[Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen - die Pforte zum Paradies

willi übelherr wube at gmx.net
Mo Feb 11 18:46:37 CET 2013


liebe hannelore,

sei willkommen auf dieser liste. aber deinen text kenne ich schon aus dem 
N-GE. von daher ist es fuer mich nicht dein erster beitrag.

solche auseinandersetzungen muessen wir fuehren, ob wir wollen oder nicht. 
jede dieser auseinandersetzungen kann zur klaerung beitragen. letztlich geht 
es um die frage, sind die menschen wichtig oder die institutionen. und in 
deinem wirkungskreis im umfeld der CSU wirst du bestimmt staendig damit 
konfrontiert.

du schreibst: "... denn `traditionell` hat unser System darunter nur die 
Erwerbsarbeit gesehen". aber nicht fuer alle. und der wert der taetigkeiten 
der taetigen war immer weit unter denjenigen, die nicht tatig sind. es geht 
um Sklaverei in indirekter form.

soziale gemeinschaften ruhen immer auf der kollektiven taetigkeit aller. und 
das schon seit den 200 tausend jahren der existenz unserer art. sich 
veraendernd, weil sich die akteure veraenderten. und auch die aeusseren 
bedingungen. ruhend auf lokaler selbstorganisation.

mit der herausbildung der elitaeren strukturen wird nun das dogma 
postuliert, dass vertikale hierarchien notwendig sind, um das 
gemeinschaftswesen zu erhalten. und sie werden zwangsgesetzt. die ziele 
waren aber nicht in den lokalen lebensbeduerfnissen verankert, sondern sind 
nach aussen gerichtet.

wenn wir uns die situation heute ansehen, dann koennen wir grob den 
notwendigen anteil des aufwands, den wir treiben muessen, auf 10-5% 
ansetzen. alles andere ist ueberfluessig. das setzt allerdings voraus, dass 
es uns um die menschen geht und nicht um institutionen und macht.

fuer alles, wo heute pseudonotwendigkeiten formuliert werden, stecken 
dogmatische konstruktionen dahinter, die fuer uns eigentlich nicht notwendig 
sind. das erste also, was wir tun sollten, um allen menschen eine unbedingte 
soziale existenzsicherheit zu gewaehrleisten, ist all den unrat 
wegzuraeumen, mit dem wir konfrontiert werden. jeder mensch ist fuer uns 
gleichwichtig, weil gleichwertig. und weil wir wissen, dass jeder mensch 
weit mehr beitragen kann, als er selbst gebraucht, sind unsere sozialen 
gemeinschaften immer hochgradig stabil.

allerdings setzt dies voraus, dass es keine gruppen von menschen und 
institutionen gibt, die nur ihrem eigenzweck verpflichtet sind. auf dieser 
einfachen grundlage ist es kraft unserer wissensentwicklung leicht, das 
"gute leben" fuer alle, das "Buen Vivir", herzustellen. das bedeutet 
allerdings auch, die private aneignung gesellschaftlicher gueter, wie land, 
wissen, frequenzen u.a., aufzuloesen und wieder als gemeine gueter zu 
behandeln. im interesse der allgemeinheit.

und die allgemeinheit? das sind nicht nur wir als einzelne art des 
tierreichs, sondern alle. und es sind nicht nur die tierarten, sondern die 
gesamte natur. und dies, weil sie die grundlage unserer lebensexistenz ist. 
wir geben nur unsere zeit als beitrag. und die dritte saeule sind unsere 
relationen, die kooperation.

das BGE thematisiert diese philosopy, diese universalitaet. in seiner 
konkreten form ist es an das geldsystem gebunden. durchbricht die triviale 
struktur von geldakteuren. in seiner philosophy kontaktiert es zu unserer 
geschichte und den wenigen gemeinschaften auf dem planeten, die ihre stabile 
lebensweise erhalten konnten.

der zerfall der geldsysteme und die gigantischen zerstoerungsaktionen 
weltweit mit krieg, vertreibung, landraub durch grossfarmen, stauseen und 
all den gigantomanischen und wahnsinnigen projekten sind die 
ausdrucksformen, wenn ein falsches und krankes system seine dominanz 
entfaltet. es ist wie der krebs, der seinen eigenen wirt zerstoert.

es kommt beim BGE immer auf die zielsetzung an. auch das konzept 80/20 
tittytainment wird auf einem GE aufsetzen. auch die sozialsysteme ruhen auf 
dem GE. aber die intentionen sind ganz andere, weil die zielsetzung eine 
andere ist.

und ohne ziele, ohne visionen, verirren wir uns. wissen wir nicht, in welche 
richtung wir zu gehen haben, um uns unseren zielen anzunaehern.

