[Debatte-Grundeinkommen] Offener Brief an Attac zur Presseerklärung zum Grundeinkommen ,in Namibia
Markus Lobis Brixen
markus.lobis at rolmail.net
Di Mär 30 22:20:03 CEST 2010
Liebe Freunde,
ich habe im Juli 2008 Otjivero/Omitara besucht und
darüber in meinem Blog geschrieben (Teil
<http://markus-lobis.blog.de/2008/07/18/bericht-aus-otjivero-teil-i-in-the-m
iddl-4466927/> 1, Teil
<http://markus-lobis.blog.de/2008/07/19/bericht-aus-otjivero-teil-ii-am-15-j
eden-4471172/> 2).
Im Blog habe ich auch weitere interessante Quellen
zum Projekt Otjivero und zur Idee des bedingungslosen
Grundeinkommens angegeben.
Wie unten angeschnitten, ist Otjivero ein so genanntes
„squatter camp“. Als Namibia im Jahr 1990 unabhängig
wurde, haben die Farmer viele Arbeiter entlassen, weil
sie eine Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen befürchteten. Diese Leute wussten
nicht wohin, denn ganz Namibia gehört Farmern, die zu
99% weiß sind und häufig von deutschen Siedlern abstam-
men.
Wer durch Namibia fährt, dem fallen in erster Linie
unendlich lange Zäune auf.
Neben der Örtlichkeit Omitara (die aus einer Polizei-
station, einem Technik-Gebäude einer Telefongesellschaft
und einem Gemischtwarenladen besteht) gab es damals ein
Grundstück von der Größe von zwei-drei Fußballfeldern, das
im Zuge des Dammbaues für einen kleinen Bewässerungsstausee
als Baustellenareal enteignet worden war und deshalb nicht
in Privatbesitz stand. Dort ließen sich die Leute nieder,
das Camp bekam dem Namen Otjivero.
Wie gesagt, die Details findet ihr in meinen Reportagen
auf meinem Blog, die auszugsweise auch in einem kleinen
Büchlein erschienen sind.
Mit herzlichen Grüßen
Markus
<http://www.prokopp-hechensteiner.com/verlag/grundeinkommen/index.html>
http://www.prokopp-hechensteiner.com/verlag/grundeinkommen/Cover_Grundeinkom
menDE125.gif
Sepp Kußtatscher/Madeleine Rohrer/Elisa Grazzi/Markus Lobis
Ausstieg
<http://www.prokopp-hechensteiner.com/verlag/grundeinkommen/index.html> aus
der Arbeit - warum? — Addio società del lavoro?
Wie das Grundeinkommen die Welt verändern kann
Come il Reddito di cittadinanza può cambiare il mondo
Mit Illustrationen von Robert Pichler
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Preis 14 Euro
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Markus Schallhas [mailto:markus.schallhas at khg.jku.at]
Gesendet: Dienstag, 30. März 2010 19:57
An: freidenker-ml at listi.jpberlin.de;
debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de; willi übelherr
Cc: webmaster at SteinbergRecherche.com; markus at lobis.it; SADOCC; Attac
Oesterreich; Attac Österreich Presse; schweiz at attac.org
Betreff: Re: Offener Brief an Attac zur Presseerklärung zum Grundeinkommen
,in Namibia
Hallo Willi,
Weil mich Dein Mail auch über diese Weg erreicht, anbei nochmals dieselbe
Antwort.
lG,
Markus
... Hallo Willi,
Ich habe in Österreich die Rundreise mitorganisiert.
Da ich beides für wichtige Anliegen halte, sowohl eine Landreform, wie
auch das Grundeinkommen, möchte ich Dir antworten.
Zum Namen des Ortes:
Im 1 Jahresbericht auf www.bignam.org steht dazu auf Seite 19:
"After careful examination of several villages in Namibia,
the site chosen for the BIG pilot project was the
Otjivero settlement and the Omitara 'town' in the Omitara
District. Otjivero-Omitara was selected for its manageable
size, accessibility, and poverty situation."
"Otjivero" stimmt insofern schon.
Zur Landfrage:
Ich stimme Dir völlig zu, dass die heutige Situation ein Resultat von
Kolonialismus und Landraub ist. Dies sieht Herbert Jauch ebenfalls so.
Wir haben in Österreich diese wichtige Tatasache in unserer
Presseaussendung auch nicht erwähnt. Das Grundeinkommen ist in Namibia
neben der unmittelbaren Unterstützung meiner Meinung als ein Element zur
Stärkung in der politischen Auseinandersetzung zu sehen. Ich habe diese
Zusammenhänge für selbstverständlich gehalten. Es wäre wahrscheinlich
besser gewesen sie extra zu betonen.
liebe Grüße,
Markus
-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Offener Brief an Attac zur Presseerklärung zum Grundeinkommen
in Namibia
Datum: Mon, 29 Mar 2010 19:13:25 +0200
Von: willi übelherr <wube at gmx.net>
An: freidenker-ml <freidenker-ml at listi.jpberlin.de>, netzwerk ge
debatte <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
CC: Steinberg Recherche <webmaster at SteinbergRecherche.com>,
markus at lobis.it, office at sadocc.at, infos at attac.at, presse at attac.at,
schweiz at attac.org
An die Mitglieder und Freunde von Attac,
am Freitag, den 28.03.2010 wurde von der Presseabteilung von Attac
Deutschland eine Mitteilung veröffentlicht.
