[Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE

Udo Rohner rohner at regionaldienstleistungen.de
Fr Mai 30 16:15:20 CEST 2014


Hallo liebe Elisabeth, werte Mitlesende,

die Festlegung der Preise für irgendetwas erfolgt im Wesentlichen nach den
derzeit geltenden Regeln unserer Wirtschaft und stellt tatsächlich ein
großes Problem dar.
Denn die Preisgestaltung orientiert sich an den Gesetzen der Marktwirtschaft
und diesen Gesetzen wiederum fehlt ein ethischer Leitfaden, der die
berechtigten Ansprüche unserer natürlichen Umwelt und die Menschenrechte mit
in die Waagschale wirft.
Man hat versucht, beispielsweise im Grundgesetzt der Bundesrepublik
Deutschland, einen gewissen ethischen Leitfaden zu formulieren und es wird
mit Stolz unser Wirtschaftssystem als "soziale Marktwirtschaft" bezeichnet.
Doch nimmt man sich einmal das Grundgesetz vor die Brust und geht die
einzelnen Punkte durch, dann ist man doch sehr ernüchtert wenn man sieht wie
das Grundgesetz ausgelegt wird und was von den guten Gedanken der Verfasser
unseres Grundgesetzes in der Realwirtschaft um im gesellschaftlichen
Miteinander umgesetzt wird.

Trotz Alledem ist die Menschheit auf dem "richtigen" Weg.
Es mehren sich die Versuche einzelner Menschen und Gruppierungen, die von
einer extrem anthropozentrischen Weltsicht abrücken und zu einer
ganzheitlichen Betrachtungsweise hinüber wechseln, welche die
gleichberechtigten Ansprüche unserer natürlichen Mitwelt an die Nutzung
unseres gemeinsamen Lebensraums "Erde" im Blick haben und die
althergebrachten, auf dem Recht des Stärkeren beruhenden Besitzverhältnisse
offen und lautstark hinterfragen.

Diese Bewegungen und Bestrebungen, zu denen auch die Debatte um ein
Grundeinkommen gehört und die sich beispielsweise auch in den Montags -
Mahnwachen oder der Arbeit von Ralph Boes oder von Inge Hannemann
widerspiegelt und die ihren Ausdruck in Millionen anderer Menschen finden
die gegenwärtig in Spanien, der Türkei, Amerika, Brasilien etc. auf die
Straßen gehen oder die ihren ganz persönlichen Lebensalltag ganz bewusst
sozial - und umweltverträglich organisieren ..... dies Alles gibt Grund zu
der Hoffnung, dass die Menschheit den dreh vielleicht doch noch findet.

All dies geschieht im Hier und Jetzt weltweit und setzt immense Energien
frei, die in mancherlei Weise genutzt werden können und auch genutzt
werden -  und natürlich nicht immer auch zum "Guten", wobei die Frage danach
was denn nun "das Gute" sei, wiederum von vielen Menschen völlig
unterschiedlich beantwortet werden wird.

Wobei ich nun bei Deiner Frage bin: "Welche Ideen sind die Richtigen???"

Die Antwort ist im Grunde ganz einfach:
Die "richtigen" Ideen sind jene, die unter den gegebenen Bedingungen
praktikabel sind und die in ihrer Konsequenz zu Maßnahmen führen die in der
Lage sind die "Richtung" die wir hinsichtlich unserer Lebensweise
eingeschlagen haben derart "auszurichten", dass unser Boot nicht demnächst
über den Rand der Welt kippt oder uns der Himmel auf den Kopf fällt.

Letztendlich steht jeder Einzelne tagtäglich vor einer Vielzahl von
Entscheidungen, welche die Richtung seiner individuellen Weges und damit
auch die Richtung des Weges unserer Gesellschaft bestimmen - natürlich stets
vor dem Hintergrund seiner gesellschaftlichen Position, seines
Wissensstandes und der Ausprägung seines Charakters.

