[Debatte-Grundeinkommen] Thesen zur politischen Linkenundcrossover-Veranstaltung in Hattingen

Christine Ax ax at fhochx.de
Di Nov 17 06:26:56 CET 2009


Lieber Herr Drescher, und wen es sonst noch interessiert. 
 
Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag. Sie sprechen mir aus der
Seele. Die Debatte, die in diesem Kreis geführt wird, erscheint auch mir
selten abgehoben und ich habe den Eindruck gewonnen, dass es um
Nabelschau und Selbstbeweihräucherung geht. Es erinnert mich – man möge
mir verzeihen – an die Diskussionen der K-Gruppen aus meiner Jugendzeit,
wo es letztlich nur darum ging zu zeigen, wie schlau man ist aber nicht
wirklich darum, wie wir Menschen erreichen und überzeugen können. Dabei
scheint mir die Stärke des Themas Grundeinkommen genau darin zu liegen,
dass es „Arbeit unter den Bedingungen der Freiheit“
(www.koennensgesellschaft.de <http://www.koennensgesellschaft.de/> )
ermöglicht und damit jedem Menschen die Chance eröffnet seine
Fähigkeiten zu leben und weiter zu entwickeln. Ich arbeite gerne und
viel mit Österreichern zusammen, weil dort eine  Wohlstands- und
Wachstumsdebatte geführt hat, die ich für wirklich wichtig halte. Die
Frage danach was in Zukunft überhaupt noch wachsen darf, ist alles
entscheidend. Es ist auch die Frage nach der Zukunft der
Arbeitsgesellschaft (Arendt). Wir werden die Menschen nur gewinnen
können, wenn wir ihnen mehr als Geld bieten können: ein gutes Leben
(weniger Konsum) und die Chance auf persönliches – aktives – Glück sowie
die Freiheit ihren eigenen Weg zu gehen. Ihr Jovialismus ist mir sehr
sympathisch. Sind Sie demnächst einmal in Hamburg?  Hätten Sie Zeit und
Lust ihr Projekt  im Netzwerk Grundeinkommen vorzustellen? 
 
Christine Ax  
AG „Arbeit am Grundeinkommen“
Netzwerk Grundeinkommen Hamburg  
 
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de
[mailto:debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de] Im
Auftrag von Joerg Drescher
Gesendet: Samstag, 14. November 2009 20:29
An: Robert Zion; Debatte Grundeinkommen
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Thesen zur politischen
Linkenundcrossover-Veranstaltung in Hattingen
 
Hallo Robert (und wen's sonst noch interessiert),
 
ohne Dich und Deine Thesen diskeditieren zu wollen, aber so zeigen sie
das wirkliche Problem der Linken: Sie sprechen eine Sprache, die nur von
wenigen verstanden wird. Zwar hört sich das alles klug an, aber der
"kleine Mann auf der Straße" wird mit dem Wenigsten davon etwas anfangen
können. Dazu ein Zitat aus der gegenüberligenden Ecke (mit Verzicht auf
die Quellenangabe, da ich mich nicht unbeliebt machen will):
 
Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das
Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen
Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr
wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu
verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das
Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und
vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da
die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten vermag.
 
Die "Krise der Linken" (ich selbst zähle mich lieber zu den
wohlwollenden Humanisten) scheint mir die Uneinigkeit der Zielsetzung
(was offenbar mit der Formulierung zusammenhängt) und die
kräftezermürbende Zersplittertheit, wie gemeinsame Ziele erreicht werden
können/sollen. Gemeint ist, daß mehr Kraft aufgewandt werden muß,
gemeinsame Ziele zu definieren, statt solche gemeinsam zu verfolgen. Ist
allerdings ein Gegner in Sicht (wie es z.B. beim "liberalen Bürgergeld"
der Fall war), bündeln sich die Kräfte auf wundersame Weise zu dem
gemeinsamen Ziel, dagegen zu sein...
 
Viele Teile der sogenannten Linken sind aus meiner Sicht durch den
Siegeszug des Kapitalismus und der Globalisierung (am Ausgang des
20./Beginn des 21. Jhd.) geblendet worden, was das politische
Koordinatensystem deutlich nach rechts verschob (vlg.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31232/1.html). Aber mir liegt nicht
daran, die "Krise der Linken" zu analysieren, da ich mich ungern in
einem mehr und mehr aussagelosen Koordinatensystem einordnen lassen
will.
 
Das Thesenpapier (von Robert) enthält das Schlagwort "Transformation"
(Umgestaltung, Perestroika) und zum Schluß, daß dieser Prozess gerade
stattfinden würde. Wer befindet sich allerdings in all den genannten
"Transformationsprojekten"? Was ich (aus wohlwollend-humanistischer
[jovialer] Sicht) in dem Text vermisse: Menschen. Der genannte
"emanzipatorische Sozialstaat" soll (nach meinem Verständnis) den
Menschen dahingehend "transformieren" (mir gefällt "erziehen" besser),
mit den von einer Gesellschaft gewährten Freiheiten umzugehen. Politik
kann für den "Transformationsprozess" am Menschen und der Freiheiten
allerdings nur Rahmenbedingungen schaffen.
 
Was mir allerdings an dem Thesenpapier gefällt: daß dieser Prozess in
Foren, Ideen- und Zukunftswerkstätten gemeinsam (mit den betroffenen
Menschen) stattfinden soll. Veranstaltet Bürgerforen, erstellt
Bürgergutachten und holt die Meinung der Bevölkerung ein! Sammelt
Vorschläge, Wünsche und Ideen der Bürger, um die Richtung auszuloten,
wohin die Reise (aus der Krise) führen soll und zeigt vor allem
(transparent) den Weg auf. Der Staat (in der heutigen Form) läßt ein
riesiges Potential ungenutzt und verleugnet die eigentliche Bedeutung
von Demokratie...
 
Nicht (nur) die "Linke" ist in der Krise, sondern das Politische im
allgemeinen...
 
Viele Grüße aus Kiew,
 
Jörg (Drescher)
Projekt Jovialismus
http://www.iovialis.org
 
 
 
 
 
 
 
 
----- Original Message ----- 
From: Robert Zion <mailto:zion at robert-zion.de>  
To: Debatte Grundeinkommen
<mailto:debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>  
Sent: Friday, November 13, 2009 4:35 PM
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Thesen zur politischen Linken
undcrossover-Veranstaltung in Hattingen
 
Hallo zusammen,

Es ist soweit. Nach der Wahl beginnt nun der Austauschprozess der
politischen Linken und die Formulierung gemeinsamer Ziele und
Gesellschaftsprojekte. Zunächst einmal möchte ich euch auf diese
Podiumsveranstaltung in Hattingen (NRW) am 28.11.09 hinweisen und recht
herzlich dazu einladen:

Podium und Diskussion im Plenum: Die politische Linke nach der Wahl –
Anforderungen für ein mittelfristiges Reformprojekt: Franziska Drohsel,
Bundesvorsitzende der Jusos; Björn Böhning, Vorsitzender des Forums DL21
e.V.; Ralf Krämer, Die Linke; Robert Zion, Bündnis90/Die Grünen.
(Download
<http://www.robert-zion.de/downloads/Jubilaeumstagung%20_spw.pdf>
Einladung).
 
Unten und im Anhang findet ihr auch ein Thesenpapier vor mir zur
Veranstaltung.
 
Liebe Grüße
 
Robert

-- 
Robert Zion Vorstandssprecher
B'90/Grüne KV Gelsenkirchen
Tel: 0209-3187462 / Mobil: 0176-24711907
E-Mail: zion at robert-zion.de
www.robert-zion.de
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