[Debatte-Grundeinkommen] Offener Brief an Attac zur Presseerklärung zum Grundeinkommen ,in Namibia

Markus Schallhas markus.schallhas at khg.jku.at
Di Mär 30 19:57:03 CEST 2010


Hallo Willi,

Weil mich Dein Mail auch über diese Weg erreicht, anbei nochmals dieselbe Antwort.

lG,
Markus

... Hallo Willi,

Ich habe in Österreich die Rundreise mitorganisiert.

Da ich beides für wichtige Anliegen halte, sowohl eine Landreform, wie
auch das Grundeinkommen, möchte ich Dir antworten.

Zum Namen des Ortes:

Im 1 Jahresbericht auf www.bignam.org  steht dazu auf Seite 19:

"After careful examination of several villages in Namibia,
the site chosen for the BIG pilot project was the
Otjivero settlement and the Omitara 'town' in the Omitara
District. Otjivero-Omitara was selected for its manageable
size, accessibility, and poverty situation."

"Otjivero" stimmt insofern schon.

Zur Landfrage:

Ich stimme Dir völlig zu, dass die heutige Situation ein Resultat von
Kolonialismus und Landraub ist. Dies sieht Herbert Jauch ebenfalls so.

Wir haben in Österreich diese wichtige Tatasache in unserer
Presseaussendung auch nicht erwähnt. Das Grundeinkommen ist in Namibia
neben der unmittelbaren Unterstützung meiner Meinung als ein Element zur
Stärkung in der politischen Auseinandersetzung zu sehen. Ich habe diese
Zusammenhänge für selbstverständlich gehalten. Es wäre wahrscheinlich
besser gewesen sie extra zu betonen.

liebe Grüße,
Markus




-------- Original-Nachricht --------

Betreff:     Offener Brief an Attac zur Presseerklärung zum Grundeinkommen 
in Namibia

Datum:     Mon, 29 Mar 2010 19:13:25 +0200

Von:     willi übelherr <wube at gmx.net>

An:     freidenker-ml <freidenker-ml at listi.jpberlin.de>, netzwerk ge 
debatte <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>

CC:     Steinberg Recherche <webmaster at SteinbergRecherche.com>, 
markus at lobis.it, office at sadocc.at, infos at attac.at, presse at attac.at, 
schweiz at attac.org




An die Mitglieder und Freunde von Attac,


am Freitag, den 28.03.2010 wurde von der Presseabteilung von Attac Deutschland eine Mitteilung veröffentlicht.

Erfolgreiche Info-Tour über Grundeinkommensprojekt in Namibia

Bundesregierung muss Widerstand gegen bedingungslose
Sozialgeldtransfers in Entwicklungszusammenarbeit aufgeben

http://www.attac.de/aktuell/presse/detailansicht/datum/2010/03/28/erfolgreiche-info-tour-ueber-grundeinkommensprojekt-in-namibia/?cHash=cf3cd9df9eb74130cfe5362615801225


Zunächst einige sachlichen Klarstellungen. Das Dorf Ojivero gibt es nicht. Es gibt das Dorf Omitara am Kanal Otjivero, nord-ost-östlich von Windhoek.

Dieses Dorf ist eigentlich ein Camp, eine provisorische Ansiedlung von Menschen ohne Land und damit ohne Grundlage der Selbstversorgung. Dieses Dorf ist völlig eingekesselt von privaten Farmen. Nur wenige Meter breit ist der Grünstreifen am Damm, der zum Verbleib die Menschen motivierte, weil das ganze Land privat besetzt ist. In der Geschichte Afrikas erst durch die Europäer entstanden.

In der Erklärung von Attac, wie in allen Berichten, auch von Herbert Jauch, wird die Tatsache des Landraubs an den Afrikanern durch die Deutschen nicht thematisiert, nicht mal erwähnt. Es interessiert niemanden der Autoren. Wir finden aber einen aktuellen Bericht der AZonline aus Namibia.

Wieder Wilderer aus Omitara erwischt vom 8.1.2010
http://www.az.com.na/polizei-und-gericht/wieder-wilderer-aus-omitara-erwischt.100483.php

Jede Person mit etwas historischem Wissen weiß sofort, um was es hier geht. Auch bei uns in Europa wurden die frei lebenden Tiere zum Privateigentum der Feudaleliten bestimmt. Dieser Artikel beschreibt eindringlich die koloniale Besatzung von Namibia, die auch heute noch das Leben der afrikanischen Namibianer bestimmt, abgesehen von der kleinen schwarzen Elite, die gekauft und korrumpiert ist.

Einen guten Eindruck, vor allem, wenn wir auch zwischen den Zeilen lesen, gibt uns der Bericht eines Reisenden in 2 Teilen:
Bericht aus Otjivero
http://markus-lobis.blog.de/2008/07/18/bericht-aus-otjivero-teil-i-in-the-middl-4466927/
http://markus-lobis.blog.de/2008/07/19/bericht-aus-otjivero-teil-ii-am-15-jeden-4471172/

Die Gründe der Armut der afrikanischen Bevölkerung sind die kolonialen Strukturen, und hier vor allem der geraubte Landbesitz, die die Deutschen geschaffen haben, um das enteignete Land den Europäern zur Verfügung zu stellen. Jede Person kann sich über den geschichtlichen Verlauf informieren. Selbst Wikipedia reicht hierfür schon aus unter den Stichworten 'Namibia' und 'Herero'.

Daß nun auch Attac mit einer öffentlichen Erklärung auf der Basis der Verleugnung der realen Bedingungen nach außen tritt auf dem Niveau aller verleumdenden bürgerlichen Presseinstanzen, ist einfach nur abscheulich und weist auf eine schamlose Ignoranz hin.

Es klingt für mich extrem zynisch, wenn in einem Dorf entlang der Straße, eingekesselt in privat angeeignete Ländereien, zu denen die Eingeborenen keinen Zugang mehr haben und mit privaten und staatlichen Gewaltorganen von dessen Nutzung abgehalten werden, ein stiftungsbasiertes Grundeinkommen zu organisieren, um sie ruhig zu stellen und von ihrem notwendigen Kampf für die Enteignung des Landes abzuhalten. Weil das Land bietet alle Bedingungen für die Entfaltung der Natur und sichere Lebensverhältnisse für die Menschen.

Wenn nun das Grundeinkommen gedacht wäre, den Menschen die grundlegenden Bedürfnisse zu decken, um sie besser in die Lage zu versetzen, den politischen Kampf dort zu führen, dann wären allerdings die Erklärungen anders zu lesen.

Wir können die gleichen Prozesse beobachten in Brasilien, wo das Grundeinkommen die Antwort auf die Bewegung der Landlosen ist. Daß die Europäer nicht geeignet sind, die Bedingungen der Armut aufzulösen, liegt bei derem Lebensstil in diesen Ländern nahe. Daß die SWAPO derart degeneriert sich dem billigen Verkauf anbat und anbietet, ist furchtbar.

Wir sollten uns aber leiten lassen von der eindeutigen Solidarität zu den Völkern, die von der freien Gestaltung ihres Lebensräume mit Gewalt getrennt wurden und werden, wie in Namibia und Afrika, Palästina, Australien und auf dem amerikanischen Kontinent.

mit Grüßen, Willi Übelherr, Bielefeld




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David Walch

Pressesprecher Attac Österreich

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