[fessenheim-fr] Gabriel blockiert Energie-Wende - EEG de facto abgeschafft
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Sa Jun 28 15:22:23 CEST 2014
Hallo Leute!
Und hier ein Artikel zu der gestern im Bundestag verabschiedeten
Novelle des EEG.
Ciao
Klaus Schramm
http://www.linkszeitung.de/enerer140627liz.html
27.06.2014
Gabriel blockiert Energie-Wende
EEG de facto abgeschafft
Berlin (LiZ). "Energie"-Minister Sigmar Gabriel erweist sich als
beflissener Diener der "Großen Vier": Mit der Novelle des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes schafft er dieses de facto ab und
blockiert die Energie-Wende in Deutschland. Zugleich wird in den
Mainstream-Medien erneut die Lüge verbreitet, der Ausbau der
erneuerbaren Energien sei für die in den vergangenen 14 Jahren linear
angehobenen Strompreise ursächlich.
Die "schwarz-rote" Regierung unter "Klimakanzlerin" Angela Merkel hat
die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Bundestag mit der
Mehrheit ihrer Bundestagsabgeordneten durchgebracht. Am 11. Juli wird
das Gesetz vermutlich im Bundesrat durchgewunken. In den
Mainstream-Medien wird es als "Gesellenstück" des "roten" Vizekanzlers
und "Energie"-Ministers Sigmar Gabriel gefeiert.
Bereits vor zwei Tagen warnte Hans-Josef Fell, früherer
Bundestags-Abgeordneter und Mitinitiator des EEG, davor, daß das EEG
durch die vorgesehenen Änderungen de facto abgeschafft werde und dies
eine "massive Strahlkraft auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und
den Klimaschutz weltweit" haben werde. Laut Fell "führen die Einschnitte
beim Biogas, die Belastung des Eigenverbrauchs, die verpflichtende
Direktvermarktung und vor allem der Wechsel von Einspeisevergütungen auf
Ausschreibungen ab 2017, de facto zur Abschaffung des weltweit
erfolgreichsten Klimaschutzgesetzes." Und Axel Berg, Vorsitzender von
Eurosolar, kritisiert: "Das ist keine Reform, die den Weg zur
erneuerbaren Vollversorgung geht, sondern eine, die die Verbraucher
zwingt, die veralteten Geschäftsmodelle der großen Industrien und
Energieversorgungs-Unternehmen zu finanzieren."
Die Abgeordneten des Bundestages haben heute mit 454 "Ja"-Stimmen bei
123 Gegen-Stimmen die von Gabriel vorgelegte Novelle des EEG gebilligt.
Damit wird erneut die Hierarchie der Macht in Deutschland sichtbar: Die
großen Konzernen stehen an der Spitze über den ausführenden Organen
Bundesregierung und Bundestag. Hierbei stellt sich die Legislative
unverkennbar an dritte Stelle unter die Exekutive.
Bereits seit 2010 wurde in Deutschland der Ausbau der Photovoltaik
massiv gebremst. Während in den Jahres zuvor ein exponentielles Wachstum
zu verzeichnen war, stagnierte der Ausbau in den Jahren 2010, 2011 und
2012 bei rund 7,5 Gigawatt und sank im Jahr 2013 bereits um 55 Prozent
auf nur noch 3,3 Gigawatt (Siehe unseren Artikel v. 10.01.14).
Die nun mit der Novelle des EEG durchgesetzte Blockade der Energie-Wende
in Deutschland läuft dem Willen von über 70 Prozent der Deutschen
entgegen. Diese sprechen sich in etlichen Umfragen nach wie vor für die
Energie-Wende aus - trotz der seit drei Jahren unermüdlich verbreiteten
Propaganda von den durch das EEG angeblich verursachten
Strompreiserhöhungen (Siehe unseren Artikel v. 9.11.12). Auch in der
ARD-Tagesschau wurde erneut die Lüge verbreitet: "Die Förderung von
Ökostrom sorgt für steigende Strompreise für alle." Die Novelle des EEG
dient offensichtlich vor allem den Interessen der "Großen Vier" - den
Energie-Konzernen RWE, E.on, Vattenfall und EnBW.
Auch in den vergangenen vierzehn Jahren wurden - unter jeder
Bundesregierung gleich welcher Couleur - die Atomenergie mit jährlich
über 11 Milliarden Euro und die Stromerzeugung aus Steinkohle und
Braunkohle jährlich mit über 13 Milliarden Euro subventioniert (Siehe
hierzu unsere Artikel v. 14.10.13, v. 9.11.12 und v. 4.06.10), während
die erneuerbaren Energien insgesamt über die EEG-Fördermittel deutlich
weniger erhielten. Dennoch konnte die Energie-Wende Dank des
persönlichen Einsatzes vieler engagierter BürgerInnen bis 2010 Jahr für
Jahr kräftig vorangetrieben werden. Rund die Hälfte der installierten
Leistung wurde durch private Investitionen von BürgerInnen,
LandwirtInnen, Energie-Genossenschaften und regionale Zusammenschlüsse
realisiert. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie überschritt im
Jahr 2012 die Marke von 25 Prozent und bedroht damit zunehmend das
Geschäftsmodell der "Großen Vier". Doch nach wie vor beherrschen diese
als Oligopol den Strommarkt und können daher die Preiserhöhungen
innerhalb einer gewissen Bandbreite diktieren.
