[fessenheim-fr] BZ: Problemreaktor
Ingo FALK
ingo at falk-net.de
Do Feb 20 21:10:40 CET 2014
Hallo zusammen.
Dabei wird das Ausmaß der Gefahr noch völlig verharmlost: Nicht nur
"Spaltprodukte" können nämlich "in das Kühlmittel übergehen", sondern
Korrosionspartikel der Brennstäbe selbst können sich auf eine gefährliche
Reise durch den Kühlmittelkreislauf machen und in den Hauptkühlmittelpumpen
landen - hochempfindliche Strömungsmaschinen, wo es zwischen Lagern und
Dichtungen aus Hightech-Keramik um Mikrometer geht!
Aber das ist noch nicht alles: Die Korrosion an den Brennstäben kann dazu
führen, dass sich die dazwischen greifenden Regelstäbe verklemmen oder
schlimmer noch, dass bei einer Schnellabschaltung die Absorber-Stäbe an den
Brennstäben hängen bleiben und ihre Zielposition (zwischen den Brennstäben)
nicht erreichen - Tschernobyl!
Viele Grüße.
Ingo FALK
ingo at falk-net.de
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: fessenheim-fr [mailto:fessenheim-fr-bounces at listi.jpberlin.de] Im
Auftrag von Klaus Schramm
Gesendet: Donnerstag, 20. Februar 2014 20:42
An: [fessenheim-fr]
Betreff: [fessenheim-fr] BZ: Problemreaktor
Hallo Leute!
Um mal festzuhalten, was die BZ unter dem Stichwort "Sicherheit"
so über das AKW Fessenheim (2 Reaktoren!) derzeit so schreibt...
Ciao
Klaus Schramm
21.02.2014
Sicherheit
Problemreaktor Fessenheim: Brennstäbe rosten zu schnell
In 25 der 58 französischen Kernreaktoren sind Rost-Schäden an den Hüllen
der Brennelemente festgestellt worden – auch in Fessenheim. Die
Atomaufsicht verlangt den Austausch der anfälligen Teile.
Brennstäbe bereiten dem französischen Unternehmen EDF derzeit Sorge
(Symbolbild). Foto: dpa
Der Stromkonzern Electricité de France (EdF) hat seit Jahren in fast der
Hälfte seiner Atomkraftwerke Brennelemente eingesetzt, die besonders
verschleißanfällig sind. "Spätestens 2009 stand für EdF fest, dass die
Brennstäbe in bestimmten Anlagen ungewohnt schnell korrodierten", sagt
die französische Kernphysikerin Monique Sené. Betroffen seien laut dem
Online-Magazin Mediapart 25 der 58 französischen Reaktoren, darunter die
beiden ältesten in Fessenheim.
Mediapart veröffentlichte vor wenigen Tagen internes Material, das dem
Portal aus EdF-Kreisen zugespielt worden war. In der Kritik steht die
Ummantelung der Brennelemente in den Druckwasserreaktoren. Durch zu
starke Korrosion können Risse entstehen. Am Mittwoch verlangte
Umweltminister Franz Untersteller von seinem französischen Amtskollegen
Philippe Martin eine Klärung der Sachlage. In seinem Brief forderte er
eine möglichst zügige Stillegung von Fessenheim, um die Gefährdung der
Bevölkerung zu minimieren. Das AKW soll 2016 vom Netz genommen werden.
Weniger hochwertige Ummantelung?
Warum aber rosten die Brennstäbe in einigen der französischen Anlagen
frühzeitig? Monique Sené, die sich seit 20 Jahren als Gutachterin mit
mehreren französischen Kernkraftwerken beschäftigt hat, führt das
Problem auf den Wechsel des Lieferanten zurück. Bis 2001 habe EdF seine
Brennstäbe ausschließlich vom französischen Produzenten Areva bezogen.
"Danach wollte EdF nicht mehr nur von einem Hersteller abhängig sein."
Die nun in der Kritik stehenden Akw würden vom US-Konzern Westinghouse
ausgerüstet. Die Probleme mit Korrosion seien nur so zu erklären, dass
die Ummantelung weniger hochwertig sei.
Brennstäbe werden mit Zirkaloy verkleidet, einem Werkstoff, der zu 90
Prozent aus Zirkonium besteht, das als besonders widerstandsfähig gegen
Rost gilt, der Rest sind weitere Metalle. Ein zu geringer
Zirkonium-Anteil beeinträchtigt die Schutzwirkung der Hülle. Brennstäbe
dieses Typs dürften keinesfalls länger als zwei Jahre eingesetzt werden.
Üblicherweise werden Brennelemente in Frankreich nach drei Jahren
ausgetauscht, und jeder Wechsel kostet Geld.
Problemkraftwerk Fessenheim
Florien Kraft, Leiter der Regionalbehörde der französischen Atomaufsicht
ASN in Straßburg, stellte auf Anfrage klar: "Wir werden von EdF einen
Austausch der Brennelemente mit Zirkaloy 4 durch eine weniger schnell
oxidierende Legierung und eine Einschränkung des Betriebs der
betroffenen Anlagen verlangen." Dieser Austausch wird sich auf mehrere
Jahre erstrecken. Die ASN wurde nach eigenen Angaben 2013 von EdF über
Probleme mit den Brennstäben informiert. Die Korrosion der
Brennelemente-Hüllen sei aber grundsätzlich ein unvermeidlicher Prozess,
sagt Kraft.
Nach Angaben von Monique Sené habe EdF seit 2009 versucht, dem schnellen
Verschleiß der Brennstäbe entgegenzuwirken, zum Beispiel indem schnelles
Abkühlen möglichst vermieden wurde. Aber gerade in Fessenheim ist es
zuletzt mehrfach zu Schnellabschaltungen gekommen. Im Zusammenhang mit
der Zehnjahresinspektion in Fessenheim, die Ende 2009 begonnen hatte,
waren die Brennelemente offenbar kein Thema. "Wir haben entsprechende
Fragen gestellt", sagt Sené, "jedoch keine Antwort erhalten." Christoph
Küppers, Atomkraftexperte am Ökoinstitut, gibt zu bedenken, dass
Korrosion nicht unbedingt bedeute, dass Spaltprodukte in das Kühlmittel
übergehen. "Solche Probleme sind schwierig zu erkennen", sagt Küppers.
"Es muss ein entsprechender Verdacht vorliegen, damit Messungen
vorgenommen werden." EdF will sich am Freitag äußern.
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