mit lieben gruessen, willi (uebelherr)
merida/venezuela



Am 11.02.2013 09:37, schrieb Heidemarie Heubach:
> Liebe BGE-MitstreiterInnen,
>
> als meinen ersten Beitrag in diesem Forum (warum, weiß ich auch nicht so
> genau, da ich mich seit vielen Jahren schon für die Idee begeistere - sorry
> !) möchte ich dafür werben, daß wir uns nicht auf eine zynisch-polemische
> Ebene runterziehen lassen, ich denke, daß haben wir weder nötig, noch nutzt
> es jemand - schaden kann es aber in der Außenwirkung........
> Wie der Künstler Johannes Stüttgen immer wieder betont, *müssen wir den
> Begriff der "Arbeit" neu definieren*, denn `traditionell` hat unser System
> darunter nur die Erwerbsarbeit gesehen.
> Es gibt und gab aber immer schon etliche unbezahlte Arbeitsleistungen, ohne
> die dieses System nicht funktionieren würde : Hausfrauenarbeit,
> Familienarbeit (Kinder, Pflege, Karrierezuarbeit), Lernarbeit (von Kindern
> bis ins hohe Alter).
> Beuys und Stüttgen nennen es "Substanzbildungs-Arbeit" für die Gesellschaft
> als Ganzes = "soziale Plastik".
> *"Nur wenn wir diese Formen von Arbeit als solche anerkannt bekommen, wird
> es gelingen, ein BGE durchzusetzen"* (Zitat Stüttgen)
> Und ich meine, er hat Recht. In diesem Sinne hat sich der Kampf der
> (meistbetroffenen) Frauen um - bisher noch nicht vollendete -
> Gleichberechtigung erweitert, alle BGE-MitstreiterInnen sollten ihn deshalb
> unterstützen !
> Angehängt habe ich meine Arbeit für eine `Einsteiger`- Stellwand, die
> Interesse wecken soll, sich auf das Thema einzulassen - gerade bei denen,
> die mit Vorurteilen bisher mauern...........
> Die Stellwand darf gern von jedermensch verwendet werden, also auch beim
> Netzwerk Grundeinkommen eingestellt werden.
> Eine Anregung für eine ausführliche und komplett- ausleihbare
> BGE-Ausstellung :www.grundeinkommen-attac.de/grundeinkommen/
> Und noch ein Hinweis : die CSA und die EAK fordern ein schärferes soziales
> Profil der CSU, damit diese eine mehrheitsfähige Partei bleibt
> http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Christen-nehmen-CSU-in-die-Pflicht;art2388,2352413
>
>
> *Könnte das nicht eine Chance sein für`s BGE ? - vor allem, wenn auch die
> KAB (als BGE-Befürworter-Orga) sich da anschließt...........*
> Als Umfairteilen-Bündnis-Mitglied sehe ich da durchaus Chancen, daß nicht
> nur Geld, sondern auch Macht - zugunsten der Bürger - umfairteilt wird in
> diesem Jahr ! Bei der bayrischen Landtagspräsidentin habe ich zwecks einer
> BGE-Ausstellung dort schon mal nachgefragt.
>
> Herzliche Grüße,
> Heidemarie Heubach aus Oberfranken/ Nordbayern
>
>
>
>
> Am 10.02.2013 21:29, schrieb willi übelherr:
>> liebe freunde,
>>
>> nun hat sich Gero wieder an die oberflaeche getraut und geht zum
>> generalangriff ueber. am ende seines textes steht:
>>
>> "... um aus der kalten Welt des gegenseitigen Totkonkurrenzierens in das
>> Paradies einer ungestörten Geborgenheit zu gelangen. Das ist ein
>> uneinlösbares und daher unmoralisches Versprechen. Es gehört wenig
>> Verstand dazu, um seine Haltlosigkeit zu begreifen."
>>
>> in meiner letzten mail hatte ich die antwort von Bernd Suffert an Harald
>> Welzer eingebracht. in seiner argumentation wird klar, dass die frage der
>> herstellung der materiellen dinge, die wir zum leben benoetigen, nicht an
>> die existenz von nicht-arbeitenden eliten gebunden ist, die selbst nur
>> ueber das geldsystem und das system der sklaverei existieren. wir muessen
>> also nicht 2-3000 jahre zurueckgehen, um diese systemkonstruktion in
>> augenschein zu nehmen.
>>
>> fuer mich ist die buergeliche, heute kapitalistisch gepraegte
>> oekonomietheorie eine religion. und Gero Jenner ihr priester. nach dem
>> motto des diebes, der laut schreit: "haltet den Dieb" schreit er: "mit dem
>> BGE arbeitet niemand mehr", obwohl er und seinesgleichen nie in seinem
