[Debatte-Grundeinkommen] Ein Lesetipp und eine kleine Antwort an Jens
unversoehnt
unversoehnt at gmx.de
Mo Sep 29 15:32:43 CEST 2014
Hallo,
ich setzte mich gerade an den Rechner, um eine kleinen Lesetipp an den
Mailverteiler zu geben, da sah ich erstmal Jens' an mich und den
Verteiler verschickte Mail, die mehr als kitzelt, in der
Auseinandersetzung zu bleiben. Ich fange mal mit einer kleinen Antwort
an Jens an und gebe den Lesetipp dann weiter unten.
Lieber Jens,
deine vorletzte Mail über den Verteiler, die mich nach meiner letzten am
22.09. erreichte, las ich nach gut der Hälfte nicht zuende, weil sie
mich zu sehr schmerzte. Mehr noch schmerzte als Willis Gewissheit, dass
die Urbanität, also drei Viertel der Menschheit, verloren ist. Schmerzen
tut m. E. nur die Wahrheit, die vielleicht nicht immer die volle ist.
Ich spürte in jener Mail in erster Linie Sorge und Verzweiflung, die mir
alles andere als fremd ist. Aber auch eine so große Verworrenheit, dass
ich mich überfordert fühlte, mich da um Klarheit zu bemühen.
Ich möchte mich für meine letzte Mail entschuldigen, bei dir und ganz
allgemein bei den Anhängern von Schwundgeld und jenen mit so
zaitbezateten Seelen, dass sie von nuklear zerblubberndem Staub nichts
lesen mögen. Allerdings auch darauf hinweisen, dass das mit dieser Mail
inhaltlich nicht besser wird, wenn auch hoffentlich versöhnlicher im Gestus.
Nein, "tschüss" wollte ich nicht sagen. Aber ich hatte die
"verschiedenen Überlegungen", aus denen heraus ich mich etwas aus der
Mail-Debatte zurückziehen möchte, inhaltlich nun auch gar nicht
bestimmt. Zumindest zwei der wirklich nicht wenigen Überlegungen möchte
ich wegen ihrer Relevanz nun nennen. 1. Insofern ich mich aufs bGE
konzentriere, schreibe ich in erster Linie an dem in der Mail an Verena
skizzierten Buchprojekt. Das scheint mir gerade wichtiger als Textmassen
an den Verteiler. Ich arbeite in dem Kontext gerade daran, die
Hartz4-Perspektive vor der Nettoebene nochmal grundlegender mit
statistischem Datenmaterial zu unterlegen, um mehr argumentatives
Fleisch ans Skelett zu bringen. 55 Seiten und 42 Abbildungen sind seit
meiner letzten und ersten Rechenschaft darüber hinzugekommen. Was ich
schon hatte, wird methodisch etwas umgeworfen werden müssen. Wenn ich
das bis zur Nettoebene durch habe, werde ich's vermutlich im
Hartz4-Forum zur Debatte stellen und euch dann darauf hinweisen. Die
können vermutlich gut beurteilen, ob ich irgendetwas Wichtiges vergessen
oder falsch aufgefasst habe. Falls du mitliest, Verena: Erst dann werde
ich mich dem Berg deiner Hausaufgaben zuwenden und sondieren, inwiefern
die interessant für den Übergang in die Bruttoebene sind. Das Ganze wird
einerseits sehr mathematiklastig werden, andererseits versuche ich über
visualisierende Diagramme und Didaktikkonzepte auch den Mathehassern
einen Zugang zu bahnen. Auch wenn's eher ein Pamphlet denn eine
wissenschaftliche Auseinandersetzung werden soll, orientiere ich mich
stark an wissenschaftlichen Standards. Zielgruppe werden daher in erster
Linie bildungsbürgerliche Multiplikatoren sein und nur vermittels der
Visualisierungen auch bildungsfernere Schichten. Wenn ich's argumentativ
durch habe, kann man die Visualisierungen vielleicht auch einfach in
einem Video oder ähnlichem zusammenschneiden. Erstmal soll das aber
inhaltlich Hand und Fuß haben. Es vergeht jedenfalls derzeit kein Tag,
an dem ich nicht über bGE-Kontexte nachdenke. Aber mein Leben hält auch
noch ein paar andere Dinge vor und ich arbeite sicherlich nicht from
nine to five am bGE. Anspruchshaltungen von dir, lieber Jens, und auch
von dir, liebe Verena, ich müsse mich mit diesem oder jenem befassen
oder zu diesem oder jenem Stellung beziehen, bitte ich zu unterlassen.
Das muss ich nicht. Will es höchstens. Ist ja nun auch nicht so, dass
die Aktiven im Verteiler auf alles eingehen würden, was ich so
reingereicht habe. Alle haben halt so ihre Steckenpferde und ihre
blinden Stellen. Was für mich auch ok ist. 2. Meine Frau verbietet mir
seit ungefähr einem Monat aus ihren sachhaltigen Weisheiten heraus,
weiter im Verteiler zu schreiben. Mit jeder Mail, die ich schreibe,
vergrätze ich mein universales "vertrau der Frau". Ich bin zwar
antiautoritär genug gestrickt, um das dennoch zu tun. Aber ihre
Argumente sind nicht von schlechten Eltern, auch wenn ich euch die nicht
auseinanderlegen mag.
Du schreibst, lieber Jens:
"Hier und da ein Stempelchen drauf, weitere Fragen, oder Argumente?
Fehlanzeige.
"Verdächtigungen", Bewertungen allenthalben. So anders war mein Eindruck
die letzten Wochen.
Schade.
Zur angeblichen verkürzten Kapitalismuskritik. Klar es ist nur ein
Eindruck, der sich dir aufdrängt. Kein abschließendes Urteil.
Doch wenn ich jemandem solch ein Riesenplakat umhänge, dann sollten die
Argumente schon fast wasserdicht sein.
Das kann ich so leider nicht annehmen."
Ich sehe voll, was du meinst. Sah es schon, bevor du das geschrieben
hast. Verkürzte Kapitalismuskritik scheint mir inhaltlich zwar nach wie
vor triftig. Aber ich hätte das wirklich nicht so unverfroren und
ignorant raushauen sollen. Auch einige Dinge mehr nicht. Die
Entschuldigung meine ich ernst. Und eine Rechtfertigung möchte ich
hinterherschicken: In der Nacht vom 19.09. auf den 20.09. hatte ich
einen ziemlichen bad trip, zu dem ich unten im Kontext des Lesetipps
noch ein paar Worte sagen möchte. Hier nur soviel: Ich habe mir in jener
Nacht u. a. einen Rippenanbruch zugezogen und seitdem recht unangenehme,
wenn auch besser werdende Schmerzen bei ziemlich vielen Arten von
Bewegung. Mein letzter Beitrag vom 21.09. fiel in die Phase, wo ich von
jenem bad trip gerademal so ein vorsichtigstes bisschen runtergekommen
war. Völlig runter bin ich noch immer nicht, weil er m. E. etwas mit der
Realität zu tun hat. Aber in einer Woche legen sich zumindest manche
Wogen. Die Flows des bad trips durchdrangen jedenfalls recht stark meine
letzte Mail über den Verteiler. Das kann ich klar sehen und spüren, auch
wenn ich das anonymen Mitmenschen nicht so mir nichts dir nichts
erläutern kann. Sondern nur darauf hoffen, dass eine Entschuldigung im
politischen Geplänkel eine Option bleiben mag, die ernstgenommen werden
kann. Sorry also für die laxen Etiketten, die ich rausgehauen habe.
Erstmal will ich klar sagen, dass ich nicht der Meinung bin, Weisheit
mit Löffeln gefressen zu haben. Höchstens mit Zahnstochern, die ich mir
häufiger bloß ins eigene Zahnfleisch rammte. Ich hatte einerseits in der
kurzen Kontroverse zur Inflation mit Manfred klar gemacht, dass ich
nicht der Auffassung bin, alles Relevante über unser Thema zu wissen
(Signalvokabel: Halbwissen). Andererseits in meiner ersten Mail an
Verena im Kontext des Ideologiebegriffs zumindest für mich klargezogen,
dass ich auch nicht glaube, dass irgendjemand alles Relevante über unser
Thema wissen kann. Der Philosophiegeschichte gilt Leibniz (etwa ein
Jahrhundert vor der Französischen Revolution) als der letzte
Universalgelehrte. Selbst das halte ich für eine Lüge. Heute wird in
jedem akademischen Fachgebiet jedes Jahr mehr publiziert als irgendwer
in seinem ganzen Leben lesen könnte. Allwissendheit ist m. E. nicht
einmal etwas für die Gattung Mensch, für das menschliche Individuum aber
ganz sicher nicht. Jedenfalls nicht als Besitz, sondern höchstens als so
etwas metaphorisch Ausgedrücktes wie die Berührung durch den Heiligen
Geist. Die 10. Fußnote in Marxens Kapital halte ich für
gesamtgesellschaftlich in ihrer Tragweite überhaupt noch gar nicht im
Ernst auch nur für vage begriffen: "In der bürgerlichen Gesellschaft
herrscht die fictio juris, daß jeder Mensch als Warenkäufer eine
enzyklopädische Warenkenntnis besitzt." (MEW23, S. 50) Eine App namens
"Planwirtschaft 2.0" könnte solche Kenntnisse vielleicht besitzen, wobei
es der dann hoffentlich nicht mehr um Waren, sondern um Stofflichkeiten
und Zeithorizonte ginge. Ein einzelner Mensch aber besaß
höchstwahrscheinlich in der ganzen Geschichte niemals solche Kenntnisse.
Nicht mal die Think Tanks der Deutschen Bank oder der echten Cracks in
New York - auch wenn die das vielleicht von sich selber glauben. Von
daher mal auf einer Metaebene Waffenstillstand, bitte: Ich glaube nicht
daran, dass ich alles klar hätte. Nicht einmal, dass ich es je haben
könnte. Wäre nett, wenn du dich zu diesem Glauben auch durchringen
könntest, lieber Jens.
Du schreibst:
"Geld und Boden seien zwei von sehr sehr vielen Formen des Privateigentums.
"Nicht das Privateigentum wird zum Problem, sondern bloß zwei von
sehrsehr vielen
Formen: Geld und Bodeneigentum."
Mag sein, aber es sind die wesentlichen. Welche hältst Du für
wesentlicher? Und warum?"
sowie später:
"Wenn Du annerkennen kannst, dass Produktionsmittel nicht a priori ein
Kapital sind,
dann könntest du die Ursache für diese Erscheinung einer genaueren Prüfung
unterziehen."
Ich kann anerkennen, dass Produktionsmittel nicht notwendig Kapital
sind. A priori halte ich in dem Zusammenhang nicht für die richtige
Vokabel, notwendig passender. Wenn ich das nicht anerkennen könnte,
könnte ich mir Kapitalismuskritik von vornherein sparen. Aber ich glaube
nicht, dass wir auf einer theoretischen Linie einig hinsichtlich dessen
sind, was das bedeutet. Menschen können sich zumindest virtuelle voll
jenseits der Eigentumskategorie stellen. Mit meiner Frau beispielsweise
nutze ich gemeinsam Produktionsmittel des Werkelns, Kochens,
Theoriearbeitens ohne dass da irgendwo ein Problem von meins und deins
auftauchen würde. Es gab in der Geschichte der Menschheit eine
unüberschaubare Menge von Kooperation, manche davon urkommunistisch,
sozialistisch, solidarisch, mit Scheißegal-Haltung gegenüber dem
Eigentum. Das geht, das kenne ich, das kann man machen. Bitte lasst uns
das überall und sofort machen.
Mit der Bitte wird's aber leider nicht getan sein, befürchte ich.
Irgendwas hält uns am Mana des Eigentums. Und das ist m. E. nicht in
erster Linie das Geld oder der Boden, sondern unsere mangelnde
Fähigkeit, Verantwortung gesellschaftlich vernünftig zu buchstabieren.
Verantwortung fürs eigene Leben, das unserer Mitmenschen und für den
gesamten Naturzusammenhang. Dass wir's nicht gut können, hat
geschichtlich einen spezifischen und elend langen Grund: Herrschaft von
Menschen über Menschen ist das Grundkonzept, nach dem all unsere
Vorstellungen von Verantwortung gemodelt sind. Und das seit
Jahrtausenden. Da kommt man nicht einfach so raus. Zumal diese
Herrschaft sehr materilell andauert. Wir sollten aber echtmal möglichst
jetzt und hier rauskommen.
Ich bin in meiner letzten Mail leider etwas schnell über den
Bodenbegriff gepoltert. Habe mich hinterher geärgert. Boden ist nicht
nur Grundlage aller Ernährung, sondern von allem stofflichen Reichtum.
Zumindest dann, wenn man einen erweiterten Bodenbegriff verwendet, der
auch die Wasseroberflächen und das darunter Liegende miteinschließt,
wenn man ihn also ähnlich abstrakt auffasst wie den Begriff der
Dreidimensionalität. Was häufig getan wird.
