[Debatte-Grundeinkommen] Hallo. Kann mir mal jemand erklären ...

Enrico Weigelt weigelt at metux.de
Do Jan 22 06:31:46 CET 2009


* Andre Trecksel <grundeinkommen at andre.trecksel.de> schrieb:

Hi,

> ... Kinder sollten möglichst früh lernen mit Geld richtig umzugehen und 
> (auf humanstem Wege) dass es in dieser Welt (leider) nichts umsonst 
> gibt. Warum sollen Kinder nicht sehen, dass ihr Leben Geld kostet, das 
> irgendjemand ihr Essen, ihre Kleidung, ihre Bildung, ja sogar ihre 
> Freizeitaktivitäten bezahlen muss. 

Genau _DAS_ ist für mich einer der wesentlichen Gründe, warum es
ein unabhängiges Kindes-BGE anstelle eines höheren Eltern-BGE
geben soll. Es muß absolut klar ein, daß dieses Geld dem Kind
gehört (und nur ggf. von den Eltern/Erziehungsberechtigten) 
treuhändisch verwaltet wird.

Ich würde das - hätte ich Kinder - das auch ohne BGE so handhaben:
das Kind bekommt (spätestens mit 12 Jahren) ein monatliches Budget, 
von dem alle seine Ausgaben (incl. einer Pauschale für Wohnung, 
Essen, etc) zu bestreiten hat. So lernt man sehr früh, vernünftig
mit Geld umzugehen.

> Das ist ja gerade das tragischste an unserer Gesellschaft, das wir 
> unsere Kinder zwar mindestens 9 Jahre in die Schule stecken, aber wenn 
> sie da raus kommen, sind sie überhaupt nicht aufs Leben, Finanz- und 
> Schuldensystem, Arbeitsmarkt und nicht mal Demokratie vorbereitet. 

Tja, das *soll* so sein - so ist unser Bildungssystem konstruiert. 
Nur leider stecken vorallem auch die Lehrer so tief in diesen 
Denkrastern, daß sie es selbst nicht besser wissen - sie können
gar keine bessere Bildung liefern, weil sie selbst zu schlecht
gebildet sind.

Erinnert sich noch jemand von Euch an den Wirtschaft+Recht-Unterricht ?
Wurden da jemals essentielle Themen wie Geldschöpfung und Zinssystem
behandelt ? (bei uns damals jedenfalls nicht)

> Zunächst mal wird es ja immer Menschen geben, die über das allgemeine GE 
> hinaus einen Bedarf haben, Kranke, Rollstuhlfahrer, etc. die ihren 
> Mehrbedarf nicht selbst decken können. Natürlich muss es für diese eine 
> Sozialhilfe geben.

Warum nicht einfach ein entsprechend höherer BGE-Satz ? 
Damit kann man dann auch endlich wieder diese absurden Bauvorschriften
für "behindertengerechte" Privatgebäude wieder eliminieren.

Bei uns hier in Thur. ist es zB. so, daß bei Neubau oder Sanierung 
eines Mehrfamilienhauses dieses grundsätzlich behindertengerecht
ausgelegt werden muß (natürlich auf Kosten des Bauherren) - ganz
gleich, ob das jemals auch nur im entferntesten gebraucht könnte.
Und die Begründung diverser Politiker ist spannend: auch wenn das
Haus nur für die eigene Familie ist, dann würde das ja ohnehin
irgentwann brauchen (und das zuweilen in einem Tonfall, als würde
man zur Not auch selbst dafür sorgen, daß der Fall auch eintritt) ;-o

Wenn es zB. so ist, daß behindertengerechte Wohnungen nunmal teurer
sind als normale, dann müßen die Betroffenen einfach diesen Aufpreis
über einen entsprechend höheren BGE-Tarif finanziert bekommen. 

> Ich finde es nur ungerecht, Kinder als Menschen zweiter Klasse zu 
> betrachten, die es nicht verdienen den vollen GE-Satz zu erhalten. So 
> wirkt das nämlich auf mich.

Ist es wirklich so, daß ein anderer Kindes-BGE-Satz automatisch ein
niedrigerer sein muß ? Ich könnte mir gut vorstellen, daß er - wenn
man wirklich alle Kosten zusammennimmt - sogar höher ausfällt.

Ein absolut gleiches (bundesweit, für jede Altersgruppe) von vornherein
festzunageln halte ich für schwierig - verschiedene Bevölkerungsgruppen
haben nunmal verschiedene Lebenshaltungskosten, auch wenn das bisherige
System das mit einem riesigen, gefräßigen Bürokratie-Moloch zu
verschleiern versucht.

Mal ein anderes Beispiel wo die Menschen (bzw. ihre finanziellen Grund-
bedürfnisse) eben NICHT gleich sind: Krankenversicherung. In einem sauber
kostenbasierten System (das nicht, wie die GKV, alles zu vertuschen versucht
und dabei gut ein Drittel des Budgets für Bürokratie verpraßt) werden
die Tarife nach Risikogruppen gestaltet. Ich selbst hab zB. eine (wenn auch
lang zurück liegende) Vorerkrankung und zahl dafür einen dicken Aufschlag,
der bei allen Versicherern etwa gleich ist. Warum nicht einfach solche 
Zuschläge ins individuelle BGE einrechnen ? Wenn man das konsequent bishin
zu standardisierten Tarifgruppen durchzieht und den Leuten einfach nur den
Durchschnittspreis (ggf. plus ein paar Prozent) aufs BGE drauflegt, dann 
können wir das ganze GKV-Monster endlich wegschmeißen.


gruss
-- 
----------------------------------------------------------------------
 Enrico Weigelt, metux IT service -- http://www.metux.de/

 cellphone: +49 174 7066481   email: info at metux.de   skype: nekrad666
----------------------------------------------------------------------
 Embedded-Linux / Portierung / Opensource-QM / Verteilte Systeme
----------------------------------------------------------------------



Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen