[Debatte-Grundeinkommen] Zur Sache, Schätzchen! - sowie Dank für und kurze Reaktion auf Joachims Zusammenstellung

Karin Teetzen karin at inkat.de
Do Dez 29 20:19:38 CET 2016


Hallo Bert, 
 
> Karin erwähnte, dass mehrere Modelle durchgerechnet seien. Wo, wie,
welche? 

Ich beziehe mich auf die beim Netzwerk Grundeinkommen veröffentlichte
Tabelle:
https://www.grundeinkommen.de/content/uploads/2012/08/12-06-modelle-tabelle.
pdf

> Ich möchte nochmal unterstreichen, dass ich die Vorstellung von
'durchgerechneten Modellen' Scharlatanerie finde. 

Stimmt, genauso wie jede andere Voraussage in Bezug auf die Wirtschaft auch!
Die gesamten "Berechnungen" in der VWL basieren auf Empirie (wir beobachten:
so ähnlich, wie es vorher war, wird's wohl auch danach sein), nicht auf
einem funktionsfähigen Modell (der homo economicus verabschiedet sich gerade
;-)). Frag nur mal am Morgen an, wie am Nachmittag die Kurse an der Börse
stehen! Oder wie hoch der Ölpreis in zwei Monaten ist! Im Moment sind z.B.
die Preise für Luxusimmobilien in Spanien, Italien und Frankreich am sinken,
weil erwartet wird, das aufgrund der Finanzkrise dort bald höhere Steuern
kommen, und das ohne BGE. Allein der Plan der Umsetzung eines BGE würde
schon zu Verwerfungen an den Märkten führen, weil ja eventuell höhere
Steuern zu erwarten sind. Wenn in Deutschland ein BGE mit höheren Steuern
eingeführt werden würde, wäre die Kapitalflucht ins Ausland eine der
wahrscheinlichen Folgen, genauso wie eine Zuwanderung von Armen aus dem
Ausland. Diese Seiteneffekte KÖNNEN nicht berechnet werden!

Aber sollen wir, nur weil es auch zu negativen Veränderungen kommen könnte
auf etwas Sinnvolles verzichten? Die Vorteile eine BGE überwiegen IMO die
Nachteile. 

> bei möglichst sekundengenauer Bindung der Höhe des bedingungslosen
Grundeinkommens an einen möglichst komplexen Warenkorb. 

Dann müsstest du das BGE ja auch Sekundengenau auszahlen?! Ist das nicht ein
bisschen kompliziert? Das BGE soll doch gerade unser System vereinfachen. 


So und hier noch meine Meinung zu den 5 Fragen: 

> 1.	Wer soll das Grundeinkommen sein und wer soll es bezahlen?

Alle Menschen (egal ob Staatsbürger, Migrant oder Tourist, Erwachsen oder
Kind) die in dem Bereich, für den das BGE gilt, anwesend sind erhalten
dasselbe Einkommen. 
Alle Menschen zahlen es über Steuern.

> 2.	Wie sieht ein tragfähiges Finanzierungskonzept aus?

Erhöhung ALLER Steuerarten (Lohnst., MwSt., Vermögensst. etc.) bis genügend
Geld für das BGE vorhanden ist. Vor allem Firmen können IMO sehr hoch
besteuert werden. 

> 3.	Welche Bausteine des Konzepts sind essentiell, welcher verhandelbar?

Verhandelbar ist alles. Selbst ein BGE-Light wäre ja noch ein Fortschritt
gegenüber dem jetzigen System. Wichtiger als ein fertiges BGE wäre es erst
einmal einen Einstieg in das neue System zu bekommen. 

> 4.	Wie soll Einigkeit darüber innerhalb des Bündnisses hergestellt
werden?

Diskussionen sind schon mal ein guter Anfang ;-)

> 5.	Wie soll für das Bündnis Grundeinkommen geworben werden?

Ich glaube, dass passiert von selbst. So eine starke, gesellschaftliche
Veränderung zu Planen (und eventuell sogar Umzusetzen) führt automatisch zu
Aufmerksamkeit.

Liebe Grüße
Karin




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