[Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung für die Ukraine?
willi uebelherr
wube at gmx.net
Di Apr 8 00:20:03 CEST 2014
Liebe Freunde,
ich habe von Udo Rohner diese Mail erhalten. Es sieht so aus, dass er
nicht Mitglied dieser Liste ist. Ich kenne ihn auch nicht. Aber sein
Text ist grossartig und deswegen moechte ich, dass auch ihr ihn lesen
koennt.
Ich hoffe, dass "unser Moderator" Matthias Blöcher hierfuer Verstaendnis
entwickelt.
mit lieben gruessen, willi
Quetzaltenango, Guatemala
-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
für die Ukraine?
Datum: Mon, 7 Apr 2014 18:57:29 +0200
Von: Udo Rohner <rohner at regionaldienstleistungen.de>
An: tobego <tobego at web.de>
Einen guten, friedlichen Tag zusammen...
Verzeiht bitte, wenn ich nun hinsichtlich der Versendung meiner
Nachricht irgend einen Fehler mache .... aber ich habe das
Kommunikationsprinzip in dieser Debatte noch nicht so recht verstanden.
Mir persönlich wäre hinsichtlich der Ukraine zunächst einmal daran
gelegen aufzuklären welche Zeitgenossen es waren, die dort den Prügel
geschwungen, die Brandsätze geschleudert und die Schüsse abgefeuert und
andere Zeitgenossen erschlagen, verbrannt und erschossen haben ......
und wer dies alles organisiert und finanziert hat, bevor auf den
diffusen Grundlagen der aktuellen Machtverhältnisse irgend etwas
aufgebaut wird.
Unabhängig von den Vorkommnissen in der Ukraine oder anderen staatlichen
Konstruktionen sind natürlich das Vorhandensein und die freie
Verfügbarkeit von Land und Wasser und Energie die Grundlage, um
überhaupt die Gewährung eines Grundeinkommens in irgendeiner Form in
Erwägung ziehen zu können.
Dies ist sozusagen die erste der tragenden Säulen, ohne die ein
Grundeinkommen undenkbar ist.
Die zweite Säule eines tragfähigen Fundamentes für ein Grundeinkommen
ohne die wir eben so wenig auskommen, ist die Lebenszeit eines Menschen
die er dafür aufbringt die vorhandenen Ressourcen zu gewinnen, sie zur
Verwertung aufzubereiten und sie bedarfsgerecht zu verteilen.
Auch ohne diese tragende Säule ist ein Grundeinkommen undenkbar.
Die dritte Säule des Fundamentes ohne die wir ebenfalls nicht zurecht
kommen, das sind wir, das ist der vereinte Wille der menschlichen
Gemeinschaften und ein Einverständnis darüber, in welcher Weise
hinsichtlich der beiden anderen Säulen verfahren werden soll ..... und
dies ist die wackeligste und gleichzeitig auch bedeutsamste Säule eines
Fundamentes das die Einführung eines Grundeinkommens ermöglichen würde -
denn ohne diese “mentale” Säule werden die beiden anderen Säulen auch
weiterhin unter der Herrschaft jener stehen, die mit hinreichender Macht
und der damit zu dirigierenden Gewalt ausgestattet sind.
Ein wie auch immer gestaltetes Grundeinkommen kann es also nur geben,
wenn die Bedingungen dafür gegeben sind, also wenn die drei
beschriebenen tragenden Säulen eines Grundeinkommens gut aufeinander
abgestimmt im Raum stehen.
Daher lehne ich persönlich den Begriff “bedingungslos” im Zusammenhang
mit einem Grundeinkommen grundsätzlich ab.
Wenn wir uns die drei oben grob skizzierten Säulen vor Augen halten und
uns darauf aufbauend die gesellschaftliche Ebene vorstellen auf der ein
soziales Miteinander und Füreinander im Geleit eines Grundeinkommens
stattfinden darf, dann sind mindestens zwei Aspekte unschwer zu erkennen:
Zum Einen nämlich, dass gewisse substanzielle Bedingungen erfüllt sein
müssen ohne die ein hinreichendes Grundeinkommen undenkbar ist und zum
Anderen, dass das Geld dabei lediglich eine untergeordnete Rolle spielt,
weil es eine Variable ohne eigene Substanz darstellt, deren Wert
beliebig modifiziert werden kann.