Meine Antwort auf die an mich selbst gerichtete Frage vor dem Hintergrund
meiner gesellschaftlichen Position als Unternehmer, meines Kenntnisstandes
und meines Charakters, ist ein zukunftsorientiertes Geschäftsmodell, mit dem
ich hier in meiner Heimatstadt Ende 2008 parallel zu meiner Arbeit als
Garten - und Landschaftsplaner "an den Markt" gegangen bin und mit dem ich
versucht habe meinen Vorstellungen von "richtig" einen praktikablen Rahmen
in Form eines Bootes zu verleihen, in das ich meine Mitmenschen zum
Mitfahren einladen kann.

Dieses Boot ist ein Geschäftsmodell, das nach dem "LUST - Prinzip"
funktioniert wobei der Begriff "LUST" sich schlich und einfach aus den
Anfangsbuchstaben der Worte "Lokal", "Umweltgerecht", "Sozial" und
"Transparent" zusammen setzt.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen die komplette Firmenphilosophie und
den detaillierten Betriebsablauf darzulegen, aber die wesentlichen Punkte
sind relativ kurz zu beschreiben:

Die Unternehmung ist in Form selbstverwalteter regionaler
Dienstleistungsnetzwerke organisierte, die auf lokaler Ebene aktiv und mit
anderen lokalen Geschäftsstellen untereinander vernetzt sind, die ich im
Rahmen der Debatte um das Grundeinkommen "Bürgerbüros" genannt habe.

Alle Geschäftsstellen, die personell von ganz unterschiedlich qualifizierten
und eigenverantwortlich arbeitenden Menschen betrieben werden, eint
lediglich eine Betriebsführung, die sich weitestgehend an folgenden
Kriterien orientiert:

Wir arbeiten.....

Lokal - es werden ausschließlich vor Ort anfallende Aufträge ausschließlich
von lokal ansässigen Mitarbeitern erledigt.
Umweltgerecht - es werden ausschließlich Aufträge angenommen und in einer
Verfahrensweise ausgeführt, die zu keiner vermeidbaren Umweltbelastung
führen.
Sozial - die Arbeit ist so organisiert und vergütet, dass sie eine
größtmögliche soziale Sicherheit und ein menschenwürdiges soziales Umfeld
erhält.
Transparent - die Betriebsabläufe werden so transparent gehalten, dass sie
jederzeit für Jedermann nachvollziehbar sind.

Neben diesen grundsätzlichen Prämissen gelten noch drei Besonderheiten:

1. Der Preis einer Dienstleistung orientiert sich ausschließlich an dem
erforderlichen Einkommen das ein Mensch im Rahmen einer 40 - Stunden - Woche
bei voller sozialer Absicherung mit Anspruch auf bezahlten Urlaub und
Feiertage erzielen muss, um ein Leben in einem bescheidenen Wohlstand ohne
staatliche Unterstützung führen zu können. Unter den aktuellen Verhältnissen
liegt der Preis für eine Arbeitsstunde im Netzwerk für den Kunden bei 24,-
Euro, was für den Mitarbeiter ein verfügbares Nettoeinkommen von etwa 1600,-
Euro ergibt.

2. Es spielt keine Rolle ob es sich bei der geleisteten Arbeit um eine
Pflegeleistung im häuslichen Bereich, um Nachhilfeunterricht, die Reparatur
eines Computers, die musikalische Begleitung bei einer Hochzeit oder um ein
Seminarangebot irgendeiner Art handelt .... Maßstab für den Lohn ist
ausschließlich die Höhe der für die Arbeit verwendeten Lebenszeit des
Mitarbeiters im Dienste eines oder mehrerer Kunden.

3. Leistungen der regionalen Dienstleistungsnetzwerke können auch in
Anspruch genommen werden, wenn gerade kein Geld dafür zur Verfügung steht.
Denn für jeden Mitarbeiter wird ein Zeitkonto geführt und Jeder kann
entscheiden, ob und in welchem Umfang er einen privaten Zeitkredit an einen
Kunden oder einen anderen Mitarbeiter vergibt. Parallel dazu kann auch jeder
Kunde zum Mitarbeiter des Netzwerks werden und sein eigenes Angebot zur
Disposition stellen. Auf diese Weise lassen sich manche Dienstleistungen
über die Zeitkonten der Mitarbeiter und Kunden miteinander verrechnen, ohne
dass dabei überhaupt Geld im Spiel ist.

Soweit also der kleine Spaziergang durch meine Antwort auf Deine Frage nach
der "Richtigkeit" irgendwelcher Ideen .... ich weiß, dass meine Idee richtig
ist - für mich, für die Umwelt, für meine Familie ..... für Andere ist sie
vielleicht reine Spinnerei oder einfach nur kein lukratives Geschäft.

Was Deine Ideen und bisherigen Aktivitäten und Erfahrungen anbelangt, so
hast Du bereits erwähnt dass Du seit langem aktiv bist und diverse Anläufe
gestartet hast und auch den ein oder anderen Erfolg damit erzielen konntest.
Hast Du Deine Bemühungen in irgendeiner Weise dokumentiert? Haben
interessiert Mitmenschen die Möglichkeit Einsicht zu erhalten? Möchtest Du
die Früchte Deiner Arbeit publizieren?

Wenn ich Dich irgendwie unterstützen kann, dann lass es mich wissen.

Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo Rohner



-----Ursprüngliche Nachricht----- 
From: EJ. Boehme
Sent: Friday, May 30, 2014 1:12 AM
To: Udo Rohner
Subject: Fw: [Debatte-Grundeinkommen]die drei Säulen des BGE

Hallo Udo,

...noch schnell 'ne kurze Antwort:

mit "wir"  war die Allgemeinheit gemeint....
...Geld vertrauen kann man tatsaechlich nicht! aber wie steht es mit den
Menschen die die Preise feststellen muessen... dies find ich eben mit das
groesste Problem.... auch in der von mir angsprochenen <umgekehrten>
Richtung?!)

...mit Naturbelassenes... meinte ich -in erster Linie- die Feldfruechte, die
wohl durch Menschenhand gesaet/angepflanzt werden, aber eben weiter
<natuerlich> aufwachsen koennen und vom Feld ueber den kurzesten Weg direkt
zum Verbraucher gelangen. (Waldbeeren kann man ja selber pfluecken
gehen...wo's erlaubt!)

Nun, dann werde ich mich mal ab melden von hier...mit W.UE.'s langen
Geschichten und anderen Rechthabereien... macht es wenig Freude mehr zu
diskutieren, ist auch viel zu zeitraubend...

(im uebrigen, -dass in einem Intervieuw/Video-, Goetz Werner einen
Vorschlag von mir aufgenommen hatte, beweist auch: dass doch der eine oder
andere Kommentar/Gedanke ankommt). Hat mich gefreut, genau wie ueber Deine
Reaktionen!-

Aber wie Du schon sagst:, wird das Ein und Andere schon ausprobiert und
gelebt gelebt?! und haben Andere andere Ideeen?! aber welche sind die
Richtigen!?!
Solltest Du/Ihr doch auch meine Gedanken ueber das ein und ander Thema
wissen wollen, stehe ich gerne -so gut oder schlecht eben-, zur Verfuegung!
'muss jetzt endlich mal anfangen bei mir selber Platz zu machen, damit meine
Kinder es spaeter?! -hoffentlich dauerts noch ne Weile- nicht so viel Arbeit
damit haben.

Liebe Gruesse,
E.J.

(app.: bitte meine "Debatte........"-e-mailadresse :
<e.j.boehme at online.nl>,  nicht mehr
verwenden (funktioniert nicht auf neuen Laptop)
neue: <ejb.dpl at hotmail.com>; oder: bjuelis at gmail.com)



----- Oorspronkelijk bericht ----- 
Van: "Udo Rohner" <rohner at regionaldienstleistungen.de>
Aan: "EJ. Boehme" <e.j.boehme at online.nl>
Verzonden: Donnerstag, 29. Mai 2014 17:51
Onderwerp: Re: [Debatte-Grundeinkommen]die drei Säulen des BGE


