[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-Grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 126, Eintrag 30

Karin Teetzen karin at inkat.de
Mi Jan 25 00:16:19 CET 2017


Hallo Stefan, 

> > Das kommt auf die Auslegung, das BGE-Modell an. 
> > Bei manchen steht die Vermögensverteilung im Vordergrund, also der 
> > Arm-Reich-Konflikt, bei anderen eher die Stabilisierung des 
> > jetzigen Wirtschaftssystems.
> 
> Selbst die linke wirbt zumindest auf ihren Plakaten für 
> Reichtum für alle nicht für die Abschaffung des Reichtums. 
> Also wenn jemand ein bge will mit dem PRIMÄREN Ziel Reichtum 
> ab zu schaffen, dann missbraucht er die Idee meiner ansicht 
> nach, es kann vielleichht auch ein Nebenziel sein, aber das 
> primäre Ziel sollte schon noch sein die Leittragenden des 
> Systems besser zu stellen, finanziel und psychologisch, was 
> Hand in Hand geht.
> 
> Dazu ist es aber vermutlich nötig (daher ein Mittel den 
> Reichtum auch ein zu schrenken, zumindest den Zuwachs).

Reichtum für alle ist genauso falsch, wie Armut für alle! 

Reich und Arm sind Relativbegriffe. Man ist immer Reich im Verhältnis zu jemand anderem, der weniger hat. Wenn ALLE Reich sind, dann ist keiner Reich, weil ALLE relativ zueinander gleich viel haben. Wenn du die Armen besserstellst, KANN DASS NUR AUF KOSTEN DER REICHEN geschehen. Die Reichen haben dann relativ zu den Armen weniger, sind also weniger Reich. Sogar ein Hartz IV Empfänger, der also im unteren Bereich der Einkommensskala bei uns ist (also bei uns verhältnismäßig Arm), hat im Verhältnis zu den Einkommen in der dritte Welt viel, ist also (in diesem Verhältnis wiederum) Reich.

Meiner Meinung nach sollte also ein Ehrlicher Slogan für die Wahl nicht 'Wir machen ALLE Reich' lauten, sondern eher "Wir wollen eine egalitäre Gesellschaft".

Aber ein Hauptproblem unserer Gesellschaft ist es ja eben, dass die meisten MEHR haben wollen als die anderen. Sich also dauernd mit den anderen Vergleichen. Vielleicht kennst du die Werbung mit: "Mein Haus, meine Auto, meine Frau ...".  

Ich zitiere mal meinen eigenen Text: "Ich finde es seltsam, wenn Menschen sich darüber definieren, dass sie mehr haben als andere. Wenn ich ein Auto habe dass 20.000€ kostet und mein Nachbar hat eins, dass nur 15.000€ kostet fühle ich mich gut. Wenn der Nachbar dann eins hat, dass 25.000€ kostet, fühle ich mich schlecht. Ist das logisch? Ich habe doch dasselbe Auto wie vorher! Warum vergleichen wir uns immer? Warum schauen wir immer auf diejenigen, die „mehr“ haben als wir selber und wollen dann auch „mehr“?" (http://www.karin-teetzen.de/ideen_fuer_eine_utopie.html unter Gesellschaft) 

> > Das ist richtig, aber die meisten Modelle gehen davon aus, dass der 
> > Reiche trotzdem insgesamt mehr zahlt, als er aus dem BGE bekommt.
> 
> sag ich ja rechnerisch, aber es geht nicht nur um reine 
> Mathematik, es ist einfach was anderes psychologisch wenn man 
> nur der Zahler ist als wenn man ein Zahler und ein Empfänger ist.
> 
> Wenn man den Reichen das auch aus zahlt, sagt man ihnen ihr 
> gehört auch dazu, ihr seit nicht unser Feind, ihr seit auch 
> gleich. Es ist ein Hand reichen, auf der Basis mehr 
> Verantwortung zu verlangen kommt denke ich viel besser an, 
> wie wenn man sie beschimpft und nur einseitig zum zahlen 
> nötigt/zwingt.

