[Debatte-Grundeinkommen] Ein Grundeinkommen sollte mehr als eine Transferleistung sein
Jörg Reiners
joerg.reiners.journalist at gmail.com
So Jul 29 11:22:56 CEST 2018
An alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Debatte!
Baukje hat mich gebeten, mich bezüglich meiner Äußerungen infolge
Prechts Aussage zu einem Grundeinkommen für Kinder zu erklären.
Man hat mir vorgehalten, ich möchte das Grundeinkommen zur
Geburtenkontrolle anwenden.
Ich hoffe zunächst, dass Einvernehmen darüber besteht, dass
Geburtenkontrolle erforderlich ist.
Nicht erst seit den Arbeiten des Club of Rome
<https://de.wikipedia.org/wiki/Club_of_Rome>(hier ist vor allen der Band
"Die Grenzen des Wachstums" zu nennen) und dem Wirken der Gruppe Global
2000 <https://de.wikipedia.org/wiki/Global_2000>
sollte uns die Problematik der globalen Bevölkerungswachstum bewusst sein.
Seit 1970 "feiern" wir immerhin auf Anregung UNESCO den sogenannten
"Earth Day <https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Erde>".
Das ist der Tag, an dem die Menschheit die Ressourcen entnommen hat, die
von Jahr zu Jahr nachwachsen.
In diesem Jahr entnimmt die Menschheit der Natur das Dreifache dessen,
was die Natur innerhalb eines Jahres nachrreichen kann.
In vielen Ländern wird die Reproduktion aus den unterschiedlichsten
Motiven befördert.
Teils aus nationalistischen Beweggründen (Sic: "Unser Volk stirbt
aus!"), teil religiös motiviert (Sic: "Es ist Allahs Wille!"), teils zur
Machterhaltung in Demokratien (Sic: "Familien sind Wähler.").
Auch hierzulande gibt es staatliche Subventionen zur Reproduktion wie
Kinderfreibeträge, Kindergeld etc.
Kurzum, wir verhalten uns immer noch so, als lebten wir im 19. Jahrhundert.
Die Weltbevölkerung <https://de.wikipedia.org/wiki/Weltbev%C3%B6lkerung>
nimmt rapide zu. Der Glaube, dieser Zunahme durch technologischen
Fortschritt begegnen zu können, ist ein Irrglaube.
Hielten sich in früheren Zeiten die Geburtenrate und die Sterberate noch
einigermaßen die Waage, hat der medizinische Fortschritt, die
Erleichterung und Befreiung von körperlichen Belastungen
dazu geführt, dass Menschen immer älter werden. Was in der heimische
Idylle des Privaten ja für Freude sorgen mag, stellt politisch
Verantwortliche aber vor immer größere Herausforderungen.
Wie soll das Spannungsfeld von immer mehr Menschen und immer weniger
Ressourcen gelöst werden?
Sollen wir unser Seelenheil wirklich in einem Exodus zum Mars suchen?
Dass eine Politik der Geburtenkontrolle zielführend und nachhaltig ist,
zeigt die Ein-Kind-Politik
<https://de.wikipedia.org/wiki/Ein-Kind-Politik> der Volksrepublik China.
Mit dieser Regelung hat sich China vor weiteren gravierenden Mängeln in
der Volkswirtschaft gerettet.
Ich sehe in diesem Eingriff ins Private weder einen
obrigkeitsstaatlichen Frevel, noch eine Unmenschlichkeit, sondern eher
eine verantwortungsvolle Politik!
Wir sind es nicht erst seit der neoliberalen Doktrin eines "Privat vor
Staat" gewöhnt, Welt zunächst bezogen auf unsere jeweiligen privaten
Belange zu betrachten.
Der Mensch definiert sich durch Vergleichung zu und mit anderen Menschen
und möchte sich von den anderen unterscheiden, um sich als Individuum
wahrzunehmen.
"Nur" Teil einer uniformen Masse zu sein, entspricht nicht dem
zeitgenössischen Zufriedenheitspotenzial.
Folglich haben wir uns ebenso daran gewöhnt, es dem Privatbereich zu
überlassen, ob und falls wieviele Kinder man auf die Welt setzen möchte.
Diesen Luxus werden wir uns nicht mehr lange, ja eigentlich bereits
schon jetzt nicht mehr, erlauben können.
Klar, auch mir wäre es weit lieber, der Mensch verhielte sich nach Kants
Parole "Sapere Aude!" und hielte dessen Kategorischen Imperativ ein.
Doch leider ist das nicht der Fall.
Menschen handeln viel zu wenig nach kommunitaristischen Motiven
<https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunitarismus> heraus und bedenken Hans
Jonas Diktum des "Prinzips Verantwortung
<https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Prinzip_Verantwortung>" in keinster
Weise.
Wie selbstverständlich regulieren wir den Autoverkehr, um Menschen vor
Schaden zu bewahren. Und das ist erforderlich, weil zu viele Menschen
aus sich heraus nicht
vernunftbegabt zu sein scheinen und/oder aus egoistischen Motiven heraus
handeln. Wie gut,dass sich die Politik nicht nach dem Slogan "Freie
Fahrt für freie Bürger!" gerichtet hat.
Genauso verantwortungsvoll gilt es bei der Reproduktionsquote zu verfahren!
Auch hier sollte Gemeinwohl vor Eigenwohl gelten.
Ich jedenfalls kann nicht nachvollziehen, warum es vorwurfsvoll ist,
Eltern zwei Kinder zu gönnen.
Beginnt Familie denn erst bei drei und mehr Kindern?
Also ich betrachte ich einer Politik einer Geburtenkontrolle ein
gewaltiges Stück Zukunftssicherung für Alle.
Ich kann auch nicht nachvollziehen, inwiefern man dieses nicht über ein
Grundeinkommen regeln könnte bzw. sollte.
Es sollte doch kein Problem sein, bekanntzugeben, dass es ab einem
bestimmten Stichtag Grundeinkommen nur noch für zwei Kinder gibt.
Ausnahme bestätigen die Regel, wie z.B. Mehrlingsgeburten.
Jedem erwachsenen, sprich volljährigen Menschen wird standesamtlich ein
Kind maximal zugeordnet.
Bewußte Zuwiderhandlungen dürfen zwar nicht zu Lasten der Kinder gehen,
sollten aber mit entsprechenden Konsequenzen für die Eltern verbunden sein.
Das Grundeinkommen ist bedingungslos für den einzelnen Menschen.
Das Grundeinkommen darf aber keineswegs zu einem Katalysator zur
Verschärfung menschgemachter globaler Probleme führen.
Jörg Reiners
--
Jörg Reiners
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