[Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen-Petition in "Das Parlament" Nr. 3-4 vom 12.1.2009

Andre Trecksel grundeinkommen at andre.trecksel.de
Do Jan 15 04:40:24 CET 2009


Hallo Víc'tór',

Du widerspricht Dir leider selbst!


Am 13.01.2009 19:05, schrieb Viktor Panic:
> Hallo, André, hallo, alle!
> Was Du schreibst, trifft eben auf MEIN favorisiertes Modell nicht zu:
> Ich befürworte ein lieares Grundeinkommen/Bürgergeld, d.h. ein durch eine Flatrate finanziertes.
> Mehrwertsteuererhöhung inclusive.
Zunächst mal ist eine »Flatrate« eine »niedrige Pauschale« und ein 
absoluter Betrag und nicht relativ zu einem anderem Betrag.

Dann möchte ich noch erwähnen, dass der Begriff »Bürgergeld« irgendwie 
nach »Schweigegeld« klingt, während »Grundeinkommen« oder 
»Basiseinkommen« genau beschreiben wofür sie stehen und was sie sind.

> Hiermit definiere ich Soziale Gerechtigkeit als einen Zustand, in dem jeder Bürger denselben Betrag von der Gemeinschaft erhält, und zwar einen, welcher zur Deckung seines Existenzminimums bzw seiner Menschenwürde ausreicht,
Da sind sich ja alle einig und da muss man ja nicht mehr drüber diskutieren.

> sowie in dem jegliches eigene Einkommen demselben prozentualen Abgabensatz unterliegt.
Und hier steckt dein Denkfehler, denn Du sagst ja:
> Der Staat darf_keine zusätzlichen Zwangsabgaben_  einführen, die_nur von Teilen der Bevölkerung zu leisten wären_  oder nur Teile des Einkommens berücksichtigen, wie es derzeit bei den Sozialversicherungen der Fall ist.
Denn deine Idee geht ja nur auf, wenn alle einer Erwerbstätigkeit 
nachgingen. Aber das tun nunmal derzeit nur ca. 39% der Bürger. 
Empfindest Du es nicht als ungerecht, wenn diejenigen die eine Leistung 
erbringen auf dessen Vergütung eine Extra-Steuer zahlen, während andere 
die keine solche Leistung erbringen keine Extra-Steuer zahlen. Das haben 
wir ja jetzt und ist quasi eine Strafe für das Leistungerbringen. 
Steuern heißen ja Steuern weil sie eigentlich steuern sollen. 
Tabaksteuer gibt's damit weniger geraucht wird, Alkoholsteuer gibt's 
damit weniger getrunken wird. So die Theorie. In der Praxis funktioniert 
dieses Prinzip aber sehr wohl bei der Einkommenssteuer, denn die sorgt 
ja praktisch dafür, dass weniger Einkommen erzielt (gearbeitet) wird. 
Denn die Einkommenssteuer macht menschliche Arbeit teuer, was einen 
Grund darstellt, dass wir viele Arbeitslose haben und Arbeit im Ausland 
oder von Maschinen verrichtet wird.

Daran solltest Du erkennen können, dass die Einkommensteuer von 
Ungerechtigkeit nur so schreit, weshalb ich auch für Konsumsteuern bin. 
Denn die sind viel gerechter: Wer mehr Leistung in Anspruch nimmt 
(konsumiert) zahlt auch mehr Steuern. Das besteuert die »Reichen« 
stärker als die »Armen«. Bei Produkten oder Dienstleistungen, die der 
Umwelt oder der Gesellschaft schaden könnte es dann einen höheren 
Konsumsteuersatz geben.

> Zum Existenzminimum zählt auch eine Absicherung gegen alle normalen Risiken des Lebens, insbesondere Krankheit und Pflegebedürftigkeit. Das bedeutet insbesondere auch, dass diese Risiken ebenfalls proportional zum Erwerbseinkommen von allen Bürgern solidarisch finanziert werden sollten.
Na was denn jetzt, sollen die 39% Arbeitenden nun für die 100% Bürger 
die Gesunfheitskosten übernehmen? Wenn das Grundeinkommen für alle 
eventuellen Gesundheitsprobleme aufkommen sollen, dann müsste ja bei 
Einführung des GE zunächst mal jedem Bürger einmalig (und bei 
Inanspruchnahme erneut) mehrere 100.000 EUR ausgezahlt werden für den 
Fall, dass mal eine sehr teuere Operation oder Therapie zahlen müsste. 
Es braucht also weiterhin ein Krankenkassensystem.



> -------- Original-Nachricht --------
>    
>> Datum: Tue, 13 Jan 2009 15:41:34 +0100
>> Von: Andre Trecksel<grundeinkommen at andre.trecksel.de>
>> An: Viktor Panic<viktor.panic at gmx.de>
>> CC:debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
>> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen-Petition in	"Das	Parlament" Nr. 3-4 vom 12.1.2009
>>      
>
>    
>> Am 12.01.2009 21:57, schrieb Viktor Panic:
>>      
>>> Antwort auf Manfred Bartl
>>>
>>> Es ist absoluter Unsinn, dass man keine völlige Gerechtigkeit erreichen
>>>        
>> könne!
>>      
>>> Das behaupten nur diejenigen, die von der heutigen Situation
>>>        
>> profitieren.
>> Aua! Also ich profitiere sicher nicht von der derzeitigen Situation und
>> ich möchte sie auch gerne verändern.
>>
>> Aber objektive »völlige Gerechtigkeit« wird es nicht geben, solange der
>> Begriff »völlige Gerechtigkeit« nicht allgemein gültig definiert
>> wurde.
>>
>> Auf der einen Seite scheint es ungerecht wenn einer mehr hat als 100
>> andere zusammen, aber auch nur wenn der eine diese Summe durch
>> Ausbeutung der anderen erworben hat.
>>
>> Wenn (theoretisch!) einer 10 Std in der Woche arbeitet und ein anderer
>> 100 Std und beide der gleichen Tätigkeit nachgehen und den gleichen
>> StdLohn bekommen, dann sollte der andere doch 10mal so viel bekommen
>> dürfen wie der eine. Oder nicht?
>> Dem nun einen höheren Prozentsatz abzuziehen nur weil der ja mehr hat
>> ist doch auch ungerecht.
>>
>> Es wird immer Menschen geben die mehr Leisten wollen als andere.
>>
>> Ich sehe es ja auch als ungerecht an, wenn Einzelne mehrere Millionen
>> bekommen nur weil sie am Tag ein paar Unterschriften setzen. Aber Geld
>> bedeutet nun mal Macht, und wir werden unsere Ziele nicht erreichen
>> können, wenn wir uns gegen diese Mächtigen nur mit Gejammer statt
>> Argumenten stellen. Wir müssen diese Leute »ins Boot holen« und sie
>> davon überzeugen, dass sie von unseren Ideen profitieren. Nur dann
>> können wir etwas bewegen.
>>
>> Ich hoffe du verstehst, dass jeder eine andere Auffassung von
>> Gerechtigkeit hat, und so kann es eben keine objektive Gerechtigkeit
>> geben.
>>      
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