[Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE

Udo Rohner rohner at regionaldienstleistungen.de
Mo Mai 12 00:50:25 CEST 2014


Hallo Karl-Heinz,
Danke für Deine Zeilen!

Natürlich kann ich konkreter ...... und die Praxis liegt mir im Grunde auch näher als die theoretische Auseinandersetzung mit irgendeiner Thematik.

Doch das Thema Grundeinkommen berührt so viele Ebenen unseres gesellschaftlichen Miteinanders, dass ich mich ( auch mir selbst gegenüber ) genötigt sehe ein wenig umfassender auszuholen wenn ich meine Ansicht zur Diskussion stelle.
Hinzu kommt, dass ich mich vor dem Hintergrund der Vielschichtigkeit der Thematik letztlich doch auch nur mit einem Teilaspekt tatsächlich konkret beschäftigen kann und dieser konkrete Teilaspekt sollte nach meinem Empfinden auch auf einer Ebene liegen die ich konkret beeinflussen kann.

Ganz konkret bedeutet das, dass ich etwa seit Ende 2009 parallel zu meinen sonstigen Unternehmungen mit einem Geschäftskonzept “an den Markt gegangen” bin, das ich persönlich für praktikabel und zukunftsorientiert halte. 
Dieses Konzept habe ich auf lokaler Ebene ganz konkret Umgesetzt und durfte dabei auch feststellen dass es funktioniert. Ebenso musste ich bei der Umsetzung die Schwachstellen kennenlernen, an deren Umstrukturierung ich gerade arbeite.

Mit dem Grundeinkommen hat dieses Konzept jedoch nicht direkt etwas zu tun, weil seine Umsetzung auch ohne ein Grundeinkommen auskommt und es Jederzeit an jedem Ort annähernd bedingungslos umsetzbar ist.
Andererseits liegen die Beweggründe für die Einführung eines Grundeikommens sehr nah neben meinen Beweggründen für die Entwicklung eines solchen Geschäftskonzeptes. Für das Grundeinkommen wäre das Konzept nach meinem Dafürhalten eine sinnvolle Ergänzung und daher interessiert mich der Stand der Diskussion und der konkrete Stand der Entwicklung.

Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo Rohner


From: kh.stammberger at web.de 
Sent: Monday, April 21, 2014 11:53 AM
To: Udo Rohner 
Cc: Jens Kasten ; debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de 
Subject: Aw: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE

Hallo Udo und Debattierende inklusive skeptische und kritische,
Deine mit eigenständiger und eigensinniger Sprache vorgetragenen Überlegungen zum Grundeinkommen finde ich sehr sympathisch und fundiert.
Als Chemiker und Umweltingenieur sowie ausgebildeter Nachkriegslandwirt (habe das in der Form gemäßigter Kinderarbeit gelernt), der auch konstruktive Logik, Ethik und Wissenschaftstheorie der Mathematik und der Natur- und Sozialwissenschaften studiert hat (habe nun ach ...) kann ich mir unter Deinen sehr grundsätzlichen und grundgesetzlichen Überlegungen eine ganze Menge an konkreten Utopien der Stoff- und Energieumwandlungen, der Land-, Luft- und Wassernutzung und der politisch ökonomischen und sozialpolitischen Gestaltbarkeiten und Gestaltungen von Eigentum und Einkommen, vorstellen. In Weiterentwicklung eines Zitats unseres leider damals noch nicht- bis sogar antidemokratischen Politikerkollegen Bismarck sage ich Dir daher gerne: Politik (= Stadtkunst) ist die Kunst des Ermöglichens - und es geht.
Solange wir allerdings bei derartig allgemeinen Formulierungen und Konzepten wie Du bleiben, werden wir kaum oder nur bei wenigen bei der Gewinnung von Zustimmung von gesellschaftlichen und parlamentarischen Mehrheiten für ein realistisches Grundeinkommenskonzept in Deutschland, Europa und weltweit vorankommen. Kannst Du auch konkreter?
Beim Grünen Netzwerk Grundeinkommen diskutieren wir deshalb (hoffentlich) zunehmend konkrete gesellschaftspolitisch, politisch ökonomisch, sozialpolitisch, sozialpsychologisch und rechtlich durchdachte Konzepte für ein zukunfts- und mehrheitsfähiges Grundeinkommenskonzept und darüber, wie wir schrittweise vorankommen können, sollen, müssen. Unsere programmatischen Teilkonzepte gemäß Beschlußlage der grünen Partei für eine Kindergrundsicherung oder eine Garantierente sind aus meiner Sicht deshalb Schritte in die richtige Richtung - ausbau- und weiterentwicklungsfähig.
Mit kritisch solidarischen Grüßen aus Erlangen, Panfranken und Europa
Karl-Heinz Stammberger
Gewerkschaftsgrün
LAK und BAG Wirtschaft und Finanzen
Grünes Netzwerk Grundeinkommen

  
Gesendet: Dienstag, 15. April 2014 um 15:27 Uhr
Von: "Udo Rohner" <rohner at regionaldienstleistungen.de>
An: "Jens Kasten" <jens.kasten at gmx.com>
Cc: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
Hallo Jens, werte Mit - Leser,

eine beruhigende Leseart meines Textes kann ich persönlich nur finden, wenn ich mir erlaube mich in Vertrauen hüllen.

Dieses Vertrauen richtet sich an die Entwicklungsfähigkeit der Menschheit, also dem Glauben an die Möglichkeit, das immer mehr Menschen, immer schneller in die Lage versetzt sein werden, sich eine ganzheitliche Betrachtungsweise ihres eigenen Daseins anzueignen.

Also das Vertrauen auf die Fähigkeit einer rasch wachsenden Anzahl von Individuen die in der Lage sind ihre eigene Existenz und die gesellschaftlichen Strukturen die sie durch ihren gelebten Alltag mit gestalten, vor dem Hintergrund des wachsenden Verständnisses über die globalen Zusammenhänge zwischen den Auswirkungen individueller Lebensführung und den kritischen Zuständen auf diesem Planeten auf ökologischer und sozialer Ebene zu erkennen und im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten ihre eigene Lebensweise den Erfordernissen der herrschenden Gegebenheiten anzupassen.

Diese Vision im Herzen zu tragen kann mich beruhigen ..... immer wieder für den Moment in dem ich solch ein Luftschloss in mir wachsen lasse.

Die Wirklichkeit um mich herum, der gelebte Alltag meiner Zeitgenossen, mein eigener gelebter Alltag eingeschlossen, die Fragmente der Wirklichkeit die uns von den Medien in mehr oder weniger verzerrter Form zugetragen werden, die propagierten Zielsetzungen von Politik und Wirtschaft, die Auswirkungen der Entscheidungen die in unser aller Namen von den gewählten Vertretern der Völker getroffen werden – all dies birgt natürlich hinreichend Anlass solch eine Vision immer wieder verblassen zu lassen und das Licht des Vertrauens durch den Schatten der Hoffnungslosigkeit zu ersetzen.

Die Frage danach, was unter einer “freien” Verfügbarkeit von Lebensraum und lebensnotwendigen Ressourcen vor dem Hintergrund der Forderung nach einem Grundeinkommen zu verstehen sei ist relativ einfach zu beantworten, denn unsere Verfassung biete diesbezüglich im Grunde hinreichende Handlungsvorgaben:

“Das deutsche Volk bekennt sich zu den unverletzlichen unveräußerlichen Menschenrechten, als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit auf der Welt.”

-Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
-Jeder hat das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit.
-Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte Anderer verletzt.
-Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.
-Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden.
-Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet.
-Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
-Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.
-Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.

