[Debatte-Grundeinkommen] Wir und wir

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mo Jun 15 10:56:12 CEST 2009


Hallo zusammen,

wir (die Grundeinkommensbefürworter) sind der Meinung, daß wir (die 
Gesellschaft) mit der Bedingungslosigkeit eines Grundeinkommens umgehen 
können. Wir schließen auf uns. Dabei vergessen wir aber gerne, daß es zwei 
Formen des "Wirs" gibt: die inklusive und exklusive Variante. Das ist ein 
Phänomen unserer Denkweise, denn in anderen Sprachen gibt es eine 
Unterscheidung zwischen diesen Wir-Formen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Inklusives,_exklusives_und_duales_Wir

Würden wir (exklusiv) für uns (exklusiv) arbeiten, damit es uns (inklusiv) 
gut geht? Oder arbeiten wir nur für uns (exklusiv)? Ist es überhaupt 
möglich, eine Unterscheidung zwischen inklusivem und exklusivem Nutzen zu 
machen? Wie sieht es aber mit der Motivation aus, wenn es um uns (exklusiv) 
geht? Schließlich könnte einer von uns (exklusiv) keine Leistung erbringen 
und somit uns (inklusiv) Schaden zufügen, weil wir (inklusiv) dann mehr 
arbeiten müssen, damit es uns (inklusiv) gut geht. Verlangen wir (exklusiv) 
nicht von uns (inklusiv), daß jeder seinen Teil zum Wohlstand beiträgt und 
somit wir (inklusiv) gleich wir (exklusiv) wird? Nennen wir (exklusiv) nicht 
jene Schmarotzer, die das wir (inklusiv) nicht verstehen und von uns 
(inklusiv) nur profitieren? Können wir (exklusiv) es dann überhaupt 
zulassen, daß wir (inklusiv) und (exklusiv) ein Grundeinkommen wünschen, 
wenn wir und wir unterschiedlich verstanden wird? Wie würden wir (exklusiv) 
auf uns (inklusiv) reagieren, wenn nur wir (exklusiv) uns (exklusiv) um uns 
(inklusiv) kümmern?

In den europäischen Sprachen kennen wir nur ein "wir", meinen allerdings 
oftmals ein unterschiedliches "wir", was es vielleicht so schwierig macht, 
eine Diskussion über das Grundeinkommen zu führen. Zudem haben wir die 
Erfahrung, daß es durchaus (z.B. in Vereinen) so ist, daß eine (kleine) 
Gruppe tätig ist und alle davon profitieren. Manche können damit umgehen und 
machen es gerne, anderen wird es nach einer Weile zu blöd. Das 
Grundeinkommen hat allerdings im Gegensatz zum "gelebten Sozialismus" der 
Sowjetunion (übrigens kennn die slawischen Sprachen eine "weiche 
Wir-Unterscheidung") den Vorteil, daß die kleine Gruppe für ihre Tätigkeit 
zusätzlich "belohnt" wird - Zuverdienst ist möglich:

Wir (inklusiv) haben mit dem Grundeinkommen die Möglichkeit, daß wir 
(exklusiv) mehr haben, als andere. Nur wenn wir (exklusiv) anfangen, uns 
(exklusiv) darauf zu verlassen, daß wir (inklusiv) uns (inklusiv) schon um 
uns (inklusiv) kümmern und wir (exklusiv) deshalb nichts mehr tun, könnte 
der Schuß nach hinten los gehen.

Meinungen sind gerne erwünscht ;-)

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher) 




Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen