprunghaften deutschen
Energiepolitik zu groß gewesen sei. „Da fehlte uns das Vertrauen, dass
das politisch stabil ist“, betonte er.
Wie steht es um den Neubau von Atomkraftwerken?
Die jüngsten Nuklearprojekte Europas sprechen eine eindeutige Sprache.
Der Neubau von Meilern endet im ökonomischen Fiasko. Im Herbst wurde
der dritte Reaktor des französischen AKW Flamanville mit 12-jähriger
Verspätung hochgefahren. Die Baukosten erhöhten sich von den
ursprünglich veranschlagten drei auf 13 Milliarden Euro. Ein noch
größeres Desaster ist das Kernkraftwerk Hinkley Point in
Großbritannien. Seine Fertigstellung wird nun für 2029 oder 2030
erwartet, 15 Jahre nach Baustart. Die Ausgaben werden sich
wahrscheinlich mit 50 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Ähnlich
sieht es in Finnland aus. Block 3 des AKW Olkiluoto wurde 18 Jahre
später als geplant vollendet, seit Frühjahr 2023 liefert er Strom. Die
Baukosten vervierfachten sich in der Zwischenzeit.
Wegen der enormen Steigerungen ist der Strom aus neuen Reaktoren viel
teurer als die Energie aus anderen Erzeugungsformen. „Stand heute gibt
es kein belastbares Geschäftsmodell für eine Rückkehr der Kernkraft in
Deutschland“, sagte der Energieökonom Andreas Löschel von der
Ruhr-Universität Bochum unserer Redaktion. Eine Analyse des Fraunhofer
Instituts für Solare Energiesysteme kommt zu dem Schluss, dass der
Strom aus neu gebauten Solarkraftwerken zu Preisen von 4 bis 6 Cent je
Kilowattstunde produziert wird, jener aus neuen Reaktoren in der
Spanne zwischen 14 und 49 Cent. Neue Windräder an Land liefern laut
der Studie zu Preisen zwischen 4 und 9 Cent je Kilowattstunde. „Wir
glauben nicht, dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine
Lösung der Fragen zu heutigen Problemstellungen der Energieversorgung
wäre“, sagte Jörg Michels von ENBW. Zum Vergleich: Ältere AKW, die
ihre Baukosten verdient haben, erzeugen Strom zum Preis von 3 bis 4
Cent pro Kilowattstunde.
Bringen Mini-Atomkraftwerke die strahlende Renaissance?
Der Unternehmer Bill Gates, Technologie-Konzerne wie Amazon und
Google, nun auch die Union: Sie alle halten Mini-Reaktoren für die
Lösung, um eine bezahlbare Renaissance der Nuklearenergie einzuläuten.
Die EU-Kommission strebt den Bau erster Reaktoren Anfang des nächsten
Jahrzehnts an. Sie könnten Strom liefern, wenn der Wind nicht weht und
die Sonne nicht scheint. „Wir wissen nicht, wie sich Technik und
Kosten auf mittlere und lange Sicht entwickeln, Stichwort kleine
Reaktoren“, sagte Energieökonom Löschel. Deutschland sollte zumindest
bei der Forschung dabei sein. „Dafür braucht es weiter kerntechnische
Kompetenzen“.
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