Insofern aller stofflicher Reichtum aus Boden resultiert, gibt's auch
keinen stofflichen Reichtum, der gänzlich unabhängig vom Boden wäre.
Deshalb ist Bodeneigentum aber trotzdem nicht die wesentliche Dimension
des Eigentumsbegriffs. Was auf dem Boden steht, wiegt für den
Stoffwechselprozess der Menschen unter Umständen schwerer als der Boden
selbst, etwa eine chemische Fabrik. Zudem gibt es in einer sich
virtualisierenden Gesellschaft so haufenweise nichtstofflichen Reichtum,
dass der Boden als Bedingung aller Möglichkeit von Reichtum weiter an
Relevanz einbüßt. Keine Lust, auf Quesnay zurückzufallen. Ich hatte es
allgemein gesagt: Die Produktionsmittel, wovon Boden bloß eine Form ist,
und die Luxuskonsummittel sind m. E. die Formen des Eigentums, die ich
aus kapitalismuskritischen Impulsen wichtiger finde als Boden und Geld.
Mit dem Geld ist's ähnlich wie mit dem Boden: Das allgemeine Äquivalent
ist keine beliebige Ware, auch wenn es grundsätzlich die Gestalt jeder
beliebigen Ware annehmen kann. Es hat einen Sonderstatus. Bleibt aber
dennoch bloße Einzelform des Eigentums, das als prozessierender Wert
durch alle Formen wütet und daher im Zweifelsfall auch aufs Geld
verzichten kann.
Wir sind einfach komplett konträrer Auffassung, wenn du dies hier
schreibst, lieber Jens:
"Privateigentum, - welche Form
auch immer es innehat - hat seinen Kapitalcharakter von Geldes Gnaden."
Nö. Geld hat seinen Kapitalcharakter vom Privateigentum, von dem es
selbst bloß eine Form ist. Ohne Privateigentum lässt sich keine
Wertverwertung denken. Staatskapitalistisches Privateigentum in den, wie
schreibt Jochen so hübsch?, real existierend gehabten sozialistischen
Staaten eingeschlossen. Ohne Geld aber lässt sich sehr wohl
Wertverwertung denken. Insgesamt sehe ich einfach nicht, dass du
irgendein substanzielles Argument auffahren würdest, das meine beiden
Punkte in der Frage-Mail zur Gesellschen Geselligkeit auch nur annähernd
ernst nehmen würde. Weshalb ich bislang auch nicht geantwortet hatte.
Ich hatte da klar gemacht, wie der Zins auch ohne Geld gestrickt werden
kann. Und so hat er den größten Teil des Mittelalters hindurch auch
funktioniert. Das gesamte Lehenswesen hatte diese Zins-Form in
Naturalien. Wenn ich's richtig verstehe, orientiert sich das
zinsfeindliche islamic banking heute ebenfalls an solchen naturalen
Zins-Formen. Zins wird immer bloß als Geld heckendes Geld aufgefasst.
Zins ist aber Wert heckender Wert. Völlig egal, ob das über Geld läuft
oder andere Mechanismen der Ausbeutung. Letztlich geht's ja um
stofflichen Reichtum und gesellschaftliche Gestaltungsmacht und nicht um
Zahlenkolonnen vor Euro-, Dollar- oder sonstigen Währungsentitäten. Geld
ist bloß die Scheinebene des gesellschaftlichen Reichtums. Die ist
spannend, sicher, aber nicht der Kern unserer Problems.
Was ich sehe, ist, dass du dir eine Menge Kopf über die
Regulationsmechanismen der Finanzsphäre machst. Vermutlich mehr als ich.
Da kann ich größtenteils mitgehen, hier und da aber auch nur mit dem
Kopf schütteln, weil du völlig doktrinär einfach irgendwelche
Behauptungen raushaust, die ich argumentativ nicht ein Stück erwiesen
finde. Was soll das hier beispielsweise heißen:
"Der Besitz von Produktionsmitteln ist noch nicht mal eine notwendige
Bedingung für die
Ausbeutung. Von einer hinreichenden ganz zu schweigen."
Willst du sagen, dass Ausbeutung auch ohne Produktionsmittel irgendwie
funktionieren könnte? Nicht einmal das Überleben würde ohne die
funktionieren. Hinreichend sind Produktionsmittel für den
Ausbeutungsbegriff aber in der Tat nicht. Ein privilegiertes
Zugriffsrecht muss hinzukommen. Das nennen wir in der Regel Eigentum.
Ich will nicht ausschließen, dass wir einfach zu sehr aus
unterschiedlichen kulturellen Kontexten kommen, um klar zu kriegen, was
wir hier eigentlich verhandeln. Vielleicht ist das, was ich als
verworren in deinen Ausführungen empfinde, aus deiner Perspektive
tatsächlich klar und verständlich. Ich habe da aber halt erstmal meine
Zweifel. Inhaltlich jedenfalls finde ich deine Beiträge eher schmerzlich
als klärend.
Da deine vorletzte Mail, die ich nicht zuende las, deutlich sarkastische
Untertöne hatte, bin ich mir z. B. nicht sicher, ob du tatsächlich
überhaupt gar nicht an einem bGE interessiert bist, sondern nur die
bGE-VerfechterInnen von Schwundgeld überzeugen möchtest. Falls dem so
sein sollte, bin ich dagegen und hätte auch keinen Bock mehr darauf,
Schwundgeld mit dir zu verhandeln. Ich bin freilich selber ambivalent:
Ein bGE ist mir bloß New Deal und insofern was sozialdemokratisch
Sinnvolles. Eigentlich aber will ich ein Ende aller Deals und auch nix
von Sozialdemokratie wissen, könnte also aus einer kommunistischen
Position heraus das bGE angreifen. Das will ich aber nicht, weil das bGE
zumindest Potential hat, das ich sonst leider schlichtweg nirgends
entdecken kann.
Ebenfalls am 22.09. erhielt ich eine Mail von einem Bernd von Straelen
(vanstraelen2002 at yahoo.de), die einen Herrn Bauder ansprach. Sie entrann
nur sehr knapp meinen Spam-Lösch-Routinen. Keine Ahnung, ob Bernd von
Straelen hier im Verteiler ist. Mir scheint es jedenfalls
wahrscheinlich, dass mich diese Mail erreichte, weil ich die Fragen zu
Gesell hier aufwarf. Sie enthielt vier PDFs mit Texten von Stefan
Wehmeier, der auch eine Internetseite betreibt (ww.deweles.de ). War mir
bislang unbekannt und ist mir jetzt gruselig, wenn auch in Teilen
interessant. Den fettesten Text habe ich mal an diese Mail angehängt.
Den fand ich nämlich tatsächlich zumindest in manchen Hinsichten
spannend und eher herausfordernd als das, was du schreibst, lieber Jens.
Ich will's nur kurz diskutieren: Das zentrale Argument, das Wehmeier
auffährt, um die maßgebliche Bedeutsamkeit von Boden und Geld zu
begründen, geht ungefähr so. Wäre Geld der Wertaufbewahrungsfunktion
entkleidet, also Schwundgeld, dann wäre die Arbeit dem Kapital im
Zweifelsfall genauso viel Wert wie sie's tatsächlich ist und es gäbe
keine Ausbeutung mehr. Einerseits hatte ich klargestellt, dass das
Kapital nicht bloß in Geldform existiert, sondern sehr wesentlich in
Sachform. Daran ist Wehmeier weitgehend desinteressiert. Stattdessen
soll der deflationäre Charakter des Geldes die Wirtschaftsakteure
notwendig dazu bringen, den vollen Preis der Ware Arbeitskraft
anzuerkennen. Wieso, weshalb, warum bleibt ziemlich dunkel. Wird nur
intuitiv angekickt: Es geht ja um den stofflichen Reichtum. Verfällt der
des Geldes vollautomatisch, dann treibt's die Kapitalisten in die
Produktion des stofflichen Reichtums um jeden Preis. Jeder Preis wäre
also der volle der Ware Arbeitskraft.
Das ist erstens falsch, weil ausreichend Reichtum heute in privater Hand
vorhanden ist, um sich darauf auszuruhen. Es ist überhaupt nicht
einzusehen, warum Sachvermögensbesitzer ein gesteigertes Interesse an
der Produktion um der Produktion willen haben sollten, wenn der a) nicht
mehr vernünftig über Geld organisierbar ist, und b) gar keine Ausbeutung
mehr zulässt. Zweitens ist das falsch, weil der Begriff des Proletariats
meint, dass der größte Teil der Menschheit frei von Produktionsmitteln
ist und daher gezwungen, die eigene Arbeit zu verkaufen (will man nicht
verhungern oder auf Hartz4-Elendsniveau leben). Die Eigentümer von
Sachvermögen sind hingegen überhaupt nicht gezwungen, Arbeit anzukaufen.
Das tun sie systemisch bloß, um noch mehr Eigentum zu akkumulieren und
um das bestehende Produktiveigentum vor der Konkurrenz zu schützen, die
nicht schläft. Oder halt aus persönlicher Juxerei&Dollerei. Konsumtives
Sachvermögen aber steht außer jeder Gefahr. Wenn die Gebrüder Aldi sich
entschlössen, von heute auf morgen ihre Geschäftstätigkeit einzustellen,
dann könnten ihre Familien noch für ein paar Jahrhunderte von dem
langlebigen (Konserven-)Zeugs leben, das derzeit in Aldi-Filialen und
-Lagerhallen herumsteht. Solange jedenfalls die Gesellschaft nicht
Korrekturbedarf am Privateigentumsbegriff anmeldet. Das ungleiche
Kräfteverhältnis zwischen jenen, die mehr als genug zum Leben haben, und
jenen, die weit weniger als genug zum Leben haben, macht die Ausbeutung
strukturell möglich. Daran ändert auch eine Veränderung der Geldstruktur
nichts. Und eine Veränderung des Bodeneigentums höchstens extrem
langfristig und ohne Zugriffsmöglichkeit auf die heutigen
Produktionsmittel. Die Geldstruktur kann noch so deflationär gestrickt
werden. Das ist für's Sachvermögen erstmal schlicht unerheblich.
Drittens ist das falsch, weil es einen vollen Preis der Ware
Arbeitskraft überhaupt nicht als individuellen gibt, sondern nur als
gesamtgesellschaftlichen. Die Vorstellung, dass mit einem Schwundgeld
Mangel an Arbeitskräften herrschen würde und sich daher
gesamtgesellschaftlich dieser volle Preis realisieren würde, sieht davon
ab, dass das Sachvermögen einfach auch ohne Arbeit kann, mit zunehmender
Automatisierung zunehmend ohne kann. Sollte es aber mit Arbeit wollen,
dann sicherlich nicht zum vollen Preis dieser Arbeit solange in den
Charaktermasken ein Rendite-/Zins-/Profit-/Mehrwert-Anspruch schwelt.
Der wäre mit dem vollen Preis der Arbeit einfach nicht mehr zu
realisieren. Klar, könnte man machen. Aber wollen die Eigentümer von
Sachvermögen das? Da habe ich meine Zweifel. Hinzu kommt, dass im vollen
Preis der Ware Arbeitskraft immer auch ein willkürlicher Faktor
drinsteckt: Wieviel Arbeit steckt die Gesellschaft in ihre langlebigen
Produktivkapazitäten und nicht in den Konsum der Arbeitenden? Dass man
das tut, können auch Arbeiter sinnvoll finden. Aber es ist nicht
objektiv bestimmbar, in welchem Maße man das tun sollte. Daher ist der
volle Preis der Ware Arbeitskraft ohnehin eine Chimäre. Den gibt's nicht
als objektiven.
Spannend fand ich an Wehmeiers Text, dass er eine steile These Alfred
Sohn-Rethels historisch noch tiefer zu legen versucht: Während
Sohn-Rethel den mit der altgriechischen Philosophie selbstbewusst
werdenden Logos bis hin zur Kantschen Transzendentalsubjektivität als
Resultat des allgemeinen Äquivalents zu fassen versucht, ist Wehmeier
schon im religiösen Kontext des alten Testaments die Schwundgeldsache
klar. Bereits im alten Ägypten und zu Moses Zeiten waren ihm die
Reproduktionsbedingungen der Gattung für alle Zeiten durchsichtig. Das
ist ziemlich suggestiv aufbereitet und changiert methodisch zwischen
radikalem Atheismus und hoch-blasphemischem Zugriff auf die poetische
Kraft der alten Texte. Voll absurd, dass er Marx Unwissenschaftlichkeit
ohne jedes Argument vorwirft. Als könnte sich die scientific community
auf eine breitere Basis einigen denn die schmale von: Quellen muss man
nennen und an Argumentation sollte man orientiert sein. Marx war für
seine Zeit einer der wissenschaftlichsten Sozialtheoretiker nach den
qualitativ hochwertigeren Standards, die man so aufstellen könnte. Noch
absurder wird der Vorwurf an Marx, weil Wehmeier selbst von der Kraft
von Metaphern argumentativ auf krasse weise zehrt, ohne dass er
gleichzeitig den Gehalt dieser Metaphern anders als in seinen
atheistisch aufbereiteten Kram passend interpretierbar zulassen möchte.
Das ist echt ideologisch, nämlich die Ausschlachtung von Quellen gegen
ihren eigenen Gehalt und den Gehalt des eigenen Denkens. Als
wissenschaftlich geht aber im Zweifelsfall auch noch dieses
Ideologieprodukt durch. Die Freiheit der Forschung ist ja letztlich ach
so tolerant. Hauptsache bleibt ja bloß, dass man Teil des
Institionengeflechts ist. Was Wehmeier allerdings wohl nicht ist.
Ein eher kleines Element meines bad trips vom 19.09 auf den 20.09. war
die Gewissheit, dass es einer wirklich guten Kritik an Nietzsche bedarf.
Wehmeiers Text hat dann am 22.09. diese Gewissheit noch einmal
zusätzlich geerdet, weil er auch von Nietzsches Kraft willkürlich zehrt.
Was literarische Kraft angeht, steht Nietzsche bei mir irgendwo zwischen
Freud und Dostojewski. Und über Dostojewski, sieht man mal von den
ganzen langatmigen Passagen ab, geht kaum noch irgendwas. Höchstens so
leichthin und dennoch schwergewichtig Amüsantes wie Stanislav Lem. Eine
inhaltliche Kritik an Nietzsche ist umso dringlicher, weil er diese
literarische Kraft hatte. Das sollte offenbar so sein, wird aber auch
noch verdaut werden. Wenn auch nicht hier und jetzt von mir.
Ok, damit belasse ich's mal zum Schwundgeld-Thema.
**********
Lesetipp
Die Oktober-Ausgabe der konkret, eines Hamburger Politmagazins im
Monatsturnus, von Gremliza herausgegeben, möchte ich euch ans Herz
legen. Insbesondere einen Artikel von Georg Seeßlen, wen ich in dem
knappen Jahrzehnt meines konkret-Abos als einen der Besseren der Guten
erkannte. Der Artikel heißt: "Die Linke hat den besseren Traum" und
zieht eine Menge Dinge ziemlich gut klar. Fände ich zumindest eine gute
Diskussionsgrundlage für Weiteres ...
Insgesamt finde ich's erstaunlich, dass die gesamte Oktober-Ausgabe m.
E. einen neuen Gestus trägt (und damit meine ich nicht das neue Design).
Während bislang eher die "Fuck off"-Stimmung überwog, dass weder das
System noch die unterworfenen Massen von seinen besten Kritikern
irgendwas hören möchte und man halt ziemlich ungehörter Rufer in der
Wüste ist, gibt es einige Texte in der Oktober-Ausgabe, die m. E. ein
völlig neues Selbstbewusstsein atmen. So, als würde System und
unterworfene Masse nun doch massiver mal an die Türen derjenigen
klopfen, die es schon immer etwas klarer hatten als der ignorante Rest.
So, als wäre Gehör zu finden, gar nicht mehr das Problem und als ginge
es mal wieder ernsthaft um Klärung hinter den Grenzen der Klarheit.
Keine Ahnung, ist vielleicht nur mein Eindruck. Aber mir scheint doch,
dass sich da etwas dreht, was sich zumindest auch in meinem Leben gerade
dreht. Eine Art Aufbruchsstimmung. Ironischerweise wird das vermutlich
die letzte konkret sein, die ich im Abo bekomme. Die Hartz4-Armut hat
mir eine Abo-Kündigung aufgenötigt.
Auch wenn ich sagte, dass ich Spirituelles hier erstmal gar nicht
verhandeln möchte, will ich doch mal leise damit anfangen. Nach einem
heftigen Aggro-Konflikt mit einem meiner Cousins, auf den ich hier nicht
weiter eingehen möchte, zu dem ich nur sagen möchte, dass er in meiner
Pazifisten-Geschichte ziemlich einzigartig ist und mein Pazifisten-Herz
ganz schön durchgeschüttelt und wie gesagt unter anderem eine Rippe
angebrochen und etliche krassere Schürfwunden in meine Haut geschlagen
hat, bin ich mit ihm ins Bremer Viertel-Nachtleben gegangen. Meine Frau
hatte uns rausgeworfen, bot sich daher an, war schon tief in der Nacht.
Ich hatte nur vier Dinge am Leib: Shirt, Unterhose, kurze Hose, Ehering.
Ich will nicht auf Einzelheiten bis auf eine hinaus, aber doch zumindest
diese Kontextualisierung geben: In den zwei Jahrzehnten seit den
Anfängen meines Nachtlebens hat sich die Dichte zerbrochenen Glases
(Flaschen, Gläser) in den Arealen des Bremer Nachtlebens massiv erhöht.
Das sagt vermutlich etwas über den allgemeinen Verfall an Hoffnung und
Sinn aus. Während die Leute im Nachtleben nie nicht auf den Freak
klarkommen, der unbekümmert und barfuß über dieses Scherbenmeer läuft
und tanzt, hatte dieser Freak, an dessen Füßen jede Gefahr warum auch
immer einfach bloß abperlt, eine in die sinnliche Gewissheit
hineinragende Vision: Die des nuklearen Zerblubberns des Bremer Bodens
in meinen Fußsohlen. Die Entzauberteren meiner Bekannten neigen dazu,
lieber in (Drogen-)Psychosen zu denken als in Durchlässigkeiten. Ich
will mir gerade nicht die Mühe machen, den Begriff der Psychose als
seinem eigenen Begriff unterworfenen mit Adornos Konzept immanenter
Kritik nachzuweisen. Deute nur an, dass das m. E. mehr als geht. Der
stark anthroposophisch geprägt Gefährte einer Cousine von mir, die
dieser Tage ein zweites Kind in diese Welt entlässt, und meine Frau, die
ich mal vage und unzulänglich als Freestyle-Schamanin charakterisiere,
haben dann etwa Mitte vergangener Woche aus ihren jeweiligen Weisheiten
heraus und ohne Kenntnis meiner Vision, ebenfalls klargemacht, dass sie
das kommen sehen. Die kapitalen und imperialen Krisen haben allemal das
Potential dazu. Und drei unterschiedliche Quellen für eine Message sind
mehr als ich ignorieren mag. Aber die Düsternis darin gefällt mir
dennoch nicht. So oder so denke ich, dass es ernsthaft Zeit wird, über
grundlegende Veränderungen nicht bloß zu meditieren. Konkret habe ich
mich die letzte Woche ein bisschen mit Exil-Plänen befasst. Aber wo will
man vor einem nuklearen Winter hinfliehen? Hast du vielleicht eine Idee,
Willi? Der Gefährte meiner Cousine favorisiert Costa Rica. Das scheint
mir aber zu dicht am Panama-Kanal dran zu sein. Ohnehin ruft mich Indien
schon fast ein halbes Jahrzehnt. Wird wohl die beste Option bleiben,
wenn auch im Zweifelsfall voll im Getümmel der Auseinandersetzung des
Westens mit Asien ...
Grundsätzlicher aber ginge es ohnehin noch immer um eine Verhinderung
dessen, dass die Vernichtungspotentiale der Zivilisation sich in
Vernichtungswirklichkeiten auf großer Stufenleiter verwandeln. Also
versuche ich mal einen kleinen Anlauf in demütiger Bescheidenheit. Was
besseres, als darum zu beten, dass mehr Liebe ausgeschüttet wird, fällt
mir ohnehin eigentlich nicht ein. Möge doch zumindest Mr. David Bowies
Starman mal damit anfangen, unsere Köpfe explodieren zu lassen, bitte.
Aber als Potential zumindest möchte ich auch den Gedanken der
Internationale festhalten, dass wir uns eher selber retten als auf
höhere Wesen vertrauen sollten. In meiner ersten Mail an den Verteiler
hatte ich klar gemacht, dass ich nicht in einem absoluten Sinn daran
glauben kann, dass ein Wandel Richtung bGE über demokratische
Mechanismen möglich ist. Selbst wenn man mal die verdummten Wähler von
ein paar Klarheiten überzeugen könnte, bleibt ein faschistischer Putsch
allemal eine Option. Deshalb ist der eigentliche Adressat meines
Schreibens absurder Weise auch gar nicht meine Klasse, sondern die
andere und jene Helfershelfer, die in ihrer täglichen Praxis der Gewalt
huldigen, also insbesondere Soldaten und die Bürokraten der ganzen
geheimen und militärischen Dienste. Zum Einschunkeln vielleicht mal
wieder Bettina Wegner: http://youtu.be/D_VgGole85M . Auf deren Denken
kommt's nämlich im Zweifelsfall viel mehr an als auf das der zivilen
Gesellschaft. Aber ob die auf einen allseitigen
Möchtegern&Möchtegarnichtgern-Parvenü wie mich irgendwas geben? Insofern
diese Adressaten dies hier mitlesen, und ich bin paranoid genug, um
davon überzeugt zu sein, möchte ich noch einmal (und für den Verteiler
erstmals) darauf hinweisen, was die Quintessenz meines ersten als
solchen anerkannten Spiri-Trips in der Neujahrsnacht 2010 in Nerja und
der Sierra Nevada war: Luzifer muss und möchte aus den tiefsten Quellen
seines Herzens weinen. Und es ist die Aufgabe von uns Menschen, diese
Tränen auszudrücken. Für jene, die ihm näher stehen, ist es die
dringlichere Aufgabe als für den Rest. Unendlich traurig ist er, weil es
so unendlich um-den-kleinen-Finger-wickel-leicht ist, die Menschen zu
ihren schlechteren Neigungen zu verführen. Und weil sie mit der durch
ihn repräsentierten Freiheit als Gattung einfach noch immer nichts
ernsthaft Sinniges anzustellen verstehen.
Ich habe zwar unterdessen ganz andere religionsgeschichtliche Flows am
Wickel, interessiere mich eher für Muttergottheiten als für diesen
ganzen patriachalen Unfug des Christentums. Aber das, was Freud über
Vatermord und Bruderhorde schreibt, dürfte für die Welt der Militärs von
immenser Aussagekraft geblieben sein. Insofern Luzifer auch eine
schillernde Metapher. Mir fiel vor einem knappen Jahr auf, dass Luzifer
dem lateinischen Ursprung nach Morgenstern heißt. Das ist in der Bibel
ein Synonym für Jesus. Die Menschheit hat ziemlich lange gebraucht, um
zu raffen, dass Morgen- und Abendstern dasselbe und überhaupt gar kein
Stern sind, sondern die Venus. Dass Venus eine der relevanten
Muttergottheiten ist, könnte im Weiterdenken interessant sein, aber ich
will erstmal nur darauf hinaus, dass es neben der göttlichen Trinität
offenbar auch eine dialektische Identität von Jesus und Luzifer gibt.
Das rollt m. E. die christliche Metaphorik von gut und böse noch einmal
sehr grundlegend auf. Meditiert da doch bitte mal ein wenig drüber, ihr,
die ihr den roten Knöpfen näher steht als ich. Ansonsten aber befürchte
ich ja immer leider bloß, dass die Platte bei "you are sleeping, you do
not want to believe" einen Sprung hat wie in diesem Smiths-Lied:
http://youtu.be/Cpf6gJU3520 .
Schlussendlich kann man nur mit Verweis auf Quantenphysik und alle
Erfahrung auf Brechts Dreigroschenoper verweisen: "Ja mach nur einen
Plan, sei nur ein großes Licht. Und mach dann noch 'nen zweiten Plan.
Gehen tun sie beide nicht." (vgl. http://youtu.be/WENkquBHchM ) Selbst
jene Planspiele in den Hochleistungsrechnern der Militärs, die mehr als
das BIP ganzer Volkswirtschaften für ihre Konstruktion verschlungen
haben, werden niemals genau so funktionieren, wie sie es ihrem Personal
glauben machen wollen. Zu viele Unwägbarkeiten im Gesamtsystem. Die
Geister, die ihr rufen werdet, werden euch ein- und überholen. Das
sollte euch gewiss bleiben.
