[Debatte-Grundeinkommen] Bewusstseinsfrage

V.Nedden v.nedden at freenet.de
Fr Aug 22 21:01:53 CEST 2014


Lieber Ernst Ullrich,

 

seit der Veröffentlichung meines Konzeptes stand ich mit Dr. Hardorp in
brieflichem Kontakt, dem ich selbstverständlich nach Frau Dr. Merkel als
erstem das Konzept zu lesen gegeben hatte, um mit ihm die wissenschaftliche
Auseinandersetzung zu suchen. Persönlich habe ich ihn, der nach seiner
Angabe die Idee der Konsumsteuer von Rudolph Steiner übernommen hat, in
München im September 2012 kennen lernen dürfen und ihn danach auch in
Mannheim besucht, um mit ihm die Exportproblematik im Konsumsteuersystem zu
erörtern. Darin weicht das gemeinschaftliche Konsumsteuersystem von der
Konzeption Dr. Hardorps ab, der das um die Erwerbsbelastung reduzierte
Nettoprodukt ohne Erhebung von Konsumsteuer in das Ausland gelangen lassen
will. Das gemeinschaftliche Konsumsteuersystem beläßt hingegen die
Sozialkonsumsteuer wie bisher die Einkommensteuer und
Sozialversicherungsabgaben im Inland, da sonst innerhalb eines Jahres der
Staatsbankrott sicher ist. Leider habe ich mit ihm keine Einigung erzielen
können. Er war der Ansicht, daß durch das bisherige Bestimmungslandprinzip
bei der Umsatzsteuer, was er auch auf die Konsumsteuer anwenden wollte, eine
größere Verteilungswirkung gerade in Bezug auf ärmere „Drittwelt“-Staaten
stattfinden würde. Ein wohlgemeinter anthroposophischer Ansatz, der
allerdings aus meiner Sicht wegen der im Vergleich zu heute noch
weitergehenden Ausbeute von Niedriglohnländern nicht haltbar ist. 

Damals war bereits abzusehen, daß er bald sterben werde und ich bin froh,
ihm noch persönlich versprechen zu können, die Idee der Konsumbesteuerung
als fachliche Nachfolgerin weiter zu verfolgen. 

 

Alleinerziehende sind wegen der Erwerbsschwelle besonders auf ein
bedingungsloses Grundeinkommen angewiesen. Mir selbst hat es in dieser
Situation immens geholfen, ein Jahr lang vom Europäischen Sozialfonds ein
(allerdings bedingtes) Grundeinkommen zu erhalten, mit dem ich meine
Selbständigkeit aufbauen konnte. Den monatlichen Betrag von damals 2.000,-
DM habe ich durch Einkommensteuer und Umsatzsteuer übrigens mittlerweile um
ein Vielfaches „zurückgezahlt“! 

 

Ein schönes Wochenende wünscht

Verena Nedden

 

Von: Ernst Ullrich Schultz [mailto:eusidee at web.de] 
Gesendet: Donnerstag, 21. August 2014 15:26
An: 'V.Nedden'; debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Betreff: AW: [Debatte-Grundeinkommen] Bewusstseinsfrage

 

Liebe Verena, liebe MitstreiterInnen,

 

vielen Dank für den Beitrag, liebe Verena. Aus meiner Sicht kann ich nichts
hinzufügen. Wenn es um Steuerpolitik geht, bin ich nichts so bewandert,
freue mich aber, wenn Fachfrauen und Männer es schaffen, über den riesigen
Tellerrand der umfangreichsten Gesetzgebung der Welt – das deutsche
Steuerrecht - zu schauen und sich einen gesunden Menschenverstand zu
bewahren.

Einer davon war, leider neulich verstorben, Benediktus Hardorp –
Unternehmensberater und Steuerexperte. Diesen Menschen habe ich sehr
verehrt, da er schon sehr früh Konsumsteuer und Grundeinkommen durchdacht
und darüber referiert hat. Es lohnt sich, ihn zu lesen.

 

Übrigens, von einem „bedingten“ Grundeinkommen halte ich nichts. Wo grenzen
wir das  ab?  Alleinerziehende  haben es zum Beispiel oft schwer, aus
eigener Kraft genügend Einkommen zu erwerben.

 

Herzlichst,

Ernst Ullrich Schultz 

 

 

eus Ernst Ullrich Schultz  Matthiesgarten 16  22395 Hamburg  040 604 97 30

 

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