Es muss den Reichen klargemacht werden, dass unsere Gesellschaft auseinander bricht, wenn wir die Schere zwischen Arm und Reich nicht kleiner machen. Je extremer die Unterschiede, desto schlechter funktioniert die Gesellschaft. Wenn wir in diesem Bereich keine Trendwende schaffen, leidet unsere Wirtschaft darunter und später kommt es zu Aufständen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Schon heute können viele Reiche ihren Reichtum nur noch hinter dicken Mauern ausleben, haben Sicherheitspersonal, Alarmanlagen etc. 

Es ist nachgewiesen, dass, ab einer bestimmten Menge an Einkommen (in DE i.M. ca. 60.000 Euro / Jahr), ein weiterer Zuwachs nicht glücklicher macht. Die Angst, etwas davon zu verlieren frisst den Zuwachs an Zufriedenheit, mehr zu haben als andere, wieder auf. 

Vielleicht sind die Reichen ja bereit, freiwillig auf einen Teil ihres Vermögens zu verzichten, wenn dafür gewährleistet ist, dass wir auch weiterhin friedlich zusammenleben.

> Ja Subventionen ist sicher so ein ding, die könnte man dann 
> gerne verbieten, soweit ich weiss unterbindet die EU sowas 
> auch nach und nach immer mehr. Zumindest versuchen sie es, 
> mag sein das die korruption sie daran hindert.

Ich glaube, da befindest du dich im Irrtum, dazu braucht es gar keine Korruption. Die Politiker reden davon, die Subventionen abzubauen, aber sie machen es nicht!  Im Gegenteil werden ja gerade massiv Gelder (über die 0% Politik der EZB) in den Markt geschüttet um die Wirtschaft an zu kurbeln. Direkte Subventionen sind dagegen Lappalien und selbst die werden nicht abgebaut. 

> > Dann können Firmen auch billige Löhne locken. Wenn das Lohnniveau 
> > niedriger ist, kommt so manche Firma auf die Idee umzuziehen.
> 
> Sicher, aber der unterschied wird geringer mit den heutigen 
> lohnabgaben hat man halt vielleicht einen 30 euro jobber hier 
> vs ein 3 Euro jobber in china, wovon bei ihm vielleicht 33% 
> abgaben sind bei uns vielleicht 66%.

Ja, aber bedenke bitte, dass die Löhne nur zu ganz wenigen Prozent in den Preis einfließen und wenn du von 3% auf 2% Lohnanteil sinkst, aber dafür 1% mehr Transportkosten hast, gleicht sich dass wieder aus. 

Die meisten Firmen gehen nach China, weil der Chinesische Markt von vor Ort bedient werden soll. VW baut in China Autos, die in China verkauft werden. Und die Chinesische Regierung hat es geschafft, die Importe eben sehr stark zu reglementieren.

> Ja letzteres ist ja auch gut, ist ja besser wenn wir nicht 
> millionen von Autos umweltverpestend über die Weltmeere 
> schicken sondern viele davon vor ort verkauft werden, wo sie 
> hergestellt werden.

Da gebe ich dir Recht. Wobei die Frage ist, ob überhaupt so viele Auto gebaut werden sollten? 

> Es geht nur im tendenzen, ich will ja nicht 100% aller 
> Wirtschaft nach Deutschland holen und weg von China. Im 
> vergleich zum Status quo wird es hier dann attraktiver, um 
> mehr geht es nicht.

Du wirst wohl keinen Unternehmer finden, der sich gegen 0% Steuern ausspricht. ;-) 

Aber meinst du wirklich, wenn wir auf unsere Lohnnebenkosten verzichten, also bei unserem Mindestlohn von 9,50 Euro Brutto gleich Netto auszahlen, wir auch nur in irgend einer Weise mit den Löhnen in der dritten Welt von ein paar Cent pro Stunde mithalten können? Die Steuern sind nicht das Ausschlaggebende bei den Unterschieden in den Löhnen. 

> > Aus deinen 0% Steuern könnte dann eben ein: "Ich zahle dir 
> > aber höhere 
> > Subventionen als die anderen", Wettlauf werden.
> 
> Ja mag im Einzelfall so sein, aber eher dann innerhalb der 
> EU, mal schnell nach China um ziehen und wieder zurück, so im 
> Jahresturnus oder so, wo grad die beste Subventionsflat ist, 
> werden die meisten firmen dann doch nicht machen, so mobil 
> sind die dann doch auch nicht. Neues Personal ein lernen ist 
> nicht so spassig und alle ziehen nicht mit um.