> Hallo E.J.,
>
> Als was "wir" Geld betrachten weiß ich nicht .... ich denke aber dass
> viele Menschen wie bei vielen Fragen, unterschiedliche Betrachtungswinkel
> zum Geld einnehmen.
>
> Ich persönlich betrachte Geld als ein öffentlich abgehaltenes Versprechen
> wenn es weitergegeben wird und als öffentlich zum Ausdruck gebrachtes
> Vertrauen wenn es angenommen wird.
> Da aber die Menge und der Wert des Geldes meiner Ansicht nach in einem
> Missverhältnis zur Menge und zum Wert der verfügbaren Güter und
> Dienstleistungen steht, ist mein Vertrauen in das Geld nicht all zu hoch
> weil es meiner Ansicht nach nicht halten kann was es verspricht.
>
> Dinge die Du nicht benötigst haben im Prinzip keinen Wert für Dich, selbst
> wenn Du irgendwann einmal viel Geld dafür ausgegeben hast weil es zu
> diesem Zeitpunkt noch einen Wert für Dich darstellte.
> Ob Du nun das Ding verschenkst oder versteigerst oder einen Preis dafür
> aushandelst ist völlig egal - Du gewinnst in jedem Fall den Raum den es in
> Deinem Leben eingenommen hatte bevor Du es weggabst.
>
> Die "naturgegebenen Lebensmittel" ?
> Also zu sammelnde Hagebutten, Holunderblühten, Brombeeren, Schwammerl,
> Wachteleier, wilde Schweine, Kalmuswurzeln, etc. ? :-)
>
> Was Deine Fragen hinsichtlich Sähen und Ernten und Verteilen und Wohnen
> anbelangt, da gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Gemeinschaftsprojekten
> die sehr interessante Modelle leben ..... doch die funktionieren auch ohne
> Grundeinkommen sehr gut und werden daher hier vermutlich nicht
> ausdrücklich thematisiert.
> Unter den Bedingungen die ein Grundeinkommen schaffen würde, könnten aber
> vermutlich solche Modelle verstärkt realisiert werden.
>
> Liebe Grüße, Udo
>
>
>
>
>
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht----- 
> From: EJ. Boehme
> Sent: Thursday, May 29, 2014 2:46 PM
> To: Udo Rohner
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen]die drei Säulen des BGE
>
> Hallo Udo,
>
> eine etwas andere, mich schon lang beschaeftigendes...
>
> ...als was betrachten wir eigentlich Geld?
> ist es ein Tauschmittel, eine Belohnung oder ein Mittel mit dem ich alles
> kaufen kann, um schnell <reich> zu werden?
>
> (ich hatte immer -habe noch- Schwierigkeiten mit etwas von mir, was ich
> nicht mehr benoetige, zu verkaufen...ich koennte den anderen vielleicht
> ueberfordern....also handeln ist schwer fuer mich...ich gebe es lieber
> jemanden, von dem ich weiss, er schaetzt es, kann es gebrauchen, -nicht
> aber
> missbrauchen!?)
>
> Was also koennte getan werden, um die Natur-Gegebenen-Lebensmittel -als
> erstes- zur Verteilung zu bringen?
> Das ist eine Frage mit der ich mich diesbezueglich beschaeftige und hier
> und
> da zur Diskussion stellte
> -(leider bis jetzt noch ohne Reaktionen).
>
> Wenn nun bestehendes Systeem umgedreht wuerde-? ...man <zahlt nicht>
> fuer's
> Gemuese, Obst, Getreide usw. zondern man wird <selbst belohnt>  dafuer,
> dass man es abnimmt...!?
> Soviel fuer jetzt- um Euch Gelegenheit zu geben- auch darueber nach denken
> zu koennen.
> (wie werden aber noetige Arbeiten, wie: Saeaeen, Ernten, Transportieren,
> Verteilen- "behandelt?").
>
> Eine Anderes ueber besseres Bauen fuer Gemeinschaftsherstellung-, ich
> dachte
> da an Wohnungsbau- grosse und kleine Wohneinheiten
> in einem Gebaeude abwechselnd, nebeneinander...!
>
> Liebe Gruesse,
> E.J.
>
> 




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