[fessenheim-fr] Techno-Centre und franzoesische Kochtoepfe

Redaktion Umwelt RDL umwelt at rdl.de
Di Jan 19 22:35:33 CET 2021


Hallo Leute!

Das französischen Netzwerk Atomausstieg (Réseau Sortir
du Nucléaire) hat einen Skandal aufgedeckt: In dem
am Standort des stillgelegten AKW Fessenheim geplanten
Techno-Centre soll radioaktives Metall "wiederaufgearbeitet"
werden, um es hernach für die Produktion von Kochtöpfen
und anderen Konsumgüter des alltäglichen Bedarfs
verwenden zu können.

www.leparisien.fr/societe/nos-casseroles-seront-elles-bientot-radioactives-18-01-2021-8419701.php

Text in deutscher Übersetzung siehe unten

Ciao
    Klaus Schramm


Werden unsere Töpfe und Pfannen bald radioaktiv sein?

In einem Text-Entwurf plant das Umweltministerium, die Herstellung von 
Alltagsgegenständen aus dem Recycling von sehr schwach radioaktiven 
Metallen zuzulassen. Das französische Netzwerk Atom-Ausstieg (Réseau 
Sortir du Nucléaire) alarmiert die Öffentlichkeit über den "Skandal".

Einem Projekt des  Umweltministeriums liegt die Vorstellung zugrunde, 
radioaktiv belastete Metalle könnten von Verunreinigungen befreit 
werden, um das Metall zu recyclen und daraus Konsumgüter des 
alltäglichen Bedarfs herzustellen.

Von Frédéric Mouchon

18. Januar 2021

"Kann Spuren von sehr schwach radioaktivem Stahl enthalten" - Wird diese 
surreale Warnung eines Tages auf den Hersteller-Hinweisen unserer 
Kinderwagen, Töpfe und Pfannen, Türgriffe oder dekorativen 
Metallgegenstände zu lesen sein? Das ist die sehr ernste Befürchtung des 
französischen Netzwerks Atom-Ausstieg (Réseau Sortir du Nucléaire), das 
auf der Seite des Umweltministeriums ein Projekt entdeckt hat, das es 
für "wahnsinnig" hält.

Ziel ist es, bestimmten schwach kontaminierten Metallschrott aus 
Atomkraftwerken zu sammeln, einzuschmelzen, so weit wie möglich zu 
dekontaminieren und die weniger radioaktiven Teile dann zu Konsumgüter 
des alltäglichen Bedarfs zu recyceln.

Wird Fessenheim auf Recycling umgestellt?

Es begann damit, daß kurz nach den Feiertagen diskret mehrere Entwürfe 
für Rechtsvorschriften konsultiert wurden, die "ausnahmsweise" auf die 
Wiederverwendung dieser sehr schwach radioaktiven Abfälle für die 
Herstellung von Geräten oder Gegenständen des täglichen Lebens 
abzielten. "Bisher", so betonen die AtomkraftgegnerInnen, "hat 
Frankreich die Herstellung dieser Güter unter Verwendung von Substanzen 
mit einer nuklearen Herkunft streng verboten, wenn diese kontaminiert 
sind oder kontaminiert sein könnten."

Werden unsere Töpfe und Pfannen bald radioaktiv sein?

Der Stab von Barbara Pompili (französische "Umwelt"-Ministerin), die wir 
kontaktiert haben, verweist darauf, daß mehrere Länder in der 
Europäischen Union (Deutschland, Schweden) und außerhalb der EU (USA) 
"auf die Freigabe von sehr schwach radioaktivem Abfall zurückgreifen".

Auf dem Gelände des stillgelegten elsässischen AKW Fessenheim 
(Département Haut-Rhin) erwägt die EdF die Errichtung dieser 
Dekontaminations-Anlage. Aber warum sollte man diesen Abfall nicht 
einfach weiter im Zuge einer konventionellen Atomindustrie behandeln? 
"Das hat einen ökologischen Vorteil, da es das Überlaufen der 
Metall-Lager hinauszögert und zugleich die Wiederverwendung von Metall 
in einer Kreislaufwirtschaft ermöglicht", argumentiert der Stab von 
Barbara Pompili.

