[Debatte-Grundeinkommen] galoppierende Inflation

Manfred Bartl sozial at gmail.com
So Aug 24 00:00:31 CEST 2014


Hallo, Bert!

Es war wohl richtig, global auf Deine Ausführungen zur Inflation
einzugehen, die ich irgendwann nicht mehr lesen wollte, weil es eben
noch lange keine Inflation (also Geldentwertung) gibt, bloß weil sich
die Preisspirale dreht. Steigende Preise sind keine Inflation, solange
die Kaufkraft gleich schnell steigt!

Beim zweiten Überfliegen finde ich auf einmal, dass Du mit Deinen
Forderungen teilweise schon weiter bist als bei Deinen Prämissen ;-)

Punkt 1 ist absolut richtig! Dasselbe Argument hatte ich gebracht ;-)
Wenn man heute den Vorschlag macht, "das BGE soll 1000/1500 Euro
betragen", dann meint man damit AUSCHLIESSLICH die HEUTIGE Kaufkraft
von 1000/1500 Euro - nicht etwa 1000/1500 Euro im Wirtschaftssystem
"Bedingungsloses Grundeinkommen"! Die lässt sich m.E. beim besten
Willen nicht berechnen. Darum sind für mich alle "durchgerechneten
BGE-Modelle" in dieser Hinsicht wertlos, weil sie etwas vorgaukeln,
nämlich die Berechenbarkeit, die Kontrollierbarkeit im Sinne eines
Zauberlehrlings, der die Geister wieder loswerden könnte, die er
gerufen hatte. Die meisten dieser Modelle können durchaus etwas
aufzeigen, aber genau DAS ist ihr Wert, nicht das Durchrechnen
insgesamt!

Punkt 2 ist insofern richtig, als es in der Tat keinen Sinn macht,
sich über die "Gegenfinanzierung" des bedingungslosen Grundeinkommen
irgendeinen Kopf zu machen. Das BGE ist ein bloßes Verteilungsmodell
für den essenziellen Teil des Nationaleinkommens - nämlich dem für die
Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums aller in
Deutschland am Wirtschaften beteiligten Menschen dienenden, etwa die
Hälfte des Nationaleinkommens umfassenden Anteil - und zwar ein
gerechtes Modell! Der Vorteil des BGE ist ja nicht in erster Linie der
eines effizienteren Wirtschaftssystems (auch wenn es das tatsächlich
ist), sondern der eines GERECHTEREN Wirtschaftssystems! Wenn man sich
also vergegenwärtigt, dass der zur Finanzierung des BGE benötigte
monetäre Einsatz per "Maschinensteuer" aus der Wertschöpfung der
Unternehmen generiert wird und praktisch unmittelbar in die Wirtschaft
zurückfließt, dann erkennt man sehr schnell, dass man sich darüber
keinen Kopf machen muss ;-)

Nur die Begründung über eine Inflation ist halt - meiner Meinung nach
- grundlos bzw. falsch.

Übrigens: Ich habe Karl-Heinz Brodbeck nach seiner Vorstellung des BGE
befragt und sein Tenor war sehr interessant: BGE überhaupt nicht als
Geld auszuzahlen oder auch nur als geldwerte Ware auszugeben, sondern
die Produkte des täglichen Lebens marktfern zu produzieren und geldlos
abzugeben ;-)

Mit solidarischen Grüßen

Manfred



On 8/20/14, unversoehnt <unversoehnt at gmx.de> wrote:
> Vom Grundprinzip her dürfte das Gespenst einer galoppierenden Inflation
> aber vermutlich durchaus plausibel sein. Als Konsequenz ergibt sich
> daraus für Verfechter eines bedingungslosen Grundeinkommens m. E.:
>
> 1. Es macht keinen Sinn, die Höhe eines bedingungslosen Grundeinkommens
> monetär zu bestimmen. Sinnvoller ist eine Bestimmung über repräsentative
> Warenkörbe, deren Preise gesetzlich am besten mit der
> Aktualisierungsgeschwindigkeit der Frankfurter Börse automatisch die
> monetäre Ausschüttungshöhe des bedingungslosen Grundeinkommens
> bestimmen. Das wäre eine Geste des Souveräns an die Finanzmärkte nach
> dem Motto: Wir meinen das schon ernst und lassen uns da nicht von euch
> verarschen.
>
> 2. Wenn die Inflation mit der Einführung eines bedingungslosen
> Grundeinkommens tatsächlich ohnehin befürchtet werden muss, macht es
> eigentlich gar keinen Sinn, sich über eine Gegenfinanzierung des
> bedingungslosen Grundeinkommens einen großen Kopf zu machen. Warum dann
> nicht gleich dazu übergehen, das bedingungslose Grundeinkommen über eine
> Geldmengenerhöhung durch die EZB zu finanzieren? Klar, weil sich das in
> Deutschland nicht verkaufen lässt und die EZB formell eigenständig
> agiert. Aber solange die Debatten ohnehin theoretisch bleiben, scheint
> mir das zumindest eine berechtigte Frage zu sein. Soll heißen: Es würde
> mich interessieren, ob irgendjemand dazu etwas Profundes sagen kann.

-- 
Manfred Bartl
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