[fessenheim-fr] Interview in BZ

klausjschramm at t-online.de klausjschramm at t-online.de
Mi Mär 30 14:06:06 CEST 2011


Hallo Leute!

Hier das Interview in der FR-Ausgabe der 'Badischen Zeitung' v. 
30.03.11

Ciao
   Klaus Schramm


Interview
Anti-Atomkraft-Gruppe: "Druck auf Politik erhöhen"

BZ-INTERVIEW: Die Anti-Atomkraft Gruppe ist sich in ihren Forderungen 
einig - ob jung oder alt.

      [Sofort abschalten, finden Elke Brandes (links) und Dieter 
Schneyinck. | Foto: Thomas Kunz]

In der vergangenen Woche kamen in Freiburg 2500 Anti-Atomkraftbewegte 
zur Montags-Demo, in dieser Woche waren es nur noch knapp 1000. Wie 
bewahren Atomkraftgegnerinnen und -gegner ihren langen Atem, was ist 
Schub und Motivation, was frustriert? Julia Littmann sprach mit einer 
jüngeren und einem älteren Aktivisten aus der Anti-Atom-Gruppe 
Freiburg: Elke Brandes, 33, Biologin, und Dieter Schneyinck, 70, 
Lehrer im Ruhestand.

BZ: Wie und wann sind Sie von der Atomkraftgegnerin zur Aktivistin 
geworden?

Elke Brandes: Ich habe an der großen Demonstration am AKW Biblis im 
April 2010 teilgenommen. Als danach im Mai die Initiative hier in 
Freiburg wieder aktiver wurde, bin ich mit eingestiegen.

Dieter Schneyinck: Ich war 31 Jahre alt, als meine erste Frau an 
Krebs starb. Ich kam bei der Suche nach möglichen Ursachen auch auf 
die Atombombenversuche. Wenig später passierte das Reaktorunglück von 
Harrisburg, da begann quasi meine aktive Zeit als Atomkraftgegner.

BZ: Ist es entmutigender, dass da jemand schon seit Jahrzehnten gegen 
Atomkraft aktiv ist und immer wieder Rückschritte hinnehmen muss wie 
die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke, oder ist das für die 
Jüngeren vielleicht noch schwerer zu verkraften?

Brandes: Weder noch, glaube ich. Wir sind alle wütend und 
hochmotiviert, egal wie lange wir dabei sind. Die, die enttäuscht 
ausgestiegen sind, kennen wir ja nicht, aber für alle anderen ist 
klar, es gibt gar keine Alternative, als weiterzukämpfen für den 
sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie.

Schneyinck: Das sehe ich genauso. Und vielleicht bin ich deshalb auch 
nach all den Jahren noch so sehr motiviert, weil bald unser 13. Enkel 
geboren wird - wir fühlen uns den nachfolgenden Generationen 
verpflichtet. Im übrigen ist das gerade für uns Alte extrem 
ermutigend, dass so viele Junge sich gegen Atomkraft engagieren.

Brandes: Und umgekehrt. Für uns Junge ist dieses breite Spektrum, 
diese unterschiedlichen Menschen jeden Alters in der Bewegung und 
auch ganz konkret in unserer Gruppe, ein Vergnügen und ein Ansporn. 
Mich baut die Gruppe auf!

BZ: Warum engagieren Sie sich eigentlich nicht in einer Partei für 
Ihr Anliegen?

Brandes: Dass der Atomausstieg in Parteien nicht gut aufgehoben ist, 
sieht man ja am sogenannten Atomkonsens von Rot/Grün im Jahr 2001 - 
damals hätte man schon ein Ausstiegsszenario gebraucht, das sofort 
wirksam wird.

Schneyinck: Außerdem muss man in einer Partei das "Gesamtpaket" der 
jeweiligen Parteipolitik für alle Bereiche mittragen - da würde es 
schon schwierig. Da ist eine unabhängige Aktionsgruppe besser.

Brandes: Finde ich auch. In einer Partei geht es um Macht und 
Positionen, aber mir geht´s um die Sache. Da ist mir das Engagement 
in einer basisdemokratischen Gruppe lieber, wo ich den direkten Draht 
zu den Menschen nicht verliere.

Schneyinck: Das Graswurzel-Handeln, direkt und an der Basis, das 
überzeugt mich auch nach wie vor am meisten. Menschen einzeln 
ansprechen und möglichst viele davon überzeugen, dass Ökostrom ein 
wichtiger persönlicher Beitrag ist, den Druck auf der Straße 
erhöhen...

BZ: Ist der nach den Landtagswahlen denn noch nötig?

Brandes: Auf jeden Fall! Derzeit sprechen die Grünen von einem 
Ausstieg im Jahr 2017, die SPD ist noch bei 2020. Beides ist nicht 
akzeptabel. Jeder Tag, an dem hier noch ein AKW läuft, ist eine 
Laufzeitverlängerung. Solange nicht alle AKWs in Deutschland 
abgeschaltet und stillgelegt sind, haben wir nicht genug erreicht. Da 
auf die Politik warten? Lieber den Druck auf die Politik erhöhen!

Schneyinck: Auch die Medien mischen bei der Atomkraft mit. Es ist ein 
irres Déjà-vu für mich, wie schnell Fukushima in den Medien keine 
Rolle mehr spielt. Wie vor 25 Jahren Tschernobyl. Eine traurige Lehre 
aus den vielen Jahren ist auch, dass es offenbar schreckliche AKW-
Unfälle braucht, um die Atomkraft zur Debatte stellen zu können. 
Wieder und wieder.

Jeden Montag machen Atomkraftgegnerinnen und -gegner einen 
Protestgang durch die Stadt : Um 18 Uhr ab Bertoldsbrunnen

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Ergänzung:
Die Anti-Atom-Gruppe Freiburg trifft sich jeden Dienstag um 19 Uhr
im BUND-Regionalbüro, Wilhelmstr. 24a (Hinterhof)



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