Für Subventionen werden langfristige (durchaus mal 10-20 Jahre) Verträge gemacht. Erinnere dich mal an das Nokia-Werk in Bochum (https://de.wikipedia.org/wiki/Nokia-Werk_Bochum). Und dann ist auch meist nicht die gesamte Firma betroffen, sondern nur einzelne Werke werden verkleinert, vergrößert, verlagert. Unternehmen können auch, zur Steuervermeidung, nur ihren Geschäftssitz woanders hin verlagern, das hat dann gar nichts mehr mit den Arbeitsplätzen zu tun. Firmen, vor allem Multinationale, sind da sehr kreativ, was das Abgreifen von Geldern zur Wirtschaftsförderung anbelangt.  

> > Steueroasen machen auch heute schon keinen Sinn! 
> 
> Finanziel für manche eben schon.

Ja, für die Unternehmen oder Reiche Privatleute. Für die Gesellschaft aber nicht. Steueroasen vergrößern nur die Schere zwischen Arm und Reich. 

Übrigens ist Deutschland selbst (für Ausländer, die bei uns ihr Geld anlegen) eine der größten Steueroasen weltweit. 

> > Mit der Industrie 4.0 kommt die Produktion doch jetzt zurück. Nur 
> > werden dadurch eben keine neuen Arbeitsplätze bei uns 
> > geschaffen und 
> > die Billiglohn-Arbeitsplätze in der dritten Welt 
> > verschwinden noch zusätzlich.
> 
> Ein weiterer wenn nicht der wichtigste Grund für die MwSt. 
> Selbst wenn 100% der Arbeit durch Roboter erledigt würde, 
> würden die Steuereinnahmen nicht weg brechen, da der Konsum 
> nicht die Menschliche Arbeit besteuert wird, natürlich muss 
> man mit dem grade der Automatisierung auch das BGE erhöhen 
> bis hin zu einem bedingungslosen generellen einkommen, aber 
> das nur ein abstraktes fernes ziel, so schnell wird nicht 
> 100% der Arbeit automatisiert.

Da Stimme ich dir voll zu. :-) 

Vergiss aber nicht, dass (zumindest im Moment noch) ein Großteil der Erträge weltweit nicht mehr aufgrund von Arbeit, sondern über die Finanzwirtschaft generiert wird. Also brauchen wir (zumindest solange es die Finanzwirtschaft noch gibt) dafür auch ein Instrument um dort die Gewinne zurück in den Realwirtschaftskreislauf zu bringen (z.B. die Transaktionssteuer). 
 
> Das mir bewusst um so wichtiger, das diese dreckige 
> Produktion auch mit 50% Anteil versteuert wird, bevor wir sie 
> kaufen können, damit sind die preisunterschiede zu unseren 
> Produkten geringer, die heute ja schon 50% oder 46% sinds 
> glaub genau Staatsquote haben.

Da irrst du dich! Die MwSt. wird immer am Ende auf den Produktpreis erhoben, also NACHDEM schon alles, was mit der Produktion zu tun hat, eingepreist wurde. 

Hier noch einmal Anschaulich: 

Produkt 1a (Billigware vorher): 
Material, Strom, Transport, Logistik:  0,98 Euro
Lohn(vorher) bei 10% Lohnnebenkosten:  0,02 Euro 
Summe(vorher):                         1    Euro 
MwsT.(vorher 20%):                     0,20 Euro 
Zusammen(vorher):                      1,20 Euro

Produkt 1b (Billigware nachher): 
Material, Strom, Transport, Logistik:  0,98 Euro
Lohn(nachher) bei 0% Lohnnebenkosten:  0,02 Euro 
Summe(nachher):                        1    Euro 
MwsT.(nachher 100%):                   1    Euro 
Zusammen(nachher):                     2    Euro  

