[Debatte-Grundeinkommen] Berechtigte Empfänger des BGE - @Eckhard Rülke

"Eckhard Rülke" ERuelke at gmx.de
Mo Okt 5 18:44:00 CEST 2009


Hallo,
unabhängig davon, wieviel sich bei der zahlenmäßigen Aufwandsberechnung evlt. noch gegerechnen läßt, habe ich eine prinzipielle Skepsis gegen die Umwandlung heutiger Steuern in zusätzliche Mehrwertsteuer:

Die Götz-Werner-Logik lautet: Wenn man im Ausgleich zur Mehrwertsteuererhöhung andere Steuern im gleichen Wertumfang senkt, bleiben die Brutto-Verkaufspreise im Laden in der gleichen Höhe. 
Oder andersrum: Wenn man Steuern auf Einkommen, Gewinn, Kapitalerträge usw. senkt oder ganz wegfallen läßt, sinken automatisch die Netto-Verkaufspreise.

Beim einfachen Arbeiter kann man sich das noch einigermaßen vorstellen: Wenn die Regelung in Kraft tritt, wird der Bruttolohn einfach um den Betrag der bisher vom Arbeitgeber abzuführenden Lohnsteuer gekürzt. Der Auszahlbetrag bleibt der gleiche. Nur auf dem Lohnzettel steht kein Lohnsteuerbetrag mehr.

Nun muß man nur noch glauben, dass alle Unternehmen die Einsparung 1:1 an den Kunden weitergeben. Sagen wir vorsichtig: Mit einigen  Abstrichen.

Meine Skepsis:
Der überwiegende Teil der direkten Steuern kommt derzeit von den ganz Wohlhabenden. Bei der Lohn- und Einkommenssteuer zahlen die reichsten 10% fast 60%. Bei Gewinnen und Kapitalerträgen ist das Verhältnis sicherlich noch höher. 

Das ist der Status Quo. Und wie wird das dann anders?
Die konkrete Frage: In welcher Form werden die Steuern auf die verschiedenen Einkommen des Herrn Ferdinand Piëch zurzeit von Konsumenten getragen? Und: Angenommen diese Steuern fallen für Herrn Piëch alle weg - durch welchen Mechanismus würden dann welche Nettopreise um insgesamt diese Summe billiger?

Herrn P's Steuerberatungsfirma müßte eine Kontrollrechnung machen, wieviel er eigentlich Steuern zu zahlen gehabt hätte (denn bis dahin weiß das niemand auf der Welt). Anschließend müßte er die entsprechenden Beträge statt ans Finanzamt an die einzelnen Quellen seines Einkommens zurücküberweisen: An VW für sein Aufsichtsratssalär, an die jeweiligen Firmen, von denen er Aktien hält für die Dividenden und die Kursgewinne, an die Gläubiger seiner sonstigen Geldanlagen usw.

Die jeweiligen Empfänger müßten sich so freuen, dass sie das Geld wiederum sofort weiterleiten: Wenn eine Bank einen Teil der an Herrn P. gezahlten Zinsen zurückbekommt, müßte sofort berechnet werden, um wieviel denn dadurch die Kreditzinsen von Schuldnern gesenkt werden können. Der Unternehmer, dessen Kreditzins plötzlich freiwillig gesenkt wird, erkundigt sich sofort, ob es sich um diese spezielle Steuereinsparungsenkung handelt, weil er diese ja sofort in eine Verkaufspreissenkung seiner Produkte umrechnen muss, damit gerechterweise ja kein zusätzlicher Gewinn unmoralischerweise in seinen Taschen hängen bleibt.

Ich glaube dagegen, dass eine große Mwst-Erhöhung die Preise deutlich steigen läßt. 
Herr Piëch wird nach wie vor der Meinung sein, dass es den Rest der Welt einen Sch… angeht, wieviel er Steuern zahlt oder geschickt einspart und Herr Götz Werner wird erklären, dass man nunmal nicht alles 100% vorhersagen kann.

Die Mehrwertsteuerfinanzierung ist die unsozialste Version die es gibt, weil sie den Konsum eines jeden mit dem gleichen %-Satz belastet und das was der Reiche gleich wieder im Finanzmarkt anlegt, völlig unbelastet läßt - das genaue Gegenteil der Börsenumsatzsteuer! 

Schönen Gruß von der Finanzkrise.

Eckhard


-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Sun, 4 Oct 2009 22:02:35 +0200
> Von: "Peter Voss, Odense" <vossp at tdcadsl.dk>
> An: "Eckhard Rülke" <ERuelke at gmx.de>
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Berechtigte Empfänger des BGE - @Eckhard Rülke

> Lieber Eckhard Rülke,
> 
> die liegst auch der Fehlauffassung auf, dass das ?järhliche BGE 800 x 
> 80x10^6x12 kostet.
> 
> Wenn du z-B. die MwSt von lass uns sagen 50 % nimmst, dann kannst du 
> finanzmathematisch die 50% wie einen Zinseszins betrachten, der monatlich,
> also 12 mal im Jahr zugeschrieben wird. Dann schau mal, nach wie wenigen 
> Monaten du den Gesamtbetrag von 800 Mrd. Euro erreicht hast. Dws. Der 
> Betrag, der fürs Jahr angesetzt wird im Jahresbudget., ist viel geringer:
> das BGE wird sich selber bezahlen durch den gesteigerten Geldflow. Mann 
> kennt das auch als Umsatzgeschwindigkeit.
> 
> Schreib mir bitte, wenn Du einig mit mir geworden bist.
> 
> MvH / Peter Voss/Odense.DK



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