Vor dem Hintergrund dieser Leitlinien, die zu verwirklichen zumindest von den offiziellen Vertretern unserer Gemeinschaft im Rahmen ihrer Amtsaufnahme hoch und heilig versprochen wurden, gestaltet sich die Antwort auf die Frage nach der freien Verfügbarkeit von Lebensraum und Ressourcen für jedes Mitglied unserer Gemeinschaft zumindest grundsätzlich relativ einfach:

Der verfügbare Lebensraum und die lebensnotwendigen Ressourcen sind derart auf alle Mitglieder unserer Gemeinschaft zu verteilen, dass die Grundbedürfnisse aller Menschen in möglichst nachhaltiger Weise abgedeckt sind – und zwar unabhängig von den aktuellen Besitzverhältnissen und frei von irgendwelchen Kursentwicklungen an irgendwelchen Börsen dieser Welt.

Diese Menschenrechte durchzusetzen, das ist der Auftrag des Volkes an seine demokratisch gewählten Vertreter.

Dass dieser Auftrag momentan in mancherlei Hinsicht nur unzureichend umgesetzt wird, das dürfte allgemein bekannt sein. Das dieser Auftrag in unserem Lande in einem nicht geringen Umfang bereits zufriedenstellend erfüllt wird, darf bei allen offensichtlichen Ungleichgewichten bei der Umsetzung aber auch nicht außer Acht gelassen werden.
Wie dieser Auftrag unter Berücksichtigung eines Grundeinkommens nun konkret umzusetzen wäre, dazu gibt es verschiedene Überlegungen und dazu liegen bereits verschiedene Konzepte vor, die auf ihre Brauchbarkeit und ihre Durchsetzungsfähigkeit hin zu prüfen sind ..... ungeachtet dessen ist jedoch der tendenzielle Inhalt der Antwort ganz eindeutig festzustellen:

“Das Recht auf Eigentum und dessen Gebrauch verliert seinen Rechtsanspruch in dem Maße, wie die mit dem Eigentum und dessen Gebrauch verknüpften Verpflichtungen dem Allgemeinwohl gegenüber nicht erfüllt werden.”

Das ist natürlich ein reichlich unbequemer Grundsatz der, wenn er konsequent verwirklicht würde, in weiten Zügen dem widerspräche, was den derzeit üblichen Gepflogenheiten im Umgang mit Eigentum entspricht .... doch zur nachhaltigen Gewährleistung eines Grundeinkommens, kommen wir um eine intensivere Auseinandersetzung mit dieser Thematik nicht herum.
Denn es geht ja letztendlich nicht darum einem Menschen einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung zu stellen mit dem er sich dann kaufen darf was er davon vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation gerade noch bezahlen kann, sondern es geht darum, die Grundversorgung der Menschen mit real verfügbaren Ressourcen im erforderlichen Umfang zu gewährleisten und eine gesellschaftliche Struktur vorzuhalten, die den Bedürfnissen nach Information und Bildung gerecht wird.

Ganz konkret bedeutet das anhand des von Dir angeführten Beispiels:

Es wird, eine soziale, vernunftorientierte, zukunftsfähige Politik vorausgesetzt, keinen Linienverkehr zwischen Erde und Mond geben solange nicht die große Anzahl viel näher liegender Erfordernisse zum Wohle der Menschheit und unserer natürlichen Umwelt erfüllt sind:

- Es werden keine für den Bau eines Raumfahrt – Flughafens erforderlichen Landflächen zu erwerben sein, solange diese Flächen nicht für die Versorgung unserer Bevölkerung mit Lebensraum, Erholungsraum, Anbauflächen oder als Lebensraum für unsere natürliche Mitwelt entbehrlich sind.

- Es werden keine für den Bau von Raumschiffen erforderlichen Ressourcen zu erwerben sein, solange diese Ressourcen nicht für die Versorgung unserer Bevölkerung mit lebensnotwendigen Maschinen, Gerätschaften und Gebrauchsgegenständen entbehrlich sind.

- Es werden keine für die Herstellung und den Betrieb von Raumschiffen erforderlichen Energieträger zu erwerben sein, solange diese Energieträger nicht für die Versorgung unserer Bevölkerung entbehrlich sind.

Und das Alles völlig unabhängig davon, über wie viele Billionen von welcher Währung auch immer das Konsortium verfügt um Land und Ressourcen zu kaufen und auch unabhängig davon, wie viele Arbeitsplätze solch eine Unternehmung schaffen würde und wie hoch die Steuereinnahmen daraus sein könnten wenn diese lukrative Geschäft erst einmal im Gange wäre ..... denn kein Geld dieser Welt steht in irgendeinem angemessenen Verhältnis zu dem tatsächlichen Wert den ein Stückchen Land, ein Liter Wasser oder ein gesunder natürlicher Lebensraum für den Menschen darstellt.

Sozialismus 2.0 ?
Nein, zunächst einmal würde es völlig ausreichen die Leitlinien die unser Grundgesetz zu bieten hat, realpolitisch umzusetzen.

Wer dies konsequent in Angriff nehmen möchte, der kommt weder um die Einführung eines Grundeinkommens herum, noch um eine neue Definition des Arbeitsbegriffes, noch um eine neue Bewertung des Kapitals.
Denn das Grundeinkommen ist konsequent angewandtes Grundrecht.
Der Arbeitsbegriff muss von der engen Bindung an Erwerbstätigkeit gelöst werden, weil es viel zu viele wichtige Aufgaben gibt, die unter Anwendung des klassischen Arbeitsbegriffes unerledigt bleiben.
Und dem Kapital müssen deutlichere Grenzen hinsichtlich des Einsatzes von “Vermögen” gesetzt werden – also hinsichtlich dessen, was “man” mit Kapital zu tun vermag.

Eine erstrebenswerte Entwicklung sehe ich vielmehr losgelöst von althergebrachten Begrifflichkeiten -  eher hin zu einer Art globaler, sozial orientierter, auf ein friedliches Miteinander der Völker ausgerichtete Ökodiktatur als einzige sinnvolle Alternative zu einer globalen, auf den ungezügelten Wohlstand einer Geldelite ausgerichteten und mit dem dazu gehörenden Macht – und Gewaltpotential ausgestattete Kapitaldiktatur auf die wir fortschreitend zusteuern.
Das in den 90 er Jahren unter dem Begriff Agenda 21 von knapp 180 Nationen verabschiedete Leitpapier für eine nachhaltige Entwicklung unter dem Motto: “Global denken, lokal handeln” gibt da im Grunde auch schon eine sehr gute Richtung und eine Vielzahl sehr konkreter Handlungsmöglichkeiten vor ..... doch die Ordner verstauben in den hintersten Regalen unserer Amtsstuben, weil damit nicht das schnelle Geld zu verdienen ist und weil es keine verbindlichen Handlungsaufforderungen gibt.

Und das macht die dritte Säule des Grundeinkommens so bedeutsam ...... denn wenn die mentale Säule nicht steht, also ein möglichst weit gestreutes Einverständnis der Menschen darüber, wie sie bei der Verteilung der vorhandenen Ressourcen und bei dem Einsatz menschlicher Potentiale vorgehen wollen, dann sind wir gezwungen auf einer ganz archaischen Ebene unserer Entwicklung zu verharren – und das bedeutet eine fortschreitende Plünderung des Planeten für kurzfristige Profite, eine fortschreitende Vernichtung der Lebensgrundlagen auf dem Planeten und eine fortschreitende Herrschaft der Gewalt, die weder davor zurück schreckt die Menschenrechte zu zermalmen, noch davor, unserer natürlichen Mitwelt den Garaus zu machen.

Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo


From: Jens Kasten
Sent: Wednesday, April 09, 2014 6:44 PM
To: netzwerk GE debatte
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE

Sorry Willi, das sollte natürlich an alle gehen
:-)
  
Gesendet: Mittwoch, 09. April 2014 um 13:29 Uhr
Von: "Jens Kasten" <jens.kasten at gmx.com>
An: "willi uebelherr" <wube at gmx.net>
Betreff: Aw: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung für die Ukraine?
Hallo zusammen,

erste Säule:  Vorhandensein und freie Verfügbarkeit von Land, Wasser, Energie
zweite Säule: Lebenszeit
dritte Säule: Einigkeit, dass Arterhaltung vor Selbsterhaltung geht und dass deswegen zurückgesteckt werden muss
  
Land, Wasser und Energie sind offenbar vorhanden, und in Ansätzen auch verfügbar, allerdings nicht für jeden.
Es müssen alle Faktoren frei verfügbar sein,...
"um überhaupt die Gewährung eines Grundeinkommens in irgendeiner Form in Erwägung ziehen zu können."
  