>> leben jemals garbeitet haben. bei ihm vermute ich es, ohne seine konkrete
>> biografie zu kennen.
>>
>> die BGE-gruppen sind religioese sekten, es gibt ja noch andere, und die
>> nutzlosen kapitalbesitzer, ihre politiker und der ganze anhang der
>> "intelektuellen prostituierten" sind die wahrheitsfolger und -sucher, die
>> kreativen akteure und gestalter, die konstrukteure, techniker und
>> praktisch taetigen. es scheint, bei Gero Jenner ist der verstand noch
>> nicht angekommen.
>>
>> aber, als priester naheliegend, operiert er jetzt mit moral. ausser geld
>> und moral hat diese sorte von leuten auch nichts, was sie ins feld fuehren
>> koennten. substanzloses geschwaetz. als kind war ich oefters in der
>> katholischen kirche und musste mir damals aehnliches geplapper anhoeren.
>> von leuten, die nie in ihrem leben jemals einen beitrag dazu erbrachten,
>> jenes herzustellen, was sie ver- und gebrauchen. aber grosse toene schwingen.
>>
>> zu 1) "Alles menschliche Zusammensein beruht auf Geben und Nehmen ..."
>> da frag ich mich, wer hier gibt und nimmt und wer hier nur nimmt. heute
>> schon.
>>
>> zu 2) "Die Einführung eines BGE ist zweitens deshalb unmoralisch, weil sie
>> eine beschwichtigende, verdummende, betäubende Wirkung hätte ...".
>> da frage ich mich, was mehr betaeubend und verdummend ist. die
>> argumentation der aufloesung elitaerer strukturen mit buerokratie und
>> militaer und die reduktion des notwendigen arbeitsaufwands fuer alle auf
>> etwa 8-12h/woche oder die propaganda fuer finanzsysteme und deren
>> systemrelevanz, fuer EU, IWFF, EZB, weltsicherheitsrat,
>> dollarleitwaehrung, zentrale energiegewinnung, bildungsbuerokratie und all
>> den mist, den wir taeglich lesen und hoeren koennten, wenn wir es denn
>> taeten.
>>
>> 3) Verbrauchssteuer ist nicht grundfalsch in einem geldsystem, weil sie
>> sich auf den tatsaechlichen verbrauch bezieht und nicht auf eine moegliche
>> erwartung. aus der tatsache, dass es welche gibt, die weit ueber das
>> notwendige erhalten und viele, die knapp ueber oder unter dem notwendigen
>> minimum liegen, kann ich nur den schluss ziehen, hohes einkommen
>> aufzuloesen und unteres anzuheben auf ein vernuenftigess, an der
>> allgemeinen schaffenskraft orientiertes mittelniveau anzunaehern.
>>
>> 4) hier wirds reaktionaer. die menschen brauchen den zwang zum ueberleben,
>> sei er konstruiert oder naturgegeben. welche inneren kraefte und
>> bedingungen herrschen, wird dann ploetzlich unwichtig.
>> dass so gut wie alle zwangssysteme von aussen gesetzt werden, taucht nun
>> ploetzlich nicht mehr auf. dass fruehere gesellschaften immer eine art BGE
>> hatten als gemeinschaft, nicht ueber geldsystem, existiert nicht mehr.
>> dass die "Moderne" letztlich sich gruendet auf die aufloesung der lokalen
>> selbstversorgungsstrukturen und mit konstruktiv gesetzten und militaerisch
>> durchgesetzten dogmatiken ersetzt wurde, indem ihr die materielle basis
>> entzogen wurde und wird, verschwindet hinter dem nebel religioeser
>> moralphrasen.
>>
>> in diesem text hat gero jenner nicht nur seinen "Unverstand" deutlich
>> gemacht, sondern auch sein reaktionaeres denken. mit seiner religioesen
>> beweihraeucherung des geldsystems ist er ja maechtig auf die nase
>> gefallen. und ich denke, auf dem nebelpfad der "religioesen Moral" wird es
>> dank eines aufgeklaerten denkens auf dieser liste ebenso stattfinden.
>>
>> mit lieben gruessen, willi (uebelherr)
>> merida/venezuela
>>
>>
>>
>> Am 10.02.2013 05:12, schrieb Dr. Gero Jenner:
>>>
>>> To whom it may concern!
>>>
>>> Grundeinkommen – die Pforte zum Paradies
>>>
>>> von Gero Jenner 9.2.2013 (aktualisiertes Original unter:
>>> http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Contra_Goetzianenses.html)
>>>
>>> ...
>>
>> _______________________________________________
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