[Debatte-Grundeinkommen] Bewusstseinsfrage

willi uebelherr wube at gmx.net
Do Aug 21 18:23:35 CEST 2014


Liebe Verena,

ich hoffe, dass mein Beitreten in eure Diskussion nicht als unangenehm 
empfunden wird. Auch ich danke dir sehr fuer deine Antwort.

Aber ich will auch etwas aufgreifen.
"Ich sehe auch bereits viele Initiativen, die auf privater Ebene eine 
Art (Grund-)einkommen eingeführt haben, sei es auf 
„Nachbarschaftshilfe“-Basis, sei es durch bGE-Kreise in kleinem Rahmen, 
aber auch über in weiten Kreisen der Gesellschaft verbreitete 
„Schwarzarbeit“. In allen diesen Fällen wird jedoch – steuerlich gesehen 
– ebenfalls die Gemeinschaft geschädigt, denn es werden keine Steuern 
abgeführt, die der Gemeinschaft aller Bundesbürger wieder zugutekämen 
und ein Grundeinkommen erhöhen könnten..."

Der Zweck der Oekonmie ist die Herstellung unserer materiellen 
Lebensgrundlagen. Solange das Staats-Konstrukt, real existiert es nicht, 
nicht in diesem Sinne aktiv ist, ist es gut und notwendig, alle Steuern 
und Abgaben zu umgehen. Und das geht am einfachsten ueber die 
unmittelbare Kooperation der Menschen in ihren lokalen Lebensraeumen.

mit lieben gruessen, willi
Popayan, Colombia



Am 20/08/2014 um 13:58 schrieb V.Nedden:
> Lieber Ernst Ulrich,
>
> vielen Dank für deine Antwort.
>
> Auch ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Bewußtseinsfrage in
> Sachen bedingungsloses Grundeinkommen. Bereits der Film „Grundeinkommen –
> ein Kulturimpuls“ von Häni und Schmidt benennt ein Umdenken als
> Voraussetzung für die Idee des bGE, aber auch der Konsumbesteuerung ist.
>
> Bei der Linken, vorwiegend auch hier im Forum, bemerke ich verstärkt
> pauschalen Neid, gerade in Bezug auf Kapitaleinkünfte. Hierzu gehören nicht
> nur die sog. Bonzen, die es noch zu meiner Studienzeit in linken Kreisen zu
> beschimpfen galt (ich habe damals reichlich mitgeschimpft, aber auch von
> wirtschaftlichen Dingen noch keine Ahnung gehabt!), sondern auch die Oma mit
> dem Sparbuch oder der kleinen Geldanlage, mit der sie sich die Rente
> aufbessert, oder ganz normale Leute, die aus Haftungsgründen eine GmbH als
> Unternehmensform wählen, statt ein Einzelunternehmen zu führen, um hiermit
> ihre Familie zu ernähren. All diese Personen haben Einkünfte aus
> Kapitalvermögen, die in gleicher Höhe wie andere Einkünfte derzeit allgemein
> besteuert werden. Die Linke wird mir zustimmen können, daß sie diesen
> Personen nicht ans ohnehin schon schmale Portemonnaie will.
>
> Es sind also grundlegende wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen zu
> stellen, z.B.:
>
> Wollen wir wirklich unsere innere Leere mit immer stärkerem Konsum, welches
> auch bereits heute unser aller Einkommen finanziert, stopfen?
>
> Was passiert, wenn uns die neugewonnenen EU-Länder und „Drittweltländer“,
> die unseren Konsum und unsere Gier heute erst ermöglichen, ausgehen?
>
> Wie können wir der (Hab-)Gier des immer größeren Wirtschaftswachstums, der
> nun auch den fernen Osten allmählich durchzieht, bremsen?
>
> Wie gehen wir mit unseren eigenen Ansprüchen und finanziellen
> Verpflichtungen, aber auch mit unseren neidvollen Empfindungen und
> Verlockungen um?
>
> Gibt es Alternativen, die eine Allgemeingültigkeit haben?
>
> Fest steht für mich, daß der Kapitalismus früher oder später mangels
> weiterer Ausbeutemöglichkeiten zum Scheitern verurteilt ist.
>
> Nach meinen aktuellen Überlegungen und Lektüren bietet der Pail-Kanon des
> Buddhismus auch auf die Probleme der „westlichen Welt“ allgemeingültige
> Antworten, den ich der interessierten Leserschaft ans Herz legen und sie
> auffordern möchte, diesen anhand des eigenen Intellekts und eigener
> Erfahrungen zu überprüfen (z.T. auch entgeltfrei oder gegen Spende zu
> beziehen über den Verlag Beyerlein und Steinschulte, Mail:
> verlag.beyerlein at buddhareden.de).
>
> Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist mit einem geeigneten Konzept, welches
> sich nicht wieder an der Erwerbsbesteuerung orientiert, geeignet, eine Menge
> Leid von uns zu nehmen, z.B. indem die Erwerbsschwelle wegfällt,
> Geschiedenen eine Menge finanzieller Last genommen wird, Alleinerziehende
> ohne Druck die Möglichkeit erhalten, langsam in das Berufsleben
> einzusteigen, die Jugend eine Perspektive erhält u.v.m.
>
> Mittlerweile bin ich überzeugt, daß die Ego-Debatte intensiviert werden
> sollte, um ein Umdenken in der Gesellschaft und damit auch ein
> bedingungsloses Grundeinkommen zu forcieren.
>
> Ich sehe auch bereits viele Initiativen, die auf privater Ebene eine Art
> (Grund-)einkommen eingeführt haben, sei es auf „Nachbarschaftshilfe“-Basis,
> sei es durch bGE-Kreise in kleinem Rahmen, aber auch über in weiten Kreisen
> der Gesellschaft verbreitete „Schwarzarbeit“. In allen diesen Fällen wird
> jedoch – steuerlich gesehen – ebenfalls die Gemeinschaft geschädigt, denn es
> werden keine Steuern abgeführt, die der Gemeinschaft aller Bundesbürger
> wieder zugutekämen und ein Grundeinkommen erhöhen könnten. Statt dessen
> steht vielfach nicht nur das eigene Überleben sondern auch der individuelle
> Vorteil im Vordergrund.
>
> Ein/e jede/r mag sich daher auch selbst unter verschiedenen Blickwinkeln die
> Frage stellen, ob er/sie bereit ist, das eigene Ego im Sinne der
> Gemeinschaft zurückzustellen und zu minimieren.
>
> Herzliche Grüße
>
> Verena Nedden
>
> ______________________________________
>
> Stell dir vor, es ist Einkommen, und alle haben es!
>
> www.konsumsteuersystem.de <http://www.konsumsteuersystem.de/>
>



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