Produkt 2a (Qualitätsware vorher): 
Material, Strom, Transport, Logistik:  1,96 Euro
Lohn(vorher) bei 80% Lohnnebenkosten:  0,04 Euro 
Summe(vorher):                         2    Euro 
MwsT.(vorher 20%):                     0,40 Euro 
Zusammen(vorher):                      2,40 Euro

Produkt 2b (Qualitätsware nachher): 
Material, Strom, Transport, Logistik:  1,96 Euro
Lohn(nachher) bei 0% Lohnnebenkosten:  0,02 Euro 
Summe(nachher):                        1,98 Euro 
MwsT.(nachher 100%):                   1,98 Euro 
Zusammen(nachher):                     3,96 Euro
  
Vergleich Produkte vorher:  1a = 1,20 Euro zu 2a = 2,40 Euro entspricht dem 2    fachen. 
Vergleich Produkte nachher: 1b = 2 Euro    zu 2b = 3,96 Euro entspricht dem 1,98 fachen. 

Ist nicht viel Unterschied, wenn man bedenkt, dass du die gesamte Steuergesetzgebung verändern müsstest. ;-)

Billigware wird also auch nach einer MwSt.-Erhöhung immer noch Billigware bleiben. 

Wenn du Billigprodukte vermeiden möchtest, musst du ALLE Produktionsbedingungen verändern! 

> > In der Produktion fließt der Lohn sehr häufig nur noch zu wenigen 
> > Prozent in den endgültigen Preis ein und wenn du (durch Abschaffung 
> > der Lohnsteuer und der Sozialabgaben) diesen Anteil dann 
> von z.B. 5% 
> > auf 3% senken kannst, wirst du kaum Auswirkungen auf den 
> Verkaufspreis haben.
> 
> Das ist so nur die halbe Wahrheit, was denkst du was 
> Rohstoffkosten sind? Lohnkosten zu nem grossen anteil. Und 
> was sind Transportkosten, auch wieder Lohnkosten.

Das stimmt nur für denselben Prozentualen Anteil, also auch hier nur zu denn wenigen Prozent. Auch bei den Rohstoffkosten z.B. sind die Lohnkosten unerheblich! Du hast zwar Recht, dass das eine Kette ist, aber am Anfang der Kette steht nicht die Arbeit sondern unsere Natur, Grund und Boden etc. Der Lohnanteil ist immer nur marginal. 

> Ich habe das Ziel so wenig wie möglich Arbeitsplätze zu 
> haben, von daher be my guest, ichh will die firmen selbst nur 
> in Deutschland haben (nicht alle aber viele) oder in europa, 
> weil man sie auch mit maschienen im einsatz zu Umweltschutz 
> verpflichten kann.

Mir ist es ganz egal, wo die Firmen stehen, ob in Deutschland, in China oder auf dem Mond. Sie sollen ÜBERALL Rücksicht auf die Natur nehmen. Wenn eine Chinesische Firma ohne Rückstände produzieren kann und dies in Deutschland nicht möglich wäre, kann sie gerne weiter in China stehen. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass irgendwann in der Sahara Fabriken stehen werden, weil dort der Strom über Photovoltaik billig produziert werden kann. Ich gehe aber davon aus, dass ein weiter Transportweg tendenziell mit höheren Umweltbelastungen verbunden ist und deshalb vermieden werden sollte. Also gerne Fabriken in der Nähe.

> > Es ist ein Merkmal des Marktes (wenn er funktioniert), dass 
> > Unternehmen nach und nach immer weniger Gewinn machen. Da aber aus 
> > diesen Gewinnen alle Dienstleistungen bezahlt werden, 
> > schrumpfen dann 
> > auch später die davon abhängigen Sektoren. Die Gelder, um 
> > das System 
> > am laufen zu halten müssen dann von anderswo hergeholt 
> > werden (Staatsverschuldung, Exportüberschuss).
> 
> Wieso aus den Gewinnen, (Rein)-Gewinne sind doch schon nach 
> abzug aller Steuern, man kann einfach auch ne hohe MwST an 
> setzen und auch wenn der Gewinn dann fast bei 0% ist, hat der 
> Staat trotzdem Geld bekommen.

