[fessenheim-fr] Gabriel / IPPNW

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Di Aug 8 22:23:36 CEST 2006


Hallo Leute!

Während in Schweden oder Japan AKWs zumindest vorübergehend abgeschaltet
werden, wenn in der Öffentlichkeit deren Unsicherheit allzu offensichtlich
wird, produziert der deutsche Atom-Minister Gabriel von Tag zu Tag
längere Pressemitteilungen. Wer sich nicht mehr an die Politik Gabriels,
in der Zeit als er in Niedersachsen Verantwortung trug, erinnern kann,
weiß zumindest jetzt, woran sie/er ist.

Weiter unten eine Chronik der atomkritischen ÄrztInnenvereinigung
IPPNW, die ein Licht auf die "Sicherheit" der "besten" AKWs der Welt
wirft.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bunmd.net


Eine Chronik gefährlicher Kurzschlüsse und Blitzschläge in deutschen 
Atomkraftwerken

 In einer aktuellen Stellungnahme bezeichnet IPPNW die Sicherheitsüberprüfungen 
der Atomaufsicht als "verkürzt". Kein Störfall sei wie der andere und die 
Vergangenheit zeige, dass es aufgrund von Kurzschlüssen und Blitzschlägen zu 
drastischen Ereignissen kommen könne. Ebenso wie im schwedischen Atomkraftwerk 
Forsmark ein Kurzschluss außerhalb der Anlage einen Beinahe-GAU ausgelöst habe, 
sei auch vor knapp 30 Jahren ein externer Kurzschluss die Ursache für den 
Großunfall und Totalschaden von Block A des deutschen Atomkraftwerks 
Gundremmingen gewesen. 

Am 13. Januar 1977 ist es den Angaben zufolge in den beiden abführenden 
Stromleitungen des Atomkraftwerks Gundremmingen nach einem Kälteeinbruch und 
einem Blitzschlag zu Kurzschlüssen gekommen, so dass das Atomkraftwerk seinen 
Strom nicht mehr ableiten konnte. Aufgrund von mehreren Fehlern in der Steuerung 
des Atomkraftwerks sei es zur Schnellabschaltung gekommen, was zu einem 
schnellen Druckanstieg und zur Dampfabblasung ins Reaktorgebäude geführt habe 
und in Folge dessen zu Rissen in Sicherheitsventilen und Rohrleitungen. "Schon 
nach rund zehn Minuten stand im Reaktorgebäude das Wasser drei bis vier Meter 
hoch, die Temperatur war auf brisante 80 Grad Celsius angestiegen." Das 
Atomkraftwerk habe einen "Totalschaden" erlitten und sei nie wieder in Betrieb 
gegangen. 

Vor diesem Hintergrund hält es die IPPNW für falsch, jetzt nur zu überprüfen, ob 
"gleichartige" Störfälle wie in Schweden auftreten können. "Es mag zwar im 
Interesse der Atomkraftwerksbetreiber und der Atomaufsicht liegen, die 
Wahrnehmung der Öffentlichkeit auf diese Detailfrage zu beschränken." Sie lenke 
aber "geschickt von dem grundlegenden und ungelösten Problem ab, dass Unwetter 
und Kurzschlüsse in Atomkraftwerken jederzeit zur Katastrophe führen können. Die 
derzeitig häufigen Sommergewitter mit Blitzschlägen stellen eine akute Gefahr 
dar."

Recherchen von IPPNW ergaben eine ganze Reihe von  "vergleichbaren Störfällen" 
in deutschen Druck- und Siedewasserreaktoren. Genannt werden die folgenden 
Fälle:

- AKW Gundremmingen am 13. Januar 1977: Kälte und Blitzschlag, Kurzschluss, 
Abfangen auf Eigenbedarf misslingt, Notstromfall, Druckanstieg und 
Dampfabblasung, AKW-Totalschaden, endgültige Stilllegung 

- AKW Neckarwestheim-1 am 6. Juni 1982: Blitzschlag in das 
220-kV-Hochspannungsnetz, Abfangen auf Eigenbedarf misslingt, die automatische 
Umschaltung auf das Reservenetz misslingt, Notstromfall

- AKW Isar-1 am 29. Mai 1983: Blitzschlag, Ausfall mehrerer Elektronikkarten und 
der Speisewasserbehälterfüllstandsanzeige, Reaktor und 
Turbinenschnellabschaltung 

- AKW Krümmel 4. August 1984: Blitzschlag, Ausfall von Messkreisen, 
Leistungsreduzierung

- AKW Biblis B am 4. Mai 1986: Blitzschlag während der Revision, Abschaltung der 
Reservenetzeinspeisung, Notstromfall

- AKW Biblis am 19. April 1988: Explosion eines 220-kV-Stromspannungswandlers, 
Kurzschluss, Ausfall des Reservenetzanschlusses, Doppelter Notstromfall in 
Biblis Block A und Block B

- AKW Brokdorf am 23. Februar 2003: Sturm, Kurzschlüsse in Freileitungen des 
400-kV-Netzes in Kraftwerksnähe, Abschaltung von AEG-Gleichrichtern im 
Notspeisegebäude; Teilausfall der Notstromversorgung

- AKW Biblis B am 8. Februar 2004: Sturm, Kurzschluss im 220-kV-Netz, 
fehlerhafte Netztrennung, Abfangen auf Eigenbedarf misslingt, Notstromfall, 
Schnellabschaltung, Teilausfall der Notstandsstromeinspeisung für Block A

- AKW Brunsbüttel am 23. August 2004: Kurzschluss in einer Kabelverbindung des 
Eigenbedarfs vermutlich aufgrund von Alterungserscheinungen und nachgerüsteten 
Blitzschutzmaßnahmen, Kabel verschmorte auf 1 Meter Länge, Reaktor- und 
Turbinenschnellabschaltung, Nichtverfügbarkeit eines Notstromdiesels




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