Bevor es keinen stündlichen Linienverkehr zwischen Erde und Mond gibt, brauchen wir über A,B oder C gar nicht nachdenken.
Natürlich muss der Mond vorhanden sein. Und ausreichend Raumschiffe.

Mit solch einem Statement kann man natürlich nichts Falsches sagen.
Doch ob es damit auch gut und richtig wird, das wage ich zu bezweifeln.

Die Erde gehört allen Menschen. Das ist korrekt. Sie ist geliehen, mehr als dass sie jemandem gehört.
Doch wie das aussehen soll, dass keiner sich davor fürchten muss, ab einer ungewissen Zukunft nurmehr als Nomade leben zu müssen,
und keine innigen Beziehungen zu einem Stückchen Land entwickeln sollte, das ja allen gehört, das wäre interessant.
Nicht alles möchte ich so gemeinschaftlich nutzen wie die Ruheliegen im Schwimmbad.
Irgendwo möchte ich mein Handtuch gern liegenlassen, ohne gegen irgend ein Gemeinwohl zu verstoßen.

Was heißt freie Verfügbarkeit? Hat dazu jemand einen Vorschlag?
So wie ich das lese, werden Land, Wasser und Energie kommunal zugeteilt. Sozialismus 2.0
Aber das kann auch meine Paranoia sein.

Vielleicht hat ja jemand eine beruhigendere Lesart.

Für die anderen Säulen hätte ich natürlich auch noch etwas...
aber wenn wir vorläufig die erste Säule bearbeiten könnten...

Prof. O. Kant
  
Gesendet: Dienstag, 08. April 2014 um 00:20 Uhr
Von: "willi uebelherr" <wube at gmx.net>
An: "netzwerk GE debatte" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Cc: "Udo Rohner" <rohner at regionaldienstleistungen.de>
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung für die Ukraine?

Liebe Freunde,

ich habe von Udo Rohner diese Mail erhalten. Es sieht so aus, dass er
nicht Mitglied dieser Liste ist. Ich kenne ihn auch nicht. Aber sein
Text ist grossartig und deswegen moechte ich, dass auch ihr ihn lesen
koennt.

Ich hoffe, dass "unser Moderator" Matthias Blöcher hierfuer Verstaendnis
entwickelt.

mit lieben gruessen, willi
Quetzaltenango, Guatemala


-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
für die Ukraine?
Datum: Mon, 7 Apr 2014 18:57:29 +0200
Von: Udo Rohner <rohner at regionaldienstleistungen.de>
An: tobego <tobego at web.de>

Einen guten, friedlichen Tag zusammen...

Verzeiht bitte, wenn ich nun hinsichtlich der Versendung meiner
Nachricht irgend einen Fehler mache .... aber ich habe das
Kommunikationsprinzip in dieser Debatte noch nicht so recht verstanden.

Mir persönlich wäre hinsichtlich der Ukraine zunächst einmal daran
gelegen aufzuklären welche Zeitgenossen es waren, die dort den Prügel
geschwungen, die Brandsätze geschleudert und die Schüsse abgefeuert und
andere Zeitgenossen erschlagen, verbrannt und erschossen haben ......
und wer dies alles organisiert und finanziert hat, bevor auf den
diffusen Grundlagen der aktuellen Machtverhältnisse irgend etwas
aufgebaut wird.