Wenn man also von einem Grundeinkommen für ein Individuum als kleinste
Einheit einer Gemeinschaft spricht, dann kann man seriöser Weise nur von
der Zusicherung eines angemessenen Anteils an der Nutzung der
verfügbaren Ressourcen und an der Arbeitsleistung einer Gemeinschaft
sprechen ..... im Prinzip also von der Zusicherung jenes Anteils an real
nutzbarem Lebensraum, real verfügbarer Ressourcen und an real
geleisteter Arbeit welcher groß genug ist, jedem Einzelnen unserer
Gemeinschaft eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen.
Meiner Ansicht nach ist das Grundeinkommen derart zu gestalten, dass es
gänzlich ohne eine direkte Verknüpfung mit den monetären Aspekten
unserer Wirtschaft zurecht kommt – zum Einen weil wir untereinander nur
verteilen können was real verfügbar ist und zum Anderen deshalb, damit
das was unsere Gemeinschaft zum Leben benötigt auch dann verfügbar
bleibt, wenn ein Finanzsystem in sich zusammen fällt.
Oder anders ausgedrückt:
Der Anteil an Ressourcen und Arbeitsleistung, der zur Bereitstellung der
substanziellen Bedürfnisse unserer Gemeinschaft nach Lebensraum,
Energie, Nahrung, Information, medizinischer Versorgung, Bildung und
Sicherheit erforderlich ist, der darf nicht den Unwägbarkeiten und der
Willkür eines Finanzsystems unterworfen sein das mit Werten jongliert,
die real gar nicht vorhanden sind, sondern muss einen substanziellen,
vor Spekulationen geschützten Wert innerhalb unseres
Wirtschaftskreislaufs darstellen.
Grundvoraussetzung für solch einen oder auch irgendeinen anderen Ansatz
wäre jedoch, dass der mentalen Säule des Fundamentes auf dem ein
Grundeinkommen bedarfsgerecht entwickelt werden kann, zunächst einmal
eine mehrheitsfähige Gestalt annimmt.
Eine Gestalt, deren Grundgerüst von der unmissverständlichen Klärung
zweier Punkte abhängt:
1. Wie errichten wir die erste Säule, nämlich die freie Verfügbarkeit
von Lebensraum und Ressourcen?
Die Fragmente dieser Säule befinden sich aktuell unter der Herrschaft
derer, die diese elementaren Bedingungen für menschliches Leben bereits
“besetzt” halten, sie also “besitzen”, sie nach geltendem Recht ihr
“Eigentum” nennen dürfen und damit größtenteils auch die exklusiven
Nutzungsrechte erworben haben.
Wie also bewegen wir die Besitzenden dazu, sich von dem nicht mehr
zeitgemäßen Eigentumsrecht zu verabschieden und sich einer anderen
Betrachtung zuzuwenden indem sie beginnen sich als
verantwortungsbewusster Verwalter von Allgemeingut im Dienste des
Gemeinwohls zu begreifen?
Eine Forderung, die sich im Grunde ja schon sehr treffenden im Artikel
14 unseres Grundgesetzes spiegelt in dem es heißt:
“Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich auch dem Wohle der
Allgemeinheit dienen ” !
2. Wie errichten wir die zweite Säule, die den Einsatz einer
hinreichenden Menge menschlicher Aktivitäten gewährleistet?
Die Fragmente dieser Säule befinden sich aktuell unter der Herrschaft
derer, die den überwiegenden Anteil des vorhandenen menschlichen
Potentials bereits vor ihren Karren gespannt haben und deren
Hauptinteresse darin besteht einen möglichst großen Anteil der
Wertschöpfung aus Arbeit zu ihren Gunsten zu kanalisieren. Der
verbleibende Rest der menschlichen Potentiale steckt derweil in der
Warteschleife des sogenannten “Arbeitsmarktes” und wird unter
unverhältnismäßig hohem und wenig innovativem Aufwand nahezu
zweckentbunden verwaltet.
Wie also können wir mit Hilfe der verantwortlichen Menschen aus
Wirtschaft und Politik und Institutionen und selbstverständlich auch
jedes Erwerbstätigen, den Fluss der menschlichen Potentiale derart
lenken, dass die Wertschöpfung aus Arbeit in einem hinreichenden Maße
dem Wohle der Allgemeinheit zugute kommt ?
Wenn diese beiden Punkte inhaltlich geklärt sind, dann gilt es “nur
noch” den Willen zur Umsetzung in einer möglichst breiten
Bevölkerungsschicht zu erwecken, woraus sich die Frage ergibt:
Wie errichten wir die dritte unsichtbare Säule, also das Einverständnis
der Mitglieder unserer Gemeinschaft darüber, dass wir hinsichtlich der
beiden anderen Säulen in der beschriebenen Weise verfahren?
