[Debatte-Grundeinkommen] Monothematische Partei vs Vollpartei

Arfst Wagner arfst_wagner at web.de
Mi Dez 21 12:19:54 CET 2016


Nur kurz:

wenn Du das Problem auf die Akademiker schiebst und ein system willst, 
in dem diese uzurechtkommen, schaffst Du eine Form,
in dem Nicht-Akademiker wie zum Beispiel Facharbeiter, auf die das 
Argument durchaus zutrifft, nicht mehr in den Bundestag kommen.
Du suchst Dir eine menschengruppe aus und argumentierst mit diesen.
Damit sorgst Du dann dafür, dass die FacharbeiterInnen oder 
ArbeiterInnen nicht mehr in den Bundestag könnten.
Damit handelst Du System-stabilisierend.

Und mal echt: Ich finde die Aufwandsentschädigung für MdBs nicht zu hoch.
Als ich erfuhr, wie hoch das ist, hatte ich überhaupt keine Frage mehr, 
wieso so viele gute Leute in andere Bereiche abwandern.

Auf "mein" Gehalt musst Du auch nicht neidisch sein, weil ich seit 2013 
diese Aufwandsentschädigung nicht mehr erhalte, da ich ja seither nicht 
mehr im Bundestag bin.
Mein jetziges als Landesvorsitzender beträgt etwa 40% davon. Ich habe 
etwas weniger als vorher als Lehrer an einer Freien Schule,
was auch schon relativ niedrig war.

Gruß!
Arfst

Am 21.12.2016 um 05:09 schrieb Karin Teetzen:
> Lieber Arfst,
>
>> Liebe Karikn, ich hatte ja auch geschrieben dass das gehalt
>> kein grund zum Jammern ist. Ich meine nur, dass es auch kein
>> grund ist zu behaupten, dass jemand wegen dieses Geldes MdB
>> wird. Man muss ja sehen dass jemand, der aus einem normalen
>> beruf rausgeht und in den Bundestag kommt und dan dann z. B.
>> 4.8 Jahre sitzt, oft nicht einfach so wieder in seinen alten
>> beruf rein kann.
> Dieses Argument habe ich schon mehrfach gehört und ich halte es für stark
> übertrieben.
>
> Abgeordnete haben meist eine sehr gute Bildung, häufig sind es Akademiker,
> haben einen Beruf wie Lehrer, Jurist etc., und deshalb eine viel höhere
> Chance auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem haben sie gerade durch ihre
> Abgeordnetentätigkeit Netzwerke aufgebaut und Kontakte geknüpft. Wenn sie
> nicht aus Ideologischen Gründen auf das "Vitamin B" verzichten, haben sie
> quasi die perfekten Voraussetzungen um in dieser Gesellschaft einen guten
> Job zu bekommen.
>
> Sie sind Leistungsfähig, Kontaktfreudig, Teamplayer. Alles "social skills"
> die auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind!
>
> Sie müssen vielleicht kurzfristig auf etwas Gehalt verzichten, haben
> vielleicht auch mal einen Karriereknick, aber die Gefahr, in die
> Arbeitslosigkeit hineinzurutschen, sogar in die Langzeitarbeitslosigkeit,
> ist doch wohl ziemlich gering.
>
>> Heute hat sich die Sache insofern verschärft, als das viele,
>> die wenig haben, gar nicht mehr so viel haben wollen, wie
>> die, die mehr haben, sondern sie wollen, dass die, die mehr
>> haben, auch so wenig haben, wie sie.
>> Das fordert eine Entwicklung nach unten, die durch zunehmende
>> gesellschaftliche Angst zusammengehalten wird. Wenn das so
>> weitergeht, dann ist das nicht mehr die Gesellschaft, in der
>> ich leben möchte.
>> Ich will damit nicht sagen, dass ich bei DIR Neid erlebe. Das
>> nur, damit Du mich nicht missverstehst.
> Du hast Recht, ich bin nicht neidisch auf dein Gehalt. Ich könnte damit
> sogar gut leben, wenn am Ende wirklich eine "soziale Gesellschaft" dabei
> herauskommt, unsere Politiker also ihre Arbeit machen würden!
>
> Auch wenn ich wenig habe, so habe ich dennoch ein ausgefülltes, zufriedenes
> Leben. Mit mehr Geld würde ich mir kaum ein besseres leisten können (klar
> habe ich ein paar Konsumwünsche, aber die würden mich nicht zwangsläufig
> glücklicher machen).
>
> Meine Kritik an einem hohem Gehalt ist mehr von einem Aspekt der
> Umweltthematik her zu sehen. Mehr Geld führt einfach zu einem höherem Konsum
> und damit mehr Umweltverschmutzung. Wir haben unseren Planeten sowieso schon
> ziemlich kaputt gemacht und wenn jetzt ALLE VIEL verdienen würden, wäre es
> in sehr kurzer Zeit mit uns allen zu Ende (zumindest wenn nicht noch viele
> weitere Massnahmen flankierend eingreifen).
>
> Das ist dasselbe Argument, mit dem die Industriestaaten immer die ganzen
> dritte Welt Länder klein zu halten versuchen. Wenn diese nämlich einfach auf
> unser Niveau angehoben würden, wurde z.B. der Öl- und Kohleverbrauch und
> damit die CO2 - Belastung unserer Atmosphäre, stark ansteigen.
>
> Wir haben als Bürger in einem Industriestaat einen viel zu hohen Lebensstil.
> Ich habe in dem Text auf meiner Homepage (lies in ruhig mal durch ;-)) auch
> dafür eine Lösung skizziert. Aber mit unserer jetzigen Konsumwelt ist ein
> hohes Gehalt nicht zu vereinbaren. Gerade du als Grüner müsstest dies
> eigentlich auch gut nachvollziehen können.
>
> Es können also nicht einfach ALLE auf ein höheres Niveau angehoben werden,
> sondern wir müssen uns ein niedrigeres, der Umwelt angepasstes Niveau
> suchen, bei dem dann ALLE ungefähr gleich zufrieden sind und unser Planet
> und die Menschheit doch noch überleben.
>
> Ich glaube, dass viele Menschen dies auch unbewusst schon begriffen haben
> und daher rührt wohl auch ein Teil der Angst vor der Zukunft, die viele
> Menschen haben. Denn als einzelner Konsumverzicht zu üben und zu hoffen,
> damit die Welt zu retten, halte ich für nicht möglich. Alles was der
> Einzelne einspart wird quasi automatisch ein Anderer wieder mehr ausgeben,
> denn die Menschheit geht immer bis an die Grenze dessen, was möglich ist.
> Wenn es also heißt: Wir dürfen nicht soviel Konsumieren, wir müssen die
> Umwelt schützen, dann steckt dahinter: Der untere Teil der Gesellschaft muss
> noch etwas mehr verzichten, damit der obere wieder etwas mehr verbrauchen
> kann. Und deshalb funktionieren auch die Appelle an unser Umweltbewusstsein
> nicht, weil die Menschen dies eben (unbewußt) schon begriffen haben.
>
>> Aber Bundestagsabgeordnete wegen dieses Gehalts zu bashen
>> finde ich nicht angemessen, besonders wenn man das mit den
>> Gehältern in der Wirtschaft, im Sport, in der Pop-Szene  usw.
>> vergleicht. Das nimmt die Gesellschaft immer noch relativ
>> gelassen hin und das verstehe ich nun wiederum nicht.
> Ich "bashe" nicht nur unsere Abgeordneten für ihr hohes Gehalt sondern
> explizit ALLE anderen auch. ;-)
>   
>> Und manchmal denke ich, dass heute erst dann alle glücklich
>> sind, wenn alle unglücklich sind.
>> Das ist eine Neid-Spirale nach unten. Das darf nicht wahr sein.
> Wenn "die Reichen" nicht auf einen Teil ihres Gehalts und Vermögens
> verzichten, haben ALLE anderen darunter zu leiden.
>
> Ohne Reich kein Arm und umgedreht!
>
>> Genau dagegen steht ja das bGE, es will allen von unten nach
>> oben mehr geben. Deshalb wird es Zeit, dass es kommt und wenn
>> es nicht bald kommt, wird es krachen. Ich bin der
>> Überzeugung, dass es bald kommt. Das Problem sehe ich, ich
>> schrieb es bereits, in der Frage, in welcher Form es kommt.
> Ein BGE alleine wird unsere Gesellschaft nicht viel besser machen. Ein BGE
> reicht gerade mal dazu die Auswirkungen der Industrie 4.0 und deren
> Rationalisierungsmöglichkeiten auszugleichen.
>
> Am grundsätzlichen Konflikt zwischen Reich und Arm, der Umweltproblematik,
> der hierarchischen Gesellschaft, dem Industriestaaten - Dritte Welt -
> Konflikt, unserem egoistischen Verhalten, dem Leistungsprinzip usw. ändert
> das gar nichts!
>
> Einer wirklich Utopische Welt, von der ich Träume (lies ruhig mal meinen
> Text ;-)), kommen wir selbst mit einem BGE kaum näher.
>
> Und ich will dir nicht die Illusionen rauben, aber selbst ein BGE-Light sehe
> ich noch lange nicht. Eher wird bald die AFD hier regieren und eine neue
> Diktatur aufbauen. :-(
>
> Es klingt jetzt unheimlich Arrogant, aber ich bin hochintelligent (in der
> Schule hatte ich mal einen IQ-Test mit 169 Punkten) und ich weiß das ein
> System, wie ich es in meinem Text auf der Homepage beschrieben habe,
> funktionieren würde.
>
> Aber ich habe keine Ahnung, wie es unserer Gesellschaft gelingen kann solch
> einen Wandel durchzumachen. Eine Revolution halte ich noch die
> wahrscheinlichste Möglichkeit, aber eine Revolution hat immer Anführer und
> die werden danach kaum auf ihre Macht verzichten wollen (der Kommunismus
> lässt grüßen). Ein ganz langsames durchsickern der Idee einer gleichen
> Gesellschaft, ein langsames verbreiten in der Öffentlichkeit bis eine
> kritische Masse erreicht ist dauert einfach zu lange (bis dahin ist der
> Planet kaputt) und würde sowieso durch die herrschende Elite (die meisten
> Medien sind in den Händen von Reichen Oligarchen) verhindert werden.
>
> Wie ich schon schrieb, ich bin ziemlich pessimistisch. :-(
>
> Liebe Grüße
> Karin
>




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