Es geht um den Gewinn, den eine Firma macht, wenn sie mehr für ihre Produkte einnimmt, als sie ausgibt, also den Gewinn vor Steuern. Diesen Gewinn plus die Lohnzahlungen, die ja auch nach außen fließen, kann die Firma Anlegen, also der Allgemeinheit über die Banken zur Verfügung stellen oder der Staat kann ihn sich als Steuern einziehen und selbst wiederum verteilen. Stell dir das ganze als Blackbox vor, in das Material, Arbeitskraft etc. hineinfließen und dann auf der anderen Seite Geld in Form von Kapital, Steuern und Löhnen in Richtung Volkswirtschaft abfließen. Dieses Geld dient dann dazu alle Dienstleistungen (die auch wiederum etwas Geld weitergeben) zu bezahlen. Dies ist eine Kette die auf die Produktion am Anfang aufbaut. Theoretisch könnte dies ewig so weitergehen, aber auch die Dienstleistungen verbrauchen eben etwas an Ressourcen (Strom, Rohstoffe, etc.), so dass es nach einiger Zeit zum stehen kommen würde, wenn nicht weiter Geld, über die Gewinne der Firmen oder Staatsverschuldung, wieder neu zufließt. 

> > Wenn du 0% Unternehmenssteuern, 0% Sozialabgaben, 0% 
> > Einkommens- und 
> > Lohnsteuer hast, also ALLES über die MwSt. machst, dann musst du 
> > übrigens verdammt aufpassen, dass es nicht zu Schwarzarbeit 
> > und Schwarzmarkt kommt.
 
> Dieses Argument hab ich schon öfters gehört aber noch nie so 
> richtig verstanden.
> 
> Heute ist es sehr attraktiv neben Hartz4 noch Schwarz zu 
> arbeiten, weil einem sonst 80-100% des hinzuverdienstes ab 
> gezogen wird, mit einem BGE und 100% mwst flat, kannst alles behalten.

Nein, auch auf Dienstleistungen wird die MwSt. erhoben. Oder willst du das auch noch weghaben und nur noch Produkte besteuern? 

> Das Arugment leuchtet mir nicht ein. Mit schwarzarbeit umgeht 
> man primär Lohnsteuern und Sozialabgaben nicht primär Mwst. 
> und da es dann nur noch eine Steuer gäbe, wäre diese viel 
> leichter zu überwachen.

Im Moment wird damit primär die MwSt. umgangen! 

Aber du hast Recht mit der Annahme, dass die anderen Steuern mit der Schwarzarbeit auch umgangen werden. 

> > Wenn das China Produkt 1 Euro kostet und das Europäische 2 
> > Euro, also 
> > doppelt so Teuer ist, so wird das China Produkt mit 100% 
> > MwSt. 2 Euro 
> > kosten und dass Europäische 4 Euro, also immer noch doppelt 
> > so Teuer sein.
> 
> Ne das ist falsch, lassen wir mal das BGE weg, das würde die 
> kosten des europäischen Produktes vielleicht sogar noch 
> weiter senken, aber schauen wir nur mal an sagen wir es 
> kostet heute 2 Euro, dann sind da die Lohnkosten inkl. aller 
> Steuern drin, die Steuerquote heute ist 46%
> (Staatsquote) von deutschen Produkten.

Von jedem Euro, der in Deutschland ausgegeben wird (BIP), zieht der Staat im Durchschnitt etwas über 20% über Steuern ein (Steuerquote), davon macht ungefähr 1/3 die MwSt. und 1/4 die Lohnsteuer aus. Dazu kommen die Sozialversicherungen (Rente, KV, PV, AV) die auch noch mal ca. 20% des BIP ausmachen. (Hier steckt ein großer Teil deiner Lohnnebenkosten).

Die Staatsquote ist der Anteil, den der Staat sowie alle Sozialversicherungen zur Volkswirtschaft beiträgt (also den Anteil am BIP den er selbst ausgibt, um Dienstleistungen und Produkte zu kaufen und Gehälter zu zahlen (i.M. ca. 45%). 

