[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen Band 50, Eintrag 1 von Manfred Bartl

willi übelherr wube at gmx.net
Mi Mai 13 14:13:03 CEST 2009


hallo stefan, hallo sven, hallo alle,

ich möchte mich unterstützend für die argumentation von stefan
einbringen und danke sven für seine kompakte zuspitzung im
themenfeld finanzierungsgrundlagen des BGE.

1. die steuern, und natürlich auch die zinsen, werden letztendlich
immer am ende der kette aufgebracht, abgesehen von dumpingpreis-
kalkulationen und selbstausbeutungsformen, wo andere finanzierungs-
quellen herangezogen werden. außen vor bleibt hier die systematische
entwertung von zwischenstufen.

2. der gesamtsteueranteil bei einkommen in abhängigen verhältnissen
liegt grob bei 50 - 60%, wenn das einkommen überwiegend zur lebensführung
verwendet werden muss und damit der konsumption unterliegt.

3. wir zahlen für jeden euro, den wir zur lebensführung ausgeben, etwa
40 - 50% an zinsen. unter diesem gesichtspunkt sollten wir, und nicht
nur in bezug auf die finanzierungsmodelle für das BGE, gedanken zur
auflösung des privaten bankensektors, des bankmonopols, der börsen,
aktienhandel, wertverbriefungen etc. machen und ein zinsloses gesell-
schaftliches kreditierungssystem ins auge fassen. vorleistungen für
gesellschaftlich nützliche projekte und initiativen liegen doch im
interesse der allgemeinheit.

4. wichtigstes hilfsmittel für das tragen gesellschaftlicher grund-
versorgung ist und bleibt die auflösung explodierender ressourcenver-
schwendung. beispiele sind militär mit deren einrichtungen, produktion
und forschung, krebsartig wuchernder bürokratie, irrationale zentra-
lisierung von energieversorgung und deren verteilungsstrukturen. generell
können wir sagen, daß dezentrale strukturen, auf subsidarität und selbst-
versorgung orientierte konstruktionen, sowohl sparsamer und aufwandsminimaler
im sinne einer gesamtbetrachtung als auch stabiler sind. hier sollten
wir von der natur lernen, die sich massiv dezentral und parallel organi-
siert hat und mit den von uns gewählten prämissen nicht über ihr urstadium
hinausgekommen wäre.

aber ich habe auch einen wichtigen gedanken konträr zu stefan.

6. basis der tauschrelationen muss die verbrauchte lebenszeit sein. unter
dem gesichtspunkt, daß unsere individuellen einträge in produktion,
konstruktion und forschung klein sind in relation zu dem genutzten
werk unserer vorfahren und der gesellschaftlichen kräfte, die allesamt
am gelingen beitragen, und daß wir uns unsere eltern, den ort, das
soziale gefüge, die hautfarbe, den kulturraum nicht aussuchen können,
in den wir hineingeboren werden, und daß alle menschen mit einem hohen
potential für produktive und konstruktive tätigkeiten ausgestattet sind,
deren entwicklung und entfaltung aber nur im minimalen vom individuum
selbst bestimmt werden kann, liegt die gleichwertigkeit aller menschen
und deren durchsetzung nahe. wir sollten diese reste feudalen denkens
von uns streifen, oder wie manche betonen, die aufklärung wirklich
organisieren.
damit ist der begriff äquivalenzökonomie skizziert, der diese ideen und
anschauungen in sich trägt.

stefan schlägt hier mit seinem projekt BGE-DD den richtigen weg ein.
gesellschaftlich organisierte grundversorgung und demokratie, die in
ihrem wesen nur direkt sein kann, sind hier die wesentlichen stützpfeiler.
die demokratie, weil sich nur so die erkenntnisse und einsichten in
der gestaltung gesellschaftlicher verfasstheiten durchsetzen können,
und gesellschaftlich organisierte grundversorgung, um die existentielle
angst aus unserem leben zu verbannen. 'angst fressen seele' nannte
faßbinder seinen film und wir können dies aus unserer erfahrung doch nur
bestätigen.

mit gruss, willi



Stefan Kaechele schrieb:
> Hallo Sven,
> 
>> Die 1. Möglichkeit als alleinige Finanzierungsquelle halte ich
>> aufgrund der ungerechten Einkommensverteilung für falsch, weil sie die
>> Ungerechtigkeiten weiter manifestiert.
> 
> von welchen ungerechtigkeiten sprichst du konkret?
> 
> nach wie vor glaube ich die finanzierung des BGE sollte duch eine abschaffung
> aller uralten steuerzöpfe(teils noch von Karl dem Grossen) erfolgen,
> die in einer regulierbaren konsumsteuer neu zusammengefasst wird.
> 
> wem es ein lebensbedürfnis ist, viel geld zu HABEN, der wird dieses
> geld auch wieder in fluss bringen, durch ein schönes haus, ein tolles
> auto, luxusreisen, designerkleider, designmöbel, teure hobbies oder wie
> auch immer. er tut also verdammt viel fürs allgemeinwohl.
> man darf ja durchaus eine obergrenze, sagen 2 millionen persönliches
> privatvermögen setzen, ab der eine besteuerung auch dieser reichtums
> stattfindet.
> 
> anderseits finde ich letzteres wiederum UNGERECHT gegenüber den leuten,
> denen der habenreichtum sehr viel weniger wichtig ist und die z.b. in
> unermesslichen reichtum ihrer gedanken und ideen leben, sagen wir autoren,
> erfinder, philospophen.
> oder leuten, die in einem enormen emotionalen reichtum leben, wie
> manche schauspieler, sänger, künstler.
> 
> warum weht in -D- eigentlich immer nur den leuten mit scheinbar dickem
> portemonnaie der blanke neid und das bedürfnis diesen leuten in die
> tasche zu greifen entgegen?
> würde man das auch bei einem autor tun oder einem bekannten philosphen
> oder einer aussergewöhnlichen sängerin?
> 
> neidet man diesen auch ihr talent oder ihre interessen?
> zwangsverpflichtet man diese jetzt auch für den staat und das
> allgemeinwohl zu singen, zu dichten oder zu philosophieren?
> 
> das BGE soll allen einen abdeckung seiner/ihrer bedürnisse zum leben
> sichern. darüberhinaus soll freiheit herrschen. wer mehr geld
> scheffeln will, soll es doch unbehelligt tun, wer endlich singen möchte, soll
> es doch genauso unbehelligt tun können und damit sein talent zum
> ausdruck bringen.
> 
> mich stört dieser oft(vielleicht nicht bei dir) unausgesprochene
> konflikt, dieser neid, der gleichzeitig eine nicht öffentlich eingestandene
> gier nach eben diesem materiellen "reichtum" ist(siehe lotto spielen).
> 
> 
> --
> ________________________
> Mit freundlichen Grüssen,
> Stefan Kächele
> Alter Rank 1
> D-79725 Laufenburg
> Germany
> mailto:info at palmzip.de
> 
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