Unabhängig von den Vorkommnissen in der Ukraine oder anderen staatlichen
Konstruktionen sind natürlich das Vorhandensein und die freie
Verfügbarkeit von Land und Wasser und Energie die Grundlage, um
überhaupt die Gewährung eines Grundeinkommens in irgendeiner Form in
Erwägung ziehen zu können.
Dies ist sozusagen die erste der tragenden Säulen, ohne die ein
Grundeinkommen undenkbar ist.

Die zweite Säule eines tragfähigen Fundamentes für ein Grundeinkommen
ohne die wir eben so wenig auskommen, ist die Lebenszeit eines Menschen
die er dafür aufbringt die vorhandenen Ressourcen zu gewinnen, sie zur
Verwertung aufzubereiten und sie bedarfsgerecht zu verteilen.
Auch ohne diese tragende Säule ist ein Grundeinkommen undenkbar.

Die dritte Säule des Fundamentes ohne die wir ebenfalls nicht zurecht
kommen, das sind wir, das ist der vereinte Wille der menschlichen
Gemeinschaften und ein Einverständnis darüber, in welcher Weise
hinsichtlich der beiden anderen Säulen verfahren werden soll ..... und
dies ist die wackeligste und gleichzeitig auch bedeutsamste Säule eines
Fundamentes das die Einführung eines Grundeinkommens ermöglichen würde -
denn ohne diese “mentale” Säule werden die beiden anderen Säulen auch
weiterhin unter der Herrschaft jener stehen, die mit hinreichender Macht
und der damit zu dirigierenden Gewalt ausgestattet sind.

Ein wie auch immer gestaltetes Grundeinkommen kann es also nur geben,
wenn die Bedingungen dafür gegeben sind, also wenn die drei
beschriebenen tragenden Säulen eines Grundeinkommens gut aufeinander
abgestimmt im Raum stehen.
Daher lehne ich persönlich den Begriff “bedingungslos” im Zusammenhang
mit einem Grundeinkommen grundsätzlich ab.

Wenn wir uns die drei oben grob skizzierten Säulen vor Augen halten und
uns darauf aufbauend die gesellschaftliche Ebene vorstellen auf der ein
soziales Miteinander und Füreinander im Geleit eines Grundeinkommens
stattfinden darf, dann sind mindestens zwei Aspekte unschwer zu erkennen:
Zum Einen nämlich, dass gewisse substanzielle Bedingungen erfüllt sein
müssen ohne die ein hinreichendes Grundeinkommen undenkbar ist und zum
Anderen, dass das Geld dabei lediglich eine untergeordnete Rolle spielt,
weil es eine Variable ohne eigene Substanz darstellt, deren Wert
beliebig modifiziert werden kann.

Wenn man also von einem Grundeinkommen für ein Individuum als kleinste
Einheit einer Gemeinschaft spricht, dann kann man seriöser Weise nur von
der Zusicherung eines angemessenen Anteils an der Nutzung der
verfügbaren Ressourcen und an der Arbeitsleistung einer Gemeinschaft
sprechen ..... im Prinzip also von der Zusicherung jenes Anteils an real
nutzbarem Lebensraum, real verfügbarer Ressourcen und an real
geleisteter Arbeit welcher groß genug ist, jedem Einzelnen unserer
Gemeinschaft eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen.

Meiner Ansicht nach ist das Grundeinkommen derart zu gestalten, dass es
gänzlich ohne eine direkte Verknüpfung mit den monetären Aspekten
unserer Wirtschaft zurecht kommt – zum Einen weil wir untereinander nur
verteilen können was real verfügbar ist und zum Anderen deshalb, damit
das was unsere Gemeinschaft zum Leben benötigt auch dann verfügbar
bleibt, wenn ein Finanzsystem in sich zusammen fällt.
Oder anders ausgedrückt:
Der Anteil an Ressourcen und Arbeitsleistung, der zur Bereitstellung der
substanziellen Bedürfnisse unserer Gemeinschaft nach Lebensraum,
Energie, Nahrung, Information, medizinischer Versorgung, Bildung und
Sicherheit erforderlich ist, der darf nicht den Unwägbarkeiten und der
Willkür eines Finanzsystems unterworfen sein das mit Werten jongliert,
die real gar nicht vorhanden sind, sondern muss einen substanziellen,
vor Spekulationen geschützten Wert innerhalb unseres
Wirtschaftskreislaufs darstellen.

