[fessenheim-fr] BZ: Problemreaktor

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Do Feb 20 20:42:03 CET 2014


Hallo Leute!

Um mal festzuhalten, was die BZ unter dem Stichwort "Sicherheit"
so über das AKW Fessenheim (2 Reaktoren!) derzeit so schreibt...

Ciao
    Klaus Schramm


21.02.2014

Sicherheit
Problemreaktor Fessenheim: Brennstäbe rosten zu schnell

In 25 der 58 französischen Kernreaktoren sind Rost-Schäden an den Hüllen 
der Brennelemente festgestellt worden – auch in Fessenheim. Die 
Atomaufsicht verlangt den Austausch der anfälligen Teile.

     Brennstäbe bereiten dem französischen Unternehmen EDF derzeit Sorge 
(Symbolbild). Foto: dpa

Der Stromkonzern Electricité de France (EdF) hat seit Jahren in fast der 
Hälfte seiner Atomkraftwerke Brennelemente eingesetzt, die besonders 
verschleißanfällig sind. "Spätestens 2009 stand für EdF fest, dass die 
Brennstäbe in bestimmten Anlagen ungewohnt schnell korrodierten", sagt 
die französische Kernphysikerin Monique Sené. Betroffen seien laut dem 
Online-Magazin Mediapart 25 der 58 französischen Reaktoren, darunter die 
beiden ältesten in Fessenheim.

Mediapart veröffentlichte vor wenigen Tagen internes Material, das dem 
Portal aus EdF-Kreisen zugespielt worden war. In der Kritik steht die 
Ummantelung der Brennelemente in den Druckwasserreaktoren. Durch zu 
starke Korrosion können Risse entstehen. Am Mittwoch verlangte 
Umweltminister Franz Untersteller von seinem französischen Amtskollegen 
Philippe Martin eine Klärung der Sachlage. In seinem Brief forderte er 
eine möglichst zügige Stillegung von Fessenheim, um die Gefährdung der 
Bevölkerung zu minimieren. Das AKW soll 2016 vom Netz genommen werden.

Weniger hochwertige Ummantelung?

Warum aber rosten die Brennstäbe in einigen der französischen Anlagen 
frühzeitig? Monique Sené, die sich seit 20 Jahren als Gutachterin mit 
mehreren französischen Kernkraftwerken beschäftigt hat, führt das 
Problem auf den Wechsel des Lieferanten zurück. Bis 2001 habe EdF seine 
Brennstäbe ausschließlich vom französischen Produzenten Areva bezogen. 
"Danach wollte EdF nicht mehr nur von einem Hersteller abhängig sein." 
Die nun in der Kritik stehenden Akw würden vom US-Konzern Westinghouse 
ausgerüstet. Die Probleme mit Korrosion seien nur so zu erklären, dass 
die Ummantelung weniger hochwertig sei.

Brennstäbe werden mit Zirkaloy verkleidet, einem Werkstoff, der zu 90 
Prozent aus Zirkonium besteht, das als besonders widerstandsfähig gegen 
Rost gilt, der Rest sind weitere Metalle. Ein zu geringer 
Zirkonium-Anteil beeinträchtigt die Schutzwirkung der Hülle. Brennstäbe 
dieses Typs dürften keinesfalls länger als zwei Jahre eingesetzt werden. 
Üblicherweise werden Brennelemente in Frankreich nach drei Jahren 
ausgetauscht, und jeder Wechsel kostet Geld.

Problemkraftwerk Fessenheim

Florien Kraft, Leiter der Regionalbehörde der französischen Atomaufsicht 
ASN in Straßburg, stellte auf Anfrage klar: "Wir werden von EdF einen 
Austausch der Brennelemente mit Zirkaloy 4 durch eine weniger schnell 
oxidierende Legierung und eine Einschränkung des Betriebs der 
betroffenen Anlagen verlangen." Dieser Austausch wird sich auf mehrere 
Jahre erstrecken. Die ASN wurde nach eigenen Angaben 2013 von EdF über 
Probleme mit den Brennstäben informiert. Die Korrosion der 
Brennelemente-Hüllen sei aber grundsätzlich ein unvermeidlicher Prozess, 
sagt Kraft.

Nach Angaben von Monique Sené habe EdF seit 2009 versucht, dem schnellen 
Verschleiß der Brennstäbe entgegenzuwirken, zum Beispiel indem schnelles 
Abkühlen möglichst vermieden wurde. Aber gerade in Fessenheim ist es 
zuletzt mehrfach zu Schnellabschaltungen gekommen. Im Zusammenhang mit 
der Zehnjahresinspektion in Fessenheim, die Ende 2009 begonnen hatte, 
waren die Brennelemente offenbar kein Thema. "Wir haben entsprechende 
Fragen gestellt", sagt Sené, "jedoch keine Antwort erhalten." Christoph 
Küppers, Atomkraftexperte am Ökoinstitut, gibt zu bedenken, dass 
Korrosion nicht unbedingt bedeute, dass Spaltprodukte in das Kühlmittel 
übergehen. "Solche Probleme sind schwierig zu erkennen", sagt Küppers. 
"Es muss ein entsprechender Verdacht vorliegen, damit Messungen 
vorgenommen werden." EdF will sich am Freitag äußern.




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