Selbst wenn es dir gelingt ALLE Steuern und Sozialabgaben weg zu bekommen und du wirklich unsere Produkte hier 35% günstiger machen könntest, was hindert die anderen Staaten daran, auch ALLE Steuern zu senken und es uns gleich zu tun? Die grundsätzlichen Vorteile der anderen Länder, kein Umwelt- und Arbeitsschutz, billige Rohstoffproduktion, niedrigerer Lebensstandard und damit niedrigeres Lohnniveau bleiben doch bestehen. 

> Die zahlen werden so nicht genau stimmen habe jetzt nur mal 
> deine werte genommen, aber der Preisabstand wird geringer, 
> den geringeren Aufpreis zahlt dann ein Verbraucher sicher 
> lieber, wenn er dann deutsche oder europäsiche Qualität 
> bekommt, länger haltbare Produkte, die weniger Giftstoffe 
> ausdünsten etc.

Wenn du gute Produkte haben möchtest, musst du IMMER den Umweltschutz mit bezahlen, weil das die Hauptursache ist, warum Produkte bei uns Teurer sind. 
 
> > Wenn du dem Europäischen Hersteller den Vorteil ausgleichen willst, 
> > den der Chinese über seine geringeren Umweltauflagen hat, 
> > so musst du 
> > Einfuhrzolle erheben oder unterschiedlich Besteuern.
> 
> Eine hohe MwSt, ist quasi etwas wie ein Zoll, sie besteuert 
> eben importe gleich wie hier produziertes, während 
> lohnsteuern selbst von 99% die importpreise nicht erhöhen 
> (mal nicht merklich).

Nein, Zölle sind zusätzliche Abgaben, die erhoben werden um z.B. Preisdumping auszugleichen. 

Die Lohnsteuer erhöht natürlich unsere inländischen Preise etwas, da hast du Recht. Aber eben nur ganz wenig und dies wird durch effektivere Produktionsmethoden wieder ausgeglichen. Der Lohn mit der darin enthaltenen Lohnsteuer und der eben damit verbundene Anreiz diesen einzusparen, sind der treibende Motor für unseren technologischen Fortschritt.

> > Multinationale Unternehmen, also solche, die bei uns 
> > Produzieren und 
> > dann weltweit verkaufen, kennen genügend Steuerspartricks um auch 
> > jetzt schon keine (oder nur minimale) Steuern zu zahlen.
> 
> Ja du vergisst die Lohnsteuren, wenn hier VW ein auto baut, 
> dann landen die Lohnsteuern in den Herstellungskosten und die 
> Abgaben auch, denn diese sind im Bruttolohn, die der AG ja 
> nunmal zahlen muss.

Es ist doch egal ob VW 10%, 20% oder 30% vom Umsatz an Lohn und Lohnsteuer bezahlen, Hauptsache sie zahlen keine Steuern auf den Gewinn und bekommen noch Subventionen dazu. Und das klappt ja anscheinend ziemlich gut. Je mehr Löhne sie zahlen, desto mehr Subventionen bekommen sie. Gleicht sich alles aus. Und wenn das Auto zu teuer sein sollte für den Internationalen Markt, so what, senkt man halt die Preise, macht eine Verlustmeldung, bekommt vom Staat neue Gelder in den Arsch geschoben und alles geht weiter wie vorher. 

> > Und es werden ja nicht nur Steuern gezahlt sondern ein allgemeiner 
> > Gewinn erzielt, der unter anderem Steuern enthält. Dieser 
> > Gewinn würde 
> > bei 0% Steuern eben einfach etwas höher ausfallen.
> 
> Wie gesagt man müsste den Ländern dann auch erlauben hohe 
> Zölle/ Mwst zu erheben, wenn dann die Gewinne noch ansteigen 
> würden, dann wären die Produkte so teuer, das die lokalen 
> alternativen sofern vorhanden (stichwort Hühnerfleisch) 
> schnell billiger wäre. Der markt liese es dann nicht zu.

Wie, du willst wirklich dass sich die Menschen in den anderen Ländern selbst versorgen können? Aber damit machst du doch unser ganzes schönes Industriestaaten - Entwicklungsländer - Freihandelskonzept kaputt, mit dem wir jetzt doch so schön die letzten Jahrzehnte alle anderen Länder ausbeuten konnten. ;-) 

Du musst dich schon entscheiden, was du willst. Billige Produktion bei uns, in dem du alle Steuern abschaffst oder billige Produktion in den anderen Ländern, in dem du ihnen erlaubst Zölle auf unsere Produkte zu erheben, beides geht nicht. ;-)

> Das ungefähr so wie zu sagen, wie wir müssen Deutschland so 
> schlecht vom Lebensgefühl halten, da sonst ja noch mehr 
> einwanderer kommen würden.

