[fessenheim-fr] Das Milliardengrab

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Di Nov 7 08:08:36 CET 2006


Hallo Leute!

Hier ein weiterer interessanter Artikel aus der jw.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


4.11.2006

Das Milliardengrab

Dramatischer Wassereinbruch in kanadischer Mine treibt den Uranpreis in die 
Höhe. 
Umweltschützer fordern Schließung von Cigar Lake

Inge Lindemann

Nach einem Unfall am 22.Oktober im neuen Uranbergwerk Cigar Lake in der 
kanadischen Provinz Saskatchewan kam es zum stärksten Preisanstieg für Uran seit 
20 Jahren. Derzeit wird das Schwermetall für rund 60 Dollar je Pound (454 Gramm) 
gehandelt, Tendenz steigend. Die Aktien der weltweiten Uran-Explorer zählen 
derzeit zu den meistgefragten Wertpapieren an der Börse in Toronto. Besonders 
Australien und Kasachstan, neben Kanada größte Uranexporteure, erhöhen ihre 
Produktionsmengen. 

Der Handel profitiert von den gravierenden Problemen des kanadischen 
Branchengiganten Cameco Corpora­tion in Cigar Lake. Analysten befürchten durch 
das Wegbrechen der dortigen Reserven von 150000 Tonnen Uran eine Verknappung auf 
dem Rohstoffmarkt, und das bei steigendem Bedarf der Atomwirtschaft. Man wolle 
das Uran nicht aufgeben, könne aber derzeit keine Prognosen f
ür Cigar Lake abgeben, so Gerald W. Grandey, Präsident der weltweit führenden 
kanadischen Bergbaugesellschaft Cameco Corporation am Firmensitz in Saskatoon. 
Spätestens ab 2008 sollte Cigar Lake mit 6923 Tonnen Uranmetall pro Jahr zur 
ertragreichsten Uranmine der Welt aufsteigen. 

»In einigen Tagen steht das gesamte Bergwerk unter Wasser«, mußte Grandey statt 
dessen der Presse erklären. Der Einsturz unter Tage führte zu Wassereinbrüchen 
in der Mine, die den Hauptschacht und die zentrale Infrastruktur des als modern 
geltenden Bergwerkes fluteten. Die Pumpen waren den Wassermassen nicht 
gewachsen, und die Situation geriet außer Kontrolle. Um die Anlage, die seit 
2004 im Probelauf ist, nach dem Absaufen wieder i
n Betrieb nehmen zu können, müßte das Wasser hochgepumpt und in der noch nicht 
fertiggestellten Wasserreinigungsanlage dekontaminiert werden, so Grandey. Neben 
den schwierigen Förderbedingungen, die man mit modernster Technik und der 
Kreativität der Mitarbeiter beherrschen wollte, räumte Grandey auch große 
Probleme mit der Radioaktivität und dem Ausgasen von Radon vor Ort ein. 
Umweltschützer forderten Cameco deswegen auf, Cigar Lake zu schließen und alles 
zu unternehmen, um eine Verseuchung des Grundwassers zu verhindern. Schon am 6. 
April war es in 329 Metern Tiefe zu einen beachtlichen Wassereinbruch in Cigar 
Lake gekommen. Arbeiter mußten evakuiert und schweres Gerät geborgen werden.

Die Lagerstätte zählt zu den größten und noch nicht ausgebeuteten Lagerstätten 
der Welt. Mit einem extrem hohen Gehalt von 16,8 Prozent Uran im Gestein liegt 
Cigar Lake um den Faktor 100 über dem Urangehalt einer durchschnittlichen 
Lagerstätte in den USA. Entdeckt wurde das Vorkommen im Mai 1981, seit 1990 
laufen die Genehmigungsanträge und Pilotförderungen. Die kanadische Atomaufsicht 
CNSC (Canadian Nuclear Safety Commission) erteilte im Dezember 2004 die 
Baugenehmigung für die Uranförderung an ein Betreiberkonsortium. Im Konsortium 
sind die kanadische Cameco mit 50 Prozent, und die international in allen 
Spielarten des Atomgeschäftes tätige französische AREVA Resources Canada mit 37 
Prozent führend vertreten. Zur AREVA Group, früher Cogema, mit Sitz in Paris 
gehört auch Siemens/Fram­atom. Im kommenden Jahr sollte die Pilotphase in Cigar 
Lake abgeschlossen werden und die kommerzielle Förderung beginnen.

Wegen der hohen Strahlung und der instabilen geologischen Formation in 450 
Metern Tiefe konnte in Cigar Lake keine konventionelle Abbautechnik eingesetzt 
werden. Das speziell entwickelte Jetstream-Verfahren sah vor, die Lagerstätte 
künstlich auf minus 40 Grad zu kühlen, um das Urangestein dann unter hohem 
Wasserdruck aus 500 Metern Tiefe zu fördern. Das Erz wurde unter Tage gebrochen, 
zu Uranschlamm verarbeitet und über hydraulische Pumpen zur Weiterverarbeitung 
an die Oberfläche befördert. Von dort wurde der Schlamm auf Lastwagen in die 80 
Kilometer entfernte Uranerzaufbereitung der McClean Lake Uranmine transportiert.

Lamie Kneen von Mining Watch Canada, einer nationalen 
Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Ottawa äußerte sich gegenüber dieser 
Zeitung nach dem schweren Unfall in Cigar Lake sehr besorgt. Cameco habe wegen 
Zeit- und Kostendruck den Umweltschutz sträflich vernachlässigt. Aufgrund des 
Absaufens der Anlage müsse gravierende Grundwasserverseuchung befürchtet werden. 
Professor Jim Penna von der Universität in Saskatchewan und Vorstandsmitglied 
des InterChurch Uranium Committees (ICUC) nimmt die kanadische Regierung in die 
Mitverantwortung. Sie habe weder ausreichende Expertise, noch Personal und Geld 
zur Überwachung der Uranbergbauindustrie. »Die kanadische Atombehörde (CNSC) 
erteilt Genehmigungen zum experimentellen Uranabbau, der in radioaktiver 
Verseuchung und Umweltzerstörung enden muß«, so Penna. 

Die Jahresfördermenge von Uran liegt derzeit weltweit bei 41000 Tonnen. Über 25 
Prozent (11600 Tonnen) steuert Kanada bei, wobei der Löwenanteil (8000) Tonnen 
auf Cameco entfällt. Die Kosten für die Ausbeutung der Lagerstätte Cigar Lake 
sollten zunächst 520 Millionen Dollar betragen und werden sich nach Schätzungen 
von Marktanalytikern auf knapp eine Milliarde Dollar fast verdoppeln. In einem 
aktuellen Bericht von Greenpeace zur »Reichweite der Uranvorräte der Welt« geht 
Peter Diehl von WISE-Uranium davon aus, daß die Uranvorräte zwischen 2026 und 
2070 erschöpft sein werden.

http://www.jungewelt.de/2006/11-04/035.php




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