Grundvoraussetzung für solch einen oder auch irgendeinen anderen Ansatz
wäre jedoch, dass der mentalen Säule des Fundamentes auf dem ein
Grundeinkommen bedarfsgerecht entwickelt werden kann, zunächst einmal
eine mehrheitsfähige Gestalt annimmt.
Eine Gestalt, deren Grundgerüst von der unmissverständlichen Klärung
zweier Punkte abhängt:

1. Wie errichten wir die erste Säule, nämlich die freie Verfügbarkeit
von Lebensraum und Ressourcen?

Die Fragmente dieser Säule befinden sich aktuell unter der Herrschaft
derer, die diese elementaren Bedingungen für menschliches Leben bereits
“besetzt” halten, sie also “besitzen”, sie nach geltendem Recht ihr
“Eigentum” nennen dürfen und damit größtenteils auch die exklusiven
Nutzungsrechte erworben haben.

Wie also bewegen wir die Besitzenden dazu, sich von dem nicht mehr
zeitgemäßen Eigentumsrecht zu verabschieden und sich einer anderen
Betrachtung zuzuwenden indem sie beginnen sich als
verantwortungsbewusster Verwalter von Allgemeingut im Dienste des
Gemeinwohls zu begreifen?
Eine Forderung, die sich im Grunde ja schon sehr treffenden im Artikel
14 unseres Grundgesetzes spiegelt in dem es heißt:
“Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich auch dem Wohle der
Allgemeinheit dienen ” !

2. Wie errichten wir die zweite Säule, die den Einsatz einer
hinreichenden Menge menschlicher Aktivitäten gewährleistet?

Die Fragmente dieser Säule befinden sich aktuell unter der Herrschaft
derer, die den überwiegenden Anteil des vorhandenen menschlichen
Potentials bereits vor ihren Karren gespannt haben und deren
Hauptinteresse darin besteht einen möglichst großen Anteil der
Wertschöpfung aus Arbeit zu ihren Gunsten zu kanalisieren. Der
verbleibende Rest der menschlichen Potentiale steckt derweil in der
Warteschleife des sogenannten “Arbeitsmarktes” und wird unter
unverhältnismäßig hohem und wenig innovativem Aufwand nahezu
zweckentbunden verwaltet.

Wie also können wir mit Hilfe der verantwortlichen Menschen aus
Wirtschaft und Politik und Institutionen und selbstverständlich auch
jedes Erwerbstätigen, den Fluss der menschlichen Potentiale derart
lenken, dass die Wertschöpfung aus Arbeit in einem hinreichenden Maße
dem Wohle der Allgemeinheit zugute kommt ?

Wenn diese beiden Punkte inhaltlich geklärt sind, dann gilt es “nur
noch” den Willen zur Umsetzung in einer möglichst breiten
Bevölkerungsschicht zu erwecken, woraus sich die Frage ergibt:
Wie errichten wir die dritte unsichtbare Säule, also das Einverständnis
der Mitglieder unserer Gemeinschaft darüber, dass wir hinsichtlich der
beiden anderen Säulen in der beschriebenen Weise verfahren?

Auch die Fragmente dieser Säule sind ansatzweise in schwankender
Qualität und Quantität wohl in jedem Menschen vorhanden, liegen jedoch
zu einem großen Teil in den Ketten von Gewohnheit, Unwissenheit und
Angst, von Neid und Gier und Maßlosigkeit und stellen für Viele doch
eher eine bittere Medizin dar, als einen lichtvollen Zaubertrank der die
Menschheit endlich mal wieder einen Schritt voran bringt auf ihrer Reise
durch die Evolution.
Denn schließlich und endlich bedeutet die stärkere Orientierung am
Gemeinwohl unweigerlich für das besitzende und erwerbstätige Individuum
den konkreten und ganz bewussten Verzicht auf einen Teil ihrer
individuellen Macht, ihres persönlichen Wohlstands und ihrer frei
verfügbaren Lebenszeit zugunsten der Allgemeinheit.