Strom aus Windkraft-Anlagen, aber auch aus Solar-, Wasserkraft- und
Biogas-Anlagen wird immer preiswerter und schmälert die Profite der
"Großen Vier". Der Aktienkurs von RWE ist seit 2008 um über 70 Prozent
gesunken, bei E.on waren es in diesen fünf Jahren sogar fast 75 Prozent.
Laut einer Studie der Schweizer Großbank UBS wird sich der Bau privater
Solaranlagen in Deutschland schon bald sogar ganz ohne Fördermittel
rentieren. Die UBS prognostiziert, daß in der Folge die Stromverkäufe
von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW bis 2020 um weitere 20 Prozent
einbrechen - und ihre Gewinne aus dem Stromgeschäft um 50 Prozent
absacken. Der Zweck der EEG-Novelle besteht offensichtlich darin, diese
Entwicklung zu stoppen.
Die "schwarz-rote" Bundesregierung verspricht, daß infolge der nunmehr
"eingefrorenen" EEG-Umlage die Strompreise im kommenden Jahr nicht mehr
angehoben würden. Ob sich die "Großen Vier" jedoch - um dieses gewagte
Versprechen zu bestätigen - bei den Strompreiserhöhungen Ende 2014
tatsächlich zurückhalten werden, muß sich erst noch zeigen. Tatsächlich
liegt die EEG-Umlage derzeit für einen durchschnittlichen Haushalt (mit
3.500 kWh pro Monat) bei 6,24 Cent pro Kilowattstunde - also 18,20 Euro
von insgesamt rund 84 Euro pro Monat.
Zugleich werden mit der EEG-Novelle nicht etwa die von Jahr zu Jahr
ausgeweiteten Sonder-Rabatte für Industrie-Unternehmen bis hin zu
Golfplatz-Betreibern reduziert. Mit der Recycling-Wirtschaft kommt sogar
eine neue Branche dazu, die sich heute bei Gabriel bedankten kann. Trotz
gewisser Umschichtungen werden die Industrie-Rabatte im kommenden Jahr
auf einem Niveau von rund 5,1 Milliarden Euro verharren - ein Betrag,
der von den Haushalten, Handwerks-Betrieben und Kleinunternehmen
geschultert werden muß.
Der Ausbau der Windenergie in Deutschland soll mit Hilfe der EEG-Novelle
nun auf 2,5 Gigawatt beschränkt werden. Das selbe gilt für den
Solarstrom - also eine weitere Reduzierung um rund 8000 Megawatt
gegenüber 2013. Der Ausbau von Biogas-Anlagen wird nun noch drastischer
sabotiert: Es sollen jährlich nur noch 100 Megawatt Biomasse-Strom aus
vergorenen Reststoffen dazu kommen. Angeblich soll damit der Vermaisung
der Landschaft entgegen gewirkt werden. Für diese Fehlentwicklung war
jedoch nicht das EEG ursächlich, sondern eine an den Interessen der
industriellen Landwirtschaft orientierte Subventionspolitik im
Agrar-Bereich. Der Ausbau von Klein-Wasserkraftanlagen stagniert in
Deutschland ohnehin seit über einem Jahrzehnt Dank restriktiver
Genehmigungspolitik.
Deutschland wurde wegen dem angeblichen Atom-Ausstieg, der im Sommer
2011 ein zweites Mal versprochen wurde, in etlichen Kommentaren ein
"Sonderweg" zugeschrieben. Diese Einschätzung trifft in Hinblick auf die
Energie-Wende allerdings tatsächlich zu: In China etwa erweist sich die
Politik trotz diktatorischer Staatsmacht als weitsichtiger, da dort die
Macht der großen Konzerne dort unter der politischen Macht rangiert.
Die Energie-Wende ist mit dieser EEG-Novelle in Deutschland vorerst
gestoppt. Damit hat sich erwiesen, daß mit dem ehemaligen "Umwelt"- und
Atom-Minister Gabriel der Bock zum Gärtner gemacht wurde.
Sigmar Gabriel als Gärtner der Energie-Wende - Karikatur: Samy
LINKSZEITUNG
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
China bringt Energie-Wende voran
Erstmals über 50 Prozent der Energie-Investitionen
(24.02.14)
2013: Schwarzes Jahr für Solar
55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)
Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
Zur Zeit werden Lügen verbreitet (9.11.12)
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