Erfolgreiche Info-Tour über Grundeinkommensprojekt in Namibia
Bundesregierung muss Widerstand gegen bedingungslose
Sozialgeldtransfers in Entwicklungszusammenarbeit aufgeben
http://www.attac.de/aktuell/presse/detailansicht/datum/2010/03/28/erfolgreic
he-info-tour-ueber-grundeinkommensprojekt-in-namibia/?cHash=cf3cd9df9eb74130
cfe5362615801225
Zunächst einige sachlichen Klarstellungen. Das Dorf Ojivero gibt es nicht.
Es gibt das Dorf Omitara am Kanal Otjivero, nord-ost-östlich von Windhoek.
Dieses Dorf ist eigentlich ein Camp, eine provisorische Ansiedlung von
Menschen ohne Land und damit ohne Grundlage der Selbstversorgung. Dieses
Dorf ist völlig eingekesselt von privaten Farmen. Nur wenige Meter breit ist
der Grünstreifen am Damm, der zum Verbleib die Menschen motivierte, weil das
ganze Land privat besetzt ist. In der Geschichte Afrikas erst durch die
Europäer entstanden.
In der Erklärung von Attac, wie in allen Berichten, auch von Herbert Jauch,
wird die Tatsache des Landraubs an den Afrikanern durch die Deutschen nicht
thematisiert, nicht mal erwähnt. Es interessiert niemanden der Autoren. Wir
finden aber einen aktuellen Bericht der AZonline aus Namibia.
Wieder Wilderer aus Omitara erwischt vom 8.1.2010
http://www.az.com.na/polizei-und-gericht/wieder-wilderer-aus-omitara-erwisch
t.100483.php
Jede Person mit etwas historischem Wissen weiß sofort, um was es hier geht.
Auch bei uns in Europa wurden die frei lebenden Tiere zum Privateigentum der
Feudaleliten bestimmt. Dieser Artikel beschreibt eindringlich die koloniale
Besatzung von Namibia, die auch heute noch das Leben der afrikanischen
Namibianer bestimmt, abgesehen von der kleinen schwarzen Elite, die gekauft
und korrumpiert ist.
Einen guten Eindruck, vor allem, wenn wir auch zwischen den Zeilen lesen,
gibt uns der Bericht eines Reisenden in 2 Teilen:
Bericht aus Otjivero
http://markus-lobis.blog.de/2008/07/18/bericht-aus-otjivero-teil-i-in-the-mi
ddl-4466927/
http://markus-lobis.blog.de/2008/07/19/bericht-aus-otjivero-teil-ii-am-15-je
den-4471172/
Die Gründe der Armut der afrikanischen Bevölkerung sind die kolonialen
Strukturen, und hier vor allem der geraubte Landbesitz, die die Deutschen
geschaffen haben, um das enteignete Land den Europäern zur Verfügung zu
stellen. Jede Person kann sich über den geschichtlichen Verlauf informieren.
Selbst Wikipedia reicht hierfür schon aus unter den Stichworten 'Namibia'
und 'Herero'.
Daß nun auch Attac mit einer öffentlichen Erklärung auf der Basis der
Verleugnung der realen Bedingungen nach außen tritt auf dem Niveau aller
verleumdenden bürgerlichen Presseinstanzen, ist einfach nur abscheulich und
weist auf eine schamlose Ignoranz hin.
Es klingt für mich extrem zynisch, wenn in einem Dorf entlang der Straße,
eingekesselt in privat angeeignete Ländereien, zu denen die Eingeborenen
keinen Zugang mehr haben und mit privaten und staatlichen Gewaltorganen von
dessen Nutzung abgehalten werden, ein stiftungsbasiertes Grundeinkommen zu
organisieren, um sie ruhig zu stellen und von ihrem notwendigen Kampf für
die Enteignung des Landes abzuhalten. Weil das Land bietet alle Bedingungen
für die Entfaltung der Natur und sichere Lebensverhältnisse für die
Menschen.
Wenn nun das Grundeinkommen gedacht wäre, den Menschen die grundlegenden
Bedürfnisse zu decken, um sie besser in die Lage zu versetzen, den
politischen Kampf dort zu führen, dann wären allerdings die Erklärungen
anders zu lesen.
Wir können die gleichen Prozesse beobachten in Brasilien, wo das
Grundeinkommen die Antwort auf die Bewegung der Landlosen ist. Daß die
Europäer nicht geeignet sind, die Bedingungen der Armut aufzulösen, liegt
bei derem Lebensstil in diesen Ländern nahe. Daß die SWAPO derart
degeneriert sich dem billigen Verkauf anbat und anbietet, ist furchtbar.
Wir sollten uns aber leiten lassen von der eindeutigen Solidarität zu den
Völkern, die von der freien Gestaltung ihres Lebensräume mit Gewalt getrennt
wurden und werden, wie in Namibia und Afrika, Palästina, Australien und auf
dem amerikanischen Kontinent.
mit Grüßen, Willi Übelherr, Bielefeld
--
David Walch
Pressesprecher Attac Österreich
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