Meinen zweiten Spiri-Trip im Mai 2012 fand ich persönlich dem Inhalt
nach anspruchsvoller. Sein Topos war Urvertrauen, das den
realitätsgerechten Menschen immer als abhandengekommen erscheint und
doch noch ihre wüstesten Barbareien hält. Nachhaltig beeinflussend für
mein Leben war er vor allem wegen eines mehr oder weniger mutwilligen
Schädelbruchs, den ich mir auf dem Boden aller Flüsse zuzog, und weil
das Universum meine Frau und mich aus dem Nichts einander in die Arme
schenkte. Von dem Trip gibt's leider keine echte schriftliche Fassung
und wird's wohl auch nicht geben, weil ich nicht beliebig in alte Flüsse
eintauchen kann. Von meinem ersten Trip aber gibt's eine, wenn auch nur
in englischer Sprache, die ich unten reinkopiere, in der Hoffnung, dass
man das Luzifer-Thema mal gesellschaftlich ausreichend durcharbeiten
könne. Kontext: Ein guter alter Freund, Jan, und ich lernten am
vorletzten Tag des Jahres 2009 in Nerja, Andalusien, eine junge
Amerikanerin namens Sam kennen. Wir zogen durchs Nachtleben, sangen
unter anderem gemeinsam und jeder für sich und jeder zum ersten Mal in
seinem Leben Karaoke. Jan und ich verknallten uns ein wenig in Sam, aber
bis auf eine intensive Kneipennacht ging's nicht im Ernst um Weiblich-
und Männlichkeit. Sam hatte zumindest damals den absurden Job, innerhalb
eines süddeutschen US-Militärstützpunkts den Soldaten beizubringen, wie
die Deutschen es mit der Mülltrennung halten. Nach meinem Spiri-Trip
hatte ich das Bedürfnis, ihn ihr zu erzählen. Suchte im Netz ihre
Mail-Adresse, fand sie in einer Art Zeitung jenes Militärstützpunktes
und mailte ihr den Text zu. Das einzig klare Indiz in meinem Leben, das
die entsprechenden Dienste über meine Person etwas ausführlichere Akten
angelegt haben mögen als über den Durchschnittsmenschen folgte dann. Die
Mailadresse war nicht die ihre, sonderen die ihres Chefs. Sam schrieb
mir daraufhin, dass sie ziemlich peinlich von dem verhört worden war und
wohl so etwas wie ein mittlerer Sicherheitsalarm im Stützpunkt
ausgerufen worden sei. Wegen 'ner Mail von mir. Bin ich auch dem
materiellen Gehalt nach harmloser noch als 'ne Fliege, scheint das in
der Geisterwelt irgendwie anders auszusehen.
Hi Sam,
I was writing on an email for you the last days, but I had a lot of
adventure and work in the last days - so I didn't end up with it and
send it to you. In the meantime you've written a short email to me and
so some things are different while writing to you. So I decided to write
some kind of historical-critial email, marking the parts I wrote before
I got your last email. For example, I now know that you had the laugh
I'm asking you for in the next sentence ...
[----- written before January 19th from here ... -----]
so, did anyone at least laugh about it? Or are we heading to WWIII - if
even the recycling section of US-army in Heidelberg gets hacked, what
the hell in the world is safe then nowadays? Sorry, I really am sorry
for causing you problems and conflicts with your boss but still can't
totally wipe a smile out of my face about the absurdity lying within -
because I'm so incredibly harmless and in a way the section you are
working for is too, isn't it?
Anyway, your email gave me kind of the impression that you aren't that
interested in staying in touch, at least not really one bit euphoric in
any sense - which might just be in my eyes, u know: I'm unloveable. But
anyway, I'll give it at least this more try and see whether there will
be any touched reaction of yours - I'm still hoping for. There is a
story I wanted to tell you anyway since it happened within about the 44
hours after we said goodbye to you. One reason for me wanting to tell it
to you is that it might explain to you why we needed five days to find
out your email and to write to you - although we've really been a whole
lot crazy for you after our shared night, we really were ;o), and so
wouldn't have lost that much time without a good reason. (Well, actually
I'm talking about me: Jan is fighting his own demons of closeness and
still isn't sure whether he wants to contact you or whether he wants to
stay free of anything that might be emotionally touching and therefor:
demanding for at least some time - although he and I know that he
definitely wants to stay in contact with you.) Another reason I'd like
to tell you this story is that it is one of the most important
experiences in my whole life and I do think for me it has, well: not
really much in any way, but at least: something to do with you - and so
I'd like to tell you. I think, if we, Jan and me, wouldn't have met a
person at least that open hearted as you were that night in our very
first night in Nerja, maybe things would have been a whole lot different
for the rest of our trip. I'd like to thank you for that anyway. (But I
think I already did that night, didn't I?)
But first, before I tell you that story, I really have to state that I'm
aching so much about writing in English. You know: I do love writing and
in German I've got so many plenty ways to express myself. While writing
English even a lot more than while talking in English I do feel so
restricted and I feel like making the most simple mistakes all the time.
So please excuse me for that, English simply isn't the tongue of my
mother or father or anyone I ever was close to (well, not talking about
that British girl, Liz, I shared some kisses with when I was 15 and, of
course, all those British and American singers I do love a lot). I'm
gonna look up some words in a dictionary - and if I've never even heard
the word before I will put it in [squared brackets] so that you see at
these points that I'm absolutely not sure that I'm talking about the
things I'm talking about, ok? ;o)
Ok, I think I told you before that we went to bed at about 10 in the
morning on the last day of 2009 after that night with you. In the
afternoon our third and last companion arrived: Eric. We three stayed
all together in this nice house of Jans grandparents untill January
10th. We were a great combo, spend a lot of nice time together. Well,
anyway, Jan and I felt [hangoverish] that afternoon, kind of dizzy, sick
and tired. If it came to us, we would have skipped the whole New Years
Eve-thingy and just went to bed to get some sleep. But while the three
of us were talking Eric drank something more than one bottle of red wine
on its own and - of course - wanted to dive into nightlife in the
evening. So we all went, got in that karaoke bar again, even sang some
songs and of course drank a lot of beer. (I was told that Eric had a
really heavy headache the next day: a lot of wine and a lot of beer ...)
At midnight we were on the Balcón de Europa, you know: that central
place of Nerja with view to the sea. A lot of people were on the streets
and in the pubs that night. We met that tramp again, Antonio, we first
met on the streets in front of those buildings Jan thought all to might
be your hotel. I remember giving him a big hug and wishing him a very
Happy New Year, he was a nice and sad guy. I do love those - and please
don't call me narcissistic all the time. We went from one place to
another, had a drink here and there, maybe did some dancing, can't quite
remember - and maybe at about 2 or 3 o'Clock Eric and Jan wanted to go
home. That was about the time I had had enough beer and dope to shake my
tiredness off and to feel the desperate need of seeing what nightlife
might bring to a lonely soul like mine. So we said goodnight and I was
on my own in a big crowd of people celebrating New Years Eve. I still
can remember that there were those two Californian boys, about 16 in
age, I was talking to for half an hour first - not far from the bar we
met you the night before. A friend of mine (and in [personal union] the
most important love-realtionship Jan ever had, though that's past for
some years now) is staying in California for some month at the moment.
Those kids made me think of her. Anyway, one of those two was quite
melancolic (of course I did like him), but the other was shining so
incredibly brightly, like a picture of some beloved baby in some fairy
tale my mother read to me when I was a small kid. Thinking about what
the night and the following day brought to me, I might want to say that
he looked a lot like an angel - but well, he was just some really cute
Californian boy with ancestors in the Netherlands.
Anyway, there are so many things I can't remember of this night - and
probably I would deeply bore you anyway if I was telling you all that
crap. So I - finally ;o) - come straight to the very heart of my story,
or well, let's say: the real beginning of it. Some time later I found
myself in that Karaoke bar - again. I'd like to introduce Peter and
Donna to you, Peter was that [bald] DJ and master of the microphone you
might remember, Donna was that blond barkeeper you might remember as
well. I've been to this bar every night I went into the nightlife in
Nerja (which probably were about 6 nights all together) and it took me
all of those nights to find out that Donna and Peter are a couple and do
this bar all on their own - they've been there all the time I have been
there and Donna told me that she almost never sees the sun. What a sad
thing to say in Nerja! (I got a lot of sun in Nerja, my skin is really
brown at the moment, I was in the sea 6 times and there were even some
few moments I had to hide behind a cover because the Andalusian sun was
burning that strong.) Anyway, the important part for my story is that I
met some British woman, Aileen, and the fifth of her children, her son
Steven. I talked to Aileen for about 20 minutes I think, she said she
was 47 in age, but to me she looked a lot more like 67. She had a lot of
[crinkles/wrinkles/foldings] all around her eyes and mouth - in the
first place I really thought that she must have had a lot of fun in her
life. But a closer look while talking to her told me something
completely different: She must have worn her own face like a mask for
most of her life, all those signs of happyness weren't signs of
happyness but of strained pretending of being happy. In a way she looked
so very lost, but at the same time she was so incredibly proud of what
she had forced herself to be. I was amazed and shocked by this sad and
brute history which had carved itself into her face. But that was just
the beginning of what she should mean to me for the next 15 hours.
I have to make a little cut, because I do remember that I tried to tell
you something that night before which has some affinity to those
[scar]-like lines of pretended happyness I saw on Aileens face. Maybe I
was to drunk to transport the idea to you - and anyway the idea wasn't,
well: isn't that charming at all. I had the impression you're face was
showing more happyness than really could have been in your heart in
those hours we spend together. In a way I thought about it like a
cliché, I got a lot of pictures in my head (probably most of them from
the unreal world of television) showing some US-people with a
[----- ... to here written before January 19th -----]
No wonder I stopped at this point: Difficult thing to describe and I'm
fearing a little that it might offend you - though I don't mean it to be
offending in any sense. So, well, I try to get into the story again
anyway, hoping you don't mislike my curiosity to see whether you want to
deal with this reflection of mine.
... showing some US-people with a lot of pretending an airiness which I
can't really believe to be in their hearts to this extent. I'm not sure
what I should think about this being a cliché or not, I don't know far
enough US-people to have any clear opinion on this - and I could name so
many german people I've got a feeling very similar to. Anyway, I just
got the expression that you play the games of expressing and hiding
one's feelings through all those learnt manners of communication,
through all those games of more or less trainend, more or less free
social behavior, structures of human relations and etiquette in some
different way I'm not really used to and I'm not sure if I like it the
whole way down. I had the feeling, though I experienced you as a
friendly, polite and lovely human, that you act even more friendly,
polite and lovely than you are - and that was just a strange feeling ...
Anyway, I get back to Aileen and like to state that there is a big
difference between that soft impression of you behaving a little too
lovely and seeing those deep lines in Aileens face. Corresponding with
those lines she somehow found it important to tell me about how
absolutly important she thinks discipline is. What a strange thing to
tell a flower child wannabe like me. Yeah, the lines in her face told me
a lot about her passion for discipline - and she sang some ode on it, too.
Time to talk about Steven, because I then asked him what he thinks is
the relation his mother has to discipline. I wanted to have another
opinion on what I was shocked about, already wondering if there is
anything in Aileens life which is not torn to pieces because of her
affirmation of dicipline. Steven was talking with someone else that time
- but I did recognize him some minutes before (probably when we were
introduced to each other by Aileen) and I was amazed by the childishness
he had in his appearance. I thought of Steven being 18, maybe he's even
older than you, I don't know (at least it was about 4 in the morning and
he was drinking alcohol), but his face looked a lot like being 8 and
hopelessly lost in a strange world you can't really make any sense out
of what the hell it wants you to be. I was impressed by this expression
of abandonment he seemed to be lost in. I think he told me about three
anecdotes on the question of mommys discipline, two I forgot or more
likely: repressed, but one I remember. He told me he often had to stand
in some corner of the house he was raised in for hours to internalize
the feeling of being ashamped of himself - because he had done something
his mother didn't like. Well, call me theatrical, blame it on the
alcohol and dope or just believe it like I did then: Aileen for me was
Satan himself - though I used to define myself as an atheist. To Steven
I said and felt something like that I always had thought of me being the
most sad person alive - but since I've met him, I'm not longer sure of
that. I really had to leave that place, that karaoke bar, because I
really believed I had just had contact with something with no love at
all in it, something absolute evil, to me Aileen was Satan in that
moment and for the hours to come. I gave her my right middle finger
(which I've done about twice in my life before) and said loud and clear
"fuck you" - I really thought of her being pure horror to her
surroundings. I loudly hit the wall and left the bar. I was almost
through that corridor between the door of the karaoke bar and the
street, when Steven and Peter came out and called me back. They wanted
to talk to me about that "unfriendly gesture" I just showed to Aileen.
To Steven I just said that he really does know why I did that, he noded
and went back in, to Peter I just said, that Aileen is so damn hard to
herself and to everyone around her that I just couldn't take it. He
wished a nice evening to me and went back in, too. As I said, I saw
Peter and Donna a lot the next week - and they still liked me. In a way
they gave me the feeling that I had hit the nail on the head by doing
what I did to Aileen - though they didn't say so clearly. At least they
did know Aileen and Steven, they all were British people and I'm quite
sure that Aileen and Steven haven't been in that bar for the first time
that night. Sadly I didn't see Aileen or Steven again - several hours
later I wished to say sorry to Aileen ... in the end: who am I to judge
her, what do I know about the history that made her become what she has
become? And at that later time I even would have shared a tear of Satan
himself ...