Wie also bewegen wir auf mentaler Ebene den Menschen dazu innerlich eine
Kehrtwendung zu vollziehen?
Wie ermuntern wir die Menschen sich abzuwenden vom egozentrisch
orientierten, auf den eigenen Vorteil bedachten, sich zu seiner Mitwelt
in Konkurrenz befindlichen Individuum, hin zu einem altruistisch
orientierten, auf den Vorteil der Gemeinschaft bedachten, sich zu seiner
Mitwelt in Synergie befindlichen Wesen? Einem Wesen, das Seite an Seite
mit seinen Artgenossen unter Berücksichtigung der gleichberechtigten
Bedürfnisse seiner natürlichen Umwelt an der Umgestaltung unserer
Gesellschaftsstruktur mit Hinblick auf eine soziale und zukunftsfähige
gesellschaftliche Lebensweise arbeitet?

Liebe Grüße, Udo










From: tobego
Sent: Friday, March 14, 2014 4:25 PM
To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
für die Ukraine?

Hallo zusammen !

Ich schliesse mich dem hier an:
"Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft sind Allgemeingüter
die kein Mensch erschaffen hat".
Ein BGE ist nett, die Ursachen der zerstörenden Wirtschaft bleiben aber
gleich - wieso nicht gleich ein gesundes Finanzsystem benutzen, das
Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft schützt durch den
Geldwert selber, damit stabile Werte aufweist und Profit mit Geld
endlich obsolet macht. Interessantes Beispiel und hochgradig durchdacht:
www.buch.de/shop/home/mehrvonartikel/319/sathya_proemm/ISBN3-7322-8651-7/ID37437634.html?fftrk=1%3Anull%3A10%3A10%3A1&jumpId=1719364

liebe Grüße
Felix




Am 27.01.14 11:23, schrieb Pius Lischer:

Am 1/27/2014 10:52, schrieb Joerg Drescher:

Hallo zusammen

Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft sind Allgemeingüter
die kein Mensch erschaffen hat.

Land und nicht erneuerbare Energie sind Privateigentum.
Das ist politisch legalisierter Diedstahl.

Warum finanzieren wir das BGE nicht global mit Lenkungsabgaben für
Landnutzung und Verbrauch von nicht erneuerbaren Energien?

mit den besten Wünschen Pius

---------------------------------------------------------------------------------------------


Hallo zusammen,

wie manche wissen, lebe ich in Kiew, wo es erst Demonstrationen
aufgrund eines geplatzten EU-Assoziierungsabkommens gab, die sich Anfang
Dezember gegen die Regierung richtete und zwischenzeitlich landesweit
teils in eine blutige Revolution gewandelt haben. Der Ausgang dieser
Revolution ist noch offen und eine Frage der Zeit.

Zum Jahreswechsel 2013/2014 schrieb ich hierzu einen Artikel für
BINews, ob und wie ein Grundeinkommen für die weitere Zukunft der
Ukraine interessant sein könnte:

http://binews.org/2013/12/opinion-basic-income-and-the-ukrainian-revolution/


Bereits im Januar 2011 schrieb ich als Antwort auf einen Artikel
zur Ukraine, daß die Ukrainer selbst die Verantwortung für ihr Land
übernehmen sollten, wofür sie aber auch die entsprechenden Mittel
benötigen:
http://ukraine-nachrichten.de/sind-revolution_3042_meinungen-analysen

Meine Frage ist nun, was die Listenmitglieder meinen, ob eine
solche Revolution wie sie in der Ukraine stattfindet, auch ein
Grundeinkommen zum Ziel haben sollte, bzw. ob die Idee des
Grundeinkommens andernorts eine vergleichbare Revolution auslösen könnte.

Viele Grüße soweit aus Kiew,

Jörg (Drescher)
Projekt Jovialismus

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