Auch die Fragmente dieser Säule sind ansatzweise in schwankender
Qualität und Quantität wohl in jedem Menschen vorhanden, liegen jedoch
zu einem großen Teil in den Ketten von Gewohnheit, Unwissenheit und
Angst, von Neid und Gier und Maßlosigkeit und stellen für Viele doch
eher eine bittere Medizin dar, als einen lichtvollen Zaubertrank der die
Menschheit endlich mal wieder einen Schritt voran bringt auf ihrer Reise
durch die Evolution.
Denn schließlich und endlich bedeutet die stärkere Orientierung am
Gemeinwohl unweigerlich für das besitzende und erwerbstätige Individuum
den konkreten und ganz bewussten Verzicht auf einen Teil ihrer
individuellen Macht, ihres persönlichen Wohlstands und ihrer frei
verfügbaren Lebenszeit zugunsten der Allgemeinheit.
Wie also bewegen wir auf mentaler Ebene den Menschen dazu innerlich eine
Kehrtwendung zu vollziehen?
Wie ermuntern wir die Menschen sich abzuwenden vom egozentrisch
orientierten, auf den eigenen Vorteil bedachten, sich zu seiner Mitwelt
in Konkurrenz befindlichen Individuum, hin zu einem altruistisch
orientierten, auf den Vorteil der Gemeinschaft bedachten, sich zu seiner
Mitwelt in Synergie befindlichen Wesen? Einem Wesen, das Seite an Seite
mit seinen Artgenossen unter Berücksichtigung der gleichberechtigten
Bedürfnisse seiner natürlichen Umwelt an der Umgestaltung unserer
Gesellschaftsstruktur mit Hinblick auf eine soziale und zukunftsfähige
gesellschaftliche Lebensweise arbeitet?
Liebe Grüße, Udo
From: tobego
Sent: Friday, March 14, 2014 4:25 PM
To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
für die Ukraine?
Hallo zusammen !
Ich schliesse mich dem hier an:
"Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft sind Allgemeingüter
die kein Mensch erschaffen hat".
Ein BGE ist nett, die Ursachen der zerstörenden Wirtschaft bleiben aber
gleich - wieso nicht gleich ein gesundes Finanzsystem benutzen, das
Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft schützt durch den
Geldwert selber, damit stabile Werte aufweist und Profit mit Geld
endlich obsolet macht. Interessantes Beispiel und hochgradig durchdacht:
www.buch.de/shop/home/mehrvonartikel/319/sathya_proemm/ISBN3-7322-8651-7/ID37437634.html?fftrk=1%3Anull%3A10%3A10%3A1&jumpId=1719364
liebe Grüße
Felix
Am 27.01.14 11:23, schrieb Pius Lischer:
Am 1/27/2014 10:52, schrieb Joerg Drescher:
Hallo zusammen
Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft sind Allgemeingüter
die kein Mensch erschaffen hat.
Land und nicht erneuerbare Energie sind Privateigentum.
Das ist politisch legalisierter Diedstahl.
Warum finanzieren wir das BGE nicht global mit Lenkungsabgaben für
Landnutzung und Verbrauch von nicht erneuerbaren Energien?
mit den besten Wünschen Pius
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Hallo zusammen,
wie manche wissen, lebe ich in Kiew, wo es erst Demonstrationen
aufgrund eines geplatzten EU-Assoziierungsabkommens gab, die sich Anfang
Dezember gegen die Regierung richtete und zwischenzeitlich landesweit
teils in eine blutige Revolution gewandelt haben. Der Ausgang dieser
Revolution ist noch offen und eine Frage der Zeit.
Zum Jahreswechsel 2013/2014 schrieb ich hierzu einen Artikel für
BINews, ob und wie ein Grundeinkommen für die weitere Zukunft der
Ukraine interessant sein könnte:
http://binews.org/2013/12/opinion-basic-income-and-the-ukrainian-revolution/
Bereits im Januar 2011 schrieb ich als Antwort auf einen Artikel
zur Ukraine, daß die Ukrainer selbst die Verantwortung für ihr Land
übernehmen sollten, wofür sie aber auch die entsprechenden Mittel
benötigen:
http://ukraine-nachrichten.de/sind-revolution_3042_meinungen-analysen
Meine Frage ist nun, was die Listenmitglieder meinen, ob eine
solche Revolution wie sie in der Ukraine stattfindet, auch ein
Grundeinkommen zum Ziel haben sollte, bzw. ob die Idee des
Grundeinkommens andernorts eine vergleichbare Revolution auslösen könnte.
Viele Grüße soweit aus Kiew,
Jörg (Drescher)
Projekt Jovialismus
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