Well, with leaving that karaoke bar and Aileen the journey began I like
to call my first spiritual trip in the whole of my life - which ended at
about 11 pm on January 1st, so about 19 hours later, when I finally fell
in my bed. And which is the story I'd like to tell you. I think I have
to state some things about my relation to religion first. In a way I see
myself as a critical rationalist and therefor at least as an
agnosticist: Okhams razor wouldn't let me believe in any positive
religious ideology - of which there are countless many in the world. And
that's the position I fell on after my spiritual trip, today I wouldn't
call myself an atheist any longer, but an agnosticist. I had some quite
speaking and showing experiences of supernaturality, but I'm clear about
ME in all my [imbecility] having had those experiences. I would never
state them as real, objective or authoritative for anybody else. And of
course, I even doubted my own experiences and tried to translate them
into a world of causality and reason. But for those 19 hours, causality
and reason was one very unimportant part in the whole greatness of being
- other parts where a lot more important. But because rationality is so
important for my thinking, it's quite hard for me to tell a story in
which I wasn't acting or feeling, interpreting or thinking rational more
than just a slighly bit from time to time. Anyway, but as a crtical
theorist I even see religion and everything that has to do with it as an
expression of human needs, as a language of wishes, not as a language of
truth or reality. I think of the fourth of the Theses on Feuerbach by
Karl Marx to have expressed that in a quite clear way: "Feuerbach starts
out from the fact of religious self-alienation, of the duplication of
the world into a religious world and a secular one. His work consists in
resolving the religious world into its secular basis. But that the
secular basis detaches itself from itself and establishes itself as an
independent realm in the clouds can only be explained by the cleavages
and self-contradictions within this secular basis. The latter must,
therefore, in itself be both understood in its contradiction and
revolutionized in practice. Thus, for instance, after the earthly family
is discovered to be the secret of the holy family, the former must then
itself be destroyed in theory and in practice." Because I'm quite
convinced of this thought I would have called myself an atheist before
New Years Eve. But anyway, in epistemology I follow Adorno a lot more
than I follow the critical raionalism. For example the positivism
dispute in german sociology is about the topic that reason can't really
give a close reason for itself, like, say, it seems to be pure luck that
the language of mathematics suits the language of nature which makes the
sciences of nature so successful - for most mathematicans there seems to
be no bondage of mathematics to any kind of experience. I, like Adorno,
don't belive that, there is always at least some kind of bondage to
experience. Anyway, for Adornos philosophy the term "Nichtidentisches"
has a central meaning, you could translate it as "non-identical". The
term tries to express that experience always has to deal with things
that are unknown, never experienced before, that the world is always a
lot more than the spirit who tries to deal with this world - even in
those places like mathematics where the spirit thinks of itself as the
only important bondage. Well, because of that, you could say that I was
lying when saying I thought of myself as an atheist - because thinking
of something which necesseraly always escapes any systematics of theory
to be systematically is kind of a reasonable religious constellation.
Hm, I hope you aren't bored to death now - and I'm really not sure if I
could express my point on my religious feelings. Anyway, they changed
somehow on New Years Day. Today I at least believe that there might be
some supernatural powers interacting and intervening with the world -
which are at least as free as we are and therefor will never be
scientifically experienced or described properly by any religious
ideology. In a way I feel looked after by something I don't understand
in some way today - well, at least protected in some moments, not that I
could count on it every single second of my life ... but maybe I'm lucky
being helped at some moments I really need it to do something good or
important to others or even myself ...
Ok, I go back to my story: As I was standing on the street in front of
the karaoke bar I just had left I felt that I had to find a place where
I could go to and cry the hell out of me - the hell I just had been in
contact with. There is so much sadness in my heart for all my life which
gives me the feeling of needing a place to weep anyway. But in that
moment it was a complete different feeling: I was so incredibly sad
because I had been in contact with something with no love in it at all.
I desperately needed a place to weep. Well, where should I find such a
place somewhere in Andalusia I have never been to before? The only
answer I could think of was: in the hearts of all the strangers
surrounding me in the early morning of New Years Day in the partyworld
of Nerja. So I went to other pubs and discothecs. I started wishing a
Happy New Year to just every human I saw on the streets, some hundreds
all together. I got a lot of friendly smiles by doing so - and with some
people I shared some words, with others I really got in contact with for
some while. But there were some people who didn't like me anyway - some
hours after I met Aileen I was even hit by some British guy in the
Coconut discothec. It was a combo of four people, two man and two woman,
about your age I would guess. They left the bar after hitting me, I
followed them because I hadn't the slightest clue of why he smacked me
in the face. I asked him and he or his friend (I couldn't decide) hit me
in the face - again! With that big doorman of the Coconut standing just
half a meter away from me. I've got the feeling that the reason for them
hitting me had been that I was dancing the way I did that night, that
they didn't like me feeling and dancing that free (though at the same
time I felt so unfree because I still needed to find a place I could
weep in). But I'm not sure of that at all.
I talked to quite a lot of people - but not many people really could
deal with someone who says he has to find a place to weep in because he
- as an atheist - just met Satan. Most of them probably thought I was
crazy or joking - and, well, I didn't fell like joking, but crazy I
maybe am or was, I'm not the one to decide such questions. At least I
found some people I could share some tears with and who gave me joy - so
my heart got a lot lighter. I couldn't really find the place I was
looking for and therefor my heart stayed extremly heavy - but in a way I
found very many places which were [akin] to that place I was looking for
and a lot of lightness got in my heavy heart anyway. The most open
hearts I found in the worlds of freaks. I should have known that, for I
always felt like a freak too. I met a Spanish transsexual in Coconut
disco I really could talk to for a while about the problem I was
carrying in my heart. And then I entered that gay pub just about hundred
meters away from the karaoke bar - and there I found about 10 people I
really could talk to and who were really open to me. That gave a lot to
me. I had to say NO to at least 6 persons inviting me in their beds - so
I guess they liked me too. There was this Spanish
[fag/flamer/ponce/queen/queer] who was really nice to me (and with whom
I did some nice dancing some nights later). There was this strange
couple: Mischa, who was small, anemic, without any muscles, not very
tall, a delicate, [filigree], sophisticated boy, very sublime and
intelectual - coming from somewhere north of Iran, I didn't really get
it. I chated with him about gender for a while - a fun thing to do in a
gay pub. And Mischas man was a bull, a really bulky, massive Spanish guy
with a deep-red color of skin, a man looking like a mountain - with the
mind of a child, friendly, warm and not at all "sicklied o'er with the
pale cast of thought" (which Mischa was a lot). I didn't get his name,
he couldn't speek anything else but Spanish so Mischa was translating
and told me for example that he would like to have sex with me (which
meaning he could express by some physical interactions quite good at the
same time). Well, I wasn't in the mood for doing homosexual experiments,
but later on I wondered if those incredibly strong arms of this
friendly, sunburned child of a man wouldn't have been the place I was
searching for, where I could have weeped a lot ... I met Fran(cesco),
the barkeeper of that bar, I liked him a lot. There is a story I could
tell you later on which has something to do with Fran - but that
happened about a week later and the story of my New Years Day is long
enough anyway. There was this British guy, about 45. He was kind of fat,
but very compact, [chunky]. I gave him a massage on his neck and upper
back because he looked so incredibly tense. You know those big man
looking like they are part of a bar counter and never seem to move away
their whole lifes? He looked like he was one of them. He really did
enjoy my massage, which was no wonder, because he really needed it, I
felt that very clearly. Later he said he made 37 millions Euro with real
estates and lives on this money nowadays. I asked him how much time I
would have to dedicate to him to make him give me 5 of his millions. I
think I was offending him in a way by asking him this - at least he
didn't answer. I think, everything less than 3 hours would have been ok
for me ... Oh my, you see, in a way Satan joined my way. But I really
wondered why he didn't spend his money on people doing massages on him -
strange world.
But although I needed people to be good to me, to give me shelter and
their arms I could weep in, I did a lot of good and nice things to
others I think. There was for example this Spanish girl, who was sitting
on the [curb], crying like hell. Her handbag were dumped over the place.
After wishing her a Happy New Year (which must have sounded like mockery
to her) I helped her get her things together and back in her bag. But
that definitely wasn't the reason she was crying so strongly for. But
because she was sobbing and sniveling a lot and only talking in Spanish
I couldn't get it. I gave her some big hugs, tried to be nice to her and
helped her with her handbag. I couldn't do more and went on - but at
least I did that while there were dozens of people wandering by and
ignoring her.
Hm, I got to wonder that night if there is a thing in the whole damn
world that represents humanity, the unity of mankind and human race in
the sense of the Age of Enlightenment more than this three words do:
"Happy New Year". I couldn't think of anything and still can't. Therefor
I still go on wishing people a Happy New Year - and I think I will do it
till December 31st. Yesterday I was told that in China they don't wish
each other a Happy New Year. But anyway it's one of the rituals which
are celebrated by most of the people in the world, isn't it? And the
sense of it is pure human kindness, wishing others happyness for at
least 365 days ... I do like it.
Another important thing of my spiritual trip at that time besides all
the contact to people I had was that I was comunicating with the winds,
letting the wind show me the way I had to go, following the direction it
pushed me to. I got the deep impression of comunicating with the winds
and to have some supernatural powers show me the right path by bringing
these winds over me. Once the winds blew me out on the Balcón de Europa.
When I finally arrived at the balustrade at exactly that point the wind
wanted me to stand and look to the see I looked down and saw a rock at
the foot of the balcony, exactly in front of me, saying: "India". That
probably meant that I was looking in the direction India is some 8000
kilometers away from Nerja. Anyway I'm thinking of it being a hint to
me: I really have to go to India for a year or two. I thought of
visiting India once in a while before - but never in a real sense,
always like "well, maybe in 20 years ...". Now I really do think I have
to go there soon, at least in the next 5 years. Standing there I sent a
Happy New Year to the whole of India ...
I think that I danced a lot at Coconut in the last hours of the night. I
enjoyed dancing, it made my soul lighter in some way. Somehow I had the
expression I had to leave - maybe they wanted to close, I can't
remember. It might have been 8, 9 or 10 in the morning when I came out
of Coconut, no party place open to go - so I had to go back to the house
we were staying in. But while walking there and still having the
desperate need of finding a place where I can weep I saw the top of the
highest mountain around all golden by the kiss of the sun. It was a
marvelous day, the sun was shining nicely the whole day. Seeing this
golden top of the mountain I thought that I now knew where the place was
lying I was looking for. So I went into the mountains. Later I found out
that the mountain I wanted to climb is about 1850 meters high. But at
that moment it looked like I could reach it in some few hours, so near
and almost touchable. Well I was wrong about that.
My main problem going into the mountains was that I only drank beer the
whole night through, that I did a lot of dancing and that I didn't have
any water with me. At the end of the day I was terribly dehydrated -
like I've never been before. Anyway, still going up the streets of Nerja
trying to reach the mountains I was given a palm leaf of about 2 meter
length, at least higher than I am. I mean: I found it but had the
experience of been given it as a weapon or a shield, something I could
protect myself with. From the moment I went into the mountains I had a
lot of spiritual thoughts and pictures in mind, a lot of cristian
pictures (which is no wonder because I'm raised in a cristian society:
Satan of course is a cristian concept), but it wasn't clearly about
cristian religion and I had some hinduistic or budhistic pictures as
well - and a lot of thoughts you could call social psychological or even
just brute physical, but I experienced them in a spiritual way. Those
cristian pictures were just the pictures I got because I am used to them
and can decipher the meaning of them - nothing more sense about that ...
Well, and till I fell in the Barranco de la Caladilla I had the
experience of good and evil powers struggling with each others, well,
not exactly fighting, more like dancing with each other, playing. And I
tried to dedicate myself to those powers, asking them to play their game
within me and my soul and all the things surrounding me for a while.
After I fell in the barranco I got a lot more humble and didn't thought
of me as one who could carry the whole damn game of those powers I can't
name but felt a lot of being in touch with, then.
I met a couple, British I think, midthirties probably, when I still was
on a street but just left the last houses of Nerja. They were fresh and
awake, obviously planning to wander around the mountains for a while -
they did have sleep. I told them about my need for a place I could weep
in, asked them for water with that huge palm leaf in my hand and had
about half a liter of water. I chated with them for two or three
minutes, I think they liked me, though I can't really see why. Anyway I
think that I gave them the nicest compliment that I have ever given to
someone - though I can't exactly remember what I said. Some hundred
meters behind that meeting the street no longer went up but down. I
wanted to go up, so I left the street and went cross-country. In the
beginning that was quite easy, because the trees, all those beautiful
pines had a lot of space inbetween them. Later on I had to crawl on all
fours through some [brosks] of pines (always with that huge palm leaf I
left somewhere at the edge of Maro when I came back to civilisation in
the night). I slept for probably about an hour on some [acclivity] in
the bright morning sun. Somewhen I ate some huge mushroom I was
convinced to be eatable - and later some really tasty plant, almost
tasting too strongly fresh for me. Anyway, I said Happy New Year to
every tree or bush or plant or stone or any entity I was sensing - and
there were a lot of entities I was sensing then that I probably wouldn't
sense today and that I wouldn't have sensed the day I met you. I was
part of this huge landscape, of the Sierra Nevada and all the powers
living there or (like the wind which still was guiding me and guided me
till I came back to civilisation, even sometimes is guiding me still
today) passing through there.
