[Debatte-Grundeinkommen] Wertschöpfung und BGE

Matthias Dilthey info at psgd.info
Fr Okt 2 03:59:39 CEST 2009


Wer erwirtschaftet eigentlich das BGE?

Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir (gedanklich) die Erkenntnis 
"arbeite was, dann hat Du was" zurückstellen. Dass dieser Satz heute nicht so 
ganz stimmig sein kann, belegen die vielen prekären 
Beschäftigungsverhältnisse. Viele Menschen arbeiten heutzutage wie wild und 
kommen trotzdem zu Nichts (darunter auch sehr gut ausgebildete, z.T. auch 
Akademiker).

Eine Antwort auf die Frage, wer das BGE erwirtschaftet, könnte uns ein 
geschichtlicher Rückblick geben.
Seit der Antike bis in die neuere Geschichte bezogen viele Menschen ein BGE. 
Es galt in Kreisen der "BGE-Bezieher" als "unschicklich", selbst körperliche 
Arbeit zu verrichten. Der damalige BGE-Bezieher gab sich der Muße hin. Er 
beschäftigte sich mit "den schönen Künsten", der Malerei, der Philosophie. Er 
wirkte als Schriftsteller oder Dichter, Mathematiker, Architekt, Ingenieur 
oder Astronom, um nur beispielhaft einige Tätigkeitsfelder der damaligen BGE-
Bezieher zu benennen.

Die Wertschöpfung wurde von "Unwürdigen" bzw. Sklaven erbracht. Diese 
bestellten und ernteten die Felder, holten Erze, Gold und Silber aus den 
Mienen, schleppten die Steine für die Häuser und bauten diese. So wurde der 
damalige BGE-Bezieher vollumfänglich versorgt. Sein BGE und oftmals auch sein 
Wohlstand wurde eindeutig (und ausschließlich) von den Sklaven erwirtschaftet. 
Die Sklaven erbrachten somit die eigentliche Wertschöpfung.
Die Sklaven kosteten damals einen relativ geringen Kaufpreis und wenig 
Unterhalt. Ein paar Kilo Mehl, etwas Wasser und ein wenig Obst; mehr war für 
das "Funktionieren der Sklaven" nicht notwendig.

Die Epoche der Einführung der Menschenrechte und der Industriellen Revolution 
(in dieser Zeit entstand, damals auch zu recht, unser heutiger Arbeitsethos) 
möchte ich hier überspringen.

Heute haben wir auch wieder Sklaven, jedoch keine menschlichen: Automaten und 
Roboter können uns weitestgehend mit den Dingen des täglichen Bedarf 
versorgen. Die Produkte und Werte schöpfen, die es uns erlauben, dass wir uns 
der Muße und den "schönen Künsten" hingeben könnten. Wenn wir es (politisch) 
nur wollten.

Kein Mensch muss heute z.B. noch an einer Kasse im Supermarkt sitzen, Regale 
einräumen oder als Zugführer seine Zeit vergeuden. Das mögliche 
Rationalisierungs-Potential ist bereits heute noch nicht einmal zur Hälfte 
praktisch umgesetzt. Aus gutem Grund:
Unser Wirtschafts- und Sozialsystem lässt es einfach nicht zu, dass es den 
Menschen auch ohne Erwerbsarbeit gut geht.
Schon seit den 70er Jahren ist es nicht mehr der Mensch, der die Wertschöpfung 
erbringt. Die überwiegende Wertschöpfung wird vom "Sklaven Automat" und 
"Sklaven Roboter" erbracht.
Aber unser heutiges Wirtschafts- und Sozialsystem lässt es trotzdem nicht zu, 
dass sich die Menschen "der Muße und den schönen Künsten" hingeben können.

Würden wir bereit sein aus der Antike zu lernen, würden wir die "niedrigen 
Tätigkeiten" unseren Sklaven "Roboter und Automat" überlassen und uns mit den 
wahren menschlichen Tätigkeiten befassen. Nämlich Denken und Dichten. So wie 
es sich für einen ordentlichen Deutschen (Anspielung auf das "Volk der Dichter 
und Denker") bzw. für einen Menschen, egal wo auf dieser Welt, gehört!

Schon heute wäre das technisch und fiskalisch alles kein Problem, wenn denn 
der politische Wille vorhanden wäre.


Matthias Dilthey 
 





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