[fessenheim-fr] Standortsuche wird schon in der ersten Phase zur Farce
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Do Jan 21 12:04:32 CET 2021
Standortsuche wird schon in der ersten Phase zur Farce
Fachkonferenz Teilgebiete – Durchmarsch der Veranstalter
Am 5. Februar 2021 soll der erste Beratungstermin der Fachkonferenz
Teilgebiete stattfinden. Es ist absehbar, dass auch diese Konferenz von
den Bedingungen der Corona-Pandemie geprägt sein wird. Ungeachtet aller
Kritik an der virtuellen Auftaktveranstaltung im letzten Oktober will
das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BaSE) seinen
Zeitplan aber durchziehen.
Die Auftaktveranstaltung im Oktober 2020 hat deutlich vor Augen geführt,
dass bei einer Online-Konferenz die gesamte Kommunikation vom
Veranstalter, dem BaSE und der von ihm beauftragten Moderationsfirma,
gesteuert wird. Anderen Teilnehmenden ist es nicht möglich, auf gleicher
Augenhöhe zu agieren. Kritik, die während der Konferenz geäußert wurde,
wurde von den Veranstalter*innen einfach wegmoderiert. Beteiligung heißt
jedoch nicht, dass man kritische Kommentare später im Netz nachlesen
kann, sondern dass Kritik auch zu Konsequenzen führt. Deshalb kann eine
solche Veranstaltung erst dann sinnvoll stattfinden, wenn die
Corona-Situation es wieder zulässt, dass sich viele Menschen gefahrlos
zu einer Präsenz-Konferenz treffen können.
Paradebeispiel für die Missachtung der Beteiligten ist die
Arbeitsgruppe, die die Fachkonferenz im Februar vorbereiten soll und die
auf der Auftaktveranstaltung unter zweifelhaften Umständen gewählt
wurde. Inzwischen sind bereits sechs der zwölf Mitglieder
zurückgetreten. Doch anstatt die Kritik ernst zu nehmen werden einfach
„Nachrücker*innen“ dazu geholt. Ganz nach dem Motto: Wer mit dem
Vorgehen nicht einverstanden ist, ist selbst schuld, dann ersetzen wir
ihn/sie einfach durch eine andere Person.
Zwischenbericht Teilgebiete – ein Meer von schwarzen Seiten
„54% der Bundesrepublik Deutschland sind als Endlager für radioaktive
Abfälle geeignet“, so lautete die politische Botschaft von
Bundesumweltministerin und der Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH
(BGE) zur Veröffentlichung des Zwischenberichts Teilgebiete. Falsch!
Der Zwischenbericht weist 46 % der Fläche Deutschlands als ungeeignet
aus. Von den mehr als 400 untersuchten Salzstöcken in Norddeutschland
sind noch 60 im Rennen. In den restlichen Gebieten sind die gewünschten
Lagermedien, Salz,- Ton- oder Kristallingestein vorhanden. Mehr sagt der
Bericht nicht. Denn über diese Gebiete ist wenig bekannt. Und sie sind
so zahlreich, dass niemand sich betroffen fühlt – obwohl dies dringend
angebracht wäre.
Die BGE hat weitflächig auf 3D-Modelle des Untergrunds zurückgegriffen,
erstellt durch die geologischen Landesämter, allerdings nur für 65
Prozent des Bundesgebietes. Diese Modelle sind keine tatsächliche
Abbildung des geologischen Untergrundes, sondern laut BGE teilweise nur
„fachlich begründete Vermutungen erfahrener Geologen“. Selbst die
Qualität der Daten, die in die Modelle eingeflossen sind, ist der BGE
nach eigener Aussage nicht bekannt. Lücken schloss die BGE mit Hilfe
sogenannter „Referenzdatensätze“. Man habe dafür „bekannte sehr günstige
Eigenschaften für das jeweilige Wirtsgestein zugrunde gelegt“, also
Daten, „die ein ideales Wirtsgestein beschreiben“ aber nicht die realen
Verhältnisse vor Ort.
Eine kritische Prüfung der Ergebnisse des Zwischenberichtes ist kaum
möglich. Der Bericht ist auch für geübte Leser*innen nicht
nachvollziehbar aufbereitet. Aktuell ist nur ein geringer Teil der Daten
einsehbar, tausende von Seiten sind geschwärzt.
Bei dieser großflächigen Gebietsausweisung bleibt völlig offen, wie die
BGE zu kleineren Standortregionen kommen soll. Klar ist jedoch: Für
diesen Schritt ist bisher keine Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen.
Die atompolitische Vergangenheit zeigt: Ohne Transparenz, ohne
„Augenhöhe“ und ohne Sicherstellung eines wissenschaftsbasierten
Prozesses ist dieses Verfahren zum Scheitern verurteilt.
Zu weiteren Kritikpunkten verweisen wir auf unsere Stellungnahme vom
28.09.2020: „Mitbestimmung statt inszenierter Beteiligung“
http://www.atommuellkonferenz.de/wp-content/uploads/Stellungnahme-Auftakt-Fachkonferenz_2020-09-16_AMK.pdf.
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