Doch wie sieht es mit der Belastung der Bevölkerung durch solche aus 
potenziell radioaktivem Metall gefertigte Gegenstände aus? Das 
Ministerium beteuert, daß dies "kein Gesundheitsrisiko darstellt, da die 
Verwendung der freigesetzten Materialien unter keinen Umständen zu einer 
Exposition von mehr als 10 µSv/Jahr führen kann, d.h. 300-mal weniger 
als bei der bestehenden Exposition durch natürliche Radioaktivität."

""Es ist nicht auszuschließen, daß Teile der wiederaufgearbeiteten 
Metalle, die für die Herstellung unserer Alltagsgegenstände verwendet 
werden, erhebliche Einschlüsse an radioaktiven Elementen enthalten", 
betont Charlotte Mijeon von Réseau Sortir du Nucléaire. "Stellen Sie 
sich vor, daß sich eine winzige Menge Plutonium in Ihrem Kochtopf 
befindet und daß Sie jeden Tag Hundertstel Mikrogramm davon 
verschlucken, indem Sie ihn schrubben. Wer kann Ihnen garantieren, daß 
Sie auf Dauer kein Risiko eingehen? ", fragt der Physiker Jean-Marie 
Brom, Sprecher der NGO und Forschungsdirektor am CNRS.

"Ein närrisches und gefährliches Glücksspiel"

"Selbst wenn die aufgenommene Dosis sehr gering ist, kommt es auf die 
Dauer der Exposition durch die Radioaktivität an", so der Physiker 
weiter, der dies als "ein närrisches und gefährliches Glücksspiel" 
ansieht. Das Umweltministerium präzisiert, daß die wiederaufgearbeiteten 
Stoffe, die gegenüber den Aufkäufern "konventioneller" Metallen 
"freigegeben" werden, "streng kontrolliert" würden, wobei eine 
Genehmigung von Fall zu Fall erteilt wird.

Ersten Kommentare, die auf der Seite des Ministeriums hinterlassen 
wurden, zeigen, daß das Thema kontrovers und besorgniserregend ist. 
Benoît erinnert uns daran, daß einige unserer europäischen Nachbarn "es 
bereits tun" und Christian stimmt zu: Es ist wahrscheinlich, betont er, 
daß "das Metall der Schrauben unserer in Frankreich von einem 
schwedischen Hersteller gekauften Möbel diese Art von Material enthält. 
Ohne Auswirkungen auf die Gesundheit".

"Nach dem Stahl kommt der Beton, dann der Kunststoff..."

"Wohin führt es uns, den Zauberlehrling zu spielen? ", fragt auf der 
anderen Seite Franck. "Ich möchte keine radioaktiven Töpfe in meiner 
Küche haben", reagiert ein anderer Internetnutzer. "Dieser Text soll nur 
eine Reihe von Schritten in Gang setzen, um die Atomindustrie aus der 
Verantwortung zu nehmen. Diese sieht, wie ihre Atomkraftwerke 
unaufhaltsam altern, wie ihre Mülltonnen sich ohne Ende füllen und wie 
ihr Strom immer teurer wird", prangert Joël an. Nach dem Stahl kommt der 
Beton, dann der Kunststoff und schließlich alle anderen Produkte, die in 
der gleichen Durchmischung angeboten werden. »

Daher die Überlegung von Claire, die sich vehement gegen dieses 
"wahnsinnige Projekt, das unkontrollierbarem Mißbrauch Tür und Tor 
öffnet", wendet: "Unsere Gesundheit und die zukünftiger Generationen ist 
mehr wert als die Profite einer umweltverschmutzenden und gefährlichen 
Industrie."




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