I probably walked cross-country for about three or four hours - which
was quite hard. I recognized that the top of the mountain I wanted to
reach didn't come so much closer. So I decided that I should reach a
path I saw in some distance. I had to walk down the hill I was on for
some while to get there. And then I unterstood that ther was this
barranco, this chasm between me and that path. That was the reason I had
to go down, even a lot more down than the path was I was seeing and I
wanted to get on. But somehow I got the expression that the barranco
might be a path too - and I was right on that. At least I reached the
barranco and stood above some [steep face], about eight meters high.
(About a week later, Jan, Eric and I went into the mountains, walking
upway that barranco and some other paths I had taken on New Years Day.
I've got a picture from the place I fell in the barranco, it's about
eight meters.) Well, at first I thought of jumping on to a tree with a
very even surface and slighting down at it. The tree stood in the
barranco about one or two meters away from my position. I was frightened
and decided that it wouldn't be a wise choice to jump onto a tree in
eight meter hight. I went two or three meters at the edge of the
barranco to see whether there was another possibility to get down there.
Because I was clear I wanted to go down there, I threw my palm leaf down
(and another weapon I was carrying with me already for some hours and
until the place near to Maro I left the palm leaf too: It was a limb of
about 1.50 meters of a totally dead and dry tree, very easy to break
through, dead for a lot of time, maybe years. It didn't break on my way
and it symbolized something like my solidarity with the dead and death
itself and my unafraidness of facing death or the dead.) Probably it was
a mistake to throw my weapon and shield away, for those moments I
obviously was vulnerable - at least I was hurt a lot while not carrying
the palm leaf with me. The [acclivity] I was standing on had about 45
degrees and was slippery, my right foot lost foothold and I went down.
My spiritual interpretation was that I wasn't trusting enough when not
jumping onto that tree with the even surface and therefor experienced
angst and - later pain. But after I fell about two meters I stood on
some kind of bush or tree growing out of this [steep face], I was
perfectly secure standing there. In other situations I probably would
have spoken about something like a wonder - but in that situation it was
the natural thing to happen. I had been to much in touch with those
powers and had given myself to clearly and freely in their arms - they
couldn't just have let me fall down and brake my legs. They just gave me
a lesson about not trusting them to jump on that tree with the even
surface. Well, standing in about six meter hight I was wondering what to
do. I couldn't go up, I wasn't very strong that moment - I hadn't had a
lot of sleep but a lot of beer and dope. And the edge of the barranco
still was very slippery. And I wanted to find away down anyway. Jumping
down was still too risky, too high. There was another bush some meter
away. I could reach it with my hand and then hang down from it, which
gave me about half a meter to the bottom, still five or six to go. Then
I saw another bush at about four meter hight, about the hight of my
knees and somewhere to the right. I swung to the right, jumped onto that
bush, tried to grab it and found myself lying on my back in the
barranco, parts of that bush in my hands. I must have fallen about four
meters straight on my back. At first I thought that I surely broke my
spine, wouldn't be able to move any muscle and would have to wait for
hours in terrible pain until someone would come along and help me get
into some hospital. I had pain all through my body, but especially at
one part of my back. But I recognized, though every movement hurt a lot,
I could move freely. The pain didn't leave me for about three days,
again and again I had the feeling of a huge knife being hacked into my
back when I made some movements - and I couldn't figure out which
movements gave me that pain, so I experienced it a lot. Anyway, I found
it strange that the part of my back which was hurting most and
incredibly strong was just the part I get tense up whenever I work too
much. I told you that I'm working with a disabled person, didn't I?
Nowadays I work there for four nights and three days in a row - which is
quite a lot in one instance. Well, and sometimes a part of my back
starts to hurt after some days of work. When I was standing infront of
that wall I just fell down from I was wondering if I just got a (really
hurting) present, an antidote to my tensioning through my work, a big
hit on exactly that part of my body which needed a hit in order to don't
be hardening any longer ... I worked last weekend (for six nights and
three and a one-third day) and I didn't get that hardening. I have to
watch that thing, but maybe I was even right and it had been a present.
But anyway, if it was a present, it was the most hurting present I ever
got, incredibly hurting. I didn't thought I could go on for longer. And
I got the expression that it was already afternoon, the night coming in
some time. Exactly opposite to the wall I fell down there was some kind
of natural cave in the wall which had been used as a place to build
fires. I decided to search for wood, which I did (with this extremly
hurting body of mine) for about an hour. I had quite a lot of wood and
thought of staying the night there by the fire and walking on to the top
of the mountain early the next morning. But the wood was so dry that
this huge amount of wood I had gathered together was burning away in
about an hour or maybe one and a half. I lay my back as close to the
fire as possible, touching those stones dividing the fire from the
surroundings. I didn't thought of it in a rational way, I just needed
heat, physically I felt so incredible damaged and tired (though
emotionally I still was quite happy about the trip I was on). I did a
great job by giving a lot of heat to that aching back of mine, quite
good idea, especially because I didn't even think about it as useful,
but just did what I felt I needed ...
At the time the fire almost went out and there was no wood left I could
throw into it the night still hadn't come. Though I still got all those
incredible pain I felt somehow refreshed. I got more humble and aware of
my smallness. I decided to not try to reach the highest top that was
shining so golden in the morning sun, but that I would be happy to reach
one real top of a mountain, the first I would get to. I was on a path, a
big way now, so walking got easyer in a way, but because of all my pain
it got a lot harder. Every step was heavy, every 30 or 40 minutes I had
to lay down to relax for a while. My back couldn't take all those little
hits from each step for a longer time. And lying down and getting up
alwas was pure horror, so painful. And lying on the stones wasn't that
relaxing too. There was no seat along the whole way - and I estimate
that I went up the hill for about five more kilometers and about 200 or
300 meters of difference in altitude. I reached the top of a hill I was
happy with at an altitude of about 550 meters, I guess after having a
look at google earth. When I went away from the fireplace I met two
women wandering, coming down the barranco. I asked them for water and
they gave me the rest they had, about a glass of water in a plastic
bottle. Somehow a huge portion of dust must have found his way into my
right eye, it was very red, inflamed and hurting for about five days.
And I was so dry, so out of water that there were no tears to wash that
dust away. I think I laughed about this funnyness: I still wanted to go
to a place where I could deeply weep, but I couldn't even weep because
of dust in my eye because I was so dehydrated. Strange and funny.
In a way I prayed. I was asking, begging those powers surrounding me for
a lot of things - but in the first place I was begging for Steven, that
son of Aileen, to find some way which really will make him happy. In a
way I was sad not meeting him again in Nerja some days later, because I
would have wanted to see what had happen to him. Maybe I'm wrong, but
anyway I'm convinced that at least something has happened in his life
and made a difference.
Sometimes I was begging for water, probably ten or twenty times, I
really did need water a lot by the afternoon. Twice I almost found water
immediately after begging - in the first place there lay some waterproof
jacket on the ground and water was dripping on it from the mountains: a
small puddle. In the second place there was a stone in some natural cave
which had kind of the negative of a mug in it - all filled with water.
Probably the dropping had formed this hole over centuries or even longer
times. I drank and found some leaf which was much formed like a [funnel]
I could use to fill that water bottle I was carrying after those two
women had given it to me. So I had at least two or three [drams] of
water with me. Of course I didn't always get what I was begging for, but
sometimes I got it immediately.
Night started when I had left the fireplace for an hour I guess. I
needed some more hours to walk up the mountain. There was nothing very
special up there, except maybe that the winds were quite strong up there
and that I might have stepped somewhere I could have fallen some 50 or
100 meters down. But I had my plam leaf with which I fought the winds in
a smooth manner, so nothing happened. When I walked down, which probably
lasted for about two hours, I had some small and soft light with me for
most of the time, about five meters in front of me lighting up just a
little bit an area of some meters in a circle. The moon was almost full
that night, but I checked it often: The moon just wasn't the source of
that light, the light was with me when there were a mountain between me
and the moon. And anyway: The moon was lighting up the whole area and
not just such a small part of the area in front of me. I got the
expression of some female ghost travelling with me, call it angel or
anything, I don't care for names. She was soft and protecting and gave
me that light. She must have been somewhere behind my left shoulder to
give me that light, I felt her there. But whenever I looked behind me
there was nothing special, just the night in the Sierra Nevada. My
rational thoughts speculated about the inflammation of my red right eye
to be a reason for an optical hallucination. Might be, but I got the
warm feeling of being directed home by some friendly power anyway. The
winds were almost completly gone when I walked down, everything was
still and peaceful.
At last I reached Maro, small neighbor-village of Nerja. I got to a
restaurant where I bought a big bottle of water. Ah, I forgot to tell:
Even before I fell in the barranco I realized that my wallet wasn't with
me. I should have been worried a lot about that, because in there was my
identity card which I needed to fly back to Bremen - and a credit card
anybody could use to get things worth about a 2500 Euros I would have to
pay for. But I wasn't worried at all on that trip. And I found 10 Euros
in my pockets - so I could buy that water. I asked the girl who sold me
the water if she could get me a taxi and she did. I found it a very
strange thing that there still were such things like taxis - but of
course there were and I got back home from Maro quite fast. Jan and Eric
weren't home when I came back, because they were at the police station
to ask for any sign of me there. They had cooked something before they
left and I was so happy to find something to eat. It was about 11 pm
when I fell in bed.
I had all those pain for some days then, the night between January 2nd
and 3rd I even got a [gastro-intestinal] disease, anything leaving my
body through every way out my body can offer. Very hard night.
Later on I thought of remembering that I might have left my wallet in
the Coconut discothec, giving it to some barkeeper there in the fear I
might loose it because I was so drunk and stoned. I checked it in the
evening of January 3rd or maybe 4th and I was right: It was there, with
everything in it. They didn't even get me some expensive bottle of wine
on my credit card. Mankind isn't always that bad.
The day I wrote you the first email was the first day I didn't feel all
ill. So, that's the reason why I needed so much time to find out your
email. As I said: Jan wasn't sure if he wanted to follow the importance
you already had in his heart or if he better should ignore that
importance ...
Anyway, it's hard to talk about the spiritual meaning of that whole trip
of mine. The most important thing for me probably was about trusting and
about accepting the bad and ugly things in life as something I might not
like but I have to deal with anyway as a part of the big unity we're all
in. And the trip was about my shyness and my reservedness in expressing
my feelings, especially any kind of anger. You might not believe this
because you know me quite open-hearted, but in many senses I've never
been open-hearted. And I think I now am a lot more. Big can opener to me.
For the woman I fell in love with the last weeks since I'm back in
Bremen I'm probably a lot too open-hearted, much too honest. I'm happy a
lot these times because I [have a crush on her], but I fear a lot that I
am too extreme, too extremly open for her. So, please Sam, wish me luck.
Anyway, long story, I hope you enjoyed it in some way. Tell me anything
about your life you like to, Sam. I would be deeply grateful if you do
so, because I simply do need the feeling of being in contact with the
reality of other souls.
Anyway, I wish to you pleasure, lust and freedom.
I sent all the emails I sent to you and got from you to Jan too. I know
the one he sent to you too. I hope you don't have a problem with that,
but I'm still sorry doing it not openly in the first place. As you can
see now, a copy of this email goes to Jan. So we can communicate as a
group of three or - if anyone of us longs for more privacy - just person
to person. From now on I won't send anything to Jan by bcc, nor will I
send him an email from you if you decided not to send it to him too ...
Bye,
Bert
Am 28.09.2014 20:52, schrieb Jens Kasten:
> Hallo Bert,
> dass du dich ein wenig aus der Debatte zurückzuziehen planst, deute
> ich mal großzügig noch nicht als ein das Ende der Stipvisite.
> Vielleicht wartet der eine oder andere jetzt mal 3 Wochen auf eine
> Antwort. Aber er kriegt sie dann doch noch. ;-)
> Wobei, wenn ich lese, was Du dann so quasi vorläufig abschließend so
> schreibst, sieht es doch wieder so aus, als ob du "tschüss..."
> sagen wolltest.
> Hier und da ein Stempelchen drauf, weitere Fragen, oder Argumente?
> Fehlanzeige.
> "Verdächtigungen", Bewertungen allenthalben. So anders war mein
> Eindruck die letzten Wochen.
> Schade.
> Zur angeblichen verkürzten Kapitalismuskritik. Klar es ist nur ein
> Eindruck, der sich dir aufdrängt. Kein abschließendes Urteil.
> Doch wenn ich jemandem solch ein Riesenplakat umhänge, dann sollten
> die Argumente schon fast wasserdicht sein.
> Das kann ich so leider nicht annehmen.
> Geld und Boden seien zwei von sehr sehr vielen Formen des Privateigentums.
> "Nicht das Privateigentum wird zum Problem, sondern bloß zwei von
> sehrsehr vielen
> Formen: Geld und Bodeneigentum."
> Mag sein, aber es sind die wesentlichen. Welche hältst Du für
> wesentlicher? Und warum?
> Zum Boden.
> Boden ist nicht bedingungslos vermehrbar.
> Mit der Höhe steigen die Kosten schneller.
> Nicht alle wollen höher.
> Strände, Küstenlinien, Weinberge und vieles mehr lassen sich nicht
> schichten.
