[fessenheim-fr] Bald Castoren auf dem Neckar?
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Di Jun 20 11:59:30 CEST 2017
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Atommüll
Bald Castoren auf dem Neckar?
An diesem Dienstag entscheidet das Berliner Verwaltungsgericht über die
bevorstehenden Atommülltransporte von Obrigheim nach Neckarwestheim.
Vor 2 Stunden
VON Joachim Wille
Castor-Protestaktion vor dem Bundeskanzleramt
Wohin mit dem Atommüll? Foto: epd
Riesige gelbe Gummi-Enten prägten die Anti-Castor-Premiere. Rund 100
Atomkraft-Gegner paddelten Ende Mai in Booten auf dem Neckar, um auf die
bevorstehenden Atommüll-Transporte auf dem Rhein-Nebenfluss hinzuweisen.
Sie protestierten nicht nur mit den klassischen Anti-AKW-Fahnen, sondern
eben auch mit den Enten, die sie mit Piraten-Augenklappen versehen
hatten – um auf das ihrer Meinung nach zwielichtige Vorhaben des
baden-württembergischen Stromkonzerns EnBW hinzuweisen. Es ist eine
umstrittene Premiere: Erstmals in Deutschland sollen nämlich Castoren,
die mit hoch radioaktivem Material beladen sind, über einen Fluss
transportiert werden – von einem AKW-Standort zum anderen. Und dann
wollen die AKW-Gegner die Castor-Schiffe auf dem Wasser blockieren.
Nun könnte es bald ernst werden. Denn am heutigen Dienstag soll vor dem
Berliner Verwaltungsgericht über einen Eilantrag der
baden-württembergischen Stadt Neckarwestheim gegen Transporte
entschieden werden, die vom Bundesamt für kerntechnische
Entsorgungssicherheit (BfE, Sitz Berlin) Mitte Mai genehmigt wurden.
EnBW hätte die erste von voraussichtlich fünf Fuhren zwar schon starten
können, da die Genehmigung mit einen „Sofortvollzug“ ausgestattet ist.
Doch der Konzern wollte wohl vorab keine Fakten schaffen. Öffentlich
angekündigt werden die Transporte nicht.
Die Castor-Fuhren, mit denen Atommüll aus der französischen
Wiederaufarbeitungsanlage La Hague per Schiene und Straße nach
Deutschland gebracht wurden, sind derzeit gestoppt. Erst 2019 steht der
nächste dieser Transporte an. Bei der EnBW-Aktion geht es um etwas
anderes. Der Konzern will 342 abgebrannte Brennelemente aus dem bereits
seit 2005 stillgelegten AKW Obrigheim in das Zwischenlager bringen, das
am noch betriebenen AKW Neckarwestheim steht. Dort ist auch noch
genügend Platz, um die insgesamt 15 Castor-Behälter unterzubringen, die
der AKW-Betreiber mit dem stark strahlenden Atommaterial beladen und in
fünf Fuhren herankarren will. Der Vorteil laut EnBW: Die Wege zur
Beladung sind kurz, da beide AKW-Gelände direkt am Fluss liegen, und es
müssen keine Straßen gesperrt und Züge umgeleitet werden, wie bei einem
Transport an Land üblich.
„Unkalkulierbare Risiken“
Der Stromkonzern sieht keine Sicherheitsprobleme auf der rund 50
Kilometer langen Tour auf dem Fluss, bei der jeweils drei Castoren von
einen Last- und zwei Schubschiffen aufgenommen werden. Die Strecke ist
laut EnBW-Angaben vom zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt
zugelassen. Auch die Schleusen-Passagen sind angeblich kein Problem,
obwohl der Schubverband 1,5 Meter länger ist als die normalerweise
zugelassene Schiffslänge in den Neckar-Schleusen. Die Sicherheit vor dem
Austritt von Radioaktivität werde „im Wesentlichen durch die verwendeten
Castor-Behälter gewährleistet“, zudem sei ein Sinken des
Transportverbandes „praktisch unmöglich“. Auch der
baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hält
den Transport für sinnvoll. Das Zwischenlager in Neckarwestheim sei
deutlich sicherer als die bisherige Aufbewahrung der Brennelemente in
einem Nasslager im AKW Obrigheim.
Die Castor-Gegner besänftigt das nicht. Das „Bündnis Neckar castorfrei“
wirft EnBW vor, vor allem die Millionen für den Bau eines robusten
Lagers in Obrigheim sparen zu wollen und dafür unkalkulierbare Risiken
in Kauf zu nehmen. Im Extremfall könne der Neckar verseucht werden.
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