Ist doch DIE IDEE, wir machen eine Wirtschaftskrise, bringen unser Land auf Dritte-Welt-Niveau und schon kommen keine Flüchtlinge mehr. ;-)

> > Und Zölle sind im Freihandel, zu dem wir die dritte Welt Länder ja 
> > gezwungen haben, nicht erlaubt.
> 
> Das oder hohe Mwst sollte aber erlaubt sein, man kann doch 
> nicht falsche Politik (das verbieten von Zöllen) durch 
> falsche Steuerpolitik hier ausgleichen wollen. Das ergibt für 
> mich keinen Sinn.

Was macht den in der Politik noch Sinn? 

> Aber eine Abmilderung wäre zumindest ein Fortschritt, ausser 
> du willst um jeden Preis den Dampf im Kessel halten um die 
> grosse totale Lösung zu bekommen, dann bist du sicher aber 
> auch Gegner des BGE an sich, da es das System ja auch ein 
> Stück weit humanisiert, und damit der Dampf ab nimmt.

Ich bin mir da wirklich noch nicht sicher, was besser ist:  
1. Ein BGE-Light, was eben nur ein Minimalkonsens wäre und unserer Wirtschaft zwar stabilisiert, aber auch weiterhin den Arm-Reich-Konflikt beinhaltet und zu hoffen, dass sich doch nach und nach ein richtiges BGE daraus entwickelt, oder aber 
2. bis zu einem richtigen BGE mit Vermögensausgleich abzuwarten und zu kämpfen um gleich alles ordentlich zu machen, mit der Gefahr eines wirtschaftlichen Kollapses, der die ganze Welt in den Abgrund reißt. 

> Natürlich ist die Abschaffung von Unternehmenssubventionen, 
> auchh ein Teil der finanzierrung des BGEs, wenn ich sage alle 
> Steuern abschaffen ausser MwSt, meine ich damit auch alle 
> Subventionen und andere Ausnahmen ab schaffen.
> ...
> Aber man braucht keinen Steuerberater mehr die regeln sind 
> recht einfach, viele der heutigen Bullshitjobs verschwinden 
> dann gott sei dank.

Find ich gut!

Wir sind eigentlich gar nicht so weit auseinander. Ich finde eine hohe MwSt. doch auch gut. Aber ein bisschen diskutieren macht Spaß und ich möchte eben die andern Steuern (noch) nicht gleich abschaffen, sondern erst nach und nach, je nachdem, wie sich die Wirtschaft und unserer Gesellschaft entwickelt.

> > Nach einer Enteignung ALLER Vermögen könnte ich es aber gut finden. 
> > ;-)
> 
> Was spricht denn da als kompromiss dies zu tun wenn die Leute 
> sterben, ich bin offen für ne hohe bis hin zu 100% Erbschaftssteuer.

Du wolltest doch ALLE Steuern abschaffen und jetzt willst hier eine Ausnahme machen? ;-) 

> > Das ist ein Problem der Überprüfung der Reichen, der 
> Steuergerechtigkeit. 
> 
> Nein das die Reichen ne Abgabenobergrenze haben, hat nichts 
> mit der Überprüfung zu tun, Abgaben/Versicherungen anders wie 
> Steuern, sind sozial eben immer ungerecht.

Auch Steuern könne ungerecht sein. ;-) 

Es gibt eine ganze Reihe Menschen die auch die Mehrwertsteuer für ungerecht halten. Gerade Arme geben ja zu 100% ihr Einkommen aus, während Reiche dies nicht unbedingt tun (müssen) und deshalb einen Teil ihres Einkommens vor der Mehrwertsteuer in Sicherheit bringen können. 

Ein gerechtes System wird es erst dann geben, wenn wir eine gleichmäßige Verteilung der Vermögen und des Einkommens haben. 

Liebe Grüße
Karin




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