[Debatte-Grundeinkommen] Arbeit geht aus? Re: Kommentar zum Artikel/Re: Götz Werner

zippi zippi7 at gmx.de
Di Sep 27 17:14:20 CEST 2011


hallo,

im kapitalismus wird "die arbeit" nicht ausgehen, da nur sie den "mehrwert" schafft. automatisierung befördert den "tendenziellen fall der profitrate" (marx), welcher durch die sog. produktivkraftsteigerung oder billigere arbeitskräfte abgefedert werden kann. problematisch an der bge-forderung (insbesondere der von götz werner, oder auch der negativen einkommenssteuer von friedman) finde ich, dass diese ein bekanntes prinzip des kapitals reproduziert, die sozialisierung von "kosten", während "gewinne" privatisiert werden.

mfg
matthias


Am 27.09.2011 um 16:11 schrieb Christian Thun:

> Hi,
> 
> Das Ende der Arbeit sehe ich auch noch nicht. Man muss aber dazu sagen, dass sowohl das Ende der Arbeit, als auch das "Fortbestehen" der Arbeit nicht wirklich beweisbar sind.
> Ich denke auch, dass es für das Grundeinkommen keine Rolle spielt. Dabei geht es ja nicht darum wie viel Arbeit vorhanden ist, sondern um den Zwang zur Arbeit um das Grundeinkommen zu sichern. Mit dem BGE wird dieser Aspekt abgeschafft und der Mensch kann sich darauf konzentrieren sich selbst zu verwirklichen - wie das in dieser Diskussion ja auch festgestellt wurde.
> Zum Glück gehen wir davon aus, dass sich auch mit BGE viele Menschen durch Arbeit, ähnlich dem was heute im Angebot ist, verwirklichen wollen. Gleichzeitig wird es Arbeit geben die nur wenige oder niemand mehr tun will. Wodurch entweder diese Arbeit sehr teuer wird (z.B. Müll abfahren) oder Alternativen entstehen (die erwähnten RFID Chips im Supermarkt).
> 
> Aus sozialer Sicht - um noch einmal auf das Thema "Ende der Arbeit" zurückzukommen - würde ich sagen, dass das Problem nicht der Mangel an Arbeit ist, sondern der Mangel an lebenssichernder Bezahlung. Dieser Trend wird sich fortsetzen und zwar in allen Bereichen. Wir kennen ja die ausreichend diskutierte Entwicklung Landwirtschaft->Industrie->Dienstleistung. Jetzt sind wir - nach meiner persönlichen Meinung - im nächsten Sektor "Wissen" angekommen. Leider ist der Sektor durch unsere neue Fähigkeit Informationen digital zu übertragen total mit Arbeitsangebot aus aller Welt geflutet. Ich kann mir einen guten Programmierer in Indonesien für $5/Stunde einstellen und einen Projektmanager in Pakistan für $10/Stunde, damit eine Software erstellen die ein paar Inder für $8/Stunde online vermarkten, etc. Gleichzeitig - oder auch deswegen - erleben wir eine enorme Konzentration von Kapital in wenigen Händen und es wird schwerer für die breite Masse in der westlichen Welt ansprechende Arbeit zu finden.
> Das beschreibt sicher nur einen Teil des Problems. Man könnte noch über Bildung, Liberalisierung der Märkte, den Abbau von Sozialleistungen, wachsende Bürokratie, veraltete politische Systeme usw. sprechen. Aber mir geht es nur darum festzustellen: Nicht das Ende oder der Fortbestand der Arbeit ist das Problem, sondern die Existenzsicherung, bzw. das Aufrechterhalten des Lebensstandards und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Das Grundeinkommen kann genau das lösen.
> 
> Grüße,
> Christian




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