[fessenheim-fr] da wo die Musik spielt
Klaus Schramm
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Mi Aug 9 22:35:10 CEST 2006
Hallo Leute!
Möglicherweise wundern sich manche, wo denn das "Primat der Politik
über die Ökonomie" angesichts der Beihnahe-Katastrophe im AKW
Forsmark bleibt. Da ist es vielleicht einmal interessant den
Blick in die Shären zu richten, wo die Musik spielt.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
8.08.2006
E.on darf Endesa schlucken
Spanische Regierung gibt Widerstand auf
Die spanische neoliberale Regierung unter dem
"sozialdemokratischen" José Luis Rodríguez Zapatero
hat gegenüber der Öffentlichkeit die nationalistisch
gefärbte Pose offenbar genügend lange eingenommen
und gibt nun der Elefantenhochzeit zwischen E.on und
Endesa1, dem größten spanische Strom-Konzern, den
Segen. Die von Madrid mit Vetorechten ausgestattete
spanische Energiebehörde CNE billigte die Offerte des
Düsseldorfer E.on-Konzerns - allerdings unter einer
Bedingung: E.on soll bei einer Übernahme ein Drittel des
Kerngeschäfts von Endesa in Spanien abstoßen.
Spaniens Regierung besteht insbesondere darauf, daß
die fünf Atomkraftwerke, an denen Endesa beteiligt ist,
nicht unter ausländischen Einfluß geraten. Ob es sich
dabei um mehr als ein Rückzugsgeplänkel handelt muß
sich jedoch erst noch zeigen.
E.on ist nicht kompromißbereit und gab bereits bekannt,
Beschwerde beim spanischen Industrieministerium
einzulegen. Zudem kann E.on auf Beistand aus Brüssel
setzen: Die EU-Kommission, die die Übernahme des
spanischen Strom-Riesen durch E.on bereits genehmigt
hatte, leitete nun ein äußerst seltenes Eilverfahren ein.
Die spanische Regierung hat nur "fünf Arbeitstage" Zeit,
die Einschätzung zu widerlegen, bei der Auflage handele
es sich um eine "willkürliche Diskriminierung". Dann
droht eine Anweisung aus Brüssel, die umstrittene
Auflage auszusetzen.
Wenn es E.on gelingt, Endesa zu schlucken, kann der
deutsche Konzern seinen Vorsprung als mächtigster
europäischer Energie-Konzern - noch vor EdF (siehe
Grafik im Artikel 'E.on will Endesa schlucken') - weiter
ausbauen. Das Angebot von 29,1 Milliarden Euro Cash
an die Endesa-Aktionäre ist auf dem globalen
Energie-Markt ohne Beispiel. Endesa ist E.on offenbar
über 55 Milliarden Euro wert, da zum gebotenen
Kaufpreis noch die Übernahme der Schulden von
Endesa hinzukommt.
Wenn der Coup gelingt, entsteht das weltweit größte
Strom- und Gasunternehmen mit mehr als 50 Millionen
Kunden in über 30 Ländern und einem
Unternehmenswert von 130 Milliarden Euro. Eon selbst
besitzt mit einer Börsenkapitalisierung von rund 65
Milliarden Euro einen gewissen Schutz vor einer
feindlichen Übernahme. Doch andererseits locken fast 15
Milliarden Euro Barmittel in der Kriegskasse des
schuldenfreien E.on-Konzerns.
E.on zielt mit der Übernahme von Endesa auf den
italienischen Energiemarkt. Dort versorgt E.on bereits
750.000 GaskundInnenen und plant den Bau eines
Gaskraftwerks mit 800 Megawatt Leistung. Mit Endesa,
der Nummer drei auf dem italienischen Strommarkt,
kämen 6.600 Megawatt Kraftwerkskapazität hinzu. Als
weiterer Pluspunkt fiele E.on das strategisch wichtige
Hafenterminal zum Import von Flüssig-Erdgas (LNG) für
den europäischen Markt in die Hände. Zudem könnte
E.on einen vielversprechenden Brückenkopf in den
französischen Energiemarkt erobern: Über den
Kraftwerksbetreiber Snet ist Endesa die Nummer drei auf
dem französischen Strommarkt. "Am Ende dieses
Prozesses wird es eine kleine Anzahl von
Energieunternehmen geben, die europaweit eine Rolle
spielen", meinte E.on-Manager Wulf Bernotat in einem
Interview.
Ute Daniels
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
'E.on will Endesa schlucken
Konzentrationsprozeß europäischer
Energie-Konzerne schreitet fort' (22.02.06)
'Teilprivatisierung des französischen Strom-Konzerns
EdF' (25.10.05)
'"Rot-Grün" schützt Strom-Monopole
Aktuelle Ausgabe der 'Zeit' veröffentlicht Fakten'
(5.08.04)
'E.on saugt Gas aus dem Osten
Ein deutscher Energie-Konzern als global player'
(28.07.04)
'Gas in der "freien" Marktwirtschaft' (23.03.04)
'Die NaturEnergie AG
Etikettenschwindel der Atom-Mafia' (4.12.02)
Quellen für diesen Artikel:
'E.on schafft den Durchbruch in Spanien', Die Welt,
29.07.2006
'Auf dem Sprung zum Weltkonzern', Die Welt, 29.07.2006
'Die Bastionen bröckeln', Welt am Sonntag, 30.07.2006
'Hängepartie für Eon', Frankfurter Allgemeine Zeitung,
31.07.2006
'Eon setzt im Fall Endesa auf die EU', Financial Times
Deutschland, 31.07.2006
'Eilverfahren gegen Spanien im Endesa-Fall', Spiegel
online, 05.08.2006
und besonderem Dank an den Newsletter 'German
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