[Debatte-Grundeinkommen] Monothematische Partei vs Vollpartei

Karin Teetzen karin at inkat.de
Mi Dez 21 08:07:19 CET 2016


Lieber Arfst, 

hier noch ein Nachschlag, langsam komme ich mir hier vor wie Kassandra ;-)

Ich habe das "Glück"/"Pech" aufgrund meiner persönlichen Situation etwas
außerhalb der Gesellschaft zu stehen und so quasi einen Blick von außen
darauf werfen zu können. Dazu kommt, das ich genügend Zeit habe, viele Dinge
zu durchdenken und zu analysieren. So wie du dich schon seit 20 Jahren mit
dem Thema BGE beschäftigst, tue ich dies auch, aber nicht nur mit dem BGE
sondern mit der gesamten Gesellschaft ausgehend vom Patriarchalen System.

Du versuchst aus dem System heraus, von innen, eine Reform herbeizuführen.
Dabei stabilisierst du aber unbeabsichtigterweise eher das System, als es
von Grund auf zu Ändern. Ich mach dir das nicht zum Vorwurf oder glaube,
dass dies eine schlechte Lebenseinstellung ist. Ich glaube aber eben nicht,
dass du mit dieser Strategie Erfolg haben wirst. 

Wo wir gerade bei Weihnachten sind, genauso wenig glaube ich daran, dass
z.B. mit Spenden etwas Gutes erreicht wird. Klar können die Leute Spenden
und ihr Geld wird auch dann für gute Zwecke eingesetzt. Sie haben dann ein
gutes Gewissen, das ist das Positive daran. Aber je mehr gespendet wird,
desto mehr verweigert sich unser Staat den Bedürftigen selbst zu helfen. 

Wenn einer demokratischen Vollpartei, wie es die Grünen sind, die quasi für
die Erhaltung des jetzigen System nur mit leichten Abänderungen ist, eine
Stimme gegeben wird, so beziehen unsere Machteliten daraus die Legitimation
einfach weitermachen zu dürfen, denn dann funktioniert unsere Demokratie ja
noch. 

Ich glaube viel eher, dass diesem System die Grenzen aufgezeigt werden
müssen. Wenn unsere Regierung keine offizielle Legitimation mehr hat, weil
bei einer Wahl sich wirklich nur noch eine sehr kleine Minderheit für sie
ausgesprochen hat, wenn viele kleine Splitterparteien ein paar Prozente
abbekommen haben und an der 5% Hürde scheitern, wenn bei einer
Bundestagswahl wirklich mal weniger als 50% zur Wahl gehen, dann wird
vielleicht auch unserer Machtelite mal aufgehen, dass sie Zugeständnisse
machen müssen um das Volk bei Laune zu halten. 

Dem Volk wird immer nur soviel zugestanden, dass es gerade mal nicht zu
Aufständen kommt (hatte ich schon mal geschrieben). 

Je besser du deine Arbeit machst, je mehr Leute dich gut finden und deshalb
deine Partei wählen, desto schlechter ist dies also eigentlich für unsere
Demokratie. 

Und aus diesem Hintergrund heraus befürworte ich eben eine Monothematische
BGE-Partei. 

Die Gefahr dabei ist natürlich, dass solche Partien wie die AFD dabei
unbeabsichtigterweise an die Macht kommen könnten, erinnere dich an die Wahl
von 1933 wo auch die NSDAP Demokratisch gewählt wurde. 

Nur, die Unzufriedenheit wächst und sie wird sich irgendwo ein Ventil
suchen. Wenn dies die AFD ist, haben wir Pech gehabt, wenn dies ein
BGE-Partei ist, könnten wir vielleicht Glück haben.

Liebe Grüße
Karin




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