> Dass die Nahrung für die doppelte Anzahl an Menschen reichen könnte,
> wäre eine gute Nachricht.
> Damit kämen wir wieder zum Geld. Die Produktion ist in Gefahr.
> Nicht die natürlichen Möglichkeiten
> Zur Determinierung von Produktionsmitteln, Produktivkräften,
> Realkapitalien durch Geld:
> So wie ich es schon ausgeführt habe. Privateigentum, - welche Form
> auch immer es innehat - hat seinen Kapitalcharakter von Geldes Gnaden.
> Und nur solange Geld kurzfristig folgenlos aus dem Warentausch sich
> zurückhalten kann,
> jedenfalls spürbar länger als alle Produzenten ihre Waren, nur solange
> behalten
> Produktionsmittel und Produktivkräfte, ob nun Fabrik, Institut, Think
> Tank, Technologie, Software,
> Verkehrsmittel, Rohstoffe, Automaten, Maschinen, Werkzeuge etc ihren
> Kapitalcharakter.
> Nur solange sind sie in der Lage aus dem künstlich in der Schwebe
> gehaltenen Missverhältnis
> zwischen Angebot und Nachfrage ihre Rendite lieferende, die
> Umverteilung allen Reichtums
> vorantreibende Kraft zu entfalten und zu erhalten.
> Nur wenn Geld kurzfristig ohne Folgen für den Geldbesitzer aus dem
> Kreislauf
> zurückgehalten werden kann, kann die Erschaffung von weiteren
> Produktionsmitteln
> gebremst, verhindert, ausgesetzt werden, welche den Kapitalstatus der
> bestehenden
> PM attackieren würden. Neue Kapitalien sind die Konkurrenten der
> bestehenden.
> Eine qualitätsgleiche Mehrerzeugung bei unveränderter Nachfrage führt
> nun mal
> folgerichtig zu einem sinkenden Preis. Gleiches gilt bei relativ
> vermehrtem Angebot.
> Sinkende Preise sind für den Handel der Supergau. Nicht die sinkenden
> Preise in einem
> Segment, sondern die einfache Tatsache, dass einer in ihrer Höhe
> relativ unveränderten
> Nachfrage - der Lohnfond ist ein schwerfälliges Gebilde - ein
> steigendes Angebot im
> Allgemeinen gegenübersteht, also nicht die Nachfrageverschiebung von
> einem
> Segment in andere, sondern der allgmeine Preisabbau bewirkt, dass die
> Zinsen aus
> den Einnahmen nur unter größeren Mühen aufgebracht werden können.
> Wenn die Nachfrage nach Dieselloks einbricht, dann bricht selten der
> Bedarf nach
> Mobilität ein und die Kapitalcharaktereigenschaften, wandern von
> Pleuelstangen
> hin zu kleinsten Elektromotoren als Beispiel.
> Plötzlich wird der Zins mit einer anderen Realkapitalie verdient.
> Auf die Preise haben die Hersteller keinen bestimmenden Einfluss.
> Wenn sich mehr Anbieter um eine nicht adäquat steigende Nachfrage
> streiten, dann
> bleibt die Ware solange liegen, bis der Handel, und mit ihm die
> Produzenten die Preise
> herabsetzen. Zu hoch sind die fortwährenden Kosten für die Erhaltung
> der Waren.
> Kann im gesunkenen Preis, der Betrag für die Kapitalkosten nicht mehr
> untergebracht
> werden, dann gehen Firmen pleite. Die Banken, die Geldsammelstellen, die
> Überschusssammelstellen registrieren sehr fein, die Preisbewegungen
> über die
> "Zahlungsmoral" der Schuldner.
> Meist ist es nicht notwendig, neue Unternehmen davon abzuhalten, den
> Kampf gegen
> die etablierten aufzunehmen, wenn die Preisbewegungen eine klare
> Richtung vorgeben.
> Eine klare Richtung nach unten. Außer es sind alte Unternehmen im
> "neuen" Gewand.
> welche die mittelständischen - die kleineren Ausbeuter - verdrängen
> wollen.
> Nur wer im aktuell gültigen und tendenziell zu
> erwartenden Preisniveau auch die Kapitalkosten für seine Kredite
> unterzubringen vermag,
> wird sich in das Abenteuer Produktion auf eigenes Risiko stürzen.
> Für die Uneinsichtigen gibt es dann Risikoanalysten bei den
> Gläubigervertretungen, den
> Banken.
> Schon hier kann man ahnen, dass es mit der "Überproduktion" nicht weit
> her ist.
> Sie wird ausgerufen, sobald der Zins in Gefahr ist, nicht sobald
> Angebot und Bedarf sich
> decken. Während der Bedarf weiterhin groß sein kann, kann die
> Nachfrage - also die
> vom Geldbesitz determinierte Verbindung von Bedarf und Geld bereits
> gedeckt sein.
> Wenn Du annerkennen kannst, dass Produktionsmittel nicht a priori ein
> Kapital sind,
> dann könntest du die Ursache für diese Erscheinung einer genaueren
> Prüfung
> unterziehen.
> Den Anschein hat es schon, weil das Geld in der Lage ist, die
> Erschaffung von
> konkurrierenden Kapitalien eine Zeit lang zu verhindern.
> Es stellt sich einfach trotzig in den Weg.
> Die Rentabilitätshürde.
> Der Besitz von Produktionsmitteln ist noch nicht mal eine notwendige
> Bedingung für die
> Ausbeutung. Von einer hinreichenden ganz zu schweigen.
> Vielleicht diskutierst du lieber über andere Themen.
> Doch wer wie Du vorgibt, dem Kapitalismus an die Eier zu wollen, und
> sich über die Natur
> des Kapitals nicht hundertprozentig sicher ist, der sollte die
> richtigen Fragen
> stellen oder die besseren Argumente liefern anstatt Zensuren auszuteilen.
> Deine Belesenheit steht für mich außer Zweifel.
> Doch erkenne ich Widersprüche und Meidbewegungen wegen Argumentenarmut
> kilometerweit.
> Finde die Widersprüche in meinen Ausführungen und lege sie offen.
> Bewerte nicht mit den Vorurteilen von Robert Kurz und Co.
> Dann hätten wir eine fruchtbringende Beziehung
> Lass uns beim Kapitalbegriff bleiben.
> Sonst kommen wir dem Moloch nie bei.
> Ein BGE ist gegenüber der Freigeld/Freilandtheorie nicht die
> erweiterte Kapitalismuskritik.
> Doch was ist das Kapital? Und wie zieht man ihm den Giftzahn?
> Viele Grüße
> Jens
> *Gesendet:* Sonntag, 21. September 2014 um 16:36 Uhr
> *Von:* unversoehnt <unversoehnt at gmx.de>
> *An:* debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> *Betreff:* [Debatte-Grundeinkommen] nur ein bisschen zu diesem und jenem
> Hallo,
>
> aus verschiedenen Überlegungen heraus möchte ich mich eher wieder ein
> wenig aus der Mail-Debatte rausziehen. Aber für die Kommentare zu meinen
> Texten möchte ich mich bei den betreffenden Personen in jedem Fall
> bedanken, bei Verena etwas ambivalent auch für die vielen erteilten
> Hausaufgaben. ;o)
>
> Anmerkungen möchte ich gerade inhaltlich nur drei machen:
>
> 1. Liebe Verena, deine Formulierung, dass Manna nicht vom Himmel falle,
> halte ich nicht bloß aus spirituellen Überzeugungen heraus für
> unrichtig. Spirituelles möchte ich hier erstmal gar nichts verhandeln.
> Daher simpel naturalistisch: Die Erde wäre schlicht ein Eisklumpen in
> der Kälte des Alls, wenn unser Stern, die liebe Sonne, uns nicht
> permanent mit Energie versorgen würde. Alles, was wir in irgendeiner
> Weise nutzen, sind und leben, ist letztlich das Geschenk dieses
> Energietransfers. Die Erde selbst entstammt m. W. vermutlich zumindest
> zum größten Teil ihrer Substanz aus der Sonne. Kosmologisch betrachtet
> ist es daher Unfug für so
> etwa-300-Grad-über-absolutem-Temperatur-Nullpunkt-Lebewesen wie uns zu
> leugnen, dass das vom Himmel qua Sonnenenergie fallende Manna existiert.
> Innerhalb von Debatten über Arbeit im Besonderen und im Allgemeinen
> verstehe ich selbstverständlich, was du damit sagen wolltest. Da ich
> allerdings als Fetischkritiker sehr präzise weiß, dass Mangel mehr mit
> den psychosozialen Dimensionen der Wertverwertung zu tun hat als mit
> einem objektiven Problem der Menschen innerhalb ihrer
> Naturverschlungenheit, bin ich dennoch überaus skeptisch, ob diese
> Vorstellung wenigstens in ökonomischen Zusammenhängen richtig ist. Sie
> könnte schlicht Mana der Wertverwertung in unseren Seelen sein, die
> nahezu undurchdringlichen Schleier einer überproduktiven
> Mangelwirtschaft. Frei nach Horkheimers und Adornos Dialektik der
> Aufklärung: "Mana, der bewegende Geist, ist keine Projektion, sondern
> das Echo der realen Übermacht der [zweiten] Natur in den schwachen
> Seelen der [Zivilisierten]." (Adorno, GS3, S. 31)
>
> 2. Lieber Jens, mir geht es mit deinen Beiträgen ähnlich wie Jochen: Du
> sagst zwar viel, klärst aber nichts, was mir nicht ohnehin schon klar
> wäre, sondern verwirrst eher hier und da. In punkto Bodenreform bin ich
> voll bei Willi: Die Eigentumskategorie ist für'n Arsch, Diebstahl,
> goldene Handschellen, ein Gefängnis für unsere Gedanken, Gefühle und
> Geschehnisse. Was für alles Eigentum gilt, gilt selbstverständlich auch
> für das Eigentum an Boden. Ich verstehe zwar wiederum, dass aus einer
> reformatorischen Perspektive das Eigentum an Boden vielleicht nochmal
> ein ganz besonderes Thema sein kann, weil es nämlich bis zum derzeitigen
> Stand der Produktivkräfte Bedingung der Möglichkeit aller Ernährung ist.
> Als Stadtkind bin ich da aber strukturell etwas interesselos und weiß
> aus der Glotze von Versuchen, die Nahrungsproduktion unter vollständig
> künstlichen Verhältnissen auch auf einigen Etagen von in den Himmel
> gebauten Wolkenkratzern unterzubringen. Das würde den Begriff des Bodens
> ziemlich radikal verändern. Ein bGE könnte m. E. auf derart vielen
> Ebenen zu Veränderungen führen, dass ich erstmal keine Notwendigkeit
> sehe, im Kontext von bGE-Debatten über Bodenreformen nachzudenken. Das
> könnte sich naturwüchsig ergeben. Ansonsten drängt sich bei deinen
> Ausführungen insgesamt halt der klassische Vorwurf von Marxisten an
> Schwundgeldtheoretiker auf: "verkürzte Kapitalismuskritik". Nicht das
> Privateigentum wird zum Problem, sondern bloß zwei von sehrsehr vielen
> Formen: Geld und Bodeneigentum. Ist vielleicht etwas böse polemisch mal
> wieder, aber mir scheint, dass es implizit in diesem theoretischen
> Ansatz so etwas gibt wie eine Sehnsucht nach den geordneten
> Herrschaftsverhältnissen der Feudalära, wo jedem Menschen noch von durch
> Kirche und politischem System repräsentiertem Gott seine ganz spezielle
> Rolle in der Welt zugedacht war. Nicht wenigen die eines ewigen Sklaven,
> eines Ausgestoßenen oder eines ewig im Fegefeuer und für das eine oder
> andere Viertelstündchen auf den Scheiterhaufen Brennenden. Während der
> Kapitalismus ja mit jedem Glauben an eine spezielle Berufung des
> einzelnen Individuums gründlich aufgeräumt hat. Es gibt nur die eine
> universelle Berufung, die zum Tanz ums goldene Kalb. Alle haben dabei
> selbst zu sehen, wie sie sich am fittesten für diesen Tanz machen
> können. Und werden calvinistisch vielleicht als Gewinner innerhalb eines
> Systems von Gott angelächelt, das Gewinner und Verlierer hervorbringt
> und somit eigentlich alle zumindest AUCH zu Verlierern stempelt,
> spätestens nämlich dann, wenn das Individuum dann doch mal seine
> Mitmenschen mit dem geweiteten Blick eines liebenden Herzens betrachtet
> oder in die letzte Konsequenz des Markts taumelt, den Kampf bis auf
> Blut&Knochen hinein in den nuklear blubbernden Staub.
