[Debatte-Grundeinkommen] Wir und wir

Norbert Maack norbert.maack at solargeneration.de
Mo Jun 22 13:14:50 CEST 2009


Hallo Jörg,
danke für den Hinweis auf diese Unterscheidung, bzw. 
Unterscheidungslosigkeit.

Nach dem Wiki-Text hängt die Ex- bzw. Inclusivität des "Wir" von den 
jeweils Angesprochenen ab: das /exclusive/  Wir bezieht die 
angesprochenen nicht mit ein, es gibt also ein Wir und ein Ihr; das 
i_nclusive_ wir bezieht alle angesprochenen mit ein, es gibt kein Ihr, 
sondern nur ein wir und sie (die anderen).  Beispiele:

Wenn Du uns als BGE-BefürworterInnen ansprichst, hat das _wir 
inclusiven_ Charakter: Würden _wir_ für _uns_ arbeiten, damit es _uns_ 
und den anderen gut geht? Oder arbeiten _wir_ nur für _uns_?

Würdest Du den Text an Nicht-BGE-BefürworterInnen richten, hätte das 
/wir exclusiven/ Charakter: /Wir/ haben uns gefragt, ob /wir/  für /uns/ 
arbeiten würden, damit es /uns/ und Euch gut geht. Oder ob/ wir/ nur für 
/uns/ arbeiten.

Verwirrend wird es nur dann, wenn man die sprachliche Unterscheidung 
"uns und Euch" bzw. "wir und Ihr" unterlässt und i_nclusiv_ und 
/exclusiv/ in einem Satz mischt:
Würden/ wir/ für /uns/ arbeiten, damit es _uns _besser geht? Oder 
arbeiten /wir/ nur für /uns/?

Bei der Verwendung des Wir-Begriffs lohnt es sich in jedem Fall, genau 
zu sein und den Angesprochenen jeweils mitzuteilen, wen man in dieses 
Wir einschließt. Beim Schriftlichen könnte man die Unterscheidung auch 
durch Groß- und kleinschreibung verdeutlichen, wie das das beim Ihr und 
Sie ja früher auch mal der Fall war. Ich plädiere dafür, das exclusive 
Wir groß zu schreiben. Würden Wir  für Uns arbeiten, damit es uns besser 
geht? Oder arbeiten Wir nur für Uns?

Ich habe oftmals den Eindruck, dass diese sprachliche Ver-WIR-rung 
System hat. Sie führt dazu, dass W/i/R nicht mehr wissen, wer wir 
eigentlich wirklich sind. Die Spitze ist dann die Frage des Arztes bei 
der Visite am Krankenbett: "Na, wie geht es uns denn heute?" Ein 
falsches Wir-Gefühl gilt es zu vermeiden. Eine ungefragte Vereinnahmung 
Einzelner durch die Verwendung des inclusiven Wir gilt es zu erkennen 
und zurückzuweisen.

Mit sonnigen Grüßen

    Norbert Maack



Joerg Drescher schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> wir (die Grundeinkommensbefürworter) sind der Meinung, daß wir (die 
> Gesellschaft) mit der Bedingungslosigkeit eines Grundeinkommens 
> umgehen können. Wir schließen auf uns. Dabei vergessen wir aber gerne, 
> daß es zwei Formen des "Wirs" gibt: die inklusive und exklusive 
> Variante. Das ist ein Phänomen unserer Denkweise, denn in anderen 
> Sprachen gibt es eine Unterscheidung zwischen diesen Wir-Formen:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Inklusives,_exklusives_und_duales_Wir
>
> Würden wir (exklusiv) für uns (exklusiv) arbeiten, damit es uns 
> (inklusiv) gut geht? Oder arbeiten wir nur für uns (exklusiv)? Ist es 
> überhaupt möglich, eine Unterscheidung zwischen inklusivem und 
> exklusivem Nutzen zu machen? Wie sieht es aber mit der Motivation aus, 
> wenn es um uns (exklusiv) geht? Schließlich könnte einer von uns 
> (exklusiv) keine Leistung erbringen und somit uns (inklusiv) Schaden 
> zufügen, weil wir (inklusiv) dann mehr arbeiten müssen, damit es uns 
> (inklusiv) gut geht. Verlangen wir (exklusiv) nicht von uns 
> (inklusiv), daß jeder seinen Teil zum Wohlstand beiträgt und somit wir 
> (inklusiv) gleich wir (exklusiv) wird? Nennen wir (exklusiv) nicht 
> jene Schmarotzer, die das wir (inklusiv) nicht verstehen und von uns 
> (inklusiv) nur profitieren? Können wir (exklusiv) es dann überhaupt 
> zulassen, daß wir (inklusiv) und (exklusiv) ein Grundeinkommen 
> wünschen, wenn wir und wir unterschiedlich verstanden wird? Wie würden 
> wir (exklusiv) auf uns (inklusiv) reagieren, wenn nur wir (exklusiv) 
> uns (exklusiv) um uns (inklusiv) kümmern?
>
> In den europäischen Sprachen kennen wir nur ein "wir", meinen 
> allerdings oftmals ein unterschiedliches "wir", was es vielleicht so 
> schwierig macht, eine Diskussion über das Grundeinkommen zu führen. 
> Zudem haben wir die Erfahrung, daß es durchaus (z.B. in Vereinen) so 
> ist, daß eine (kleine) Gruppe tätig ist und alle davon profitieren. 
> Manche können damit umgehen und machen es gerne, anderen wird es nach 
> einer Weile zu blöd. Das Grundeinkommen hat allerdings im Gegensatz 
> zum "gelebten Sozialismus" der Sowjetunion (übrigens kennn die 
> slawischen Sprachen eine "weiche Wir-Unterscheidung") den Vorteil, daß 
> die kleine Gruppe für ihre Tätigkeit zusätzlich "belohnt" wird - 
> Zuverdienst ist möglich:
>
> Wir (inklusiv) haben mit dem Grundeinkommen die Möglichkeit, daß wir 
> (exklusiv) mehr haben, als andere. Nur wenn wir (exklusiv) anfangen, 
> uns (exklusiv) darauf zu verlassen, daß wir (inklusiv) uns (inklusiv) 
> schon um uns (inklusiv) kümmern und wir (exklusiv) deshalb nichts mehr 
> tun, könnte der Schuß nach hinten los gehen.
>
> Meinungen sind gerne erwünscht ;-)
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
> _______________________________________________
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