[Debatte-Grundeinkommen] Parteien und soziale Netzwerke (Grundeinkommen) : Verstehen, was Macht im Netzwerk wirklich bedeutet, werden sie nicht

Andreas STL AndreasSTL at gmx.de
Do Jul 16 12:00:53 CEST 2009


FreieWelt.net: Welche Partei macht es denn derzeit am besten? Wer ist am
nächsten dran?

Prof. Peter Kruse: Mit dem überraschenden Auftreten und Abschneiden der
Piratenpartei bei der Wahl zum Europaparlament in Schweden ist wohl auch dem
Letzten klar geworden, dass das Thema der neuen Medien auf die eine oder
andere Art politische Brisanz entfalten wird. Aber so richtig nah dran bei
der Übertragung auf das eigene Handeln ist noch nicht mal die Piraten-Partei
selbst. Ich warte immer noch auf den ersten Parteitag, der sich auf das
Experiment einer unkontrollierten Netzwerkdynamik einlässt. Die Techniken
für eine computergestützte Großgruppenmoderation sind ja längst vorhanden
und in der Wirtschaft hundertfach erprobt. Aber welche Parteiführung lässt
sich schon gerne absichtlich und bei vollem Bewusstsein darauf ein, von der
eigenen Basis überrascht zu werden. Solange in den inneren Abläufen der
Parteien noch Vorabsprachen und geschicktes Taktieren die Szene bestimmen,
brauchen wir uns darüber, wer bei dem Versuch vorne liegt, die Potentiale
offener Bürgerbeteiligung optimal auszuschöpfen, wohl eher nicht zu
unterhalten. Solange die Assoziation zwischen Politik und taktischem
Machterhalt dominant genug bleibt, um sprichwörtlich zu sein, werden sich
Politiker darauf beschränken, über Twitter zu zeigen, dass sie stets auf der
Höhe der Zeit und ganz schön hipp sind, sie werden verzweifelt auf die Suche
nach einem Digital Native gehen, der ihren Wahlkampf so viral macht wie bei
Obama und sie werden ihre PR-Berater dazu auffordern, das Netz zu beobachten
und gegebenenfalls zu bloggen und zu chatten was das Zeug hält, um
Imagemängel frühzeitig auszubessern. Verstehen, was Macht im Netzwerk
wirklich bedeutet, werden sie nicht.

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