>
> 3. Lieber Jochen, ein paar Bemerkungen unter uns Marxologen: Ich find's
> gut, dass du Jens widersprichst, wenn er den Unsinn verbreitet, dass
> Marx das Kapital nicht als Verhältnis begriffen hätte. Seltsam aber
> bleibt mir dieser selbstverständliche Glaube an einen Automatismus aller
> Naturgeschichte bei vielen Marxisten. Du hattest geschrieben: "In seinen
> Frühschriften hat er eine andere Vorstellung von Geschichte, als in den
> späten." Das wird häufig angenommen. Mir ist aber nicht klar, womit sich
> diese Behauptung belegen ließe. Als Tendenzaussage würde ich ihr auch
> sofort zustimmen: Als älterer Herr hatte sich der olle Kalle so
> eingehend mit der Schwerkraft der geschichtlichen Verhältnisse
> auseinandergesetzt, dass es ihm sicherlich schwerer als in seiner Jugend
> fiel, einen radikalen Wandel aller gesellschaftlichen Verhältnisse so
> mir nichts dir nichts vorstellbar zu finden wie ein vierjähriges Kind,
> wenn es mit seinen ewigen "Warum"-Fragen auf eine echte Absurdität des
> Faktischen gestoßen ist und noch gar keine echte Vorstellung von
> geschichtlicher Schwerkraft überhaupt hat. Als absolute Aussage leuchtet
> sie mir aber kein Stück ein. Erstmal deshalb, weil sich der
> Fetischbegriff nicht anders denken lässt als aus der Perspektive eines
> Bewusstseins, dass sich nicht nur an die Realität gebunden fühlt,
> sondern zumindest so frei gegenüber dieser Realität, dass es sie als Lug
> und Trug des Wirklichen aussprechen kann. Blinde Naturgesetzlichkeit der
> Geschichte wäre nun wirklich etwas anderes. Dann aber auch im direkten
> Vergleich: Sowohl in den Früh- wie in den Spätschriften bleibt die
> Konstellation im Kern die gleiche, nämlich sowohl Schwerkraft der
> geschichtlichen Wirkzusammenhänge wie auch kritischer Eingriff in diese
> durch das revolutionär gesinnte, schreibende und sich organisierende
> Subjekt. Ich mach mal einen 2-zu-2-Vergleich: zwei Stellen aus den
> Frühschriften, zwei aus dem Kapital, um zu illustrieren, dass sich da
> überhaupt nicht so sonderlich viel im Kern bei ihm verändert hat.
>
> Zur Judenfrage, 1843:
> "Wir verwandeln die theologischen Fragen in weltliche. Nachdem die
> Geschichte lange genug in Aberglauben aufgelöst worden ist, lösen wir
> den Aberglauben in Geschichte auf. Die Frage von dem Verhältnisse der
> politischen
> Emanzipation zur Religion wird für uns die Frage von dem Verhältnis der
> politischen Emanzipation zur menschlichen Emanzipation. Wir kritisieren
> die religiöse Schwäche des politischen Staats, indem wir den politischen
> Staat, abgesehen von den religiösen Schwächen, in seiner weltlichen
> Konstruktion kritisieren. Den Widerspruch des Staats mit einer
> bestimmten Religion, etwa dem Judentum, vermenschlichen wir in den
> Widerspruch des Staats mit bestimmten weltlichen Elementen, den
> Widerspruch des Staats mit der Religion überhaupt, in den Widerspruch
> des Staats mit seinen Voraussetzungen überhaupt." (MEW1, S. 352)
> Einerseits haben wir hier das naturgeschichtliche Moment der späteren
> Basis-Überbau-Dialektik, den Materialismus, also das, was Adorno den
> Vorrang des Objekts nennt: Uns geht's um weltliche, menschliche
> Geschichte. Die ist hier zwar selber fast noch auf der Seite des
> Überbaus: Politik und Staat, noch nicht der spätere Stoffwechsel mit der
> Natur in der Form des automatisches Subjekts der Wertverwertung. Zu dem
> geht er dann ab 1844 in den ökonomisch-philosophischen Manuskripten
> massiv über. Hier ist aber m. E. mit Politik und Staat nicht bloß die
> politökonomische Vermittlungssphäre des ideellen Gesamtkapitalisten
> gemeint, sondern noch innerhalb des Banns des Hegelschen Staatsrechts
> bereits die Politökonomie selbst: Die Selbstproduktion des Menschen in
> der tätigen Auseinandersetzung mit seiner Welt. Noch etwas naiv, aber
> doch Naturgeschichte, mindestens aber die verhärtete
> Gesellschaftsgeschichte, sozusagen Geschichte wenn schon nicht erster,
> so doch zweiter Natur. Andererseits geht's ganz selbstverständlich um
> Kritik, also um einen verändernden Eingriff des schreibenden Subjekts
> Marx in die Realgeschichte. Beides ineins: Blind und automatisch
> abrollende Naturgesetzlichkeit und relative Freiheit des Subjekts.
>
> Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, 1844:
> "Aber, wenn der Protestantismus nicht die wahre Lösung, so war er die
> wahre Stellung der Aufgabe. Es galt nun nicht mehr den Kampf des Laien
> mit dem Pfaffen außer ihm, es galt den Kampf mit seinem eigenen innern
> Pfaffen, seiner pfäffischen Natur. Und wenn die protestantische
> Verwandlung der deutschen Laien in Pfaffen die Laienpäpste, die Fürsten
> samt ihrer Klerisei, den Privilegierten und den Philistern,
> emanzipierte, so wird die philosophische Verwandlung der pfäffischen
> Deutschen in Menschen das Volk emanzipieren. Sowenig aber die
> Emanzipation bei den Fürsten, so wenig wird die Säkularisation der Güter
> bei dem Kirchenraub stehenbleiben, den vor allen das heuchlerische
> Preußen ins Werk setzte. Damals scheiterte der Bauernkrieg, die
> radikalste Tatsache der deutschen Geschichte, an der Theologie. Heute,
> wo die Theologie selbst gescheitert ist, wird die unfreiste Tatsache der
> deutschen Geschichte, unser status quo, an der Philosophie zerschellen.
> Den Tag vor der Reformation war das offizielle Deutschland der
> unbedingteste Knecht von Rom. Den Tag vor seiner Revolution ist es der
> unbedingte Knecht von weniger als Rom, von Preußen und Österreich, von
> Krautjunkern und Philistern." (MEW1, S. 386)
> Hier ist der latente Idealismus noch etwas markanter, sozusagen ein
> Standpunkt vor der Basis-Überbau-Dialektik: Realgeschichte zerschellt an
> Ideologie. Aber man kann das großzügiger lesen: Die Theologie war ja
> nicht so sehr die ideologische Macht, sondern die politökonomisch und
> militärstrategisch sehr reale der über den katholischen Fetisch
> einerseits, den neuen lutherischen Fetisch andererseits sich
> organisierenden Fürsten, die außer in der späteren Schweiz nirgends eine
> Bauernrevolution gewähren ließen. Und die preußische Geschichte
> zerschellte zwar nicht an der Philosophie, bei großzügiger Lesart wohl
> aber die zaristisch-russische Geschichte als Lenin sie im Reisegepäck
> hatte. Hier überwiegt eindeutig das kritisch-revolutionäre Moment, das
> dem Subjekt mehr zubilligt als der Schwerkraft der geschichtlichen
> Verhältnisse. Dennoch wird diese nicht einfach ignoriert: Der status quo
> ist als unfreie geschichtliche Tatsache bestimmt. Das rückt dicht heran
> an die blinde Naturgesetzlichkeit dieser Geschichte. Die Ambivalenz
> lässt sich jedenfalls festhalten, wenn auch freilich nicht so klar wie
> im Spätwerk.
>
> Kapital, Band 1, 1867:
> "Auch wenn eine Gesellschaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die Spur
> gekommen ist - und es ist der letzte Endzweck dieses Werks, das
> ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen -,
> kann sie naturgemäße Entwicklungsphasen weder überspringen noch
> wegdekretieren. Aber sie kann die Geburtswehen abkürzen und mildern."
> (MEW23, S.15f)
> Erstmal haut er voll auf die Kacke der blinden Naturgesetzlichkeit. Dann
> aber scheint plötzlich die Möglichkeit auf, dass Geburtswehen abgekürzt
> und gemildert werden können. Marx, und er sicherlich mehr als so
> ziemlich jeder andere Theoretiker, war selbst eine Naturkraft, eine
> Gewalt der materiellen Wirklichkeit - und sich darüber auch sehr
> bewusst. Als eine solche Naturkraft hofft er, vermittels der Pfade des
> Geistes und der solidarischen Organisation, einen echten, wenn auch
> vielleicht bescheiden formulierten Einfluss auf die Geschichte zu
> nehmen. Ich vermute, dass er sich in den 70 Jahren Sowjetsozialismus
> ziemlich darüber gegrämt hat, dass dieser Einfluss dann leider in aller
> Wirksamkeit doch so bescheiden ausfiel, also ziemlich viel Wälzarbeit im
> Grab absolvierte.
>
> Kapital, Band 1, 1867:
> "Schon vor ihm wurden, wenn auch sehr unvollkommene, Maschinen zum
> Vorspinnen angewandt, wahrscheinlich zuerst in Italien. Eine kritische
> Geschichte der Technologie würde überhaupt nachweisen, wie wenig
> irgendeine Erfindung des 18. Jahrhunderts einem einzelnen Individuum
> gehört. Bisher existiert kein solches Werk. Darwin hat das Interesse auf
> die Geschichte der natürlichen Technologie gelenkt, d.h. auf die Bildung
> der Pflanzen- und Tierorgane als Produktionsinstrumente für das Leben
> der Pflanzen und Tiere. Verdient die Bildungsgeschichte der produktiven
> Organe des Gesellschaftsmenschen, der materiellen Basis jeder besondren
> Gesellschaftsorganisation, nicht gleiche Aufmerksamkeit? Und wäre sie
> nicht leichter zu liefern, da, wie Vico sagt, die Menschengeschichte
> sich dadurch von der Naturgeschichte unterscheidet, daß wir die eine
> gemacht und die andre nicht gemacht haben? Die Technologie enthüllt das
> aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren
> Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen
> Lebensverhältnisse und
> der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen. Selbst alle
> Religionsgeschichte, die von dieser materiellen Basis abstrahiert, ist -
> unkritisch. Es ist in der Tat viel leichter, durch Analyse den irdischen
> Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als umgekehrt, aus den
> jedesmaligen wirklichen Lebensverhältnissen ihre verhimmelten Formen zu
> entwickeln. Die letztre ist die einzig materialistische und daher
> wissenschaftliche Methode. Die Mängel
> des abstrakt naturwissenschaftlichen Materialismus, der den
> geschichtlichen Prozeß ausschließt, ersieht man schon aus den abstrakten
> und ideologischen Vorstellungen seiner Wortführer, sobald sie sich über
> ihre Spezialität hinauswagen." (MEW 23, S. 392f., Fußnote 489)
> Hier ist ziemlich viel komprimiert: Basis-Überbau-Dialektik, 4.
> Feuerbachthese, das Faible für die Darwinsche Historisierung des
> Naturalismus, welches wohl noch am ehesten den ollen Kalle zu
> Vorstellungen einer blinden Naturgesetzlichkeit trieb. Aber auch Vico:
> Die Menschengeschichte wurde von uns gemacht, wenn auch freilich nicht
> von jedem einzelnen von uns persönlich, sondern als Gattungsleistung.
> Insofern sie von uns gemacht wird, können wir sie potentiell auch so
> machen, wie wir es wollen. Im Rahmen der natürlichen Gegebenheiten,
> klar. Und im Rahmen dessen, was uns als geschichtlicher
> Systemzusammenhang unserer Gattung tradiert ist. Grundsätzlich aber
> bleibt's dabei: Wir machen sie.
>
> Polittheoretisch finde ich das gerade einen interessanten Flow, der sich
> mir durch die bGE-Debatten aufdrängt: Wenn ich mir vorstelle, dass die
> realexistierende marxistische Theorieelite mal ein wenig
> chaostheoretisch quergelesene Quantenphysik studieren und zu der
> Einsicht vordringen würde, dass der Einzelimpuls im Gesamtsystem nicht
> bloß Resultante des Gesamtsystems, sondern selber schöpferisches Moment
> mit Auswirkungen auf das Gesamtsystem ist (und Marx das mit der
> beschränkten Sicht des Naturalismus auf der Höhe der Mitte des 19.
> Jhdts. auch bereits eigentlich klar hatte), dann könnte sie vielleicht
> recht grundsätzlich die überhebliche Abneigung gegen die
> Spiri-Bewegungen, also die Religionen und die ganzen Esoteriken
> überwinden und die Hand ausstrecken. Wenn umgekehrt die Spiri-Bewegungen
> einerseits mal mit der von Lessing tief im deutschen Sprachraum
> verankerten Ringparabel ihre Grabenkämpfe beilegen und außerdem noch
> einsehen würden, dass es keinen guten Historiker gibt, der von Marx
> unbeleckt ist, es daher also zumindest für die weltliche Geschichte
> immer sinnvoll ist, sich anzuhören, was die Marxisten zu sagen haben,
> dann ... wäre doch echt eine Menge mehr möglich als bloß ein bGE. Oder
> nicht? Naja, who knows ...
>
> Liebe Grüße,
>
> Bert
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