[Debatte-Grundeinkommen] Thesen zur politischen Linken undcrossover-Veranstaltung in Hattingen

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Sa Nov 14 20:29:15 CET 2009


Hallo Robert (und wen's sonst noch interessiert),

ohne Dich und Deine Thesen diskeditieren zu wollen, aber so zeigen sie das wirkliche Problem der Linken: Sie sprechen eine Sprache, die nur von wenigen verstanden wird. Zwar hört sich das alles klug an, aber der "kleine Mann auf der Straße" wird mit dem Wenigsten davon etwas anfangen können. Dazu ein Zitat aus der gegenüberligenden Ecke (mit Verzicht auf die Quellenangabe, da ich mich nicht unbeliebt machen will):

Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten vermag.

Die "Krise der Linken" (ich selbst zähle mich lieber zu den wohlwollenden Humanisten) scheint mir die Uneinigkeit der Zielsetzung (was offenbar mit der Formulierung zusammenhängt) und die kräftezermürbende Zersplittertheit, wie gemeinsame Ziele erreicht werden können/sollen. Gemeint ist, daß mehr Kraft aufgewandt werden muß, gemeinsame Ziele zu definieren, statt solche gemeinsam zu verfolgen. Ist allerdings ein Gegner in Sicht (wie es z.B. beim "liberalen Bürgergeld" der Fall war), bündeln sich die Kräfte auf wundersame Weise zu dem gemeinsamen Ziel, dagegen zu sein...

Viele Teile der sogenannten Linken sind aus meiner Sicht durch den Siegeszug des Kapitalismus und der Globalisierung (am Ausgang des 20./Beginn des 21. Jhd.) geblendet worden, was das politische Koordinatensystem deutlich nach rechts verschob (vlg. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31232/1.html). Aber mir liegt nicht daran, die "Krise der Linken" zu analysieren, da ich mich ungern in einem mehr und mehr aussagelosen Koordinatensystem einordnen lassen will.

Das Thesenpapier (von Robert) enthält das Schlagwort "Transformation" (Umgestaltung, Perestroika) und zum Schluß, daß dieser Prozess gerade stattfinden würde. Wer befindet sich allerdings in all den genannten "Transformationsprojekten"? Was ich (aus wohlwollend-humanistischer [jovialer] Sicht) in dem Text vermisse: Menschen. Der genannte "emanzipatorische Sozialstaat" soll (nach meinem Verständnis) den Menschen dahingehend "transformieren" (mir gefällt "erziehen" besser), mit den von einer Gesellschaft gewährten Freiheiten umzugehen. Politik kann für den "Transformationsprozess" am Menschen und der Freiheiten allerdings nur Rahmenbedingungen schaffen.

Was mir allerdings an dem Thesenpapier gefällt: daß dieser Prozess in Foren, Ideen- und Zukunftswerkstätten gemeinsam (mit den betroffenen Menschen) stattfinden soll. Veranstaltet Bürgerforen, erstellt Bürgergutachten und holt die Meinung der Bevölkerung ein! Sammelt Vorschläge, Wünsche und Ideen der Bürger, um die Richtung auszuloten, wohin die Reise (aus der Krise) führen soll und zeigt vor allem (transparent) den Weg auf. Der Staat (in der heutigen Form) läßt ein riesiges Potential ungenutzt und verleugnet die eigentliche Bedeutung von Demokratie...

Nicht (nur) die "Linke" ist in der Krise, sondern das Politische im allgemeinen...

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)
Projekt Jovialismus
http://www.iovialis.org








  ----- Original Message ----- 
  From: Robert Zion 
  To: Debatte Grundeinkommen 
  Sent: Friday, November 13, 2009 4:35 PM
  Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Thesen zur politischen Linken undcrossover-Veranstaltung in Hattingen


  Hallo zusammen,

  Es ist soweit. Nach der Wahl beginnt nun der Austauschprozess der politischen Linken und die Formulierung gemeinsamer Ziele und Gesellschaftsprojekte. Zunächst einmal möchte ich euch auf diese Podiumsveranstaltung in Hattingen (NRW) am 28.11.09 hinweisen und recht herzlich dazu einladen:

  Podium und Diskussion im Plenum: Die politische Linke nach der Wahl - Anforderungen für ein mittelfristiges Reformprojekt: Franziska Drohsel, Bundesvorsitzende der Jusos; Björn Böhning, Vorsitzender des Forums DL21 e.V.; Ralf Krämer, Die Linke; Robert Zion, Bündnis90/Die Grünen. (Download Einladung).

  Unten und im Anhang findet ihr auch ein Thesenpapier vor mir zur Veranstaltung.

  Liebe Grüße

  Robert

  -- 
  Robert Zion Vorstandssprecher
  B'90/Grüne KV Gelsenkirchen
  Tel: 0209-3187462 / Mobil: 0176-24711907
  E-Mail: zion at robert-zion.de
  www.robert-zion.de
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